GVC: Wachstum beim Online Glücksspiel kann Ausfälle nur bedingt ausgleichen

GVC Holdings verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 11,2 % gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum beim Online-Glücksspiel kann die Rückgänge im britischen und europäischen Offline-Glücksspiel nicht ausgleichen.

Lange galten Online-Glücksspielanbieter als Gewinner des Lockdowns aufgrund der Covid-19-Pandemie. Zumindest die GVC Holdings, zu der Ladbrokes, bwin, partypoker und PartyCasino gehören, musste im ersten halben Jahr von 2020 gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang von 11,2 % verzeichnen.

Bruttospielertrag um 10,7 % eingebrochen

Als Bruttospielertrag hat die Casinogruppe in den ersten sechs Monaten (bis 30. Juni 2020) etwa 1,62 Milliarden britische Pfund (1,79 Milliarden Euro) eingenommen. Gegenüber der gleichen Periode im Vorjahr sei es ein Rückgang von 10,7 %. Nach 34,2 Millionen Pfund an Steuern verringerte sich der Nettoumsatz auf 1,58 Milliarden Pfund (rund 1,76 Milliarden Euro).

Der überwiegende Teil des Umsatzes im ersten Halbjahr stammte aus dem Onlinegeschäft von GVC. Durch die Online-Produkte wurden 1,21 Milliarden Pfund (1,35 Milliarden Euro) eingenommen. Das entspricht einem Wachstum von 19,0 % gegenüber dem Vorjahr. Wenn man die Wechselkurse der Währungen als konstant annimmt, soll das Wachstum sogar 21 % betragen haben.

Dies führte zu einem Anstieg von 31,0 % auf 752,6 Millionen Pfund (837 Millionen Euro) beim Bruttospielertrag aus den iGaming-Produkten. Man hatte dabei vor allem starke Leistungen bei den Bingo- und Pokerangeboten der Firmengruppe erzielt.

Verschiebungen beim Umsatz der einzelnen Online-Marken

In Großbritannien waren die Bingohallen aufgrund von Covid-19 geschlossen. Die Spieler migrierten erfolgreich zu den Online-Bingoangeboten. GVC schätzte, dass 40 % der Gala-Bingo-Spieler im Berichtszeitraum aus Offline-Spiel stammten.

Bei partypoker stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um rund 60 %. Im gesamten Bereich des Online-Glücksspiels hatte Großbritannien relativ gut abgeschnitten. Der Gesamtumsatz beim iGaming ist weltweit um 43 % gestiegen gegenüber 2019. In Deutschland hat die Branche auch ein gutes Wachstum verzeichnet. Laut GVC sind die Bruttospielerträge in Deutschland um 18 % gestiegen. In Italien verzeichnete man einen Anstieg der Bruttospielerträge von 11 % und in Brasilien um 33 %.

Selbst der Bruttospielertrag für Online-Sportwetten stieg um 4,8 % auf insgesamt 484,5 Millionen Pfund (539 Millionen Euro). Durch eine starke Marge in dem Bereich konnte der Rückgang der Einsätze um 15 % aufgefangen werden. In Großbritannien sollen ein gezieltes Kundenbeziehungsmanagement und viele Bonusaktionen dazu beigetragen haben, den Rückgang des Bruttospielertrages im Bereich der Wetten auf 3 % zu begrenzen.

In Australien hingegen wurden Pferderennen während der Pandemie fortgesetzt, was ab April 2020 zu einer erfolgreichen Reaktivierung der Kunden führte. Letztendlich wuchs der Bruttospielertrag in dem Bereich um 43 %, wenn man währungsbereinigte Zahlen vergleicht.

Große Verluste beim Offline-Glücksspiel

Beim Offline-Glücksspiel waren die Auswirkungen von Covid-19 viel deutlicher. In Großbritannien schrumpfte der Bruttospielertrag um 52,6 % auf 277,9 Millionen Pfund (rund 309 Millionen Euro). Alle Glücksspielstandorte waren bis 15. Juli 2020 geschlossen, daher gab es keine Umsätze.

Insgesamt wurden 724,8 Millionen Pfund (rund 807 Millionen Euro) eingesetzt, was einem Rückgang von 54,5 % gegenüber dem Anteil von 1,59 Milliarden Pfund (1,77 Milliarden Euro) im ersten Halbjahr 2019 entspricht.

Der Umsatz mit Spielautomaten ging um 57,2 % auf 133,5 Millionen Pfund (etwa 150 Millionen Euro) zurück. Durch die Kürzung der Einsätze auf 2 Pfund sanken bereits vor dem 15. März die Umsätze 28 % unter das Niveau von 2019.

Das europäische Offline-Glücksspiel umfasst bei GVC Geschäfte in Belgien, Irland und Italien. Man verzeichnete einen Umsatzrückgang von 47,6 % auf 75,5 Millionen Pfund (circa 85 Millionen Euro). Bei Sportwetten gingen die Einsätze um 54,4 % auf 379,8 Millionen Pfund (etwa 423 Millionen Pfund) zurück. Der Bruttospielertrag verringerte sich um 44,8 % auf 59,1 Millionen Pfund (66 Millionen Pfund).

GVC erzielte mit seinen kleineren Marken wie der Wettbörse BETDAQ, dem Telefonwettgeschäft Telebet und dem Finanzgeschäft Intertrader einen Umsatz von weiteren 20,1 Millionen Pfund (22 Millionen Euro). Gegenüber dem Vorjahr ist es ein Minus von 44,0 %.

Neuer Geschäftsführer der GVC ist Shay Segev. Er war positiv überrascht von der dennoch recht guten Bilanz:

Angesichts des beispiellosen Handelsumfelds hat GVC im ersten Halbjahr eine ermutigende Leistung erbracht und die Stärke unseres diversifizierten Geschäftsmodells sowie das Fachwissen, die Anpassungsfähigkeit und das Engagement unserer Mitarbeiter unterstrichen. 

Gegenüber den Umsatzeinbußen konnte man auch Gelder einsparen. Bei Betriebskosten, den Marketing- und den Verwaltungskosten hatte man deutliche Einsparung gegenüber dem Vorjahr. Unter der Berücksichtigung aller Kosten sowie der angefallenen Kosten belief sich der Nettogewinn von GVC im ersten Halbjahr auf 2,1 Millionen Pfund (2,34 Millionen Euro) und blieb damit gegenüber dem Vorjahr unverändert.

Laut Berechnungen von Gambling Capital wird der Online-Glücksspielsektor durch Covid-19 einen deutlichen Gewinn verzeichnen können. Eine Zunahme um 17,4 % scheint für dieses Jahr realistisch zu sein. Bis 2025 rechnet man mit einem weltweiten Online-Glücksspielmarktanteil von 20 %. Das würde einem Umsatz von 108 Millionen US-Dollar (rund 92 Millionen Euro) entsprechen. Gleichzeitig erkennt man aber auch, dass das Offline-Glücksspiel schwindet. Der globale Glücksspielsektor wird 2020 daher lediglich 358 Milliarden US-Dollar (303 Milliarden Euro) erwirtschaften. Das entspricht einem Rückgang von 24,4 % bevor Covid-19 kam und Einbußen von 20,8 % gegenüber 2019. Insgesamt sind daher die Auswirkungen der Pandemie auf die Glücksspielbranche massiv.