In den letzten Wochen geriet der Amateurfußball in Deutschland verstärkt in den Fokus der Medien. Losgetreten wurde die Aufmerksamkeit durch eine Dokumentation der öffentlich-rechtlichen TV-Sender, die aufzeigte, dass Sportwetten auf entsprechende Spiele weit verbreitet sind und Verantwortliche hierzulande oft gar keine Ahnung davon haben. Die Justiz hielt sich dabei bislang zurück. Im neustens Fall schaltete der DFB jedoch das Bundeskriminalamt ein: Es sollen bis zu 17 Spiele offenbar für Wettzwecke manipuliert worden sein.

Wetten auf Amateurspiele abzuschließen bzw. anzubieten, ist in Deutschland verboten. Dazu gehört auch die Unterstützung derartiger Programme, die besonders sogenannte Datenscouts liefern. Solche Mittelsmänner besuchen Matches und geben den Buchmachern zentrale Informationen durch, die dann wiederum für die Bereitstellung vielfältiger und dynamischer Quoten genutzt werden. Erst vor kurzem berichteten wir darüber, dass Vereine mittlerweile verstärkt nach solchen Scouts schauen und Platzverweise erteilen.

Die Justiz war mit den Vorkommnissen der letzten Wochen und der erhöhten Aufmerksamkeit womöglich bereits hellhörig geworden, für ein Eingreifen langte es jedoch offenbar noch nicht. Das hat sich nun geändert.

Wie der NDR berichtete, soll eine ganze Reihe unterklassiger Fußballpartien zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein – konkret ganze 17 Matches. Der DFB schaltete das Bundeskriminalamt ein. Es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Spielmanipulation in Hamburg und weiteren Bundesländern. Das Hamburger Abendblatt zeigte zudem erneut zweifelhafte Vorgänge rund um Datenscouts in der Region auf. Zwar gab es in den letzten Jahren durchaus mehrere Geschehnisse im Amateurfußball, bei denen Manipulationen für Sportwetten im Raum standen. Da derzeit aber Alarmstufe Rot in den unteren Ligen zu herrschen scheint, dürfte das ohnehin schon hitzige Thema weiter angefacht und sowohl von den Behörden als auch den Verbänden umso ernster genommen werden.

Hamburg, Saarland, Hessen: Manipulationen sollen sich auf Wetten zum exakten Spielergebnis beziehen

Die mutmaßlichen Betrüger nutzten moderne digitale Mittel und eine clevere Taktik, um ihre illegalen Aktivitäten zu verschleiern.

  1. Nach ersten Erkenntnissen sollen die Absprachen über Darknet-Plattformen erfolgt sein, wo Informationen zu den erwarteten exakten Spielergebnissen für ausgewählte Amateurspiele verkauft wurden. Diese Praxis ermöglichte es den Beteiligten, hohe Gewinne bei den Wettanbietern zu erzielen, ohne dabei sofort aufzufallen. Entscheidend war die Verwendung von Kryptowährungen wie Bitcoin, die aufgrund ihrer Anonymität und der schwer zu verfolgenden Transaktionswege besonders attraktiv für kriminelle Machenschaften sind. Entsprechende Chatprotokolle, die derzeit von den Behörden ausgewertet werden, sollen diese Deals bestätigen.
  2. Um die Aufmerksamkeit der Überwachungssysteme zu vermeiden, wurde angeblich nur ein begrenzter Einsatz pro Spiel platziert. Durch diese Maßnahme konnte verhindert werden, dass ungewöhnlich hohe Wettaktivitäten bei den betroffenen Partien registriert wurden. Zudem sollen die manipulierten Spiele nur einem kleinen Kreis an „Kunden“ zugänglich gemacht worden sein, um das Risiko einer Entdeckung weiter zu schmälern. Es ist bemerkenswert, wie professionell und strategisch die Drahtzieher agierten, indem sie den Wettschutzsystemen aus dem Weg gingen.

Die meisten der verdächtigen Spiele sollen unter der Woche abends stattgefunden haben, was auf eine präzise Auswahl der Begegnungen hinweist, um die Gefahr einer Entdeckung weiter herunterzufahren.

Die Polizei in den betroffenen Bundesländern, darunter das Saarland und Hessen, hat Untersuchungen aufgenommen. Im Saarland ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken im Zusammenhang mit einem Spiel, das mutmaßlich manipuliert wurde. Auch in Hessen gibt es Hinweise auf zwei verdächtige Partien, die aktuell kriminalpolizeilich bewertet werden. Währenddessen hält sich Hamburg bisher bedeckt. Dort liegen laut der zuständigen Staatsanwaltschaft derzeit keine aktiven Ermittlungen vor, jedoch werde jedem Verdachtsmoment nachgegangen.

Der DFB zweifelt laut dem NDR daran, dass es überhaupt möglich ist, Begegnungen auf das genaue Ergebnis zu manipulieren. Man bleibt hinsichtlich der laufenden Ermittlungen zurückhaltend und betont, dass belastbare Beweise noch ausstehen. In Zusammenarbeit mit dem Monitoring-Partner Genius Sports werde jedoch intensiv an der Aufklärung der Vorfälle gearbeitet.

Auch wieder Platzverweise und konkretere Auffälligkeiten rund um Datenscouts

Mit dem aktuellen Manipulationsverdacht nahm man abermals die Datenscouts unter die Lupe. Das Hamburger Abendblatt berichtete von zwei Spielen des Niendorfer TSV und des TSV Sasel, bei denen die Clubs schon im Vorfeld über eventuell verdächtige Wettaktivitäten informiert wurden.

Während den Begegnungen spürte man gleich mehrere Datenscouts auf, die über ihre Smartphones spezifische Spielsituationen verarbeiteten. Auf beiden Sportanlagen wurde beobachtet, wie die Männer systematisch jede relevante Aktion auf dem Feld – von Eckstößen über Freistöße bis hin zu Seitenwechseln – an einen unbekannten Empfänger weitergaben. Sobald sie von den jeweiligen Sportplätzen verwiesen wurden, brachen die Tipps auf die betreffenden Begegnungen abrupt ab, was die hohe Relevanz der Scouts für die Wettaktivitäten deutlich macht.

Niendorfs Manager Marcus Scholz beschrieb den Vorfall gegenüber dem NDR detailliert:

„Es gab einen Tipp, dass es da Auffälligkeiten gäbe und dass man auf das Spiel besonders wetten kann. Wir mögen die Augen aufhalten, ob sich da jemand auffällig verhält - und das war ja auch der Fall. Wir hatten dann jemand, der mit seinem Handy dastand und jede Situation beschrieben hat. Rechte Seite, linke Seite, Flankenwechsel, Ecke, Abstoß - da war relativ klar, dass er irgendwas für einen Wettanbieter macht. Der Mann wurde daraufhin direkt konfrontiert und ein Hausverbot ausgesprochen."

Bei einer Oberliga-Partie zwischen Altona 93 und Vorwärts Wacker Billstedt wurde ein ähnlicher Vorfall gemeldet. Hier entdeckten Vereinsvertreter einen weiteren mutmaßlichen Datenscout, der ebenfalls des Stadions verwiesen wurde.

Diese Vorfälle unterstreichen, dass die Präsenz von Scouts, die live Informationen für den Wettmarkt sammeln, im Amateurfußball keine Seltenheit ist. Da die deutschen Amateurclubs aufgrund der medialen Aufmerksamkeit nun verstärkt geschult sind, solche Beobachter zu identifizieren, könnte dies in Zukunft zu vermehrten Platzverweisen und weitergehenden Maßnahmen führen.

Fazit

Die aktuellen Ereignisse im Amateurfußball verdeutlichen einen besorgniserregenden Trend: Die illegalen Aktivitäten im Zusammenhang mit Sportwetten und die möglichen Manipulationen sind nicht nur eine Herausforderung für die Integrität des Spiels, sondern auch für das Vertrauen von Spielern und Fans. Die Berichte über Datenscouts, die systematisch Informationen sammeln, um Wettanbieter zu bedienen, die zunehmenden Platzverweise und schließlich die konkreten Manipulationsverdachte sind klare Indikatoren für die Notwendigkeit von intensiver Überwachung und konsequenteren Maßnahmen seitens der Vereine, Verbände und Sicherheitsbehörden. Angesichts dieser Entwicklungen ist es wahrscheinlich, dass wir bei der Problematik noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/soccer-money-commercial-sports-673206/

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1 Kommentar zu: Mehr Wirbel im Amateurfußball: Manipulationen bei 17 Spielen?

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der DFB zweifelt daran das es überhaupt möglich ist.. stellen die sich wirklich mit absicht so dumm oder arbeiten dort nur unfähige leute?!
das ist doch absolut nichts neues und ein weltweites problem..

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