Doch Glücksspielwerbung bei Riot Games-Teams ab 2025
E-Sports-Teams finanzieren sich zu einem erheblichen Teil durch Sponsorings. Glücksspielanbieter gehen entsprechende Deals aufgrund der für ihre Zwecke ziemlich lukrativen Gegebenheiten nur allzu gerne ein. Allerdings sehen Spieleentwickler bzw. Event-Veranstalter solche Partnerschaften häufig kritisch. Nach langer Abwehr hat nun der League of Legends- und Valorant-Schöpfer Riot Games Glücksspielwerbung erlaubt. Wie kam es zu dem Umdenken und warum ist Gaming als Werbemedium eigentlich so attraktiv für die Glücksspielbranche?
Wer in der Welt des E-Sports vorne mitspielen will, braucht nicht nur flinke Finger und ein scharfes Auge, sondern vor allem auch eines: eine prall gefüllte Kriegskasse. Denn Teams auf Top-Niveau zu unterhalten, ist alles andere als ein günstiges Vergnügen. Von mittlerweile stattlichen Spielergehältern über Hightech-Ausrüstung bis hin zu schicken Gaming-Häusern – es wird geklotzt, nicht gekleckert. Das alles finanziert sich nicht von allein – und wie im traditionellen Sport ist Sponsoring der Schlüssel, um das nötige Kleingeld heranzuschaffen.
- Besonders die riesige Reichweite der großen E-Sports-Turniere macht solche Partnerschaften für Unternehmen extrem attraktiv. Unter den Sponsoren finden sich Marken aller Art – von Computer-Hardware-Herstellern über Energy-Drinks bis hin zu Modemarken wie (ja tatsächlich) Louis Vuitton.
- Dabei gibt es auch Unternehmen, die in der Branche nicht ganz so willkommen sind: Glücksspielanbieter. Zwar ist der Markt sehr attraktiv für sie, womit sie durchaus bereit wären, großzügig zu investieren. Doch viele Veranstalter fürchten um ihren Ruf. Schließlich hat E-Sports ein riesiges Publikum, zu dem vor allem jüngere Fans gehören. Im vergangenen September haben wir darüber berichtet, dass keine (Glücksspiel-)Werbung beim E-Sport-Turnier „The International“ 2024 zugelassen wurde.
Zu diesen vorsichtigen Organisationen zählte auch Riot Games – der Gigant hinter den weltweit beliebten Spielen League of Legends (LoL) und Valorant, die in Turnieren wie der League of Legends World Championship oder der Valorant Champions Tour (VCT) gefeiert werden. Hier gab man jedoch kürzlich einen Richtungswechsel bekannt. Nach monatelangen Gerüchten bestätigte Whalen Rozelle, Chief Operating Officer von Riot Games Esports, in einem Post bei X (ehemals Twitter), dass Teams in LoL und Valorant ab 2025 Glücksspiel-Sponsoring nutzen dürfen.
Die Entscheidung, Glücksspielunternehmen die Türen zu öffnen, so Rozelle, sei alles andere als leicht gefallen. Strenge Auflagen sollen sicherstellen, dass die Partnerschaften im Rahmen bleiben und keinen Imageschaden verursachen. Riot behält sich zudem vor, die Regeln bei Bedarf wieder anzupassen.
Was ist Riot Games?
Riot Games wurde 2006 von zwei College-Freunden gegründet und ist heute ein Gigant in der Gaming- und E-Sports-Welt. Ihr erstes Spiel, League of Legends, wurde 2009 veröffentlicht und hat sich zum meistgezockten Multiplayer-Online-Battle-Arena-Titel (MOBA) überhaupt entwickelt. Bei Turnieren wie der Weltmeisterschaft kämpfen zwei Teams mit je fünf Spielern strategisch darum, die gegnerische Basis zu zerstören. Mit Valorant, einem taktischen Shooter, hat Riot 2020 einen weiteren Hit gelandet. Hier stehen Bombenentschärfungen und präzise Action im Fokus. Die Valorant Champions Tour entwickelte sich schnell zu einem Publikumsmagneten. Riot ist nicht nur Spieleentwickler, sondern prägt mit weltweit gefeierten Events die E-Sports-Kultur wie kaum ein anderer.
Glücksspielwerbung, ja – aber mit strengen Auflagen und der Option zur Änderung
Als Whalen Rozelle kürzlich auf X zu den heiß diskutierten Gerüchten rund um Glücksspielpartnerschaften bei Riot Games Stellung nahm, war die Botschaft klar: „Ja, wir öffnen die Tür – aber nur einen Spalt.“
Sein Post vermittelte dabei, dass es sich um eine überlegte und vorsichtige Entscheidung handelt, die sowohl Chancen als auch Risiken in den Blick nimmt.
Die wichtigsten Auflagen im Überblick:
- Kein Glücksspiel auf Riot-Kanälen: Gambling bleibt ein Tabu auf den offiziellen Riot-Kanälen. Das bedeutet: keine Wettanbieter oder Casinos auf Trikots, in Social-Media-Beiträgen und bei Übertragungen.
- Strenge Partnerprüfung: Riot wird potenzielle Wettpartner genau prüfen. Nur Unternehmen, die hohe Standards in Sachen Transparenz, Integrität und Fan-Engagement erfüllen, erhalten grünes Licht. Zudem müssen sie sämtliche lokalen Regulierungen einhalten und nachweislich lizenziert sein.
Riot betont, dass dieser Schritt eine Art Testlauf ist – mit der Option, bei Bedarf zurückzurudern. Sollte sich zeigen, dass das Glücksspiel-Sponsoring negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsintegrität oder die Qualität der Fanerlebnisse hat, behält sich Riot Änderungen vor. Gleichzeitig könnte das Konzept bei Erfolg weiter ausgebaut werden.
„Wir werden viel lernen“, so Rozelle, „und darauf reagieren.“
Warum Glücksspielunternehmen bei E-Sports-Veranstaltern oft auf Granit beißen
Glücksspielanbieter lieben die Millionenreichweite und die leidenschaftliche Fan-Community bei E-Sports-Events. Spieleentwickler und Turnierveranstalter halten jedoch oft Abstand.
Aber weshalb eigentlich? Tatsächlich gibt es gleich mehrere Gründe, warum Glücksspielwerbung in der Branche ein rotes Tuch ist.
- Angst um den Ruf: Für viele Veranstalter steht das Image ihrer Marke an erster Stelle. Glücksspiel ist nach wie vor ein kontroverses Thema, das nicht unbedingt zu den positiven Vibes passt, die E-Sports-Events vermitteln wollen.
- Rechtliche Fallstricke: Die Glücksspielgesetze in vielen großen E-Sports-Märkten sind sehr streng – wenn nicht sogar rigoros. In China etwa, wo E-Sports eine massive Fangemeinde hat, ist Glücksspiel generell verboten. Und in den USA variiert die Gesetzeslage von Bundesstaat zu Bundesstaat. Für Veranstalter bedeutet das: Wer hier eine Partnerschaft mit einem Wettanbieter oder einem Casino eingeht, bewegt sich schnell auf dünnem Eis.
- Junge Zielgruppen: Ein wesentlicher Teil des E-Sports-Publikums ist unter 18 – genau die Altersgruppe, die rechtlich keinen Zugang zu Glücksspielangeboten haben darf. In dieser Hinsicht sorgen auch glücksspielähnliche Video-Games immer wieder für Kontroversen – zum Beispiel das Rogue-Like Peglin mit japanischen Glücksspielautomaten. Wir haben uns im September 2024 gefragt, ob der Karten-Hit Balatro Glücksspiel ist.
- Ethische Bedenken: Auch die Moral spielt eine Rolle. Gambling ist nicht unumstritten und kann zu schweren Problemen führen. Veranstalter wollen sich ungern mitschuldig fühlen, wenn ein Fan seine ersten Schritte ins Glücksspieluniversum unternimmt, nur weil er ein Logo auf dem Trikot seines Lieblingsteams gesehen hat.
- Die Sorge um Integrität: Glücksspielwerbung könnte außerdem Zweifel an der Integrität der Wettbewerbe schüren. Man stelle sich vor, ein Wettanbieter sponsert ein Team und plötzlich gibt es eine fragwürdige Entscheidung oder ein seltsames Match-Resultat. Die Spekulationen würden nicht lange auf sich warten lassen. In diesem Zusammenhang auch interessant: Wegen erheblichen Manipulationsgefahren werden die Rufe nach schärferen Gesetzen für Amateurfußball-Wetten lauter.
Und weshalb sind E-Sports so interessant für Glücksspielunternehmen?
E-Sports und Glücksspiel – auf den ersten Blick wirken diese Welten vielleicht grundverschieden. Doch für Online Casinos und Wettanbieter sind sie eine fast unwiderstehliche Kombination.
Reichweite, die sich auszahlt
Laut Statista soll der Umsatz im Markt für E-Sports-Wetten 2025 weltweit etwa 2,5 Milliarden Euro betragen – und das ist nur der Anfang. Bis 2029 wird ein Volumen von 3,1 Milliarden Euro erwartet, was einem jährlichen Wachstum von 5,42 Prozent entspricht. Besonders heiß geht es in den USA zu, wo für 2025 allein ein Umsatz von 781,4 Millionen Euro prognostiziert wird. Die Botschaft ist klar: E-Sports ist ein wachsendes Geschäft – und Glücksspielunternehmen wollen ein Stück vom Kuchen. Die Steuereinnahmen aus Sportwetten sind in Deutschland übrigens gefallen – ein besonders drastischer und durchaus fragwürdiger Rückgang um satte 38 Prozent wurde aber bei virtuellen Slots verzeichnet.
Die Zielgruppe passt perfekt
E-Sports zieht ein gaming-affines Publikum an – und genau diese Zielgruppe zeigt oft auch eine gewisse Neigung zu digitalem Gambling. Sei es durch In-Game-Microtransactions mit Glücksspielcharakter oder der Liebe zu kompetitivem Nervenkitzel – die Parallelen sind da. Das macht es für entsprechende Unternehmen leicht, ihre Botschaften effektiv bei den Zielgruppen zu platzieren. Wir haben schon vor einiger Zeit darüber berichtet, dass Glücksspiele in Computer-Games zunehmen.
Wetten und Wettkampf – eine bewährte Kombination
E-Sports hat sich längst zu einer Disziplin entwickelt, die klassischen Sportarten wie Fußball Konkurrenz macht. Es gibt Ligen, Teams, Stars und eine Community, die alles mitfiebert. Genau wie bei klassischen Weltsportarten, wo Glücksspielanbieter als Sponsoren und Partner längst etabliert sind (wir berichteten kürzlich etwa über den Einstieg von bwin als Sponsor bei der NFL), sehen sie auch im E-Sports eine Goldgrube.
Quelle des Bildes: Screenshot von https://x.com/RiotMagus/status/1868476361884774487?mx=2
Zentrale Textquellen: https://x.com/RiotMagus/status/1868476361884774487?mx=2, https://de.statista.com/outlook/amo/esports/esports-wetten/weltweit
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1 Kommentar zu: Doch Glücksspielwerbung bei Riot Games-Teams ab 2025
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31.01.2025 um 07:50 UhrAllesamt sind sie doch heiß auf die extra Kohle, aber durch das Geheuchel kann man natürlich versuchen als Saubermann dazustehen. Riot... selber hat doch selbst den breitesten Kundenkreis welchem man fröhlich das Taschengeld aus der Tasche in Form von Skins etc. zieht.
Für gewisse Teams dürfte das nun aber auch mehr als gut ankommen, da am Ende des Tages eh immer die selben hochgezüchteten Teams die Meisterschaften und die dazugehörigen Millionen einstreichen und alle anderen weg geschreddert werden.
Im Streaming Bereich ist das ganze ja genauso verpöhnt, aber ironischerweise von den Leuten die anscheinend vergessen haben wodurch sie überhaupt bekannt wurden. Stichwort Monte Mehr anzeigen
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