Es kommt immer wieder vor, dass Wettanbieter eine Wette zurücknehmen, weil Quoten falsch berechnet wurden oder Kommafehler vorlagen. In Großbritannien haben drei Kunden gegen Ladbrokes geklagt, weil der Sportwettenanbieter zunächst Wetten auf Pferderennen angeboten und danach zurückgezogen hat. Der Independent Betting Adjudication Service, welche die Schiedsgerichtsbarkeit zwischen Spielern und Anbietern wahrnehmen soll, hat jetzt Untersuchungen aufgenommen.

Es kommt immer wieder vor, dass Sportwetten aufgrund von Quotenfehlern oder ähnlicher Irrtümer zurückgenommen werden. In einigen neuen Fällen scheint es aber bei Ladbrokes System gehabt zu haben. Kunden konnten zunächst Wetten abschließen, die dann aber durch eine interne Prüfung für ungültig erklärt wurden. Drei Spieler klagen gegen den Buchmacher, mehr als 100 Kunden sind jedoch laut Schätzungen betroffen.

Zumal Ladbrokes nun einen Spieler aus Angst vor einem Gerichtsverfahren ausgezahlt hat. Der Independent Betting Adjudication Service (IBAS) hat Untersuchungen aufgenommen und soll nun entscheiden, ob alle Spieler mit ähnlichen Wetten ausgezahlt werden müssen.

Der Independent Betting Adjudication Service (IBAS) ist eine Drittorganisation, die 1998 gegründet wurde. Sie soll Streitigkeiten zwischen den bei ihnen registrierten Glücksspielkonzernen und deren Spielern im Vereinigten Königreich regeln. Laut Gambling Act von 2005 sind die Glücksspielbetreiber verpflichtet, einen neutralen Drittanbieter für Streitigkeiten mit den Kunden zu engagieren.

IBAS schreitet jedoch erst ein, wenn Buchmacher und Spieler bereits versucht haben, eine Lösung zu finden, also wenn es zum Rechtsstreit kommt. Beide Parteien müssen zustimmen, dass sie IBAS als Schiedsgericht akzeptieren. Es gibt dann schriftliche Stellungnahmen aller Beteiligten und Untersuchungen zu der Sachlage. Fast alle großen britischen Buchmacher nutzen IBAS für Streitfälle, daher arbeitet das Unternehmen eng mit der Gambling Commission zusammen, um die Streitigkeiten zu minimieren. Durch die Übernahme von Fällen durch IBAS wird der Regulierungsbehörde folglich Arbeit abgenommen. IBAS versucht, möglichst unabhängig zu entscheiden und gab in der Vergangenheit den Spielern in vielen Fällen recht, manchmal aber auch den Glücksspielunternehmen.

Was wird derzeit bei Ladbrokes untersucht?

Der IBAS hat die Ermittlungen in den drei Fällen aufgenommen und untersucht derzeit das Verfahren von Ladbrokes zur Annahme und Aufnahme von Online Wetten. Letztlich häufen sich die Fälle, bei denen das Unternehmen den Kunden Wetten angeboten hatte, die noch intern geprüft werden mussten. Die Wetten sollten eigentlich noch vom Trading Department des Anbieters abgesegnet werden und hätten nicht angeboten werden dürfen. Die entsprechende Abteilung hat die Wetten in den Streitfällen storniert. Die Wette erschien den Kunden später auf der Kontohistorie jedoch als abgebrochen. Sie wurde nicht abgelehnt, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre. Die Einsätze wurden zurückgezahlt.

Der Buchmacher hat in einem Fall Kulanz gezeigt

Paul Glynn hatte gegenüber dem Guardian seine Probleme geäußert. Bei Pferderennen in Sandown sowie Haydock wollte er zwei Einzelwetten und eine Doppelwette bei Ladbrokes online platzieren. Für die Singlewetten hatte er 150 Pfund auf ein Pferd namens Horseplay gesetzt, was ihm einen potenziellen Gewinn von 1.200 Pfund gebracht hätte. Für jede getätigte Wette erhielt er eine Wettnummer, für die meisten Spieler ein eindeutiges Zeichen, dass die Wette angenommen wurde. Der Gesamtbetrag von 330 Pfund wurde auch vom Konto abgebucht.

Glynn bemerkte die Stornierung erst, als Horseplay bereits gewonnen hatte und er eine neue Wette abschließen wollte. Zwar hatte der Buchmacher den Einsatz zurückgezahlt, dennoch bestand er auf seinen eigentlichen Gewinn. Es kam zum Streit und 2 Monate später, nachdem die „Notice Before Action“ (den letzten Brief, bevor es vor Gericht geht) verschickt wurde, hatte Ladbrokes eingelenkt und den vollen Betrag ausgezahlt.

Situation kein Einzelfall

Dieses Problem ist kein Einzelfall gewesen. IBAS liegen 3 ähnliche Fälle vor, die derzeit in Prüfung sind. Das Problem mit Glynn hatte der Buchmacher eigenständig gelöst, der Vorfall könnte jedoch Auswirkungen auf die Entscheidung von IBAS haben. Letztlich gibt Ladbrokes mit der Kulanz sein Fehlverhalten zu.

Richard Hayler ist Geschäftsführer von IBAS und sagte dem Guardian, dass sie bis zur Veröffentlichung des Falls in den Medien keine Kenntnis hatten, dass Ladbrokes einen Spieler mit einem ähnlichen Problem ausgezahlt habe. Dennoch kommentierte Hayler:

Da IBAS sich dessen bewusst ist, kann dies in Bezug auf die drei Fälle, in denen IBAS involviert ist, berücksichtigt werden.

Ladbrokes selbst wollte zu der Auszahlung Glynns nicht öffentlich Stellung beziehen. Es schickt sich für einen Wettanbieter nicht, Details zu einzelnen Kunden bekannt zu geben. Mittlerweile wurden über die sozialen Netzwerke zwölf solcher identischen Vorfälle bekannt. Experten gehen von mehr als 100 Spielern aus, die betroffen sein könnten.

Die ältesten Fälle, die bei der IBAS eingegangen sind, stammen wohl aus dem Dezember 2017, sodass dem Glücksspielunternehmen die Probleme bekannt sein sollten, dennoch hat man nicht das Wett-System dementsprechend umgesetzt. Das stellt in den Augen vieler Beobachter eine schwache Leistung für so ein großes und bekanntes Unternehmen dar.

Welche Konsequenzen kann das für Ladbrokes haben?

Dadurch, dass die Wetten als abgebrochen gewertet werden, muss die Wette angenommen worden sein. In den Augen vieler Rechtsanwälte könnte man daraus auf einen „rechtlich durchsetzbaren Vertrag“ schließen. Die Nummerierung des Wettscheins beweist abschließend, dass das Geld angenommen wurde.

Wenn eine Wette normal abgelehnt wird und der Kunde das erfährt, gibt es in der Regel kein Problem. Aber da Ladbrokes das Geld der Kunden abbuchte und dann erst die Wette abgebrochen und nicht abgelehnt hat, ist es zumindest rechtlich etwas Anderes.

Wenn man diese Argumentation verfolgt, muss Ladbrokes auch die Gewinne auszahlen, die Spieler gemacht hätten. Es bleibt abzuwarten, wie bei den drei Fällen von IBAS entschieden wird. Wenn man für die Spieler entscheidet, könnte eine große Auszahlungsforderung auch von den anderen Kunden, die ebenfalls so ein Problem hatten, auf das Unternehmen zukommen.

Da die Einsätze der Spieler bei den Wetten teilweise recht hoch waren, könnte hier ein erheblicher Kostenfaktor auf Ladbrokes zukommen. Andere britische Buchmacher wären von der Entscheidung nicht betroffen, sofern sie nicht die gleichen Praktiken nutzen.

Es zeigt sich hier einmal mehr, dass bei regulierten Online Glücksspielangeboten Spieler mehr Chancen haben, gegen unseriöse Praktiken von den Anbietern vorzugehen. Für den UK-Markt gibt es feste Regeln, was Sportwettenanbieter und Online Casinos machen dürfen. Zwar sind juristische Prozesse nicht ausgeschlossen, aber es gibt wenigstens Wege, sich mögliche Gewinne einzuklagen - auch wenn es lange dauert.

Vielleicht sind solche Meldungen der Anstoß für Politiker in Deutschland, einmal eine vernünftige Glücksspielregulierung mit starken Behörden und Ansprechpartnern auf den Weg zu bringen.

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1 Kommentar zu: Ladbrokes muss stornierte Wetten vielleicht doch auszahlen

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Ich denke, dass Ladbrokes hier eine "teure" Lektion erhalten wird, denke, dass sie nicht um eine Auszahlung der "abgebrochenen" Wetten herumkommen. Durch die Auszahlung der Wette bei einem Kunden, liegt in meiner Betrachtung ein...   Mehr anzeigen

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