Haben stationäre Spielhallen in Deutschland eine Zukunft?
Betreiber von stationären Spielhallen haben es bereits seit längerer Zeit alles andere als einfach. In vielen Bundesländern haben strengere Gesetze zum Zwecke des Spielerschutzes dazu geführt, dass viele Spielhallen schließen mussten. Im vergangenen Jahr ist dann noch die Coronapandemie dazugekommen, die die Branche immer noch stark belastet. Der Profiteur sind die Online Spielotheken.
Die Zahl der stationären Spielhallen ist bereits seit mehreren Jahren rückläufig. Beispiel Berlin: Hier wurde auf Initiative der SPD-Fraktion das strengste Spielhallengesetz der Bundesrepublik eingeführt. Das Gesetz zeigt bereits seine Wirkung: Von den einst 600 Spielhallen in der Hauptstadt werden schon bald nur noch etwa 120 übrig bleiben. Das wäre ein Rückgang in Höhe von knapp 80 Prozent. Die stationären Spielhallenbetreiber haben dabei aktuell mehrere Baustellen gleichzeitig zu bewerkstelligen: Neben der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften macht der Branche die Coronapandemie schwer zu schaffen. So manch ein „Spielotheken-Spieler“ ist nach dem monatelangen Lockdown inzwischen wohl in die Online Spielothek geflüchtet. Und vielleicht kommt er nie zurück, wenn er die Vorteile des Onlineangebotes kennengelernt hat.
Branchenverband kritisiert Lockdown-Verlängerung
Vor wenigen Tagen hat die Politik den Lockdown in Deutschland ein weiteres Mal verlängert. Dieser gilt nun bis zum 28. März 2021. Es gibt zwar einige Lockerungen, doch Spielhallen sind hiervon nicht betroffen. Das bedeutet, dass die stationären Glücksspielstätten weiterhin komplett geschlossen bleiben müssen. Erst im Dezember berichteten wir über die vorletzte Lockdown-Verlängerung.
Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) kritisiert den neuen Beschluss und weist auf die fehlenden Öffnungsperspektiven für die Spielhallen in der Bundesrepublik hin. Während inzwischen weitere Öffnungen in den Bereichen Außengastronomie und Kultur in den kommenden Wochen im Gespräch sind, werden die Spielhallen nach wie vor ignoriert. Die nächsten „Lockdown-Verhandlungen“ sollen am 22. März stattfinden. Es bleibt abzuwarten, ob hier über eine Öffnung von Spielhallen gesprochen wird oder nicht.
Der DAW-Vorstandssprecher, Georg Stecker äußert sich zum verlängerten Spielhallen-Lockdown sichtbar besorgt:
„Wir können uns nicht von Lockdown-Verlängerung zu Lockdown-Verlängerung hangeln, die Unternehmen der Deutschen Automatenwirtschaft benötigen endlich eine klare Perspektive. Die Voraussetzungen für eine rasche Wiedereröffnung sind sehr gut: Schon die gesetzlichen Bestimmungen für den Spielhallenbetrieb entsprechen dem Social Distancing-Prinzip und wir haben funktionierende Hygienekonzepte. Es gibt keinen Grund, uns bei der Wiedereröffnung hinten anzustellen. (…)“
Darüber hinaus befürchtet der Branchenverband, dass die lange Schließung der Spielhallen die Kanalisierung gefährdet. Konkret befürchte man, dass einige Spielerinnen und Spieler während der Spielhallen-Schließung zu illegalen Angeboten wechseln und beispielsweise in Online Casinos ohne Lizenz spielen. Ebenso nimmt seit dem ersten Lockdown die Anzahl illegaler Glücksspielrunden drastisch zu. Unter anderem berichteten wir erst vor einiger Zeit von einer illegalen Glücksspielrunde in einem Hamburger Kulturverein, die von der Polizei aufgelöst wurde.
Bereits im ersten Lockdown im Frühling 2020 mussten die Spielhallen für viele Wochen schließen. Nun sind die Spielstätten bereits seit mehreren Monaten komplett geschlossen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen sich nun natürlich um ihren Arbeitsplatz. Auch viele Spielhallenbetreiber zeigen sich über die Zukunft besorgt.
Hunderte Spielhallen mussten bereits schließen
Zwar gibt es bislang pandemiebedingt nur sehr wenige dauerhafte Spielhallen-Schließungen. Doch die deutsche Politik hat der „Spielhallen-Flut“ in Deutschland schon vor mehreren Jahren den Kampf angesagt. Die einzelnen Bundesländer haben im Verlauf der letzten Jahre ihre Spielhallengesetze verschärft, um die Anzahl der Spielhallen zu reduzieren – mit Erfolg.
In der Hauptstadt Berlin zum Beispiel gab es noch vor einigen Jahren 600 Spielhallen. Nach der Einführung des neuen Spielhallengesetzes dürften es schon bald nur noch 120 Spielhallen sein. In der SPD-Fraktion zeigt man sich über diese Entwicklung äußerst erfreut. Der Stadtentwicklungsexperte und SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz beispielsweise äußert sich zur stark reduzierten Anzahl an Spielhallen wie folgt:
„Endlich, die meisten Spielhallen in Berlin müssen schließen! Spielsucht zerstört Menschen und Kieze. (…) Die Zahl der Spielhallen in Berlin geht stärker zurück als jemals erwartet“.
Tatsächlich hat das strenge Spielhallengesetz nicht nur in der Hauptstadt dazu geführt, dass viele Spielhallen ihren Betrieb einstellen mussten. Bereits seit Sommer 2011 gelten zumindest für neue Spielhallen strenge Regeln.
So muss beispielsweise zwischen zwei Hallen ein Mindestabstand von 500 Metern eingehalten werden. Außerdem darf es pro Gebäude nur noch eine Spielhalle geben und es gelten zwischen 3 und 11 Uhr verbindliche Schließzeiten. Auch darf es pro Spielhalle nur noch acht Spielautomaten geben und es darf keine kostenlose Speisen- oder Getränkeabgabe mehr erfolgen. In den meisten anderen Bundesländern gelten ähnlich strenge Spielerschutzmaßnahmen. Aber wie hat sich die Anzahl der Standorte von Spielhallen in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt?
Quelle Statistik: Statista.com
Online-Anbieter sind für Spielhallen eine starke Konkurrenz
Als wären strenge Spielhallengesetze und die verheerende Coronapandemie nicht genug, so haben die landbasierten Spielhallen auch noch mit der starken Online-Konkurrenz zu kämpfen. Die zahlreichen Online Spielotheken und Online Casinos bieten den Spielerinnen und Spielern nämlich ein sehr attraktives Angebot. Im Gegensatz zu stationären Spielgeräten bieten Online-Anbieter meist eine Auswahl bestehend aus mehreren hundert oder gar tausend Spielen. Zudem ist das Onlineangebot rund um die Uhr erreichbar. Außerdem kann der Spielgast bei den Internetangeboten in der Regel einen Neukundenbonus beanspruchen, den es in der Spielhalle vor Ort nicht gibt.
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Mit dem Corona-Schnelltest in die Spielhalle?
Vor etwa zwei Wochen verkündete der deutsche Glücksspielkonzern Gauselmann, dass man an einem Konzept arbeite, um den Spielhallenbesuch wieder sicher zu ermöglichen. Die Idee besteht darin, die Gäste in den 400 Merkur-Spielotheken mit einem kostenlosen Corona-Schnelltest zu testen, ehe sie in die Spielhalle eintreten dürfen. Das Motto des Konzeptes lautet: „Kurz testen, dann spielen“. Damit bereitet sich Gauselmann auf die hoffentlich bald bevorstehende Öffnung der Spielhallen vor und will seinen Gästen einen sicheren Besuch in den Räumlichkeiten gewährleisten.
Grundsätzlich dürfte eine Ansteckung in der Spielhalle äußerst unwahrscheinlich sein. Das liegt schlichtweg daran, dass sich auf einer großen Fläche nur wenige Menschen aufhalten. Zudem findet zwischen den wenigen Gästen kein direkter Kontakt statt, da jeder vor seinem Spielgerät sitzt. Umso unverständlicher erscheint natürlich die Tatsache, dass Spielhallen nach wie vor vom Lockdown betroffen sind und nicht öffnen dürfen.
Fazit
Die landbasierten Spielhallen in Deutschland stehen vor einer schwierigen Zukunft. Nachdem in den vergangenen Jahren bereits mehrere hundert Spielstätten aufgrund der geänderten gesetzlichen Vorschriften schließen mussten, kommen nun auch noch die Auswirkungen der weltweiten Coronapandemie hinzu. Es erscheint unwahrscheinlich, dass Spielhallen in einigen Jahren komplett aus den deutschen Innenstädten verschwunden sind. Doch ein gewisser Trend in Richtung einer streng limitierten Anzahl an Spielhallen lässt sich schon jetzt eindeutig erkennen.
Die Gauselmann-Gruppe versucht sich mit dem Konzept „Kurz testen, dann spielen“, bereits jetzt auf die kommenden Monate vorzubereiten, um den Spielern in Pandemiezeiten einen sicheren Besuch in den 400 Merkur-Spielhallen zu ermöglichen. Man darf gespannt sein, wie viele Spielotheken in den kommenden Monaten und Jahren noch aufgeben werden und wie sich auf der anderen Seite der Online-Glücksspielmarkt weiter entwickeln wird. Frühestmöglich könnten die Spielhallen in Deutschland aktuellen Informationen zufolge Anfang April wieder öffnen.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/spielautomat-spielsucht-sucht-slot-358248/
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14 Kommentare zu: Haben stationäre Spielhallen in Deutschland eine Zukunft?
Kommentar verfassenwettibernd
17.03.2021 um 15:56 UhrChristian_1994
25.03.2021 um 16:36 UhrIchbins2018
17.03.2021 um 09:58 UhrUnd auch wenn die Lobbyisten das gekonnt ignorieren, der Großteil der Bevölkerung lehnt Spielhallen ab!
Und würde es was das betrifft ein Volksentscheid geben,... dann gute Nacht Gruselmann und Konsorten, dass Ergebnis würde euch alles andere als gefallen!
Und für alle die dennoch denken das „ihr“ bzw. Spielhallen gerne gesehen sind -
dann googelt mal: „Drensteinfurt lehnt Spielhalle ab“.
Und Drensteinfurt ist alles andere als eine Ausnahme, da könnte ich noch zig Beispiele auftischen.
Und was sagt uns das?
Die Allgemeinheit braucht keine Spielhallen, will keine Hallen- erkennt mittlerweile auch - bzw. immer mehr die Gefahr die hiervon ausgeht -und wie gesagt lehnt sie ab - sondern die Spielhallen brauchen - das halte ich mal allgemein - Leute die nichts anderes mehr mit ihr Leben anfangen können. Mehr anzeigen
gamble1
Ichbins2018
17.03.2021 um 10:41 UhrAllerdings habe ich, nachdem ich 30 Jahre die in den Spielhallen war und dort mehr Zeit als Zuhause verbracht habe, selten solche gesehen und wenn, dann sah ich... "Neue bzw. Abschalter selten oder nie mehr wieder, oder irgendwann Täglich.
Und es ist ja auch nicht so das ich nicht weiß worüber ich rede...schließlich war ich fast jeden Tag von morgens bis abends in den Hallen -und außer zu Zocken (was manchmal auch sehr langweilig sein kann) -achtest du penibel genau darauf wer in der Halle sitzt, wie hoch gespielt wird usw.
Fakt ist das keine Halle ohne Süchtige Spieler*innen überleben kann und du dort überwiegend (und dazu habe ich mich auch gerechnet) "Kaputte" antriffst! Mehr anzeigen
gamble1
Christian_1994
17.03.2021 um 13:56 UhrFelixrl
17.03.2021 um 08:05 Uhrgamble1
Christian_1994
17.03.2021 um 13:58 UhrIchbins2018
17.03.2021 um 15:17 UhrUnd in der Vergangenheit hat sich jede noch so kleine Gemeinde/Stadt/Ort/Dorf über eine neue Halle... gefreut, schließlich bedeutete das Einnahmen - besonders was die Vergnügungsteuer betrifft (Bei uns im Kreis 20%).
Würde es nach Gauselmann und Co gehen, würde/hätten wir wahrscheinlich in jeden Haushalt mindestens ein Automaten.
Dank der Süchtige und immer mehr Süchtige, der Kriminalität und noch einiges mehr (vor allem Nachteiliges) -war/ist unsere Politik überhaupt gewollt zu handeln.
Besagter Rückgang ist also alles andere als ein verdienst der GI, sondern Dank deren unkontrollierte Ausbreitung -ala nimmersatt- haben die sich selbst ins Knie geschossen.
Ob die Offline Lobby sich jemals davon erholen wird? Ich glaube dank Corona und Online Casinos sind die gute Zeiten endgültig vorbei?!
Und wenn auch langsam, ähnlich wie Videotheken die mittlerweile auch kein Mensch mehr braucht, sind die Tage der Hallen (mit oder ohne Staatliches zutun) gezählt. Mehr anzeigen
Falko
18.03.2021 um 00:58 UhrAnonym
18.03.2021 um 07:47 UhrChristian_1994
25.03.2021 um 16:39 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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