In der NBA sind Sportwetten und Wettanbieter inzwischen allgegenwärtig. Kaum eine andere nordamerikanische Liga bindet entsprechende Angebote derart in ihren Spielbetrieb ein wie der Top-Basketballverband aus den USA. Nun kamen mehrere ungewöhnlich hohe Tipps auf bestimmte Spielerwetten ans Licht, an denen der betreffende Profi beteiligt gewesen sein soll. Experten sehen keinen Einzelfall, sondern ein weitreichenderes Problem, an dem die starke Verbindung zwischen Sport und Sportwetten nicht unbeteiligt sein könnte.

Seit der Legalisierung von Sportwetten in den USA im Jahr 2018 ist die Frage nach der Integrität des Sports, insbesondere in der NBA, verstärkt in den Vordergrund gerückt. Trotz der umfangreichen Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle haben sich sowohl Verdachtsfälle als auch (jüngst) bestätigte Delikte von Wettbetrug in der NBA gezeigt, die unter Experten nur als Spitze eines sehr ausladenden Eisbergs gesehen werden.

2007 wurde bekannt, dass der frühere NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy im Zentrum eines umfangreichen Wettskandals stand, bei dem er selbst Spiele manipulierte, um persönliche Wettgewinne zu erzielen. Auch wenn dieser Fall vor der Legalisierung stattfand, hat er die NBA nachhaltig erschüttert und veranlasst, noch strengere Maßnahmen zur Vermeidung von Wettmanipulationen zu implementieren. Aber zeigen diese ausreichende Wirkung?

Nach 2018 gab es durchaus einige Berichte über ungewöhnliche Wettmuster bzw. Auffälligkeiten bei bestimmten Spielen, die zu Untersuchungen führten. Dabei handelt es sich oft um Subtilitäten, wie plötzliche Quotenveränderungen oder unerwartet hohe Wetteinsätze auf bestimmte Ereignisse. Bis heute kamen allerdings keine weitreichenden Skandale ans Licht, die vergleichbar mit dem Fall Donaghy wären.

Im April 2024 wurden jedoch sehr auffällige Wetten bei Raptors-Profi Jontay Porter festgestellt. Der Teilzeit- oder Bankspieler war offenbar tatsächlich an Wettmanipulationen beteiligt, bei denen es um mehrere Zehntausend US-Dollar ging. Die NBA arbeitet eng mit Sportwettenanbietern zusammen. Werbung oder Sponsorings sind ganz normal – manche Bookies haben in den Hallen sogar stationäre Terminals eingerichtet. Glücksspielsachverständige und die Presse vermuten einen Zusammenhang zwischen der „Zockerkultur“ rund um die Liga und sich (womöglich) häufendem Wettbetrug. Ereigniswetten (Prop-Bets) und Bankspieler oder angehende Profis stehen dabei im Fokus.

167 Millionen Dollar: Sportwetten sind ein riesiges Geschäft in der NBA

Die National Basketball League (NBA) ist schon ohne die Beiträge von Sportwettenanbietern ein Milliardengeschäft. Seitdem das höchste Gericht der USA, der Supreme Court, das Verbot für kommerzielle Sportwetten im Jahr 2018 aufhob, sind die Umsätze aber noch einmal deutlich gestiegen. Zumal sich die NBA entsprechenden Betreibern geöffnet hat wie keine andere professionelle Sportliga in Nordamerika. Es gibt direkte Partnerschaften mit gleich mehreren Wettportalen, Werbung ist während der TV-Übertragungen massenweise zu finden und auch die Teams arbeiten mit der Branche zusammen. Erst im April berichteten wir über die krassen Zahlen zur Glücksspielwerbung bei NHL- und NBA-Übertragungen.

Kürzlich zitierte die Sportschau der ARD den Sportjuristen N. Jeremi Duru von der American University in Washington DC wie folgt: “Sportwetten sind absoluter Mainstream bei den Fans, sie sind zu einem festen Bestandteil der amerikanischen Sportkultur geworden.”

Die Buchmacher promoten nicht nur ihre Angebote in den Werbeunterbrechungen oder auf den Spielfeldern, den Banden etc., sondern sind auch selbst immer präsenter in den Hallen. Mancherorts sind tatsächlich Wettterminals für die Besucher zugänglich, an denen sie unmittelbar beim Event ihre Tipps abgeben können.

Der Sportsender ESPN (der übrigens selbst eine Wettseite mit vielen Basketballquoten betreibt) berichtet von Einnahmen über rund 167 Millionen Dollar. Diese sollen jährlich alleine aus der Kooperation mit Wettanbietern resultieren.

Ist der Fall „Jontay Porter“ nur die Spitze eines Eisbergs?

Jontay Porter ist (oder war) Teilzeitspieler bei den Toronto Raptors. In seiner Position verbrachte er eine Menge Zeit auf der Bank und kam nur gelegentlich zum Einsatz. Bei den wenigen Spielen, die er aktiv bestritt, kam es zu Auffälligkeiten im Zusammenhang mit bestimmten Ereigniswetten, also Tipps, die sich nicht auf das Endergebnis, sondern auf gewisse Vorkommnisse in den Partien beziehen. Dazu zählen zum Beispiel Strafen, die Anzahl der Dreierwürfe oder auch die Einsatzzeiten einzelner Profis.

Bei Porter kamen in zwei Matches der Raptors besonders hohe Wetten auf das letztere Segment vor. Man tippte, dass er unter seinem Statistikschnitt bleiben würde und investierte hohe Summe, so die US-Medien. Bei Wetterfolg wären laut den ermittelnden Behörden Gewinne von ca. 40.000 Euro herausgesprungen. Porter war in den betreffenden Spielen in der Tat nur wenige Minuten auf dem Feld.

Die NBA schaltete das FBI ein, das daraufhin Anfang Juni einen Mann aus Brooklyn, New York, festnahm. Die Anklage lautet: Wettbetrug. Die Untersuchungen ergaben, dass Porter regelmäßig Informationen an die Wettszene weitergereicht haben soll und auch selbst Einsätze machte. Beides geschah laut Medienberichten über einen Mittelsmann. Grund dafür seien Wettschulden gewesen. Er wollte sich durch seine Aktionen offenbar „freikaufen“. Wie US-Medien bekannt gaben, soll es neben dem Verdächtigen aus Brooklyn noch weitere Hinterleute gegeben haben, die Wetten auf kurze Spielzeiten abschlossen.

Das Resultat für Porter: Der Profi wurde von der NBA lebenslang gesperrt. Ob er ebenfalls angeklagt wird, ist zurzeit noch nicht klar. Jeremi Duru hat eine klare Meinung zu den Vorfällen – bei der Sportschau ist zu lesen:

„Es sei naiv zu glauben, so Duru, dass Jontay Porter in der NBA ein Einzelfall bleiben werde. Die Integrität des Spiels, und damit auch die Geschäftsgrundlage des Profisports, seien bereits jetzt gefährdet.“

Auch Basketballprofis kritisieren die starke Zusammenarbeit mit der Glücksspielindustrie immer häufiger: Sie sehen sich mitunter als reine Wettobjekte und demonstrieren ganz offen ihre Meinung, dass die Wetten dem Spiel schaden. In der Politik werden die Rufe nach einer unabhängigen Kontrollkommission lauter. Die Ermittler sollen von den Profiligen selbst bezahlt werden.

Werden Ereigniswetten verboten?

Der Chef der NBA, Adam Silver, sprach nach den Vorkommnissen um Porter von „schwerwiegenden Verstößen“ und „härtesten Strafen“. Es wurde angekündigt, die Regularien für den Wettmarkt zu überprüfen. Die kompromisslose Sanktion gegen Porter in Form einer kompletten Sperre auf Lebenszeit wird als eine Art Warnsignal gedeutet. Es solle lieber niemand auf ähnliche Ideen kommen.

Generell werde darüber diskutiert, Wetten auf Bankspieler zu verbieten, wie ESPN berichtete. Auch Ereigniswetten seien kritisch. Rechtsexperte Duru sagt dazu:

„Es gibt eine unüberschaubare Vielzahl davon, Prop Bets sind unmöglich zu kontrollieren. Deshalb machen sie das Spiel so angreifbar für Manipulation.“

Ein Verbot ist allerdings unwahrscheinlich, da, wie ebenfalls bei der Sportschau geschlussfolgert wird, die Wettanbieter ein Veto einlegen würden. Ereigniswetten seien einfach zu populär und damit eine Einnahmequelle für die Bookies, die diese nicht kampflos „hergeben“ würden. Die stärksten Argumente lägen darin, dass bei einer Abschaffung viele Leute einfach auf den Schwarzmarkt ausweichen würden, was letztlich noch gefährlicher wäre.

Teilzeitspieler und angehende Profis scheinen besonders gefährdet

Jontay Porter ist bzw. war NBA-Profi, gehörte aber zu den sogenannten Bankspielern. Er bekam dementsprechend nur ein vergleichsweise geringes Gehalt von 400.000 Dollar und musste oft zwischen unterschiedlichen Teamklassen der Raptors hin- und herwechseln. Für ihn bestanden nicht wirklich gute Aussichten auf einen längerfristigen Vertrag. Für Experten wie N. Jeremi Duru ist es nur logisch, dass Spieler wie Porter aufgrund solcher oder ähnlicher Umstände anfälliger für entsprechende Machenschaften seien als etablierte Stars. Da Sportwetten in der NBA überall präsent sind, wird es potenziellen Betrügern vergleichsweise leicht gemacht.

Ähnlich sieht es bei Collage-Basketballern aus, die gar kein Gehalt bekommen. Dennoch werden auf deren Matches Saison für Saison Millionen gesetzt. Die jungen Talente könnten schnell in Versuchung geraten, durch Wettmanipulation etwas von diesem großen Kuchen abbekommen zu wollen. Es kam hier in letzter Zeit zu mehreren Verdachtsfällen, wie die Sportschau mitteilt. Zudem sagt Jeremi Duru, Experte für Spielmanipulation im US-Sport, dass nicht wenige junge Basketballer schon früh ein problematisches Verhalten zum Wetten entwickeln würden.

Fazit

Einzelfall oder doch eines von vielen Delikten, die bloß nicht aufgedeckt wurden? Grundsätzlich argumentiert die Liga erst einmal in folgende Richtung: Porter sei ein fehlgeleiteter Basketballer, dem seine Spielprobleme über den Kopf wuchsen, und der sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Da es aber immer wieder Verdachtsfälle gibt und es in der Vergangenheit – vor allem beim Schiedsrichter Tim Donaghy – durchaus zu regelrechten Skandalen kam, erscheint die Schlussfolgerung der NBA vielen Experten doch etwas einfach. Die starke Verbindung des Sports mit der Wettbranche wird hier natürlich gerne als Katalysator angenommen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/basketball-team-players-match-nba-8030918/

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