Balatro ist eine der Videospiele-Sensationen 2024. Nach dem Launch im Februar dauerte es gerade einmal vier Wochen, bis das Game die Marke von einer Million Verkäufen geknackt hat. Von Spielern und vielen Experten der Branche gefeiert, gab es jedoch in den letzten Monaten auch gewisse Kontroversen. Vor allem die zentrale Nutzung von Pokerelementen wirft die Frage auf: Muss Balatro eventuell als Glücksspiel eingestuft werden?

Glücksspielmechaniken in Videospielen sind bereits seit einiger Zeit ein heiß diskutiertes Thema, das immer wieder zu juristischen und ethischen Debatten führt. Besonders in den letzten Jahren haben Titel wie „FIFA“ mit ihren Lootboxen oder „Counter-Strike: Global Offensive“ durch ihre Skins-Märkte den Begriff „Glücksspiel“ in den Gaming-Bereich gebracht und weltweit für Aufsehen gesorgt. Wir berichteten beispielsweise über eine verrückte Aktion, bei der MontanaBlack 40.000 Euro für CS:GO-Kisten ausgab oder erste Vorschläge zur Regulierung von Lootboxen und ähnlichen Elementen.

In diese aufgeheizte Stimmung reiht sich nun auch Balatro ein, ein Roguelike-Kartenspiel, das in die Welt des Pokers eintaucht. Die zentrale Spielmechanik, bei der Pokerhände gebildet werden, um im Game voranzukommen, führte bereits kurz nach der Veröffentlichung im Frühjahr 2024 zu massiven Bedenken von Regulierungsbehörden. Diese sahen offenbar in der Verbindung von Pokerbestandteilen und roguelike-typischen Wiederholungen ein potenzielles Glücksspielrisiko, was letztlich dazu führte, dass Balatro temporär aus verschiedenen digitalen Stores entfernt wurde.

Der Solo-Entwickler LocalThunk verteidigte sein Spiel vehement. Er argumentierte unter anderem, dass die Entscheidungen in Balatro nicht auf Glück, sondern auf strategischem Denken bzw. geschicktem Deckbau basieren und untermauerte diese Position kürzlich sogar durch eine ungewöhnliche Maßnahme:

In seinem Testament legte er fest, dass seine Kreation niemals zu einem Glücksspielprodukt verkommen dürfe. LocalThunk hat sich in der Vergangenheit mehrfach als strikter Glücksspielgegner positioniert. Diese Entwicklung wirft nicht nur Fragen nach der rechtlichen Einstufung von Spielen wie Balatro auf, sondern auch nach den Grenzen zwischen Geschicklichkeitsspiel und Glücksspiel in der digitalen Welt.

Kurzzeitiger Rauswurf aus diversen Game-Stores

Der kurzzeitige Rauswurf von Balatro aus mehreren digitalen Stores war ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur für den Entwickler, sondern auch für die Gaming-Community unerwartet kam. Nachdem der Titel zunächst als unproblematisch eingestuft wurde, erlebte das Spiel im Frühjahr 2024 einen unvorhergesehenen Umschwung, als es verschiedene Plattformen aus ihrem Angebot nahmen.

Die Ursache lag in einer erneuten und vorher offenbar nicht angekündigten Bewertung durch die europäische Alterseinstufungsstelle für Videospiele PEGI (Pan European Game Information), die den Titel plötzlich mit einer Freigabe ab 18 Jahren belegte. Diese drastische Hochstufung führte zu einer sofortigen Reaktion von Konsolenherstellern und anderen Beteiligten: Nintendo entfernte Balatro komplett aus seinem Store, bei der USK verschwand das Game ebenfalls und Steam setzte die Freigabe kurzerhand aus, während Anbieter wie Xbox oder Sony die Einstufung auf 16 Jahre änderten.

Diese Entscheidung kam sehr überraschend. Balatro hatte nämlich zunächst eine PEGI-Freigabe ab 3 Jahren und in Deutschland eine USK-Freigabe „ab 0 Jahren“ erhalten. Doch die PEGI bewertete Balatro nachträglich als „auffällig in Bezug auf Darstellungen von Glücksspiel und Inhalten, die über Glücksspiele aufklären“, was Entwickler und Publisher in eine prekäre Lage brachte.

Diese Neubewertung war besonders brisant, da das Team angab, bereits vor der Veröffentlichung in Austausch mit der PEGI über die Pokerelemente gestanden zu haben. Man ging davon aus, dass betreffende Bestandteile, welche klar in den Kontext eines strategischen Kartenspiels eingebettet sind, keine Glücksspiel-Assoziationen hervorrufen würden, die eine solche Einstufung rechtfertigen.

Die plötzliche Änderung der Altersfreigabe zu Vertriebsproblemen und stellte die Zukunft von Balatro kurzzeitig infrage. Der Publisher Playstack äußerte sich entsetzt auf X (ehemals Twitter) und versprach, schnellstmöglich eine Lösung zu finden. Man bekräftigte, dass es sich bei Balatro nicht um Glücksspiel handele und positionierte sich strikt gegen solche Angebote:

„Balatro erlaubt oder befürwortet kein Glücksspiel und wir glauben felsenfest daran, dass die Rating-Entscheidung unbegründet ist. Balatro wurde von jemandem entwickelt, der streng antiglücksspiel ist und es wurde sehr viel Sorgfalt darauf verwendet, dass das Spiel keinerlei Glücksspiel-Mechaniken irgendwelcher Art enthält.“

In Deutschland konnte das Game letztendlich wieder in den Stores angeboten werden, allerdings jetzt mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren.

Testamentarisch festgelegt: Balatro darf niemals Glücksspiel werden

LocalThunk, der Entwickler von Balatro, hat mit einer ziemlich bemerkenswerten Maßnahme auf die erfolgte Reklassifizierung der Altersfreigabe und die andauernden Debatten reagiert: Er nahm laut eigener Aussage tatsächlich eine Klausel in sein Testament auf, die festlegt, dass sein Game niemals als Glücksspiel eingestuft oder in eine Glücksspielmechanik umgewandelt werden darf. Diese außergewöhnliche Aktion, die LocalThunk auf Twitter öffentlich machte, scheint wirklich ein Ausdruck seiner tiefen persönlichen Überzeugung zu sein und fungiert letztlich als eine strategische Prävention gegen mögliche zukünftige Änderungen, die den Kern seines Spiels gefährden könnten:

„Von außen betrachtet mag das keinen Sinn ergeben, aber ich hasse den Gedanken, dass Balatro ein echtes Glücksspiel wird, so sehr, dass ich kürzlich in meinem Testament festgelegt habe, dass die Balatro IP niemals an ein Glücksspielunternehmen/Casino verkauft oder lizenziert werden darf.“

Diese Besorgnis ist nicht neu und dürfte wirklich mehr als ein Marketing-Coup sein, da LocalThunk sich bereits zuvor in der Branche gegen die Integration von Glücksspielmechaniken ausgesprochen hat. Die Einbettung einer solchen Klausel in ein Testament ist rechtlich unüblich, zeigt jedoch, wie ernst LocalThunk die Problematik der Glücksspielklassifizierung nimmt. In diesem Fall stellt die Festschreibung sicher, dass Balatro nicht in eine Glücksspielmechanik umgewandelt wird, selbst wenn das Spiel in andere Hände übergeht oder sich die Geschäftsstrategie des Publishers ändert.

Fazit: Ist Balatro nun Glücksspiel oder nicht?

Nein, Balatro ist grundsätzlich kein Glücksspiel. Das Game basiert auf strategischem Deckbau und nutzt Pokerelemente nicht als Zufallsgenerator, sondern als integralen Bestandteil, um strategische Entscheidungen zu fördern. Die zentrale Mechanik dreht sich um das gezielte Zusammenspiel von Karten und die Bildung von Pokerhänden, die im Kontext von Strategie und Taktik verwendet werden. Diese Elemente unterscheiden sich von klassischen Glücksspielcharakteristiken wie Lootboxen oder Spielautomaten, bei denen das Ergebnis auf reinem Zufall basiert. Außerdem kann bei Balatro kein Geld gewonnen werden und es besteht für die Spieler keine Gefahr, welches zu verlieren

Dieser Vorfall verdeutlicht die Herausforderungen, denen Spieleentwickler gegenüberstehen, wenn sie innovative Ansätze nutzen, die an etablierte Glücksspielstrukturen erinnern könnten. Zudem zeigt er, wie unterschiedlich die Reaktionen der Plattformen und Freigabebehörden auf derartige Inhalte ausfallen, selbst wenn betreffende Mechaniken primär strategischer Natur sind. Die ungewöhnliche Reaktion von LocalThunk, eine testamentarische Klausel zum kompletten Ausschluss einer Verbindung zum Glücksspiel aufzunehmen, unterstreicht die Sensibilität gegenüber den potenziellen Implikationen und das Bestreben, die Integrität seiner Kreation zu wahren.

Quelle des Bildes: Screenshot vom Gameplay-Video bei https://store.steampowered.com/app/2379780/Balatro/

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