Große Bauprojekte kosten eine Menge Geld und sind nicht selten mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Fast jeden Tag wird in der regionalen wie überregionalen Presse über blockierte Genehmigungen, explodierende Kosten oder gescheiterte Vorhaben berichtet. Streitigkeiten, wie sie sich zurzeit rund um das renommierte Casino Pfäffikon in der Gemeinde Freienbach im Schweizer Kanton Schwyz ereignen, kommen allerdings nicht alle Tage vor. Es geht um 11 Millionen Schweizer Franken und mehr.

Was war passiert? Um ein vollständiges Bild der aktuellen Kontroverse zu zeichnen, müssen wir etwas ausholen: 2021 gab das Casino Pfäffikon bekannt, dass man den Betrieb in ein anderes Gebäude verlagern wolle. Dem Standort solle aber treu geblieben werden. In der Pressemitteilung hieß es wortwörtlich: „In Zusammenarbeit mit der Sager und Partner Architektur und Immobilien GmbH aus Freienbach entsteht im Ortsteil Halten an der Schindellegistrasse – neben dem bereits bestehenden Business Center mit Hotel, Restaurant und Wellnesscenter – ein neues Gebäude mit einem Casino.“

Thomas Cavelti, Direktor des Casinos Pfäffikon, hob die Vorteile des Umzugs in ein neues Gebäude hervor: „Die neue Location bietet alles, was ein modernes Casino benötigt. Mit dem neuen Standort werden wir in den nächsten 20 Jahren allen Ansprüchen gewachsen sein.“

Der Plan war, die neuen Räumlichkeiten 2023 für die ersten Besucher zu öffnen. Bis dahin sollte das Casino an der altbekannten Betriebsstelle, dem Seedamm Plaza am Zürichsee, weiter geöffnet bleiben. Vor kurzem haben wir übrigens über einen drohenden Deckeneinsturz beim Grand Casino Baden berichtet.

Marc Baumann, der CEO der Betreiberfirma Swiss Casinos, sah freudig in die Zukunft seines Hauses und dankte sowohl dem bisherigen Standort als auch den Unterstützern oder Wegbereitern des Projekts: „Wir waren mit dem bisherigen Standort sowie der Zusammenarbeit mit dem Seedamm Plaza immer sehr zufrieden – dafür danken wir allen herzlich. Die Chance auf ein eigenes Casino-Gebäude mussten wir dennoch wahrnehmen. Jetzt blicken wir voraus und danken dem Gemeindepräsidenten von Freienbach für das Gespräch sowie dem Regierungsrat des Kantons Schwyz, dem wir unser Projekt vorstellen durften. Wir freuen uns auf ein grosses Eröffnungsfest, an das die ganze Bevölkerung der Region eingeladen sein wird.“

Mit der Party wurde es dann 2023 aber nichts – und es sieht kaum so aus, als würde sie überhaupt noch stattfinden. Der Grund: Einsprüche gegen das Bauprojekt, vor allem gegen nicht genauer genannte bauliche Anpassungen, führten zu erheblichen Verzögerungen. Der Umzug wurde zunächst auf 2025 verschoben. Allerdings beschlossen die Verantwortlichen von Swiss Casinos dann im Juli 2024, das 34-Millionen-Vorhaben ganz auf Eis zu legen. Bauherr Marcel Sager von der Sager und Partner Architektur und Immobilien GmbH gefiel das gar nicht. Ende 2024 forderte er von Swiss Casinos für den Rohbau satte 11 Millionen Franken und reichte zudem eine Aufsichtsbeschwerde gegen die Konzession ein.

Mietvertrag mit Seedamm Plaza um 20 Jahre verlängert – kein Wort zum Verbleib des Neubaus

Der Entschluss, den das Casino Pfäffikon am 12. Juli 2024 in einer Pressemitteilung bekannt gegeben hat, dürfte der Sager und Partner Architektur und Immobilien GmbH ziemlich bitter aufgestoßen sein.

Dort heißt es: „Am 10. Juli 2024 haben das Swiss Casino Pfäffikon und das Seedamm Plaza den bestehenden Mietvertrag um weitere 20 Jahre verlängert. Somit bleibt das Seedamm Plaza mit dem Swiss Casino Pfäffikon weiterhin ein attraktiver Standort, an dem Casino, Hotel, Gastronomie, Kongresse und Wellness unter einem Dach vereint sind.“
  • Als Begründung wurden die offenbar immer noch „bestehenden Einsprachen gegen den bisher vorgesehenen zukünftigen Casino-Standort im Ortsteil Halten“ genannt. Die neue Betriebsstätte würde somit „aufgegeben“, wie es wortwörtlich heißt. Weitere Erklärungen, was nun mit dem zwar noch immer nicht abgeschlossenen, aber weit fortgeschrittenen Neubau geschehen soll, gab man nicht.
  • Die Verantwortlichen scheinen diese Wendung als selbstverständlich und ganz normal zu sehen – es wird kein Wort über den Verbleib des Gebäudes in Halten oder zur weiteren Zusammenarbeit mit dem Bauherren, sprich Sager und Partner, verloren.
„Die Vertragsverlängerung ist ein starkes Signal für die Stabilität und Attraktivität unseres Casinos. Wir freuen uns, unseren Gästen weiterhin ein umfassendes Freizeit- und Spielangebot sowie einen Standort für Unterhaltung und Erholung bieten zu können“, sagt Marcel Tobler, CEO von Swiss Casinos.
Thomas Cavelti, Direktor des Swiss Casinos Pfäffikon, ergänzt: „Mit dieser Vertragsverlängerung können wir unsere Zukunftspläne absichern und weiterentwickeln. Unsere Gäste können sich auf viele weitere Jahre erstklassiger Unterhaltung und unvergesslicher Erlebnisse freuen.“

Beim Thema Schweiz auch interessant: Schweizer haben mehr Spielfreiheiten als Deutsche, dennoch ist das problematische Spielverhalten ähnlich.

Rechnung über 11 Millionen Franken soll noch nicht einmal alles beinhalten

Eine komplette Kehrtwende vom Casino Pfäffikon sollte den Ärger um die Baublockade abschalten. Damit wurde jedoch ein weiterer Konflikt heraufbeschworen. So einfach wollte sich Marcel Sager von der Sager und Partner Architektur und Immobilien GmbH in Bäch nämlich nicht abspeisen lassen. Jetzt kocht die Kontroverse rund um das verwaiste Bauwerk in Halten erst richtig hoch.

„Wie bitte? Erst bauen wir ein Casino und dann erfahr’ ich aus der Zeitung, dass die da gar nicht mehr einziehen wollen?!“: So oder so ähnlich könnte Sagers Reaktion ausgefallen sein, als er von dem abrupten Richtungswechsel hörte.

  • Für ihn ist die Sache klar: Es gibt einen wasserdichten Vertrag. Und jetzt will er, dass der auch eingehalten wird – oder zumindest, dass es eine ordentliche finanzielle Abgeltung gibt. Die in Rechnung gestellte Summe beläuft sich mal eben auf 11 Millionen Franken.
  • Dabei soll tatsächlich bei weitem noch nicht alles beinhaltet sein. Das große Problem sei, dass der Bau für ein Casino maßgeschneidert wurde. Man kann sich das wie einen Schlüssel vorstellen, der nur in ein einziges Schloss passt. Eine Änderung der Nutzung wäre nicht möglich.
Doch damit immer noch nicht genug: Sager hat bei der Eidgenössischen Spielbankenkommission eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Sein Argument: Das Casino hätte die neue Konzession für den Standort Halten ja längst in der Tasche. Apropos „Konzession“: Kürzlich meldete die Schweizer Glücksspielbehörde einen neuen Höchststand bei den gesperrten illegalen Online Casinos im Land.

Und wenn schon niemand dort einzieht, dann könnte er doch selbst das Steuer in die Hand nehmen und voll in den Angriffsmodus wechseln: Warum nicht einfach eine Genehmigung beantragen und in Konkurrenz zum Casino Pfäffikon gehen? Der Standort nahe der Autobahn ist zwar nicht so schön wie der am Zürichsee, gibt aber in puncto Infrastruktur eine Menge her. Als Alternative stünde lediglich ein Abriss.

Man darf gespannt sein, wie sich dieser Streit weiterentwickelt. Fakt ist: Die 11 Millionen sind wohl nur der Anfang. Und der verwaiste Bau in Halten? Der wird so schnell sicher nicht zur Ruhe kommen.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.swisscasinos.ch/services/presse/swiss-casino-pfaeffikon-bleibt-im-seedamm-plaza

Zentrale Textquellen: https://www.swisscasinos.ch/services/presse/casino-pfaeffikon-zieht-um-bleibt-aber-dem-standort-treu, https://www.swisscasinos.ch/services/presse/swiss-casino-pfaeffikon-bleibt-im-seedamm-plaza

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