Ehemaliger Kripo-Beamter begeht Straftaten zur Finanzierung der Spielsucht
Vor dem Landgericht Hamburg muss sich ein ehemaliger Beamter der Kriminalpolizei für seine Taten verantworten. Der 31-jährige Jonas K. soll bei verschiedenen Diebstahldelikten involviert gewesen sein und mit Kriminellen aus dem Rotlichtmilieu gearbeitet haben. Im Prozess gestand er einige Straftaten und gab Glücksspielschulden als Motiv an.
Seit dem 8. Januar 2019 steht ein 31-jähriger ehemaliger Kripo-Mitarbeiter vor Gericht. Er soll dabei in Hamburg mit Zuhältern und anderen Leuten aus dem Rotlichtmilieu zusammengearbeitet haben, um sein Gehalt aufzubessern. Eine Woche später, am 14. Januar, gestand der ehemalige Beamte seine Straftaten und gab sein Motiv preis. Er brauchte das Geld zur Finanzierung der Spielsucht. Das Verfahren wird wahrscheinlich im Mai fortgesetzt.
Was wurde dem Mann vorgeworfen?
Die Staatsanwaltschaft hat verschiedene Anklagepunkte zusammengetragen. Unter anderem soll er im Januar 2018 mit vier Mitangeklagten eine Wohnungsdurchsuchung durchgeführt haben. Der Durchsuchungsbeschluss sei gefälscht gewesen und die Angeklagten hätten insgesamt rund 13.000 Euro gestohlen. Außerdem sollen Handys und Flugtickets entwendet worden sein.
Die gleichen Tatverdächtigen haben einige Tage vorher eine andere Wohnung in dem Gebäude durchsucht. Sie haben dort aber keine Beute gemacht. Scheinbar hatte man die Wohnungen verwechselt.
Bei den Komplizen handelt es sich um vier deutsche Bandenmitglieder zwischen 30 und 34 Jahren. Mit dem Beamten der Kriminalpolizei sollen sie seit Dezember 2017 in Verbindung stehen. Jonas K. waren wohl 1.500 Euro monatlich für solche und ähnliche Leistungen versprochen worden. Dabei hat er 500 Euro als Anzahlung in bar erhalten.
Kleinere Gefälligkeiten wie das Abfragen von Kennzeichen, Anschriften oder Vorstrafen sollen ihm pro Auskunft 50 Euro bis 100 Euro zusätzlich eingebracht haben. Angeblich ist das Geld aber nur zäh geflossen.
Die Anklage warf ihm auch die Mittäterschaft bei zwei versuchten Aufbrüchen von Geldautomaten vor. Er habe in diesen Fällen in seinem Dienstwagen gesessen und den Polizeifunk abgehört, damit er seine Komplizen vor den Kollegen rechtzeitig warnen kann.
Derzeit geht man davon aus, dass der Beamte wenigstens ein halbes Jahr mit den vier Mitangeklagten zusammengearbeitet hat. Die Anklage umfasste Diebstahl, Bestechlichkeit, Urkundenmissbrauch und viele weitere Punkte – insgesamt wurden ihm neun konkrete Taten angelastet.
Umfangreiches Geständnis vor Gericht
Nach einer Woche Gerichtsprozess legte der Beamte endlich ein Geständnis ab. Er räumte alle Taten ein und erklärte auch dem Gericht, wie er eines der Bandenmitglieder kennengelernt hatte. Vor Gericht gab er über den Anwerber zu Protokoll:
Er hat mich als Lebemenschen kennengelernt, der mehr ausgibt als einnimmt.
Am Ende des Prozesstages gestand er, dass er einen hohen Geldbedarf habe, weil er spielsüchtig sei. Er spielte wohl Roulette und Poker – ihm war egal, ob in der Spielbank oder im Online Casino. Zur Finanzierung seiner Sucht hatte er bereits mehrere Kredite aufgenommen. Bis er Kontakt zur Bande aus dem Rotlichtmilieu erhielt, hätten sich 50.000 Euro Schulden angehäuft.
Jonas K. gehörte zum Kriminaldauerdienst, einem Bereitschaftsdienst der deutschen Kriminalpolizei. Er habe monatlich 2.500 Euro als Gehalt erhalten, weitere 450 Euro bis 500 Euro haben ihm die Straftaten pro Monat eingebracht – das versprochene Geld hatte er wohl nicht erhalten.
Trotz der Schulden habe er immer weitergespielt, teilweise verloren und weitere Kredite aufgenommen. Inzwischen ist die Schuldenlast deutlich höher geworden, als zu Beginn der Zusammenarbeit.
Die Konsequenzen für den Ex-Kripo-Beamten
Seit einem halben Jahr sitzt der Kriminalbeamte in Untersuchungshaft. Es sind insgesamt 21 Verhandlungstage von der Strafkammer geplant, das Urteil wird erst zum 8. Mai 2019 erwartet. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits zu Beginn des Prozesses klargestellt, dass man mit viereinhalb Jahren Gefängnisstrafe für den Polizisten rechne. Außerdem droht ihm der Verlust des Beamtenstatus.
Es bleibt abzuwarten, inwiefern ihm das Geständnis und eventuell sein Spielsuchtproblem als strafmildernd ausgelegt werden. Beobachter rechnen mit einer Freiheitsstrafe zwischen drei und vier Jahren.
Spielsucht ist immer wieder ein Grund für Straftaten
Zwar kommt es immer wieder vor, dass Polizisten wegen Bestechlichkeit oder Korruption angeklagt werden. Ich hatte in der Vergangenheit über einen Berliner Polizisten berichtet, der Betreiber von illegalem Glücksspiel vor Kontrollen gewarnt haben soll. Aber dass ein Polizist wegen Spielschulden selbst Straftaten begeht, wurde bisher kaum publik.
Nach einem Banker aus Hamburg, der 1,7 Millionen Euro veruntreut hatte und einem Pfarrer aus dem Harz, der 120.000 Euro aus der Gemeindekasse verspielt haben soll, gibt es nun einen Fall mit einem Beamten der Kriminalpolizei. Ich hatte Anfang des Jahres von Spielern berichtet, die zur Verschleierung der Spielverluste Straftaten vorgetäuscht haben. Der Polizeibeamte ist einen Schritt weitergegangen und hat sich von einer Bande aus dem Hamburger Rotlichtmilieu anwerben lassen.
Eigentlich sollte man meinen, dass Polizisten wissen, wo sie sich Hilfe bei Spielsucht einholen können. Fraglich ist auch, warum das soziale Umfeld (Kollegen oder Freunde) davon nichts mitbekommen hat.
Es bleiben also viele Fragen, aber das Gericht hat noch einige Prozesstage vor sich. Sobald es in dieser Sache ein eindeutiges Urteil oder andere Neuerungen geben wird, werde ich darüber berichten.
Bildquelle: 49698829 - Polizeirevier mit zwei Einsatzfahrzeugen © steschum
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2 Kommentare zu: Ehemaliger Kripo-Beamter begeht Straftaten zur Finanzierung der Spielsucht
Kommentar verfassenBegbie
22.01.2019 um 16:34 UhrAnonym
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