Illegales Glücksspiel wurde beim Kurznachrichtendienst WeChat in China entdeckt. Die chinesischen Behörden haben einen illegalen Glücksspielring aufgedeckt. Beim Kurznachrichtendienst WeChat, dem chinesischen Gegenstück zu WhatsApp, hatten einige Spieler wohl unerlaubterweise auf „Red Packets“ von der WeChat-Plattform gewettet.

Bei dem Verschicken von „Red Packets“ oder „Red envelopes“ (chinesisch „Hong Bao“) handelt es sich um eine Zusatzfunktion von WeChat. Es ist eine Tradition in China und anderen asiatischen Ländern, dass man sich rote Briefumschläge mit Geld schenkt. Dies kann beispielsweise der Fall zu bestimmten Festen, Hochzeiten oder Abschlüssen sein. Beim chinesischen Neujahrsfest gibt es vor allem Geschenke für Nicht-Erwachsene, worunter meist alle fallen, die nicht verheiratet sind. Früher wurden echte Briefumschläge verschickt, heute verlagert sich die Tradition zunehmend auf den Online Markt.

Laut Statistiken von Tencent haben zum chinesischen Neujahrsfest 2018 rund 768 Millionen Nutzer die Umschläge über die App verschickt und erhalten - man verzeichnete einen Anstieg von 10 % gegenüber dem Vorjahr.

Weibo.com von Sina (ein Mikroblogging-Dienst) brachte die ersten digitalen roten Umschläge zum Neujahrsfest 2011 auf den Markt. Seitdem ist das Feature bei vielen Social Media- und Kommunikations-Apps zu einem festen Bestandteil geworden. Man findet die roten Umschläge beispielsweise ebenfalls bei DingTalk von der Alibaba Group. 2014 wurde die Funktion bei der WeChat-App eingeführt.

Man kann in der WeChat App einer bestimmten Person einen Betrag schicken oder aber einer Gruppe von Personen Umschläge mit unterschiedlichen Summen, die von dem Nachrichten- und Zahlungsdienst zufällig bestimmt werden. In diesem Fall gibt man lediglich den Gesamtbetrag ein und in wie vielen Paketen es aufgeteilt wird. Am Ende kann man dann sehen, wer den „Jackpot“ bekommen hat. Der Einsatz wird vom Sender der Briefe über E-Wallets geleistet.

Was ist WeChat?

WeChat ist ein Angebot der chinesischen Tencent-Gruppe. Das Unternehmen ist eigentlich für die Online Multiplayer Battle-Arena „Arena of Valor“ bekannt. 2015 hat man das Unternehmen Riot Games übernommen, das für Games wie League of Legends verantwortlich ist. Das Unternehmen drängt folglich in den eSports Markt.

WeChat wurde 2011 veröffentlicht und war anfangs ein einfacher Messenger, der sich im Jahr 2014 zur Mobile Payment App weiterentwickelt hat. Mittlerweile zählt die Software zu den weltweit erfolgreichsten Apps. Mittlerweile gilt sie in China als „App für alles“, da das Programm zahlreiche Features für das alltägliche Leben bietet. Man kann nicht nur Nachrichten schreiben und telefonieren über die App, sondern erhält die neusten Nachrichten aus China und der Welt, kann Taxis bestellen oder einkaufen. Rund 960 Millionen Nutzer zählt WeChat, da die App 2013 von Lionel Messi und Rainie Yang beworben wurde, hat man knapp 100 Millionen Nutzer außerhalb Chinas.

Seit Ende 2016 wird die App stark kritisiert, da sie proaktiv zum Ausspähen der Nutzer und zur chinesischen Internetzensur genutzt wird. Experten des Citizen Lab der Universität Toronto haben im April 2017 herausgefunden, dass WeChat nicht nur Schlüsselwörter aus Nachrichten herausfiltert, sondern ebenfalls als sensitiv erachtete Bilder zurückhält. Zudem ist seit September 2017 die Weitergabe aller Informationen an chinesische Behörden ein Teil der Datenschutzerklärung.

Was ist bei WeChat vorgefallen?

Der aktuelle Fall hatte sich wohl in Shenzhen zugetragen. Die 12-Millionen-Metropole befindet sich im Südosten von China. Innerhalb eines Jahres haben die Behörden dort 71 Personen mit Verdacht auf Beteiligung am illegalen Glücksspiel festgenommen. In den Provinzen Jiangsu, Hunan, Yunnan, Guizhou, Sichuan und Zhejiang wurden ähnliche Probleme bekannt.

Die verdächtigen Aktivitäten haben sich wohl nicht nur auf den Zahlungsdienst Nachrichten- und WeChat beschränkt, sondern ebenfalls auf dem Messenger QQ stattgefunden. Laut chinesischen Medien sollen dabei Summen von 60 Millionen Yuan (7,5 Millionen Euro) verspielt worden sein.

Wie kann man über WeChat an illegalem Glücksspiel teilnehmen?

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass es sich hier um keinerlei Glücksspiel handeln sollte, da außer dem Verteiler des Geldes keiner irgendeinen Einsatz über die App gibt. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua haben sich aber zahlreiche Varianten des sogenannten „Hong Bao Glücksspiel“ gefunden. Über die App kann folglich sehr wohl illegales Glücksspiel betrieben werden.

Es finden sich immer verschiedene Gruppen von Spielern und ein Organisator. Da man Briefumschläge mit zufälligem Inhalt an die Teilnehmer verschicken kann, nutzt man den Zufallsgenerator der App. Es gibt nun verschiedene Varianten, wie man spielen kann. Es ist vorstellbar, dass beispielsweise der Teilnehmer mit der geringsten Summe alle anderen auszahlen muss. Meistens ist es jedoch so, dass die Quersumme der letzten drei Ziffern genommen wird. Die Summe wird dann in Geld zu festen Konditionen umgerechnet und aus einem Preispool ausbezahlt. Man geht davon aus, dass einige illegale Glücksspielanbieter Bots nutzen, um die Effizienz des Glücksspiels für sich abzusichern. Genauere Informationen wurden durch die chinesischen Behörden nicht herausgegeben.

Überwachung ist für Behörden ein großes Problem

WeChat-Gruppen können häufig verändert und schnell erstellt werden. So kann man sich relativ einfach vor der Entdeckung schützen. Ferner sind die Kosten zum Betrieb des illegalen Glücksspiels relativ gering, anders als es bei Casinos oder Spielhallen der Fall wäre. Zhang Qian, stellvertretender Direktor der Abteilung für Untersuchung und Aufsicht der Volksstaatsanwaltschaft des Shenzhener Bezirks Nanshan, sagt aus diesem Grund gegenüber den Medien:

Wir haben einige Schwierigkeiten, diese Verbrechen zu verdächtigen und zu untersuchen.

Es hat sich eine kriminelle Industrie entwickelt, bei der man einzelne WeChat Konten wohl bereits für 15 bis 20 Yuan (1,87 bis 2,50 Euro) kaufen kann, wobei selbst unauffällige Gruppenkonten für 230 Yuan (29 Euro) gekauft werden können. Betreiber des illegalen Glücksspiels nutzen unterschiedliche Accounts, um dem Zugriff von Behörden entgehen zu können.

Tencent hat einige technische Maßnahmen ergriffen, um anormale WeChat Accounts und Gruppen, wie sie von Glücksspielringen verwendet werden, zu identifizieren und zu blockieren, dennoch scheinen die Maßnahmen nicht alle Accounts erkennen zu können. Seit Jahresbeginn hat man laut offiziellen Angaben 8.000 Gruppen schließen können.

„Hong Bao Glücksspiel“ scheint in China ein relativ großes Problem zu sein. Über das weitere Vorgehen und welche Strafen die 71 Personen jetzt erwarten, wurde nichts bekannt. Vielleicht hört man noch etwas von den Urteilen, allerdings sollte man in China nicht unbedingt von milden Strafen ausgehen.

Bildquelle: By Flickr user Sinchen.Lin [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

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