Explodieren die Steuereinnahmen aus dem Online-Glücksspiel?
Die umstrittene Besteuerung des virtuellen Automatenspiels scheint eine Steuerquelle mit steigender Tendenz zu sein. Bereits mehrere Hundert Millionen Euro haben die deutschen Finanzbehörden bislang mit dem Online-Glücksspiel verdient. Schon bald könnten die Steuereinnahmen in die Milliarden gehen - kann das für den einzelnen Spieler noch fair sein?
Erst vor wenigen Wochen berichteten wir darüber, dass das Land Hessen mit dem Online-Glücksspiel rund 20 Millionen Euro eingenommen hat. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit dem Titel „Finanzamt kassiert beim virtuellen Spielen mit“ veröffentlicht Jens M. Schmittmann, Professor der FOM Hochschule und Chefredakteur der Zeitschriften „Der Steuerberater“ und der „Betriebsberater“ im Handelsblatt seine Gedanken zu dem Thema. Der Artikel kann hier online abgerufen werden.
Steuereinnahmen durch Online-Glücksspiel schon jetzt auf hohem Niveau
Seit knapp einem Jahr ist der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) nun bereits gültig. Lizenzierte Anbieter müssen seitdem unter anderem eine Steuer auf die getätigten Einsätze der Spielerinnen und Spieler entrichten. Diese beläuft sich auf 5,3 Prozent des Einsatzes und betrifft nicht nur virtuelle Automatenspiele, sondern auch Pokerspiele. Seit dem Inkrafttreten des neuen GlüStV am 1. Juli 2021 profitieren seither vor allem die deutschen Finanzbehörden. Sie dürfen sich bisher über Steuereinnahmen im dreistelligen Millionenbereich freuen.
Im Jahr 2021 wurden laut Angaben des Bundesfinanzministeriums bereits 156,8 Millionen Euro durch die virtuelle Automatensteuer eingenommen. Hinzu kommen noch mal 9,7 Millionen Euro für die Pokersteuer. Und das, obwohl die Steuer erst Mitte des Jahres in Kraft getreten ist.
Beeindruckend ist die Entwicklung der Steuereinnahmen in den darauffolgenden Monaten. Denn bereits im ersten Quartal dieses Jahres betrugen die Erlöse aus der virtuellen Automatensteuer bereits 140,7 Millionen Euro und damit innerhalb von nur drei Monaten fast so viel wie in den vorangegangenen sechs Monaten. Hinzu kommen auch in diesem Fall nochmal etwa 7,8 Millionen Euro aus der Pokersteuer.
Sollten die Steuereinnahmen sich weiterhin in diesen Dimensionen erhöhen, dürfte die Online-Glücksspielsteuer für die deutschen Finanzbehörden bald zu einer sehr relevanten Einnahmequelle werden. Bei gleichbleibender Entwicklung der Steuereinnahmen könnte bereits im laufenden Jahr die Marke von einer Milliarde Euro geknackt werden, die als reine Steuer an die deutschen Finanzbehörden transferiert werden.
Jens M. Schmittmann, Professor der FOM Hochschule und Autor des verlinkten Handelsblatt-Artikels, ist aktuell jedoch noch skeptisch, ob die Online Casinos ihren Steuerpflichten überhaupt vollumfänglich nachkommen werden:
„Ob die Anbieter dieser Spieler ihren Steuererklärungspflichten im Inland nachkommen, steht aktuell noch in den Sternen.“
Ist die Online-Glücksspielsteuer fair?
Bereits mehrfach berichteten wir hier über die Kritik, die sowohl von Online-Glücksspielanbietern als auch von Spielerinnen und Spielern stammte. Zuletzt berichteten wir über eine EU-Beschwerde gegen die geplante Online-Steuer. Der Tenor war dabei oft, dass die Einsatzsteuer in Höhe von 5,3 % unverhältnismäßig hoch sei und das Spielen unattraktiv machen würde. Ein nicht unerheblicher Anteil der Spielerinnen und Spieler würde so auf den Schwarzmarkt gedrängt werden.
Allerdings merkt Professor Schmittmann auch an, dass die Gäste beim virtuellen Automatenspiel weder die Umsatzsteuer noch die Vergnügungssteuer bezahlen müssen. Beim physischen Automatenspiel in der Spielhalle um die Ecke unterliegen die Leistungen nämlich grundsätzlich der Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent. Hinzu kommt noch die Vergnügungssteuer, die je nach Gemeinde unterschiedlich hoch ausfallen kann. Fakt ist jedenfalls, dass der Staat sowohl beim landbasierten Glücksspiel als auch neuerdings beim Online-Glücksspiel kräftig mitverdient.
Fazit
Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen der Steuereinnahmen aus dem Online-Glücksspiel lässt den Rückschluss zu, dass das Glücksspiel für den Staat eine lukrative Einnahmequelle darstellt. Allein im ersten Quartal 2022 hat der deutsche Staat mit dem Online-Glücksspiel insgesamt knapp 150 Millionen Euro eingenommen - Tendenz steigend. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass die umstrittene Besteuerung auf virtuelle Automatenspiele und Pokerspiele vom Staat freiwillig eingestellt oder verringert wird. Fraglich bleibt jedoch, ob die Glücksspielanbieter flächendeckend ihren Steuererklärungspflichten im Inland nachkommen werden.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/nuklear-bombe-krieg-achtung-2123685/
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13 Kommentare zu: Explodieren die Steuereinnahmen aus dem Online-Glücksspiel?
Kommentar verfasseno****I
23.06.2022 um 11:05 UhrWenn man nun wieder den Vergleich sieht, finde ich das nicht
besonders unverschämt viel. Klar kann man darüber streiten,
ob das nun so gerecht ist, oder nicht. Aber hier... wurde eher ein
reisserischer Artikel a la Bild kreiert, und kein adäquates Gegenbeispiel
wie die Lotteriesteuer gegenübergestellt.
7,1 Millionen spielen regelmäßig Lotto. Nun müsste man mal wissen, wieviel
regelmäßig im Onlinecasino/Spielhalle/Casino spielen.
Dann könnte man die Zahlen auch besser einsortieren. So ist es
ein Beitrag ohne Vergleich, und man gewinnt den Eindruck, alles wäre
ungerecht. Mehr anzeigen
DieWunderharke5000
20.06.2022 um 10:53 UhrWenn sich dann erstmal alle an das 1000€ Einzahlungslimit halten (müssen)... fällt doch da ein riesen Brocken an Einnahmen wieder weg. Es sei denn die besagten Casinos kassieren bisher zwar die Steuer vom Spieler, aber zahlen sie noch garnicht an den Staat.
Ich glaub ja nach wie vor, dass die Besteuerung auf jeden Einsatz völliger Unsinn ist. Mehr anzeigen
Christian_1994
20.06.2022 um 19:59 UhrIch gebe Dir aber auf jeden Fall Recht, dass die Besteuerung auf jeden Einsatz völliger Unsinn ist Mehr anzeigen
Frankey
In 2 oder 3 Jahren wird Bilanz gezogen und dann wundert sich das... Finanzamt warum nur 2 Anbieter (Merkur, Novomatic) in Deutschland verblieben sind.
Ein Untersuchungsausschuss kommt dann 2 Jahre später zu dem Urteil das der Glücksspielvertrag ' völliger Unsinn ' ist und beschließt das er reformiert werden muss. Bis Version 2.0 steht könnte was länger dauern. An der unsinnigen Version wurde 10 Jahre gearbeitet, Version 2.0 soll natürlich klug durchdacht sein. Anfragen bezüglich wann Version 2.0 startet werden für ein paar Jahre mit ' Wir sind auf einen guten Weg ' beantwortet Mehr anzeigen
Christian_1994
19.07.2022 um 09:35 Uhrschwede666
19.06.2022 um 12:01 UhrR0UNDER
19.06.2022 um 09:18 UhrBei dem Thema der neuen Besteuerung, also den 5,3%, muss ich als Erstes immer an Videoslots.com denken. Dieser Betreiber zieht sich auf eine sehr... großzügige Weise das Geld von jedem gemachten Einsatz der aus Deutschland stammt ab, landet am Ende der Abrechnung deutlich über den vorgegebenen 5,3% und versteht diese Zusatzkosten auch ganz offen als Steuersatz aus dem neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrag.
Da ich bis Heute noch nie etwas darüber gelesen/gehört habe, dass sich der Betreiber von Videoslots.com um eine Deutsche Lizenz beworben hat, würde es mich interessieren, ob solche "Zusatzkosten" rechtens sind. Vor allem wenn diese ausschließlich bei Spielern berechnet wird, die ihre Einsätze aus Deutschland aus tätigen. Mehr anzeigen
roccoammo11
ich weiß das videoslots bei jeden cent einsatz wieder ein cent steuer abzieht was... sicherlich nicht bei jeden so ist dennoch werden die deshalb nicht den mega überschuss haben.
es wurde vor einiger zeit schon berichtet das bei sämtlichen casinos wohl kaum einer überprüft ob diese steuer überhaupt an unseren staat abgegeben wird & falls ja ob wirklich die tatsächliche höhe gezahlt wird.das wird auch noch bis irgendwann 2023 so weiter gehen.ich persönlich zahl in kein casino mit 5sekunden regel + steuer & reduzierten rtp ein..das macht doch gar kein spaß!!! Mehr anzeigen
Christian_1994
20.06.2022 um 19:54 Uhro****I
23.06.2022 um 11:26 UhrEs ist überhaupt nicht schwierig, daß herauszufinden. Man müsste sich nur an die Finanzbehörden verbinden lassen, und sich dort durchfragen. Recherche, wie das Verfasser eines solchen Artikels in der Regel machen. Dann... hat man auch mal Artikel mit Hand und Fuß. Vorausgesetzt, man möchte das. Mehr anzeigen
Christian_1994
28.06.2022 um 21:46 Uhrroccoammo11
Christian_1994
20.06.2022 um 19:50 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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