Spielsucht: Müssen Senioren mehr geschützt werden?
Laut Studiendaten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind in Deutschland ca. 430.000 Menschen von einem problematischen Glücksspielverhalten oder einer Glücksspielsucht betroffen. Bislang gehörten junge männliche Erwachsene bis 25 Jahre zu der größten Risikogruppe. Der Forscher Dr. Tobias Hayer hat ein Buch mit dem Titel „Glücksspielprobleme im Alter“ mit neuen spannenden Erkenntnissen veröffentlicht.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, hat die Ergebnisse des Buches als Grundlage genommen, um nun Senioren besser vor den Gefahren des Glücksspiels schützen zu können. Erst im Februar dieses Jahres berichteten wir darüber, dass sich Blienert zu einem möglichen Glücksspielwerbeverbot zu Wort gemeldet hat. Doch sind ältere Menschen in Deutschland tatsächlich für ein problematisches Spielverhalten oder gar für Glücksspielsucht gefährdet?
Führt Einsamkeit und Langeweile bei Senioren zur Glücksspielsucht?
Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, warnt davor, dass durch „Einsamkeit, viel freie Zeit und keine sinnstiftende Aufgabe oder gar Langeweile eine Sucht entstehen kann“. Tatsächlich ist es so, dass die Forscher Dr. Tobias Hayer und Dr. Jens Kalke in ihrem neuen Buch „Glücksspielprobleme im Alter“ zu dem Ergebnis kommen, dass weniger soziale Teilhabe und der Umgang mit Verlustereignissen ursächlich für eine Neigung zum Glücksspiel im Alter sein können. Fakt ist jedoch auch, dass ein Großteil der über 60-jährigen Spieler schon in jüngeren Jahren regelmäßig gespielt hat.
Tipp: Der knapp 200-seitige Abschlussbericht zum Thema „Glücksspielsucht im Alter“ von Dr. Tobias Hayer und Dr. Jens Kalke kann hier online beim Bundesgesundheitsministerium abgerufen werden.
Junge Menschen setzen auf Sportwetten, ältere Menschen aufs Automatenspiel?
Blienert weist darauf hin, dass die Bevölkerung passgenauer vor den jeweils relevanten Gefahren des Glücksspiels geschützt werden muss. Demnach ist es so, dass junge Menschen deutlich häufiger Probleme mit Sportwetten haben, während ältere Menschen sich tendenziell eher dem Automatenspiel widmen. Bereits vor mehreren Jahren hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung dem Thema „Senioren und Glücksspiele“ eine komplette Seite gewidmet. Damals hieß es vom FAZ-Autoren provokant:
„Wer Spielhallen und Casinos betritt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch graue Haare sehen“.
Im vergangenen Dezember ging es in einem auf GambleJoe veröffentlichten Artikel um die mittlerweile strittige Aussage, dass sogar 1,3 Millionen Deutsche eine „Glücksspielstörung“ haben sollen. Trotz der neuen Erkenntnisse ist es nach wie vor wissenschaftlich bestätigt, dass der typische „Spielsüchtige“ jung und männlich ist sowie einen Migrationshintergrund aufweist.
Forderung nach mehr Hilfsangeboten für ältere Menschen
Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung fordert jetzt gezielt Präventions- und Hilfsangebote für ältere Menschen. Schließlich wächst der Anteil der alten Menschen hierzulande immer weiter. Wer beispielsweise im Jahr 2022 in Deutschland geboren wurde, hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 80,55 Jahren. Im März 2022 haben wir der Frage, welche Spieler besonders suchtanfällig sind, ebenfalls einen Artikel gewidmet.
Darüber hinaus macht sich Blienert auf kommunaler Ebene für alters- und kulturspezifische Angebote stark, damit ältere Menschen seltener einsam sind und noch sinnstiftende Betätigungen im Leben haben. Auch sollen Informationsmaterialien zum Thema Glücksspielsucht in Pflege- und Altersheimen verteilt werden. Im höheren Alter können insbesondere auch sogenannte „kritische Lebensereignisse“ wie der Tod oder schwere Erkrankungen des Partners oder der Partnerin dafür sorgen, dass das Risiko unter anderem für Verhaltenssüchte wie Glücksspielsucht steigt.
Tipp: In einem Ratgeber, den wir bereits im Sommer 2021 veröffentlicht haben, beantworten wir die Frage, wie sich Spielsucht erkennen und effektiv bekämpfen lässt.
Ältere Menschen sind nicht immer nur „Opfer“
Dass Rentner und ältere Menschen nicht in jedem Fall schutzbedürftig sind, zeigen zwei Fälle, über die wir bei GambleJoe in der Vergangenheit berichteten. In einem Fall ging es um eine manipulierte Roulettekugel in einem Casino, wofür drei Rentner zwischen 60 und 70 Jahren verurteilt worden sind.
In einem anderen Fall soll eine 83-Jährige fünf illegale Spielhallen mitbetrieben haben.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/rentner-alten-paar-bank-park-7390179/
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2 Kommentare zu: Spielsucht: Müssen Senioren mehr geschützt werden?
Kommentar verfassenFrankey
Christian_1994
06.06.2024 um 10:21 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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