In den meisten europäischen Ländern gelten strenge Glücksspielgesetze. In einzelnen Staaten wie zum Beispiel in Österreich gibt es sogar bis heute ein staatliches Monopol für das Online-Glücksspiel. Privatwirtschaftliche Unternehmen haben hier keine Chance, eine Lizenz zu beantragen und legal am Markt zu agieren. Aber wie zeitgemäß und vor allem sinnvoll ist ein solches Online-Glücksspielmonopol in der Praxis?

Die Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG) hat sich vor wenigen Wochen dafür ausgesprochen, das Online-Glücksspielmonopol in Österreich in seiner jetzigen Form abzuschaffen. Aktuell ist die Casinos Austria AG de facto der Monopolist für Online-Glücksspiele in Österreich. Die in Wien ansässige Aktiengesellschaft betreibt unter anderem zwölf Spielbanken und erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Umsatz in Höhe von ca. 1,13 Milliarden Euro. Allerdings gehört die Casinos Austria AG mehrheitlich einem tschechischen Glücksspielkonzern.

Wie sinnvoll ist ein Monopol beim Online-Glücksspiel?

Mittlerweile sind Online-Glücksspiele in fast allen europäischen Ländern im Geiste der Liberalisierung organisiert. Das bedeutet, dass privatwirtschaftliche Unternehmen fast immer Lizenzen bei den zuständigen Behörden beantragen können, um Online Casinos oder andere Glücksspiele legal anbieten zu dürfen. Etwas anders sieht die Situation in Österreich aus. Hier hält die Casinos Austria AG bis heute ein Monopol für Online-Glücksspiele. Aktiv ist die Aktiengesellschaft am Markt aktuell nur mit dem Anbieter Win2day.

Die Casinos Austria AG, dessen Wurzeln sich bis in das Jahr 1934 zurückverfolgen lassen, betreibt in Österreich zwölf Spielbanken und beschäftigt insgesamt über 3.000 Mitarbeitende. Zuletzt erwirtschaftete die in Wien ansässige Aktiengesellschaft im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von 1,134 Milliarden Euro. Mit knapp 60 % der Unternehmensanteile ist die Allwayn Austria Holding, die von der tschechischen Sazka-Gruppe kontrolliert wird, die Mehrheitseigentümerin der Aktiengesellschaft.

Dieses Monopol wurde zuletzt immer kritischer betrachtet. So nennt beispielsweise der deutsche Wirtschaftsjournalist Hans-Jürgen Jakobs das Glücksspiel-Monopol in Österreich ein „Relikt aus untergegangener Zeit“. Zudem ist Jakobs der Meinung, dass Monopole im 21. Jahrhundert den Wettbewerb zerstören und für weniger Innovationen sorgen. Insgesamt gibt es am österreichischen Online-Glücksspielmarkt natürlich deutlich mehr Wettbewerber als den staatlichen Anbieter Win2day. Diese verfügen jedoch allesamt nicht über eine offizielle Zulassung und sind damit faktisch illegal. Und dass, obwohl sie in Österreich sogar steuerpflichtig sind.

Im § 3 des österreichischen Glücksspielgesetzes heißt es zum Thema lapidar:

„Das Recht zur Durchführung von Glücksspielen ist in Österreich dem Bund vorbehalten“.

Ist Österreich bald der letzte Monopolist in Europa?

Der Österreich-Geschäftsführer der Entain plc, Florian Sauer, kritisiert, dass Österreich mit seinem Monopol im Bereich des Online-Glücksspiels schon bald allein dastehen könnte. Nur wenige andere Länder wie zum Beispiel Finnland regulieren das Glücksspiel bis heute noch ähnlich stark und lassen kaum privatwirtschaftliche Unternehmen als Anbieter zu. Erst im Juni vergangenen Jahres berichteten wir darüber, dass das unregulierte Glücksspiel auch in Finnland ein Problem ist. Allerdings plant Finnland mittlerweile, ab 2026 seinen Glücksspielmarkt zu öffnen und ein Lizenzsystem einzuführen.  

Die Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG) fordert nun einen fairen Wettbewerb statt eines Monopols in Österreich. Mit einem Ende des Glücksspiel-Monopols könnte der Markt sicherer und transparenter gemacht werden. Konkret äußert sich der OVWG-Präsident Claus Retschizegger zum Thema wie folgt:

„Die Casinos Austria versuchen krampfhaft, an einem Monopol festzuhalten, während die OVWG zeigt, wie Österreichs Glücksspielmarkt sicher und transparenter gestaltet werden kann.“

Ein liberalisierter Glücksspielmarkt fördere demnach ein Miteinander und schafft einen Mehrwert für alle Beteiligen – Spieler, Glücksspielanbieter und den Staat. Zu den Mitgliedern der OVWG gehören unter anderem bet-at-home, Bet365, Entain, Betway und Cashpoint.

Gibt es auch in Deutschland ein Monopol für Glücksspiele?

Nein, grundsätzlich gibt es in Deutschland kein staatliches Glücksspiel-Monopol. Schließlich können hierzulande auch privatwirtschaftliche Unternehmen bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eine Lizenz für virtuelle Automatenspiele oder Sportwetten beantragen. Die offizielle Whitelist gibt einen guten Einblick über die privaten und staatlichen Unternehmen, die hierzulande eine Glücksspielkonzession besitzen.

Es gibt in Deutschland allerdings ein Lotterie-Monopol. Das bedeutet, dass hierzulande nur der Staat bzw. die einzelnen Bundesländer Lotto als Glücksspiel anbieten dürfen. Darüber hinaus gibt es für die Bundesländer seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) die Möglichkeit, eine Art kleines Monopol für Online-Casinospiele wie Roulette oder Blackjack durchzusetzen.

Trotz dieser theoretischen Möglichkeit haben sich in der Praxis die meisten Bundesländer bislang für eine Öffnung dieses Teilmarktes entschieden. Eine Ausnahme stellt unter anderem Thüringen da. Bereits im März 2022 berichteten wir darüber, dass Thüringen ein Monopol für Online-Casinospiele erhält.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/geld-währung-monopol-abspielen-4005690/

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1 Kommentar zu: Monopol im Online-Glücksspiel - ein Fehler?

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Es gibt in Deutschland zwar nach offizieller Lesart kein staatliches Glücksspiel-Monopol, jedoch ist die gesamte Ausgestaltung des GlüStV 2021 als de facto Herstellung eines staatlichen Monopols zu betrachten. Da sich aus den...   Mehr anzeigen

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