Mystery-Boxes: Der neue Offline-Glücksspiel-Hype?
Die Youtuber Jake Paul und Bryan “RiceGum” Le stehen derzeit stark in der Kritik. Sie machen für Mystery-Boxen der Webseite mysterybrand.net Werbung. Dort kann man Boxen unbekannten Inhalts für einen feststehenden Preis erwerben. Man öffnet die Boxen virtuell direkt auf der Seite und bekommt entweder einen hochpreisigen Gewinn oder eine billige Niete.
Mystery-Boxes scheinen der neue Hype zu sein, zumindest bei einigen Youtubern. Auf den Webseiten wie mysterybrand.net oder mystery-boxes.com, aber auch über eBay kann man mittlerweile solche Boxen erwerben. Teilweise kann man verschiedene Kategorien auswählen, wie für Frauen, Männer, Gamer, Apple-Produkte oder Kleidung.
Man kauft in diesem Fall eigentlich die Katze im Sack. Einige Webseiten wie mysterbrand.net gehen sogar so weit, dass man die „Kisten“ online öffnen und den Inhalt wieder gegen einen Bruchteil seines Kaufpreises zurückgeben kann.
Die Youtuber Jake Paul und Bryan “RiceGum” Le hatten Werbung für den englischsprachigen Raum gemacht und sind jetzt heftig in die Kritik geraten. Für viele Zuschauer handelt es sich bei den Mystery-Boxes wie auch bei den Lootboxen um Glücksspiel. Die beiden Youtuber wollen zudem vor allem jüngere Zuschauer als Influencer ansprechen, was noch mehr Fragen aufwirft.
Bryan „RiceGum“ Le ist 22 Jahre alt. Er wurde auf YouTube vor allem wegen seiner Musikvideos bekannt. Mehrere Milliarden Mal wurden seine Videos aufgerufen. Der Durchbruch gelang ihm, als ein Werbespot von ihm für Monster-Kopfhörer während des Superbowls ausgestrahlt wurde.
Was sind Mystery-Boxes eigentlich?
Die Mystery-Boxes wie auf mystery-boxes.com gibt es bereits seit geraumer Zeit. Auf der Webseite kann man eine Box-Kategorie (Frauen, Männer oder Spielzeug) und eine Größe auswählen. Je größer die Kiste, desto höher der Preis. Man bekommt die Kiste dann zugeschickt. Darin befindet sich ein Gegenstand im Wert von 20 Dollar bis 1.000 Dollar. Diese ursprüngliche Form war als Geschenkbox geplant, falls man nicht weiß, was man jemandem schenken soll. Mittlerweile gibt es aber einen echten Hype um die Boxen, da sie immer mehr den Charakter von Glücksspiel erhalten.
Wie funktioniert so ein Kauf auf mysterybrand.net
Die Webseite mysterybrand.net geht dabei einen Schritt weiter. Die Webseite hat deutlich mehr Kategorien mit Boxen. Man sieht alle Gegenstände, die eine Box enthalten kann. Es gibt beispielsweise eine Apple-Kiste für 14,99 Dollar (rund 13 €). Diese kann von einer einfachen iPhone 8 Hülle über Stromversorgungskabel bis hin zu einem neuen Apple iPhone XS, einem MacBook Pro oder einem Apple Retina 5k 27-inch iMac enthalten. Die Spanne des Werts der Gegenstände reicht demnach von wenigen Euros bis hin zu über 1.000 Euro.
Wenn man eine Box kaufen möchte, braucht man erst ein Konto. Die Registrierung erfolgt entweder über das eigene Formular, kann aber auch schneller via Steam, Facebook, Twitter oder Google+ erledigt werden. Die Zahlungen können via Kreditkarte, Skrill, Neteller, Sofort, UnionPay, G2A Wallet, Bancontact oder Bitcoin erfolgen, wobei das Geld zuerst auf den Account transferiert werden muss. Erst danach kann man Boxen kaufen.
Nach dem Kauf kann man hier die Kiste sofort öffnen. Ein Zufallsgenerator ist für die Zuordnung des Preises verantwortlich. Es wird jedoch immer wieder kritisiert, dass den Nutzern relativ teure Preise für geringe Einsätze in Aussicht gestellt werden.
Man kann nach dem Erhalt des Preises entscheiden, ob man den Gewinn sich zuschicken lässt oder ihn verkauft. Man erhält bei Nieten einen geringen Prozentanteil seines Einsatzes und kann dann weitere Boxen kaufen.
Wir haben im Team über das System gesprochen und stellen es uns wie bei einer virtuellen Tombola vor. Julian meinte, dass es bei den Lootboxen von Counter Strike: Global Offensive nicht anders wäre. Beweisen können wir es leider nicht, wir gehen dabei von unseren Erfahrungen mit der Seite aus.
Die Nieten wandern nach dem Verkauf sicherlich in den Lostopf zurück. Die Anzahl der Nieten wird somit deutlich größer sein, wenn die guten Preise raus sind. Irgendwann sinkt die Chance, überhaupt einen großen Preis zu bekommen gegen null.
Die Webseite selbst ist so intransparent, dass nichts über die Gewinnchancen bekannt wird. Man weiß lediglich, was in den Mystery-Boxen enthalten sein könnte, aber nicht, wie oft die Gewinne im Lostopf sind. An dieser Stelle sollte man sich aber vergegenwärtigen, dass nicht zu viele Apple iPhone XS (Neupreis derzeit 1.099 Euro), MacBook Pros (Neupreis in einfachster Ausführung 1.369 Euro) oder Apple Retina 5k 27-Zoll iMacs (etwa 1.884 Euro) in einem Kistenlostopf sein können, wenn man dafür nur 14,99 Dollar (rund 13 Euro) zahlt. Oder es sind dementsprechend viele Nieten vorhanden, sodass sich die Aktion für den Veranstalter wieder lohnt.
Eigene Tests von mysterybrand.net
Nachdem ich die Webseite in einer Teamsitzung erwähnt hatte, wollte Matthias unbedingt einmal selbst solche Boxen kaufen. Ich habe mich daher dort registriert und versuchte einzuzahlen. Es trat jedoch bei der Einzahlung ein Fehler auf, mein Konto wurde gesperrt und ich konnte keinen weiteren Versuch zur Einzahlung unternehmen. Ich habe mit dem Support per Mail nach 3 Tagen Kontakt gehabt. Man teilte mir dort mit, dass mittlerweile alle Einzahlungsoptionen gesperrt sind, bis auf G2A Wallet. Meine Einzahlung wurde folglich nie akzeptiert.
Matthias und Counter hatten es kurz nach meinem Fehlversuch ausprobiert. Matthias hatte 50 Dollar (rund 43 Euro) eingezahlt und dann die verschiedensten Boxen gekauft. Manchmal hatte man gute Sachen, die man dann auch für einen höheren Preis wieder verkaufen konnte, aber das meiste war Müll. Etwas komisch ist beim Verkauf, dass man einen Preis für die Ware erhält und es zusätzlich einen Cashback zum Verkauf gibt. Durch die beiden Beträge kann man in seltenen Fällen auch ein Plus gegenüber dem Einkaufspreis haben. Da man den eingezahlten Betrag jedoch nicht auszahlen kann, bringt es überhaupt nichts.
Die Webseite selbst ist in einem schlechten Deutsch gehalten und Matthias konnte weder ein Android-Smartphone noch ein iPhone gewinnen. In einer Christmas-Box gab es jedoch Geld als Gewinn. Am Ende muss man so lange Boxen mit einem digitalen Cutter-Messer öffnen, bis man kein Geld mehr hat. Die Preise kann man sich dann zuschicken lassen oder wieder verkaufen. Doch Vorsicht beim Zuschicken:
Matthias hat sich zum Schluss 3 Fidget-Spinner (zwei in Goldfarbe) zuschicken lassen. Counter meinte, dass ein Teil der Produkte aus Hongkong stammt, somit könnte der Versand 6 bis 8 Wochen betragen, falls überhaupt etwas nach Malta geliefert wird. Zwar würde mich die Echtheit der Smartphones schon interessieren, die man dort zugeschickt bekommen soll, aber da ich nicht mehr einzahlen kann, werde ich die Seite wohl nie wieder nutzen.
Bitte seid vernünftig und probiert es gar nicht erst aus. Es ist langweilig und nur nervig, vor allem, wenn man das ganze schaurige Deutsch der Webseite lesen muss. Zur Unterhaltung und Abschreckung ist hier ein Video von Matthias' Test.
Gewinnvideo: Real Mysterybrand.net Test
Heftige Kritik an der Werbe-Offensive
Jake Paul hat derzeit 17 Millionen Abonnenten, Bryan „Ricegum“ Le immerhin 10 Millionen Abonnenten. Sie beschreiben in ihren Videos das Konzept der Mystery-Boxes als besonders aufregend und profitabel. Durch den Verkauf und den weiteren Kauf versprechen die Influencer den Zuschauern eine Win-win-Situation, die es so nicht gibt.
In den Kommentaren kann man viel Kritik lesen. Beispielsweise hat Sean M. zu einem Video geschrieben:
This is gambling. Jake paul is a coward with sheep mentality. Such a petty life.
Derzeit brodelt es in den englischsprachigen Medien um die Youtuber, da sie letztlich Werbung für Glücksspiel machen. Da sie eine minderjährige Klientel bedienen, ist die Kritik deutlich heftiger. Etwas verwunderlich ist die ganze Situation doch, da einige Youtuber seit mehreren Monaten die Seite bewerben.
In Deutschland gibt es übrigens auch Youtuber, die Mystery-Boxen via eBay kaufen und das ganze System so ein wenig bekannter machen. Das Thema könnte folglich auch in der Zukunft in Deutschland publik werden.
Puuki kauft Mystery-Boxes von eBay
In mehreren Videos hatte der Youtuber Puuki auch das System der Mystery-Boxes veranschaulicht. Er hatte dabei verschiedene Boxen auf eBay gekauft und ausgepackt. Er selbst sah die Videos als Comedy an und hatte am Ende auch gesagt, dass er die Boxen selbst eingepackt habe. Er hat sie also nicht wirklich gekauft. Hier einmal ein Beispiel, als er angeblich Mystery-Boxes im Wert von 30.000 Euro gekauft hatte, das Video wurde vor 4 Monaten online gestellt und bereits mehr als 400.000 Menschen angesehen, was bei seinen mehr als 450.000 Abonnenten kein Wunder ist.
Seine Videos haben ebenfalls viele Hater auf den Plan gerufen. Aber es zeigt einmal mehr, dass die Themen langsam auch nach Deutschland kommen. Dies wird in Zukunft auch Diskussionen entfachen, ob es sich bei Mystery-Boxen um Glücksspiel handelt, ähnlich wie es bei Lootboxen oder Skin-Betting der Fall ist.
Sind Mystery-Boxes Glücksspiel?
Der Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland definiert Glücksspiel wie folgt:
Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele.
Man muss eine Box kaufen und darf erst dann hineinsehen, was man erhalten hat. Der Preis hängt in jedem Fall vom Glück ab und kann durch den Spieler nicht beeinflusst werden. Somit wird klar der Tatbestand von Glücksspiel erfüllt.
Wenn man diese auf eBay bei einem privaten Verkäufer erwerben kann, sollten sofort die Alarmglocken läuten. Letztlich kann fast alles auf eBay verkauft werden und man weiß nie zu 100 %, ob der Verkäufer nicht ein Betrüger ist. Aus diesem Grund ist mir eigentlich unerklärlich, warum Leute solche Boxen dort kaufen sollten.
Die Online Webseiten, welche die Boxen in einem größeren Stil anbieten, sind die nächste Stufe. Etwas bedenklich finde ich aber schon, dass dort ein Zufallsgenerator zum Einsatz kommt, aber keine Regulierungsbehörde dafür irgendeine Glücksspiellizenz ausstellen muss.
Man kauft hier die Katze im Sack und die Gefahr, dass man viel Geld verliert, ist deutlich größer als in irgendeinem Casino. Daher sollte man solche Webseiten gar nicht erst besuchen oder gar nutzen.
Bitte macht also einen Bogen um die Anbieter und lasst euch von solchen Youtubern, die mit guten Preisen oder Win-win-Situationen werben, nicht in die Irre führen. Am Ende muss das Portal irgendwie Geld verdienen, daher können nicht alle gewinnen und viele User werden verlieren.
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14 Kommentare zu: Mystery-Boxes: Der neue Offline-Glücksspiel-Hype?
Kommentar verfassenMatthias
BookOFClowns
upola
14.01.2019 um 09:24 UhrWenn man das meldet wird das Angebot sofort gelöscht.
Tropper
12.01.2019 um 11:15 UhrChristoph
Crypto
11.01.2019 um 23:56 UhrSkitch22
Knochen
11.01.2019 um 19:23 UhrLottolose im Flugzeug? --> Matthias wollte es sofort ausprobieren
Mysteryboxen im Internet? -->... Matthias wollte es sofort ausprobieren
Und noch so einige Spielberichte und weitere Geschichten mehr. Äußerst unterhaltsam. Mehr anzeigen
Anonym
11.01.2019 um 23:56 UhrSkitch22
Anonym
11.01.2019 um 18:45 UhrAnonym
11.01.2019 um 20:24 UhrAnonym
11.01.2019 um 23:02 UhrAnonym
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