Am vergangenen Donnerstag, dem 20. April, nahmen Beamte unterschiedlicher Behörden eine bundesweite Razzia gegen den bekannten Sportwettenanbieter tipster vor. Sogar im europäischen Ausland wurde ermittelt. Laut der Pressemitteilung des Landeskriminalamtes NRW sowie Berichten verschiedener Zeitungen – unter anderem der Bild, des Spiegels und des Kölner Stadt-Anzeigers - stehen diverse Vorwürfe im Raum.

Um 11 Uhr begannen die Behörden mit der Durchsuchung zahlreicher Räumlichkeiten des Sportwettenanbieters tipster im gesamten Bundesgebiet. Der Einsatz bezog sich auf Privatwohnungen, Wettannahmestellen und sonstige Geschäftsräume. Die Einsätze erfolgten in NRW (Köln), Bremen, Berlin, Sachsen und Bayern. Selbst im Ausland, nämlich auf Malta, wo tipster einen Firmensitz sowie eine Lizenz besitzt, und in Kroatien, wurde nach Beweisen gesucht. Es soll in mehr als 100 Objekten gefahndet worden sein.

Was dem Unternehmen genau vorgeworfen wird, ist bislang nicht bekannt. Es stehen jedoch verschiedene Delikte im Raum:

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen spricht in seiner Pressemitteilung zentral vom Verdacht des illegalen Glücksspiels, des Vorenthaltens von Arbeitsentgelt (Schwarzarbeit) und der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Auch Steuerhinterziehung wird diskutiert. Zusätzlich zu den Durchsuchungen wurden diverse Verhaftungen vorgenommen.

Großaufgebot an Einsatzkräften nach mehrjähriger Ermittlung – Schwerpunkt Köln

In einem mehrstündigen Einsatz ermittelten mehr als 900 Beamte. Die Fahnder stellten vornehmlich Beweismittel, aber ebenso Vermögenswerte sicher. Der Ermittlungsschwerpunkt war Köln und dort die Firmenzentrale von tipster.

Ein Polizeisprecher teilte dem Spiegel mit, dass die dortigen Mitarbeiter sehr überrascht gewesen wären. Von dem, laut Landeskriminalamt NRW bereits seit mehr als zwei Jahren durchgeführten, verdeckten Ermittlungsverfahren hatte niemand auch nur die geringste Ahnung.

Federführend war und ist weiterhin die Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Unter deren Leitung waren hunderte Polizisten, aber auch Spezialkräfte der ZeOS (Zentralstelle für organisierte Straftaten), Mitarbeiter des Zolls, Finanzfahnder und Cybercrime-Experten im Einsatz.

Es wurden Beweismittel, Bargeld und Wertsachen zur Vollstreckung von Vermögensarresten im zweistelligen Millionenbereich sichergestellt, wie es in der Pressemitteilung des Landeskriminalamtes heißt. Im Zuge dessen übertrug und speicherte man ebenfalls große Mengen an digitalen Daten.

Das Unternehmen tipster

Der Sportwettenanbieter tipster wurde im Jahr 2010 in Malta gegründet und hat dort bis heute eine Lizenz. Mittlerweile ist das Angebot auch unter der Aufsicht der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), also mit einer deutschen Genehmigung, verfügbar. Die Firmenzentrale für den deutschen Markt befindet sich in Köln. Tipster bietet seine Dienste allerdings auch in verschiedenen weiteren Ländern Europas an. Man verfügt über ein Netzwerk mit über 200 Mitarbeitern europaweit sowie 3.000 Spielbeobachtern weltweit. Als besondere Alleinstellungsmerkmale nennt das Unternehmen sein eigenes Quoten-Management und die daraus resultierenden besonders schnellen Aktualisierungen der Werte.

Zahlreiche Festnahmen

Es gab Haftbefehle gegen Mitglieder der Geschäftsleitung von tipster. Die sechs männlichen Hauptbeschuldigten wurden unmittelbar festgenommen. Sie sind im Alter zwischen 34 und 60 Jahren. Die Festnahmen erfolgten unter anderem in Köln und Brühl.

Was den Beschuldigten genau vorgeworfen wird, ist bislang nicht öffentlich gemacht worden. Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen hat immerhin schon den Verdacht auf illegales Glücksspiel, Schwarzarbeit und die Bildung einer kriminellen Vereinigung bestätigt. Weitere Straftaten sind wahrscheinlich. Zu diesen können gemäß dem offiziellen Statement allerdings noch keine eindeutigen Angaben gemacht werden.

Die Ermittlungen dauern laut Landeskriminalamt NRW an. Die Auswertung der Beweismittel wird noch einiges an Zeit verlangen. So bald ist also nicht mit einer Konkretisierung des Falls zu rechnen.

Server des Wettanbieters im Fokus

Zusätzlich zur Durchsuchung von Büros und anderen typischen Geschäftsräumen wurden vor allem die Server von tipster in Köln angezapft. Dafür musste man sich zunächst Zugang zu einem speziellen Tresorraum verschaffen.

Laut einem Bericht der Bild kam dabei unter anderem ein Spezialfahrzeug zum Einsatz, das es den Ermittlern ermöglicht, vor Ort große Mengen an Daten direkt in die Polizei-Cloud zu übermitteln. Außerdem bietet es Arbeitsplätze für die Analyse von digitalen Informationen.

Die Bild schreibt, dass die Möglichkeiten der Einrichtung dieses Fahrzeugs während der Razzia auf breiter Front genutzt wurden. Daten der Server sowie von anderen Speichermedien und Smartphones sind gesichert worden. Teilweise erfolgte eine unmittelbare Auswertung. Immer wieder sollen Beamte den Cybercrime-Kräften neues Datenmaterial geliefert haben.

Fazit

Selbst wenn bisher kaum konkrete Informationen zu den Anschuldigungen gegenüber tipster gegeben wurden, ist der Fall schon ein echter Hammer. Derart langfristige Ermittlungen, entsprechend ausgedehnte Zugriffe und die sofortige Verhaftung mehrerer Verantwortlicher des Unternehmens lassen auf schwerwiegende Vergehen schließen, die juristisch bereits massiv untermauert sein dürften.

Bis wir erfahren, was bei der Sache schließlich herauskommt bzw. für welche Vergehen tipster genau und in welchem Maß zur Rechenschaft gezogen wird, müssen wir wohl noch etwas Geduld haben. Wir informieren euch aber natürlich schnellstens, sobald es etwas wichtiges Neues gibt.

 

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/fahrzeugblaues-notlicht-eingeschaltet-532001/

 

 

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2 Kommentare zu: Großrazzia bei tipster: illegales Glücksspiel, Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Bildung einer kriminellen Vereinigung?

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Spannende Geschichte. Die Seite ist zumindest vorübergehend offline. Hoffentlich muss jetzt keiner auf seine Gewinne warten.
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Das finde ich auch. Was da wohl noch so rauskommt...?

Die Franchise-Nehmer dürften ebenfalls ziemlich angeschmiert sein. Habe kein tipster-Büro in meiner Nähe, aber denke, dass die Lokale doch auch vorübergehend schließen müssten.

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