Die Schweden haben bereits vor einiger Zeit ihr Glücksspielgesetz verschärft. Die Motivation bestand darin, den Spielerschutz zu erhöhen und die Kanalisierung der Spieler auf dem legalen Glücksspielmarkt zu erhöhen. Nun zeigt sich, dass diese Ziele wohl nicht erreicht werden konnten. Ist die abnehmende Kanalisierung am schwedischen Glücksspielmarkt auch ein Warnsignal für Deutschland?

Die schwedische Regierung hat im vergangenen Jahr auf die andauernde Coronakrise mit einem strengeren Regelwerk für die Online-Glücksspielanbieter reagiert. Man habe befürchtet, dass die „Offline-Spieler“ ihren Weg ins Internet finden und hier um (zu viel) Geld spielen. Prompt hat die schwedische Politik reagiert und strenge Einsatz-, Zeit- und Bonuslimits eingeführt. Doch nun zeigt sich, dass die strengen neuen Regeln wohl so manch einen Spieler abschrecken.

Schwedische Spieler verärgert über strenge Regeln

Seit der temporären Verschärfung des schwedischen Glücksspielgesetzes können Spielerinnen und Spieler nur noch höchstens 5.000 SEK pro Woche (ca. 490 Euro) bei lizenzierten Anbietern einzahlen. Darüber hinaus dürfen die Anbieter nur noch einmalig einen Bonus im Wert von höchstens 100 SEK, also nur knapp 10 Euro, bereitstellen. Auf viel Gegenliebe scheint das neue Regelwerk bei der schwedischen Spielergemeinde allerdings nicht zu stoßen. Jedenfalls kann festgestellt werden, dass die Kanalisierung der Spieler auf dem legalen Markt seit Einführung der neuen Beschränkungen immer weiter abnimmt.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass immer mehr Spielerinnen und Spieler den lizenzierten Anbietern den Rücken kehren. Stattdessen wird in konzessionslosen Online Casinos gespielt, bei denen keine oder zumindest deutlich spielerfreundlichere Regeln gelten.

Parlamentarier kritisiert Sozialversicherungsminister

Der schwedische Parlamentarier John Weinerhall hat nun in einem Brief an den zuständigen Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi genau diesen Umstand kritisiert. Aktuell stelle man nämlich fest, dass die Kanalisierung der Spieler auf dem legalen Glücksspielmarkt seit der Einführung der neuesten Restriktionen immer weiter abnimmt. Es sei deshalb nun erforderlich, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um eine Abwanderung der Spieler in die Illegalität zu verhindern.

Weinerhall weist in seinem Schreiben darauf hin, dass die konzessionslosen Anbieter den schwedischen Spielerinnen und Spielern weiterhin ihr Glücksspielangebot bereitstellen. Hier kann nämlich überhaupt keine Regulierung stattfinden. Zuletzt habe man die Kanalisierung im vergangenen Frühjahr auf rund 75 % geschätzt. Doch bereits seitdem im Januar 2019 das neue Glücksspielgesetz in Schweden in Kraft getreten ist, ist kontinuierlich eine rückläufige Kanalisierung zu beobachten gewesen.

Das Königreich Schweden ist eine parlamentarische Monarchie und zählt aktuell etwas mehr als zehn Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Stockholm und das Staatsoberhaupt ist König Carl XVI. Gustaf. Die gültige Währung ist die Schwedische Krone (SEK).

Wie geht es in Schweden jetzt weiter?

Die schwedische Regierung hat sich darauf verständigt, dass die Verschärfung des schwedischen Glücksspielgesetzes vorerst nur bis Ende Juni dieses Jahres gelten soll. Fraglich ist, ob im Anschluss wieder die alten Regeln gelten werden oder ob man die strengen Regeln dauerhaft so umsetzen will. Der Parlamentarier Weinerhall jedenfalls befürchtet, dass durch die aktuellen Restriktionen mittel- bzw. langfristig das gesamte Lizenzsystem gefährdet sein könnte. Bislang gibt es zum Thema Kanalisierung bzw. Abwanderung von Spielern auf dem unregulierten Glücksspielmarkt noch keine Studien.

Ist die Situation in Schweden ein Warnsignal für Deutschland?

Die Schweden stellen gerade fest, dass durch strenge Restriktionen die Kanalisierung auf dem legalen Markt gefährdet wird. Wenn das Regelwerk von der Mehrheit der Spielerinnen und Spieler nämlich nicht mitgetragen wird, dann wandern diese früher oder später auf den unregulierten „Schwarzmarkt“ ab. Hier können die Glücksspielfans von staatlicher Seite überhaupt nicht geschützt werden, da es in der Regel keine Einsatz- oder Verlustlimits gibt. Von daher sollte der Gesetzgeber daran interessiert sein, dass möglichst viele Glücksspielfreunde die Spielerschutzmaßnahmen akzeptieren.

In Schweden scheinen die Spieler mit dem wöchentlichen Einzahllimit in Höhe von umgerechnet 490 Euro nicht zufrieden zu sein. Auch das Bonuslimit von knapp 10 Euro stellt die meisten virtuellen Spielgäste wohl nicht zufrieden. Deshalb wandern immer mehr Spieler nun auf den illegalen Markt ab. Die Folge: Die Kanalisierung sinkt kontinuierlich.

Für Deutschland dürfte die Entwicklung in Schweden ein Warnsignal sein. Hierzulande steht die Einführung des neuen Glücksspielvertrages (GlüStV) nämlich kurz bevor. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir in einem Artikel von den wichtigsten Stationen hin zum GlüStV 2021. Es ist zu befürchten, dass durch die Einführung des GlüStV im Sommer 2021 die Kanalisierung der Spieler auf dem legalen Markt auch hierzulande mittelfristig sinken könnte. In diesem Fall würde der GlüStV genau das Gegenteil von dem erreichen, was eigentlich geplant war.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland aktuell noch den zusätzlichen Streitpunkt der „Online-Glücksspielsteuer“. Vonseiten der Politik wurde nämlich eine Spielsteuer in Höhe von 8 % des Einsatzes vorgeschlagen – deutlich mehr als in allen anderen EU-Staaten. Eine derart unverhältnismäßig hohe Glücksspielsteuer könnte den Trend in Richtung des illegalen Glücksspielmarktes zusätzlich befeuern. Bereits vor einigen Wochen berichteten wir über die zunehmende Kritik an der „Online-Glücksspielsteuer“.

Fazit

Seitdem in Schweden das nationale Glücksspielgesetz verschärft wurde, sinkt die Kanalisierung scheinbar deutlich. Das bedeutet, dass viele Spielerinnen und Spieler die jüngsten Restriktionen schlichtweg nicht akzeptieren wollen und stattdessen auf unregulierte Glücksspielanbieter ausweichen. Bei diesen Anbietern gelten keine strengen Einsatz- oder Verlustlimits, sodass der Spielspaß für viele Glücksspielfreunde größer ist.

Die Aufgabe der schwedischen Regierung wird nun darin bestehen, die Abwanderung der Spieler hin zum illegalen Markt zu stoppen. Doch das dürfte angesichts des unattraktiven regulierten Marktes gar nicht so einfach sein. Die deutsche Regierung sollte aus der Entwicklung in Schweden lernen und versuchen, nicht dieselben Fehler zu begehen. Denn wenn das Spielen aufgrund strenger Einsatz- bzw. Einzahllimits und wegen niedrigerer Auszahlungsquoten nicht mehr unterhaltsam genug ist, werden auch hierzulande immer mehr Spieler zu konzessionslosen Anbietern abwandern.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/schweden-sundborn-landschaft-853150/

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