Ein katholischer Pfarrer aus dem Harz veruntreute 120.000 Euro an Gemeindegeldern und gab sie bei einem Online Lottoanbieter aus, um am Glücksspiel teilnehmen zu können. Jetzt hat sich der Pfarrer selbst angezeigt und seiner Gemeinde gestellt.

Ein katholischer Pfarrer hat sich am Ende der letzten Woche beim Landeskriminalamt von Sachsen-Anhalt selbst angezeigt. Er hatte 120.000 Euro aus der Gemeindekasse genommen. Das Geld war eigentlich als Rücklage für Bauvorhaben gedacht. Heizung und Dach verschiedener Gebäude der Gemeinde sollten saniert werden. Als Grund gab er gegenüber seiner Gemeinde Folgendes an:

Ich bin auf Internetbetrüger hereingefallen. Ich habe mich dazu hinreißen lassen, ihnen mehrfach Geld zu überweisen.

Es handelt sich dabei um den Priester Bernard Gawlytta aus der Pfarrei St. Elisabeth in Ballenstedt im Harz. Das Bistum Magdeburg ist derzeit um die Aufklärung des Sachverhaltes bemüht und hat eine Stellungnahme zu dem Fall veröffentlicht.

Am Sonntag hat sich der Geistliche gestellt

Die Kirche St. Elisabeth in Ballenstedt

Vergangenen Sonntag habe der Pastor sein Fehlverhalten öffentlich gemacht. Der 64-Jährige hat sich in dem Gottesdienst vor rund 40 Menschen in Ballenstedt im Landkreis Harz verantwortet. Den Gemeindemitgliedern hatte er seine Verfehlungen geschildert. Laut Angaben der Verantwortlichen hätte die Gemeinde „sehr still“ reagiert.

Es kam heraus, dass seit Sommer 2018 der Mann widerrechtlich Geld aus der Pfarreikasse entwendet hat. In ersten Medienberichten war nicht bekannt, wofür das Geld genau eingesetzt wurde. Der zuständige Bischof Gerhard Feige stellt in der Stellungnahme klar:

Kein Pfarrer, kein kirchlicher Mitarbeiter darf Gelder, die für die Pfarrei gedacht sind, zweckentfremdet entwenden. Er muss alles zurückzahlen und die staats- und kirchenrechtlichen Konsequenzen tragen.

Konsequenzen sind für den Pfarrer bisher unklar

Man hatte den Pastor sofort vom Vorsitz des Kirchenvorstandes entbunden. Die gesamten finanziellen Vollmachten liegen jetzt beim Kirchenvorstand, dem er nicht mehr angehört. Ein Laie habe die Verwaltung der Gemeindekasse übernommen. Man überlegt gerade, welche weiteren disziplinarischen Schritte folgen könnten. Am Dienstag (20. November) kam die Gemeindeversammlung zusammen, um über den vorliegenden Fall zu beraten. Generalvikar Dr. Bernhard Scholz vom Bistum Magdeburg war zu der Versammlung gekommen und hatte dort verkündet, dass der Bischof das Rücktrittsgesuch des Pfarrers angenommen hat.

50 von 750 Gemeindemitgliedern waren zu der Versammlung gekommen. Bei der Aufarbeitung des Falls versprach Scholz die Unterstützung aus Magdeburg. Man möchte einen Neuanfang in der Gemeinde und dass der seelsorgerische Dienst der Pfarrei weiter angeboten wird.

Der Pfarrer entschuldigte sich bei der Gemeinde

Der Geistliche hatte sich zumindest bei der Gemeinde für die Art und Weise entschuldigt, wie er die Mitglieder hintergangen hatte. Er wird natürlich das Geld zurückzahlen und versuchen, den Schaden wiedergutzumachen. Der Bischof werde über die kirchenrechtlichen Konsequenzen entscheiden. Der Pastor habe aber darum gebeten, dass er von dem Amt als Pfarrer der Gemeinde und als Dechant des Dekanats (Vorsteher eines Kirchenbezirks innerhalb der Diözese) Halberstadt entbunden wird.

Zunächst wollte man nicht in Aktionismus verfallen und den Fall erst einmal prüfen. Daher hat man dem Bischof vor allem die finanziellen Vollmachten entzogen. Da es in der Gemeinde keine Sekretärin gab, konnte der Pfarrer viele Überweisungen unbemerkt alleine tätigen. Das Bistum prüft jetzt, inwiefern andere Gemeinden von solchen Vorfällen betroffen sein könnten. Für die finanziellen Engpässe wird das Bistum einspringen, falls es finanzielle Notlagen in der Gemeinde gibt, zumindest bis der Pfarrer das Geld zurückgezahlt hat.

Geld anscheinend beim Glücksspiel eingesetzt

Eine Sprecherin vom Bistum Magdeburg hatte am Montag (19. November) bekannt gegeben, dass der Pfarrer keineswegs auf einen Betrüger hereingefallen ist, sondern das Geld bei einem Online Glücksspielanbieter verwendet haben soll. Es handelte sich wohl um einen ausländischen Lottoanbieter, der nicht näher genannt wurde. Somit scheint der Pfarrer, der selbst seelsorgerische Dienste in der Vergangenheit angeboten hat, ein Problem mit dem Glücksspiel gehabt zu haben.

Inzwischen wurde bekannt, dass der Bischof den Pfarrer zum 30. November 2018 von seinen restlichen Aufgaben entpflichtet. Als Pfarradministrator wird ab dem 1. Dezember Pfarrer Norbert Sommer aus Halberstadt eingesetzt.

Nicht der erste Priester mit einem Spielproblem

Ich hatte bereits in der Vergangenheit über einen italienischen Priester berichtet, der eine halbe Million an Gemeindegeldern verspielt hat. Damals hatte ich auch andere Fälle aus Las Vegas oder Kanada beschrieben, in denen ähnliche Summen verspielt wurden. Es handelt sich aber um einen der ersten Fälle von Glücksspielproblemen bei Priestern, der hierzulande bekannt wurde.

Zwar hatte ich in der Vergangenheit bereits vorgestellt, dass die Bibel das Glücksspiel oder Spielen um Geld nicht explizit verbietet. Dennoch wird immer die Habsucht bei dem Thema angeprangert, die man bei Spielern feststellen kann, die unbedingt gewinnen wollen. Es ist schon komisch, dass ein Priester aus Deutschland sich keine Gedanken um die Konsequenzen macht, falls herauskommt, dass er regelmäßig ein Online Glücksspielportal besucht. Ferner hat er in diesem Fall sogar Gemeindegelder entwendet und scheinbar online verspielt. Zur Krönung gibt er selbst an, dass er auf einen Internetbetrug hereingefallen wäre.

Sicherlich ist es schon einmal gut, dass er seine Gemeinde über die Vorgänge informiert hat. Dennoch bleibt die Frage, warum er nicht die ganze Wahrheit gesagt hat und man jetzt über einen Sprecher des Bistums weitere Details erfahren muss. Sicherlich hätte man das besser lösen können.

Bildquelle: 224533030 - Un prêtre catholique en soutane tient la bible dans ses mains, pour prier Dieu. © pict rider; Migebert [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons

Du hast Fehler in unseren Daten entdeckt?

Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos .

Wie gefällt dir der Artikel?

6 Kommentare zu: Pfarrer nahm 120.000 Euro aus der Gemeindekasse und verzockte das Geld

Kommentar verfassen
Typische Religionsgemeinschaft eben.
Wasser predigen aber Wein trinken, der Rubel muss stets weiter rollen.
Glaube kaum dass er den Schaden ausgleichen wird.
Avatar von Anonym
Amen
Avatar von Anonym
Wie geht das überhaupt ? Wie kann aus der Gemeindekasse so viel Geld verschwinden, ohne das es jemand anderes mitbekommt ?
Aber ein Pfarrer, ein treuer, gläubiger und lieber Mensch der sich stehts sonst an die Gesetze hält (der...   Mehr anzeigen
So wie ich es verstanden habe, handelt es sich um eine sehr kleine Gemeinde mit gerade einmal 750 Mitgliedern. Der Pfarrer soll für die Geldangelegenheiten (Überweisungen/Zahlungen/Kasse) alleine verantwortlich gewesen sein. Wie...   Mehr anzeigen
Ich war selbst ehrenamtlich in einer (viel größeren) Kirchengemeinde tätig und ich sage das funktioniert. Klingt erstmal viel Geld - aber wenn es um Rücklagen geht ist es sogar wenig. Laut Kirchengesetz der Kirchengemeinde für die...   Mehr anzeigen

Unsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!

Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.

  • Hochladen von eigenen Gewinnbildern
  • Bewerten von Online Casinos
  • Benutzung der Kommentarfunktion
  • Beiträge im Forum schreiben
  • Und vieles mehr