Urteil in Österreich: FIFA Lootboxen als illegales Glücksspiel eingestuft
Bereits im Spätsommer 2022 wurde in den österreichischen Medien über einen damals 17-jährigen Auszubildenden aus Kärnten berichtet, der eine Klage gegen den Playstation-Konzern Sony angestoßen hat. In der zufallsgenerierten Auswahl von Spielern der FIFA Lootboxen, die nach der Übermittlung von Geld erfolgt, sieht der Anwalt des Klägers einen Verstoß gegen das österreichische Glücksspielgesetz. Es folgten diverse weitere Klagen. Ende Februar 2023 wurde das Urteil gesprochen.
Der junge Kärntner, der das Ganze ins Rollen brachte, investierte 400 Euro in die Lootboxen des Fußballspiels FIFA und bekam offenbar nicht die Fußball-Stars, die er sich erhofft hatte. Sein Wiener Anwalt definiert das System als Glücksspiel. Außerdem sieht er darin Wucher, da der Kunde nur eine eingeschränkte Entscheidungsfreiheit bekomme und dies vom Anbieter ausgenutzt würde.
Zunächst fand der Prozess lediglich in Kärnten statt. Es zeichnete sich aber schnell ab, dass die Verhandlung über die Grenzen der 7.000-Seelen-Gemeinde hinaus Wellen schlagen würde. Mehr und mehr Kläger kamen hinzu. Tatsächlich sind aktuell weitreichende Folgen für Spielehersteller und –vertreiber, die auf Lootboxen oder vergleichbare Geschäftsmodelle setzen, absehbar:
Am 26. Februar hat das zuständige Gericht das umstrittene FIFA-Feature offiziell als „illegales Glücksspiel“ eingestuft. Es wurde eine Rückzahlung angeordnet. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Was sind FIFA Lootboxen genau?
FIFA Lootboxen sind digitale Karten-Packs, die virtuelle Fußballspieler enthalten. Mit diesen Kickern können Kunden die Aufstellung der eigenen Mannschaft enorm aufwerten. Wer durch die Lootboxen beispielsweise Benzema ins Mittelfeld oder Neuer in den Kasten stellen kann, hat in den Matches normalerweise spielentscheidende Vorteile. Dementsprechend beliebt ist das Feature bei den Fans des Games.
Der genaue Inhalt der Packs wird vor dem Kauf allerdings nicht bekannt gegeben. Somit entscheidet in der Tat der Zufall, welche Spieler das Team des Käufers verstärken. Lootboxen sind nicht nur auf der Sony-Playstation, sondern unter anderem auch auf der Microsoft-Xbox, der Nintendo-Switch und PC-Plattformen erhältlich.
Das Urteil
Das Urteil ist gesprochen, aber noch nicht rechtskräftig. Sony kann also Berufung einlegen und wird dies wahrscheinlich auch tun.
Das Gericht sieht in Verbindung mit den Lootboxen eindeutig Vorgänge, die hinsichtlich der aktuellen Glücksspielgesetzeslage in Österreich relevant sind. Das inhaltliche Ergebnis der erworbenen Packs sei vom Zufall abhängig. Es stelle eine „Vermögenswerte Leistung im Sinne des österreichischen Glücksspielgesetzes“ dar.
Wichtig ist dabei, dass die digitalen Fußballer auf einem Zweitmarkt gehandelt werden können, was eine Gewinnerzielung ermöglicht. Sony habe keine Glücksspiel-Konzession, womit die zwischen dem Unternehmen und den Klägern geschlossenen Verträge nichtig seien.
Warum wird gegen Sony geklagt und nicht gegen Electronic Arts?
Während des Prozessverlaufs wurde immer wieder diskutiert, weshalb Sony angeklagt würde. Das Spiel stelle doch schließlich der Entwickler Electronic Arts bereit. Die Erklärung ist relativ simpel: So kommen die rechtlich relevanten Kaufverträge im Store der Playstation zustande und eben nicht zwischen dem Hersteller des Games und den Kunden.
Lootboxen schon lange in der Kritik
Der FIFA-Entwickler Electronic Arts muss sich bereits seit Jahren gegen Kritik über seine Lootboxen wehren. Immer wieder wurde diskutiert, ob es sich bei der Funktion um Pay2Win- oder Glücksspiel-Mechaniken handelt. In Belgien sind die Karten-Packs bereits vor einiger Zeit verboten worden. Die Klage des Kärntners ist dennoch ein Novum.
Obwohl Jugendschützer, Fachmagazine und andere betreffende Stellen regelmäßig die möglichen Gefahren der Lootboxen anprangerten, zog der Hersteller seinen Kopf bisher immer mit mehr oder weniger klugen Argumentationen aus der Schlinge. Es gehe hier eher um „Geschicklichkeit, Können und Erfahrung“ oder Lootboxen wären „harmlos wie Überraschungseier“, so die Position von Electronic Arts.
Nach und nach kamen mehr Klagen und entsprechende Beratungsanfragen bei Juristen auf
Der Fall des 17-jährigen Kärntners zog – wie zu erwarten war – diverse weitere Klagen nach sich. Im Dezember 2022 stellten fünf Personen Ansprüche an Sony und Electronic Arts. Ein 26-Jähriger habe laut österreichischer Medien in mehreren FIFA-Games ca. 11.000 Euro für Lootboxen investiert und wolle sein Geld zurück.
Bis Ende Februar 2023 soll sich eine vierstellige Zahl an FIFA-Spielern an juristische Stellen gewandt haben. Es ist die Rede von durchschnittlichen Ansprüchen um die 800 Euro. In einem Einzelfall gehe es sogar um 85.000 Euro.
Fazit
Österreichische Rechtsexperten sprechen bei diesem Urteil „von einem Paukenschlag gegen die gesamte Videospiel-Branche“ oder nennen es „richtungsweisend für den Umgang mit Lootboxen“. Tatsächlich könnte sich der Ansatz dieser Spieler-Packs mit einer eventuellen Rechtskräftigkeit erheblich ändern.
Bevor es so weit ist, dürfte Sony allerdings noch einige starke Argumente für seine Sicht der Dinge vorbringen. Denn die in Österreich aufgekommenen Fälle würden sicher nicht die einzigen bleiben. Der Konzern sähe wahrscheinlich einer Klagewelle entgegen. Nicht zuletzt wäre das enorme Gewinnpotenzial der Lootboxen zukünftig womöglich kaum mehr gegeben. Das alles möchte man vonseiten Sony und Electronic Arts bestimmt tunlichst vermeiden.
Hast du vielleicht auch negative Erfahrungen mit Lootboxen gemacht? Wie siehst du die aktuelle Rechtsprechung?
Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-halt-game-pad-1174746/
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1 Kommentar zu: Urteil in Österreich: FIFA Lootboxen als illegales Glücksspiel eingestuft
Kommentar verfassenRainmann
11.04.2023 um 09:20 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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