Oberhaupt von Spielhallen-Clan nach langer Fahndung festgenommen
Im Jahr 2018 machte die sogenannte Hagener Spielhallen-Familie Schlagzeilen. Die Brüder Sami und Alican S. sollen gemeinsam mit ihrem Komplizen Aslan H. in zahlreichen Spielotheken in NRW mehrere Zehnmillionen Euro Steuern hinterzogen haben. Allein 7 Tonnen Kleingeld wurden damals sichergestellt. Der Kopf der Bande, Sami S., ist nach seiner Verurteilung untergetaucht und konnte erst jetzt festgenommen werden.
Die Hagener Spielhallen-Familie sorgte vor einigen Jahren bundesweit für Aufsehen: Mit einem Netz aus Spielotheken und manipulierten Automaten sollen die Brüder Sami und Alican S. mit ihrem Komplizen Aslan H. über ein Jahrzehnt hinweg zig Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben.
Der Fall gipfelte 2019 in einem großen Prozess, bei dem Sami S., das mutmaßliche Oberhaupt der Gruppe, zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt wurde – unter anderem wegen Steuer- und Abgabenhinterziehung in mehr als 650 Fällen. Wir haben damals zum Verhandlungsbeginn über die Versteigerung der Luxusautos der Spielhallen-Familie berichtet.
Nun endete die Flucht spektakulär: Bei seiner Ankunft am Düsseldorfer Flughafen nahm die Polizei ihn unter strengen Sicherheitsmaßnahmen fest. Mit diesem Wendepunkt rückt der Fall erneut ins Rampenlicht: Für uns eine gute Gelegenheit, die Hintergründe eines der größten Steuerbetrugsdelikte im Glücksspielsektor noch einmal (mit neuen Details) zu beleuchten.
Was war passiert? Manipulierte Automaten, Steuerhinterziehung von 48 Millionen Euro und 7 Tonnen Kleingeld
Bei einer großangelegten Razzia im September 2018, an der 170 Polizisten und Steuerfahnder beteiligt waren, wurde ein Netz von Steuerbetrug und Geldwäsche aufgedeckt, das über ein Jahrzehnt unbemerkt blieb. In mehreren Städten Nordrhein-Westfalens, darunter Hilden und Langenfeld, durchsuchten die Ermittler Spielhallen, Wohnungen sowie Geschäftsräume der Familie S. Übrigens gab es auch in Ostfriesland gerade erst eine Großrazzia wegen illegalem Glücksspiel, bei der sogar noch mehr Einsatzkräfte aktiv waren.
Der entscheidende Hinweis kam durch einen Zufallsfund: Während Ermittlungen in einem anderen Fall stießen Beamte in einer Wohnung der Familie auf einen Laptop, der detaillierte Daten zur Manipulation von Spielautomaten enthielt.
- Schnell wurde klar, dass die Drahtzieher mithilfe einer speziellen Software systematisch die technischen Aufzeichnungen von Geldspielgeräten beeinflusst hatten, um geringere Umsätze vorzutäuschen. Damit wurden nicht nur die Spielhallenbetreiber um ihre Einnahmen gebracht, sondern auch ein Steuerschaden in Höhe von insgesamt 48,4 Millionen Euro verursacht. Kürzlich vernichtete die Frankfurter Polizei 45 illegale bzw. teils gehackte Spielautomaten, um ein Zeichen zu setzen.
- Das Schwarzgeld wurde überwiegend in bar beiseitegeschafft – alleine in der Wohnung der Clan-Mutter, die die Familie laut Informationen von Bild als „Kasa“ (Kasse) bezeichnete, fanden Fahnder 4,5 Millionen Euro in Tresoren.
- Monatlich erhielten die Mitglieder der Gruppierung Beträge in Höhe von bis zu 100.000 Euro in bar. On top gab es teure Luxusautos und andere Benefits: So war es in der Presse zu lesen. Weiterhin bestand der Verdacht, dass man viel Geld in teure Immobilien und Yachten in der Türkei investierte.
Laut Anklage betrieben die Brüder Sami und Alican S. von 2008 bis 2018 ein engmaschiges Netzwerk, um ihren kriminellen Machenschaften nachzugehen. Sami S., der als Haupttäter gilt, wurden alleine 743 Straftaten vorgeworfen, darunter Steuerhinterziehung und die gewerbsmäßige Fälschung technischer Aufzeichnungen. Das Ausmaß war selbst für erfahrene Ermittler außergewöhnlich.
Fazit
Der Fall der Hagener Spielhallen-Familie bleibt eines der spektakulärsten Steuerbetrugsdelikte in Deutschland: Manipulierte Spielautomaten in einem weitreichenden Netzwerk, ein Schaden von 48,4 Millionen Euro, sieben Tonnen Münzgeld, Luxusautos, Waffen und eine Flucht, die über mehr als vier Jahre andauerte. Der Kopf der Bande, Sami S., konnte der Haftstrafe zunächst entkommen, doch seine Rückkehr nach Deutschland dürfte nun weitreichende Konsequenzen haben.
Die Umstände seiner Flucht und das Untertauchen in der Türkei werden vermutlich dazu führen, dass S. mit einem höheren Strafmaß rechnen muss als die ursprünglich verhängten fünfeinhalb Jahre. Neben der Missachtung der deutschen Justiz könnten neue Ermittlungen wegen Fluchthilfe, Geldwäsche oder weiterer Verstrickungen erfolgen. Die Behörden haben jetzt noch einmal viel zu tun, bekommen damit aber schließlich die Gelegenheit, die Vorkommnisse umfassend aufzuarbeiten, um sicherzustellen, dass der Haupttäter für alle begangenen Vergehen zur Rechenschaft gezogen wird. Weshalb Sami S. nach Deutschland zurückgekehrt ist, bleibt übrigens im Dunkeln.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/illustrations/ai-generated-arrest-handcuffs-8775948/
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