Berichte von Klagen gegen Online Casinos, in denen Kunden erfolgreich verlorene Einsätze zurückfordern, sind mittlerweile an der Tagesordnung. Viele der betroffenen Spieleplattformen haben ihre Angebote vor dem Inkrafttreten des GlüStV 2021 unter einer Genehmigung in Malta bereitgestellt - und manche tun dies immer noch. Nun möchte die maltesische Regierung die heimische Glücksspielbranche mit einem neuen Gesetz vor solchen gerichtlichen Forderungen schützen.

Wie tagesschau.de kürzlich berichtete, plant Malta eine Gesetzesänderung, die eine Art Schutzschirm über die hiesige Glücksspielindustrie spannen soll. Damit würden maltesische Gerichte künftig keine Urteile aus dem Ausland mehr vollstrecken, die sich auf die Rückforderung von Verlusten in Online Casinos und/oder bei Sportwettenanbietern beziehen, wenn betreffende Adressen eine Lizenz im Land besitzen.

Klagewelle soll abgefangen werden

Die von Wirtschaftsminister Silvio Schembri eingebrachte Gesetzesänderung soll offenbar eine seit Monaten andauernde Klagewelle gegen die Glücksspielunternehmen des Landes abfangen. Nicht selten werden in den Verfahren sechsstellige Beträge eingefordert – und das mit regelmäßigem Erfolg. Die Ansprüche stellen laut dem Artikel der Tagesschau vornehmlich deutsche und österreichische Spieler.

Tatsächlich fokussieren immer mehr Kanzleien dieses Geschäftsfeld. Ein von der Tagesschau befragter Anwalt spricht von mehr als 5.000 laufenden Verfahren. Die geplante Gesetzesänderung in Malta dürfte weitreichende Folgen für die vielen offenen und ebenso für die zukünftigen Urteile haben.

Die Verantwortlichen der Anwaltsbüros sind alles andere als begeistert. Viele Stimmen mahnen Verstöße gegen das EU-Recht an. Zwei Juristen aus Deutschland und Österreich haben sogar bereits eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht.

Zahlreiche Forderungen haben ihren Ursprung in der Zeit vor dem GlüStV 2021

Online-Glücksspiele sind in Deutschland schon lange Zeit zugänglich, waren aber bis zum 1. Juli 2021 weitgehend verboten. Mit dem damaligen Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) - und faktisch auch schon einige Monate davor - können sich Online Casinos oder Sportwettenanbieter für eine deutschlandweit geltende Lizenz bewerben und ihre Angebote bei Einhaltung der geltenden Regularien vollkommen legal bereitstellen.

Zahlreiche der nun lizenzierten Unternehmen waren hierzulande schon vorher aktiv. Sie arbeiteten damals in vielen Fällen unter einer Genehmigung in Malta. Ihre juristische Argumentation lautete: Die maltesische Glücksspiellizenz würde sie dazu berechtigen, ihre Dienste trotz Verbots in Deutschland anzubieten. Denn es besteht eine Dienstleistungsfreiheit in der EU, welche das Recht eines Unternehmens umfasst, die Leistung mithilfe eigenem Personals in einem anderen EU-/EWR-Staat zu erbringen. Konsequenzen gab es sowohl für die Glücksspielunternehmen als auch für die Spieler kaum.

Bis heute: Denn seit einigen Jahren klagen Anwälte verstärkt für Klienten, die in der Zeit vor dem GlüStV viel Geld verloren haben, und fordern die Verluste zurück. Die rechtliche Grundlage bildet dabei der Sachverhalt, dass die Casino- oder Sportwettenangebote vor 2021 illegal waren. Damit hätten die Verträge zwischen den Spielern und den Glücksspielfirmen keine Gültigkeit.

Gleiches gilt übrigens für Unternehmen, die ihre Dienste nach wie vor unter einer Malta-Lizenz in Deutschland anbieten. Auch diese Adressen werden häufig auf die Rückzahlung von Verlusten verklagt.

Deutsche Politik macht Druck

Deutsche Politiker fordern mehr Einsatz von den hiesigen Behörden – vor allem vom Wirtschaftsministerium. Man solle darauf drängen, dass Urteile aus Deutschland und Europa auch weiterhin von den maltesischen Gerichten anerkannt werden. Dabei fallen immer wieder auch unsachliche Phrasen: Malta sei die "Patin der Glücksspielindustrie" - und allgemeine Zusammenhänge (Vorurteile) rund um Geldwäsche sowie organisierter Kriminalität werden laut.

Das Wirtschaftsministerium von Malta weist die Kritik klar zurück. Das Land sei berechtigt und entschlossen, seine Glücksspielbranche zu schützen. Die Anforderungen, die Online Casinos oder Sportwettenanbieter erfüllen müssen, um eine maltesische Lizenz zu erhalten, seien sehr hoch, so eine Sprecherin der Behörde zur Tagesschau. Man möchte den Anbietern mit der Gesetzesänderung die notwendige Sicherheit vor unbegründeten Klagen geben, die sie als lizenzierte Unternehmen verdienen.

Es ist noch offen, wann das Gesetz in Kraft tritt. Aktuell befindet sich der Beschluss im parlamentarischen Verfahren.

Fazit

Die geplante Gesetzesänderung sorgt unter deutschen Spielerschützern und spezialisierten Anwälten für einiges an Aufregung. Die Bundesregierung zeigt sich dabei weitgehend unbetroffen. Man würde die Verantwortung an verschiedenen Stellen wechselseitig aufeinander abschieben, so die Tagesschau. Immerhin habe die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) die Vorgänge auf Malta zur Kenntnis genommen. Ob und wie reagiert wird, ist bislang nicht abzusehen.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/boot-auf-gewassern-in-der-nahe-von-betongebaude-1591250/

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19 Kommentare zu: Malta schützt Glücksspielangebote mit neuem Gesetz vor Klagen

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Cool. Dann kann ich jetzt im Internet auch Drogen und hier verschreibungspflichtige Medikamente übers Internet in den Niederlanden kaufen? Ist dort ja legal. (Achtung Ironie).
Natürlich muss die Glücksspielbranche Maltas geschützt werden. Das sind einfache ehrliche Menschen die hart arbeiten.
Das die Regierung in Wirklichkeit die Mafia schützen möchte damit die ungestört Geld im System waschen kann, ist...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Muss man Verständnis für haben, das Geschäft mit den goldenen Pässen - vor Allem für russische Geschäftsleute - ist ja bedauerlicherweise weggefallen. Da muss man halt schauen, dass die anderen Branchen wenigstens überleben.
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@A****m: Sorry, ich kann das nicht richtig lesen. Ist irgendwie verwischt . Was muss wenigstens überleben? Fur mich liest es sich wie " Paten" 🧐😉✌️
Dieses Gesetz beweist zweierlei: 1. Verluste können gerichtlich zurückgefordert werden und 2. funktioniert scheinbar auch die Vollstreckung in Malta, sonst hätten die ja wohl kaum so ein Gesetz verabschiedet...
Avatar von Anonym
Richtig und richtig, abgesehen davon wird die EU das Gesetz ohnehin einkassieren. Das mit dem EU-weit vollstreckbaren Titel kann nicht einfach durch irgendein nationales Gesetz beendet werden.
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Wenn das so umgesetzt wird, dann wäre es aber auch folgerichtig als Lizenzbedingung die Unternehmen zu verpflichten, nicht mehr in Ländern anzubieten, die eine eigene Lizenz haben bzw. wo es illegal ist.

Dann könnte man jetzt...   Mehr anzeigen
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Natürlich wieder die Deutschen und deren gefräßigen Anwälte ! Sollten sich lieber mal darum kümmern die f**king Zwangsgebühren abzuschaffen (anderes Thema) Ich hoffe das die Casinos in Zukunft die ganzen Anklagen abschmettern...   Mehr anzeigen
Ich finde es eh ehrenlos wenn man seine Einsätze gerichtlich zurückfordert. Richtig so Malta!
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Auf der einen Seite finde ich das in Ordnung. Malta schützt seine Geldgeber, aber auf der anderen Seite kann man daran auch sehr gut erkennen, wie stark die Glücksspiellobby auf Malta ist.
Finde es mal wieder super wie beliebt wir uns doch mal wieder im Ausland machen ! Ist ja nicht so als wären wir nicht schon die Lachnummer für die halbe Welt -.-
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Unabhängig von der Moral oder der Gerechtigkeit dahinter hängen davon halt auch viele Arbeitsplätze ab. Die Casinos mögen raffgierig oder Abzocker sein, aber dafür kann der 30. Jährige Malteser nichts, der in der IT oder bei...   Mehr anzeigen
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@Andre: Dann wollen wir wohl künftig auch alle Drogendealer schützen? Verlieren ja sonst ihren Job.
@Tigerbaby2004: Tut mir leid, aber was ist das schon wieder für ein unsinniger Vergleich? Wie kommst du darauf Drogendealer mit Mitarbeitern in einem Online Casino zu vergleichen?
@Andre: Sie sind wohl Casinomitarbeiter? Ihr Wohnort deutet darauf hin. Was in Deutschland illegal ist, darf hier auch nicht angeboten werden. Ist doch ganz einfach zu verstehen, oder nicht?
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@Tigerbaby2004: Andre arbeitet in Malta für GambleJoe, so wie (fast) wir alle
@Tigerbaby2004: Und was in Deutschland illegal ist darf von den Leuten auch nicht genutzt werden ! Das Internet ist nicht an nationale Gesetze gebunden bzw. darauf begrenzt und nur weil was da ist muss man es ja nicht nutzen
@Caro: Dann wundern mich hier einige Kommentare nicht.
@gamble1: Da täuscht du dich aber gewaltig. Anders rum wird ein Schuh draus. Die Malta Casinos müssen ihre Zugänge in Deutschland sperren. Machen viele jetzt auch. Genauso wie es viele Casinos aus den USA schon lange tun. Dieses Malta...   Mehr anzeigen

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