LG München ll: Keine Erstattung von Casino-Verlusten
In der Vergangenheit haben wir bereits mehrfach über Fälle berichtet, in denen Spieler ihre erlittenen Casino-Verluste zurückgefordert haben. In einem aktuellen Fall scheiterte ein glückloser Casino-Spieler vor dem Landgericht München ll mit seiner Forderung, über 55.000 Euro von einem Online Casino zurückzufordern.
Bereits im März dieses Jahres haben wir uns in einem Artikel der Frage gewidmet, ob es eine gute Idee ist, erlittene Casino-Verluste hinterher wieder zurückzufordern. Dabei sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es aus verschiedenen Blickwinkeln nicht empfehlenswert ist, die Casino-Verluste zurückzufordern. Dennoch gibt es aktuell viele solcher Fälle, die vor Gericht landen. Im aktuellen Fall, der vor dem Landgericht München ll verhandelt wurde, forderte ein Spieler, dass seine Verluste in Höhe von 55.200 Euro komplett zurückerstattet werden (Aktenzeichen 9 O 5233/20).
Spieler scheitert mit Rückzahlungsansprüchen
Das Landgericht München II hat mit Urteil vom 19. August 2021 zugunsten des Online Casinos entschieden. Damit steht dem klagenden Spieler kein Anspruch auf Rückzahlung von Spielverlusten zu. Im konkreten Fall ging es um einen Spieler, der zwischen Januar 2017 und März 2018 insgesamt 55.200 Euro im Online Casino verspielt hatte. Der klagende Spieler begründete seinen Rückzahlungsanspruch damit, dass das Casino-Angebot zum damaligen Zeitpunkt in Deutschland illegal gewesen sei.
Das Gericht habe allerdings die sogenannte Kondiktionssperre bzw. Rückforderungssperre des § 817 Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) angewendet. Demnach habe der klagende Spieler dadurch, dass er am Glücksspielangebot teilnahm, gegen die guten Sitten verstoßen. Damit diese Norm greift, genüge es, dass sich ein Spieler der Einsicht in die Gesetzes- und Sittenwidrigkeit seines Tuns leichtfertig verschließt. Das bedeutet, dass der Spieler nicht konkret wissen muss, dass das Angebot illegal ist. Weiterhin sei es lebensfremd, dass ein glücksspielerfahrener Spieler, der sich über einen längeren Zeitraum online am Spiel beteiligt, nicht gewusst hat, dass seine Aktivitäten illegal sind. In der Rechtsnorm, mit der das LG München II argumentiert, heißt es konkret:
„Die Rückforderung ist ausgeschlossen, wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last fällt, es sei denn, dass die Leistung in der Eingehung seiner Verbindlichkeit bestand; das zur Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden."
Bereits vor mehreren Monaten wies das LG München I mit einer ähnlichen Argumentation den Rückzahlungsanspruch eines anderen Spielers ab. Auch in diesem Fall beriefen sich die bayrischen Richter auf den eben zitierten § 817 BGB.
In einem anderen Fall war ein Casino-Spieler mit seinem Rückforderungsanspruch vor dem LG München allerdings erfolgreich. Wie erst vor wenigen Wochen bekannt wurde, ist die Oring Ltd. mit Sitz auf Malta vom deutschen Gericht dazu verurteilt worden, dem Spieler erlittene Casino-Verluste in Höhe von 14.230 Euro zurückzuerstatten (Aktenzeichen 31 O 16477/20).
Casino-Verluste hinterher zurückfordern – eine gute Idee?
In der Vergangenheit haben wir uns bereits ausführlich mit der Frage beschäftigt, ob es eine gute Idee ist, erlittene Casino-Verluste hinterher vom Anbieter zurückzufordern. Wir sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass es viele überzeugende Argumente dagegen gibt. Zumeist ändert sich am Spielverhalten des klagenden Spielers auch selbst nach gelungener Rückforderung nichts. Dementsprechend sind die Gewinner eines derartigen Vorgehens, vor allem die Rechtsanwälte, die sich teilweise bereits auf die Rückforderung von Casino-Verlusten spezialisiert haben.
Des Weiteren könnte es im Falle von Rückforderungsansprüchen zu Problemen mit den verwendeten Zahlungsdienstleistern kommen. Zudem sollten sich Betroffene darüber bewusst sein, dass die Rückforderung von Casino-Verlusten vergleichsweise viel Zeit in Anspruch nimmt. Von der ersten Kontaktaufnahme mit dem Rechtsanwalt bis zur (vielleicht) erfolgreichen Durchsetzung seines Anspruches vergehen häufig viele Monate. Hinzu kommt zumindest in einigen Fällen das Kostenrisiko des Betroffenen für den Fall, dass die Rückforderungsansprüche nicht erfolgreich sind (u.a. Rechtsanwalt, Gericht).
Nichtsdestotrotz hat natürlich jeder Spieler die Möglichkeit, sich rechtlich beraten zu lassen und es mit einem Rückforderungsanspruch zu versuchen. Bislang überwiegen jedoch die Fälle, in denen die Gerichte die Rückerstattung ablehnen. So auch in einem Fall vom Juni, in dem das Amtsgericht Euskirchen die Rückerstattung ablehnte (Aktenzeichen 13 C 158/21).
Update: In einem wenige Tage alten Gerichtsurteil wurde einem Casino-Spieler die Rückzahlung in Höhe von über 100.000 Euro gewährt. Das entschied das Landgericht Leipzig am 6. September 2021 und verurteilte die World of Sportsbetting Limited mit Sitz auf Malta zur Rückerstattung der erlittenen Casino-Verluste.
Fazit
Nach wie vor scheinen die Online Casinos bei Rückforderungsansprüchen die besseren Argumente vorweisen zu können. Jedenfalls entschieden die deutschen Gerichte mehrheitlich zugunsten der Glücksspielanbieter. So auch im aktuellen Fall, bei dem das LG München II die Klage eines Spielers abwies, der 55.200 Euro zurückforderte. Nichtsdestotrotz haben derartige Klagen teilweise auch Erfolg, sodass bereits in mehreren Fällen Anbieter zur Rückzahlung verurteilt wurden. Man darf gespannt sein, wie sich die Rechtsprechung in diesem Bereich in der Zukunft entwickeln wird.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/illustrations/verkehrsschild-tafel-schild-416439/
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17 Kommentare zu: LG München ll: Keine Erstattung von Casino-Verlusten
Kommentar verfassenLafamilia89
14.09.2021 um 23:37 UhrAber wenn man gewinnt (Vor allem wenn's mehr ist weil die Bank es ja meldet )dann wird man wie ein Schwerverbrecher behandelt.
Seit nun über einem Jahr ist mein Konto... gesperrt samt Ermittlungen/Wohnungsdurchsuchung Beschlagnahmung von Festplatten PC etc.
Und nix passiert.
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Christian_1994
15.09.2021 um 11:35 UhrLafamilia89
15.09.2021 um 19:24 UhrMit wird sowohl die Teilnahme an illegalem Glückspiel als auch Geldwäsche vorgeworfen.
Anwalt hat endlich die Akte bekommen am Dienstag habe ich nen Termin.
Ich bin gespannt was er sagt
Christian_1994
18.09.2021 um 17:18 UhrLafamilia89
28.11.2021 um 14:07 Uhrwettibernd
28.11.2021 um 15:28 UhrLafamilia89
29.11.2021 um 02:28 UhrJa über ein Jahr lief das jetzt.
Ja muss ich zahlen. Aber ich denke 4.000 sind akzeptabel. Hätte weit aus mehr werden können.
Christian_1994
30.11.2021 um 11:49 Uhrwettibernd
14.09.2021 um 11:14 Uhrnova82
13.09.2021 um 16:12 UhrTaybone
13.09.2021 um 12:52 Uhrnova82
13.09.2021 um 16:13 UhrChristian_1994
13.09.2021 um 16:20 UhrChristian_1994
13.09.2021 um 16:22 UhrTaybone
13.09.2021 um 23:18 UhrChristian_1994
15.09.2021 um 11:26 UhrAußerdem räumen sich die Anwälte der Spieler auch häufig mit sog. Versäumnisurteilen. Hier ist es wegen einer fehlerhaften Zustellung der Klage dazu gekommen, dass die Anbieter gar nichts vom Verfahren wussten und deshalb verurteilt wurden. Quasi "wehrlos", weil keine Kenntnis. Mehr anzeigen
Hidaruma
13.09.2021 um 12:15 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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