SZ: Mag die Mafia Online Casinos aus Malta?
Malta hat sich bereits vor vielen Jahren als europäisches Zentrum des Online-Glücksspielmarktes etabliert. Die frühe Liberalisierung der Online Casinos in Verbindung mit niedrigen Steuersätzen und Gebühren hat in der Vergangenheit viele Glücksspielanbieter auf die Mittelmeerinsel angelockt. In einer spannenden Untersuchung ging es nun darum, wie bedeutungsvoll die maltesischen Online Casinos als Geldwäscheanlage für italienische Mafia-Gruppen sind.
Bereits Mitte Dezember veröffentlichte die Süddeutsche (SZ) einen Artikel mit der Überschrift „Wieso die Mafia Fan von Maltas Online Casinos ist“. Hier ging es unter anderem um eine Studie des Anti-Mafia-Vereins „Mafia – Nein, danke“ aus Berlin. Die Studie wurde von dem Europaabgeordneten Martin Schirdewan in Auftrag gegeben. Die Verantwortlichen kommen dabei zu dem Ergebnis, dass es den kriminellen Mafia-Gruppen viel zu einfach gemacht wird, die Herkunft von Geldern zu verschleiern und dadurch Geldwäsche im großen Stil betreiben zu können. Schon im Mai 2021 berichteten wir beispielsweise über Ermittlungen gegen eine maltesische Briefkastenfirma wegen illegaler Glücksspieleinnahmen in Höhe von etwa 600 Millionen Euro.
Ist Geldwäsche in Online Casinos zu einfach?
In der Studie des Berliner Anti-Mafia-Vereins kommt man zu dem Ergebnis, dass es den Kriminellen häufig zu leicht gemacht wird, die Herkunft von Geldern in Online Casinos zu verschleiern. Im Rahmen der Untersuchung wurden rund 100 Ermittlungsverfahren aus Italien der vergangenen 25 Jahre ausgewertet, bei denen es um das Thema Glücksspiel ging. Die zuständigen Ermittlungsbehörden haben hierbei insgesamt 6,7 Milliarden Euro beschlagnahmt. Bei einem Großteil des Geldes (ca. 4,1 Milliarden Euro) haben die Kriminellen Online Casinos mit Sitz in Malta zur Geldwäsche genutzt. In einem auf GambleJoe im Juni 2021 veröffentlichten Artikel haben wir uns bereits die Frage gestellt, ob die BaFin bei Geldwäsche im Online-Glücksspielsektor zuständig ist oder nicht.
Wie funktioniert Geldwäsche im Online Casino überhaupt?
Natürlich möchten wir an dieser Stelle keine Anleitung dazu liefern, wie Geldwäsche in den maltesischen Online Casinos funktionieren könnte. Auffällig ist jedoch, dass dies in vielen Fällen scheinbar viel zu einfach klappt. So eröffnen beispielsweise viele Kriminelle in einem Online Casino ein Spielerkonto, nehmen dort Einzahlungen vor, spielen gegebenenfalls ein wenig und lassen sich ihr Guthaben nach einiger Zeit per Banküberweisung wieder auszahlen. Die Auszahlungen deklarieren sie als Casino-Gewinne, wodurch der gesamte Auszahlungsbetrag im Grunde genommen erfolgreich in den legalen Wirtschaftskreislauf gelangt.
Um die Geldwäsche auf diese Art und Weise zu erschweren, schlagen die Autoren des Berliner Anti-Mafia-Vereins vor, dass Einzahlungen nur per Banküberweisung, Lastschrift oder eigener Kreditkarte durchgeführt werden sollen. Andere Zahlungsoptionen wie zum Beispiel PayPal oder Kryptowährungen erschweren es den zuständigen Stellen, die Geldströme nachzuvollziehen und Geldwäsche aktiv zu unterbinden.
EU-Vorschriften zu lax – Mitgliedsstaaten selbst in der Verantwortung
Zum jetzigen Zeitpunkt existieren bereits umfangreiche EU-Vorschriften, die insbesondere Geldwäsche im Online-Glücksspielsektor verhindern sollen. Doch diese sind in vielen Fällen nicht streng genug oder können zu leicht umgangen werden. Aus diesem Grund sind zum aktuellen Zeitpunkt die einzelnen Mitgliedsstaaten in der Pflicht, um im Rahmen von Anti-Geldwäscheregeln für Online Casinos kriminelle Aktivitäten zu unterbinden.
Während in Deutschland beispielsweise vergleichsweise strenge Vorschriften zur Verhinderung von Geldwäsche in Online Casinos gelten, hat die Politik in Malta bislang darauf verzichtet, die Gesetze und Vorschriften anzupassen. Und damit bleiben die maltesischen Online Casinos nach wie vor ein Eldorado insbesondere für die italienischen Mafia-Gruppen, um ihre schmutzigen Gelder in den legalen Finanzkreislauf einzuspeisen.
Im Europaparlament diskutiert man derweil bereits seit Sommer 2021 über eine Novelle der EU-Vorschriften gegen Geldwäsche. Im Laufe der kommenden Monate möchte sich nun das Parlament auf eine Verhandlungsposition einigen, um sich im Anschluss mit dem EU-Ministerrat absprechen zu können. Bis es also zu einer Anpassung der EU-Vorschriften kommt, könnte noch etwas Zeit vergehen. Der Auftraggeber der Studie, der Europaabgeordnete Martin Schirdewan, sieht aktuell jedenfalls noch viel Handlungsbedarf:
„Es braucht EU-weite Transparenzregeln zur Bekämpfung der Geldwäsche im Online-Glücksspiel. Nur so können wir den Mafia-Clans auf der Spur bleiben – die EU hat das bisher verschlafen.“
Fazit
Es ist kein Geheimnis, dass so manch ein Online Casino mit Sitz auf Malta von Mafia-Gruppen zur Geldwäsche missbraucht wird. Zwar diskutiert man im EU-Parlament aktuell über eine Verschärfung der Richtlinien, bis zu einer Einigung könnte es jedoch noch einige Zeit dauern. Derzeit wird es den kriminellen Gruppen in manch einem EU-Staat viel zu einfach gemacht, illegale Gelder zu waschen und damit in den legalen Finanzkreislauf zu bringen. Zukünftig sollte es nicht mehr so einfach sein, die Herkunft von Geldern so einfach zu verschleiern, wie es gegenwärtig noch in einigen maltesischen Online Casinos möglich ist.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/gangster-mann-mafia-kriminell-4146707/
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16 Kommentare zu: SZ: Mag die Mafia Online Casinos aus Malta?
Kommentar verfassenAlmoehi
06.04.2023 um 10:28 UhrKathrin666
Dutch78
10.01.2023 um 18:03 UhrDonnie
09.01.2023 um 12:44 UhrChristian_1994
11.01.2023 um 12:09 UhrFrankey
Frankey
Jetzt hat man also eine Studie über Geldwäsche in Malta online Casinos. Eine deutsche Studie....uber Geldwäsche... 🤦🏼♂️🤦🏼♂️ Und nun? Wird man mit erhobenen Finger zu Malta sagen " Eure Gesetze sind zu lax, es wird viel zu viel Geld gewaschen in Malta online Casinos". Worauf die Verantwortlichen aus Malta, wenn sie fertig mit kaputt lachen sind, mit sowas antworten wie ' Danke Deutschland. Da wir gerade beim Thema Geldwäsche sind.. Habt ihr eigentlich noch immer keine Obergrenze für Barzahlungen? Ich fragte für einen freund.'🤣🤣
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Christian_1994
11.01.2023 um 12:12 UhrFalko
08.01.2023 um 17:32 UhrChristian_1994
11.01.2023 um 12:16 UhrAndre
Daniel1988
09.01.2023 um 09:58 UhrAndre
Daniel1988
09.01.2023 um 14:17 UhrIn Italien sind die nämlich nicht so zimperlich wie hier zu Lande um die von der Straße zu befördern 😅
Stromberg
08.01.2023 um 12:37 UhrBzgl Malta ist die Frage, ob überhaupt ein Interesse daran besteht, einen so wichtigen Wirtschaftszweig weiter zu regulieren... Würde ich zumindest meinen... Mehr anzeigen
Christian_1994
11.01.2023 um 12:21 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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