TV und Printmedien berichten regelmäßig über Retouren großer Online-Versender, für die die Unternehmen keine Verwendung mehr finden und die infolgedessen einfach vernichtet werden. Mit den Mystery-Pack-Automaten gibt es nun einen weiteren Lösungsansatz für das Problem, der noch dazu so innovativ und spannend erscheint, dass die Geräte regelrechte Kundenmagneten sind. Die zurückgeschickten Waren werden dort für eine gewisse „Einsatzsumme“ nach dem Zufallsprinzip ausgegeben.

Das Problem der massenhaft anfallenden Retouren hat sich in den letzten Jahren aufgrund des rasant wachsenden Onlinehandels zu einer ökologischen und logistischen Herausforderung entwickelt. Allein in Deutschland werden, wie unter anderem die Forschungsgruppe Retourenmanagement der Uni Bamberg feststellte, jährlich rund 530 Millionen Pakete zurückgeschickt – eine alarmierende Zahl, die aufzeigt, wie stark der Konsum über E-Commerce-Plattformen wie Amazon, Otto oder Zalando den Rücksendeverkehr befeuert.

Oftmals landen diese Retouren, trotz eines tadellosen Zustands, in der Vernichtung, da eine Wiederverwertung durch den Handel als zu aufwendig und kostenintensiv erachtet wird. Diese Praxis verstößt nicht nur gegen Nachhaltigkeitsprinzipien, sondern zieht auch wachsende Kritik von Umweltorganisationen und der Gesellschaft auf sich. Zudem lässt sich eine erhebliche Zahl an Sendungen nicht zustellen und/oder wartet nach der Einlagerung in Filialen von Versandhändlern vergebens auf eine Abholung. Auch für diese Artikel führt der Weg nicht selten in die Müllpresse.

Inmitten dieser Problematik taucht eine neuartige und überraschend populäre Lösung auf: sogenannte Mystery-Pack-Automaten. Diese Geräte, die sich wie herkömmliche Verkaufsautomaten bedienen lassen, aber anstelle von Snacks und Getränken eine zufällige Auswahl an zurückgesendeten Waren anbieten, gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Spezialisierte Händler erwerben Retouren-Paletten zu vergünstigten Preisen und befüllen ihre Geräte damit. Konsumenten vertrauen schließlich auf ihr Glück, um vielleicht eine unerwartet wertvolle Ware zum kleinen Preis zu erhalten. Das Geschäftsmodell, das Elemente von Glücksspiel und Schnäppchenjagd verbindet, spricht vor allem eine junge, konsumfreudige Zielgruppe an.

Aber was ist dran an dem Hype mit dem Retouren-Glücksspiel und wie funktioniert das Ganze genau? Hier gibt's die Antworten!

So funktioniert das Geschäft mit den Mystery-Pack-Automaten

Mystery-Pack-Automaten oder Secret-Pack-Automaten tauchen in letzter Zeit an immer mehr Orten in ganz Deutschland auf. Die Geräte stehen in Fußgängerzonen, vor Tankstellen, bei Schnellrestaurants und an vielen weiteren Orten, die normalerweise einen regen Fußgängerverkehr aufweisen. Teilweise sind sie sogar vor Spielotheken positioniert, was bei der Betrachtung der typischen Motivationen hinter der Nutzung (auf die im Folgenden noch genauer eingegangen wird) nicht unklug erscheint.

Das grundlegende Geschäftsprinzip ist einfach: Der Betreiber kauft die Geräte, kümmert sich um passende Aufstellplätze und ordert von spezialisierten Händlern chargen- oder palettenweise Retouren, die von großen Online-Versandunternehmen stammen.

Die Geräte werden je nach Größe mit 20+, 40+ oder noch mehr Überraschungen gefüllt und warten dann auf Spontantester, Schnäppchenjäger, Zocker oder wie man die Kundschaft auch immer nennen möchte. Enthalten sind kleinere Artikel oder auch größere, die etwa bis zum Format eines Schuhkartons reichen. Die Waren befinden sich normalerweise in den originalen Versandverpackungen – lediglich die Adressdaten werden geschwärzt. Preislich variieren die Automaten: Im Regelfall müssen Interessierte aber zwischen 10 und 15 Euro pro Einheit investieren.

Die Bedienung erfolgt in wenigen und für viele regelmäßige Automatennutzer durchaus geläufigen Schritten:

  1. Zuerst gilt es den geforderten Betrag als Barzahlung in den vorgesehenen Schlitz zu führen oder eine passende Geldkarte zu nutzen, um das Gerät freizuschalten.
  2. Die Automaten haben gemeinhin ein Nummernfeld, über welches das gewünschte Paket präzise ausgewählt werden kann.
  3. Der Artikel lässt sich anschließend entnehmen und kann direkt ausgepackt werden – erst jetzt offenbart sich, was gekauft wurde.

Deshalb sind Mystery-Packs für viele Menschen sehr interessant

Mystery-Packs erfreuen sich nicht nur wegen ihres Schnäppchenpotenzials großer Beliebtheit, sondern auch aufgrund der psychologischen Mechanismen, die sie gezielt ansprechen. Das Konzept erinnert an eine Kombination aus klassischem Kaugummiautomaten und Wundertüte – es ist die Ungewissheit, die Spannung und die Hoffnung auf einen unerwarteten Schatz, die Menschen in Scharen zu den Automaten lockt.

Psychologische Aspekte

Die Vorstellung, für wenige Euro Luxusgüter wie ein iPhone, teure Uhren oder exklusive Designermode zu ergattern, verstärkt den Reiz erheblich. Studien im Bereich der Konsumpsychologie belegen, dass die Vorfreude auf eine mögliche Belohnung im Gehirn das Belohnungszentrum aktiviert, was die Ausschüttung von Dopamin begünstigt – einem Neurotransmitter, der stark mit Glücksgefühlen assoziiert wird. Dieses „Glücksspielgefühl“ sorgt dafür, dass die Attraktivität der Mystery-Packs für viele Menschen weit über den materiellen Wert des Inhalts hinausgeht.

Gerade an stark frequentierten Orten, wie etwa Bahnhöfen, Fußgängerzonen oder Einkaufszentren, zeigt sich das Ausmaß dieser Faszination. Geräte, die täglich mehrfach befüllt werden, sind oft bereits wenige Stunden später leergeräumt. An Hotspots bilden sich sogar Schlangen, da die Vorstellung, einem begehrten Objekt ganz nah zu sein, eine starke Anziehungskraft ausübt. Ähnlich wie bei einem Überraschungsei spielt dabei der Moment des Entpackens eine weitere zentrale Rolle: Es raschelt, klappert, knistert oder macht gar kein Geräusch. Beim Tasten des Pakets kommen erste Spekulationen auf. Eine sensorische Erfahrung, die mit dem kindlichen Gefühl von Spannung und Neugier verknüpft ist.

Standorte an Spielhallen

Die Aufstellung solcher Automaten in der Nähe von Spielotheken oder Wettbüros ist besonders raffiniert, da die Zielgruppe bereits mit den Mechanismen von Glücksspielen vertraut und darauf eingestellt ist. Hier greifen ähnliche psychologische Muster: Die Hoffnung auf den großen Gewinn bei geringem Einsatz ist für viele Nutzer ein zusätzlicher Anreiz, einen weiteren Versuch zu wagen. Auch wenn sich in den meisten Fällen nur Alltagsgegenstände in den Mystery-Packs befinden, ist es gerade die Möglichkeit des „großen Fangs“, die das Verhalten stark motiviert.

Ökonomisch betrachtet, handelt es sich bei der Aufstellung von Mystery-Pack-Geräten um eine clevere Strategie: Der niedrige Preis pro Überraschung schafft eine geringe finanzielle Hemmschwelle, während die Aussicht auf hochpreisige Waren die Konsumenten zum wiederholten Kauf animiert.

Können Mystery-Pack-Automaten süchtig machen?

Secret-Pack-Automaten können durchaus süchtig machen, da sie auf einem ähnlichen Prinzip wie Glücksspiele basieren: der unvorhersehbaren Belohnung. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird durch die Aussicht auf einen möglichen Gewinn aktiviert, was zu einer verstärkten Dopaminausschüttung führt und den Wunsch nach wiederholtem Spielen auslöst.

Als besonders gefährdet gelten Personen, die typischerweise anfällig für impulsives oder risikoreiches Verhalten sind.

Das wären insbesondere Spieler, aber auch junge Menschen. Somit kann die Aufstellung der Geräte vor Spielhallen oder in der Nähe von Kinder- und Jugendeinrichtungen durchaus kritisch betrachtet werden. Experten und Suchforscher haben bereits ihre „Fühler aufgestellt“ und warnen, dass die Mechanismen vergleichbar mit denen von Spielautomaten sind. Heikel kann zudem die Tatsache sein, dass die geringen Kosten pro Kauf oder Spiel die Hemmschwelle für eine wiederholte Nutzung deutlich senken.

Wie kann man Secret-Pack-Automaten finden?

Secret-Pack-Automaten sind nicht flächendeckend gelistet, was ihre Auffindbarkeit selbst zu einer spannenden Sache macht. Verantwortlich für die Verteilung bzw. Aufstellung sind unterschiedliche Betreiber, die oft nur regional arbeiten. Während manche von ihnen lediglich einen einzigen Automaten bereitstellen, haben sich andere als Ketten etabliert, die ihre Standorte gezielt online bewerben – beispielsweise über Websites wie Surprise-Packs.de oder Mysterypackagelive.de.

Eine besonders interessante Quelle zur Lokalisierung der Automaten bilden soziale Netzwerke – vor allem TikTok. Hier zeigen Influencer und Content-Creators regelmäßig ihre Käufe. Sie öffnen Secret-Packs vor der Kamera und geben dabei oft Hinweise auf die Standorte der Geräte preis.

Einer der ersten Automaten befindet sich nach wie vor auf dem RAW-Gelände an der Warschauer Straße in Berlin, unweit des „Wursthain“. Doch die Standorte sind nicht nur auf Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München beschränkt – auch an weniger prominenten Plätzen, etwa an Tankstellen oder Imbissständen in ländlichen Regionen, warten verborgene Schnäppchen.

Für eingefleischte Fans gehört es fast zum Reiz, immer wieder neue Positionen zu entdecken – eine Art urbane Schatzsuche, die durch den Hype in den sozialen Medien zusätzlich befeuert wird.

Fazit

Secret-Pack-Automaten erscheinen zum einen nachhaltig und spannend, zum anderen aber auch einfach verrückt: Der Onlinehandel hat so viel zu bieten – es lässt sich nicht einmal annähernd abschätzen, was man für sein Geld erhält.

Das ist bei klassischen Spielautomaten freilich anders. Mit einem entsprechenden Echtgeld-Erlös kann jeder etwas Sinnvolles anfangen. Zumindest ist ein „Gewinn“ bei den Mystery-Packs jedoch sicher – auch wenn er eventuell nicht als solcher wahrgenommen wird. Und natürlich werden solche Automaten nicht wirklich als Glücksspiele eingestuft. Der gravierendste Unterschied liegt eben darin, dass sie in jedem Fall etwas für den bezahlten „Einsatz“ ausgeben – nämlich genau das Paket, das der Nutzer anfordert, auch wenn er zunächst nicht weiß, was sich darin befindet. Es besteht kein Risiko, dass das Geld einfach pfutsch ist.

Ob die Sache nun wirklich ökologisch ist, darüber lässt sich streiten. Wenn Ramsch gezogen wird, landet dieser auch beim neuen Besitzer einfach im Müll. Da wäre es womöglich sinnvoller gewesen, die Ware direkt beim Händler einzustampfen, ohne sie erneut zu transportieren.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.mysterypackagelive.de/i/unsere-automaten

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5 Kommentare zu: Mystery-Pack-Automaten: Glücksspiel mit Retouren boomt

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Absoluter Müll drinnen,nie mehr schade ums Geld.🫣
Wir haben auch so ein Gerät aufgestellt mit Retouren und wir wissen auch nicht was da drin ist haben aber einen ungefähren Wert was wir für ein Paket mit X Retouren bezahlen und haben halt so Grundinfos wie ist ein FSK 18 Artikel...   Mehr anzeigen
Sowieso nur müll drin
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Lohnt sich für den Betreiber. In solchen Sendungen (selbst schon für einen Retourenhändler gearbeitet, sind meist nur Billig-Produkte wie Kleidung, Küchenutensilien, PC u. Smartphone-Zubehör oder Sonstige Dinge, die die Menschheit...   Mehr anzeigen
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Auf jeden Fall schon eine gute Idee, bevor teilweise neuwertige Sachen einfach im Müll landen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass die Retourenaufkäufer irgendwie versuchen die wertvollsten Sendungen zu erkennen und diese...   Mehr anzeigen

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