GlüStV: Machen Blackjack und Roulette süchtiger als Slots?
Am 1. Juli 2021 ist der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Kraft getreten. Seitdem kann an virtuellen Spielautomaten zwar legal gespielt werden, Tisch- und Kartenspiele wie Roulette oder Blackjack bleiben aber tabu. Bedeutet das etwa, dass Blackjack, Roulette und Co. süchtiger machen und gefährlicher sind als Slot Machines? Die Antwort lautet Nein.
Zunächst einmal möchten wir natürlich darauf hinweisen, dass von jedem Glücksspiel eine potenzielle Suchtgefahr ausgehen kann. Die „Gefährlichkeit“ unterscheidet sich jedoch zwischen Spielautomaten, Tischspielen und Lotterien teilweise sehr deutlich. Im neuen GlüStV sind zum aktuellen Zeitpunkt alle Tischspiele und Live-Spiele nicht erlaubnisfähig. Daraus könnte der aufmerksame Leser schlussfolgern, dass von diesen Casino Spielen die höchste Suchtgefahr ausgehen müsste. Doch genau das ist offensichtlich nicht der Fall.
Machen Tisch- und Live-Spiele süchtiger als Spielautomaten?
Wer der Logik der Gesetzgebung folgt, wird davon ausgehen, dass Blackjack, Roulette und Co. gefährlicher sind als klassische Spielautomaten. Schließlich sind diese Tischspiele seit dem Inkrafttreten des neuen GlüStV hierzulande nicht erlaubnisfähig. Doch tatsächlich geht die viel höhere Suchtgefahr vom Automatenspiel aus.
Bereits vor etwa zehn Jahren ist Dr. med. Hans-Jürgen Rumpf von der Universität zu Lübeck in einer Studie gegenüber dem Ärzteblatt zum folgenden Ergebnis gekommen:
„Das höchste Suchtrisiko weisen Glücksspielautomaten in Spielhallen oder Gaststätten auf."
Umso erstaunlicher ist es, dass der neue GlüStV das Lotto-Spiel in der Kneipe bald erlauben will. Natürlich geht die erhöhte Spielsuchtgefahr dabei auch von den Online-Slots aus. Aber aus welchen Gründen sollen Spielautomaten süchtiger machen als casinotypische Games wie Roulette oder Blackjack?
Viele Spielsüchtige nutzen Spielautomaten
Fachleute sind sich größtenteils einig, dass die Automatenspiele das größte Suchtpotenzial bergen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass hier ein wesentlich schnelleres Spiel möglich ist. Während bei Tischspielen wie Roulette oder Blackjack zunächst das Ende der Runde abgewartet werden muss, können die Slot-Walzen direkt wieder in Bewegung gesetzt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die klassischen Spielautomaten die „höchste Ereignisfrequenz“ aufweisen.
Um die Spielgeschwindigkeit und damit auch die Suchtgefährdung zu reduzieren, wurde deshalb die sogenannte 5-Sekunden-Regel eingeführt. Das bedeutet, dass zwischen zwei Spielrunden mindestens eine Pause von fünf Sekunden gemacht werden muss. Des Weiteren wurde für die Slot Machines ein maximaler Rundeneinsatz von einem Euro sowie ein Autospin-Verbot eingeführt.
Die Tischspiele sind mittlerweile von der Bildschirmfläche der in Deutschland lizenzierten Online Spielotheken verschwunden. Ob dieses Vorgehen sinnvoll ist, darf jedoch infrage gestellt werden. Schließlich werden ehemalige Roulette- oder Blackjack-Fans nun indirekt dazu animiert, an virtuellen Spielautomaten zu spielen. Die Tischspiele wurden schließlich komplett deaktiviert.
Es drängt sich also der Verdacht auf, dass das neue Regelwerk nicht an jeder Stelle durchdacht ist. Erst kürzlich berichteten wir davon, dass das vollmundig angekündigte Spielersperrsystem OASIS online noch gar nicht funktioniert.
Können Blackjack, Roulette und Co. zukünftig wieder gespielt werden?
Die derzeitige Situation sieht so aus, dass das sogenannte Bankhalterspiel dem Landesrecht unterliegen soll. Das würde bedeuten, dass die Bundesländer eine begrenzte Anzahl an Lizenzen für Online-Roulette, Online-Blackjack oder Online-Baccarat ausstellen dürften. Allerdings soll sich die Anzahl der Lizenzen an der Anzahl der Lizenzen für landbasierte Spielbanken orientieren. Das wiederum würde bedeuten, dass nur sehr wenige Online Spielotheken die Erlaubnis bekommen würden, solche Tischspiele online anzubieten.
Aktuell sind jedoch noch alle Tischspiele in Online Spielotheken mit deutscher Lizenz verboten. Erst vor einigen Wochen berichteten wir darüber, dass die Glücksspielanbieter komplexe Tech-Regeln erfüllen müssen.
Fazit
Es ist in Anbetracht der vorliegenden Faktenlage absolut unverständlich, dass Tischspiele wie Roulette, Blackjack oder Baccarat nun komplett verboten sind. Zum selben Zeitpunkt legalisiert der deutsche Gesetzgeber jedoch klassische Spielautomaten, bei denen die Suchtgefahr nachweislich deutlich höher ist. Allerdings könnte es mittelfristig dazu kommen, dass die Bundesländer hierzulande auch Lizenzen für Tischspiele vergeben. Doch die Anzahl an Lizenzen wird hier sehr begrenzt sein. Verständlich ist das aktuelle Vorgehen des Gesetzgebers deshalb trotzdem nicht.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/karten-händler-black-jack-kasino-1437776/
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6 Kommentare zu: GlüStV: Machen Blackjack und Roulette süchtiger als Slots?
Kommentar verfassenAreYouSure
20.08.2021 um 09:58 UhrWer will den bei einem Spiel mit 98%RTP freiwillig nur mehr mit 92% spielen? Facepalm all day long.... Mehr anzeigen
Tonkabohne
18.08.2021 um 11:35 UhrNein- es ist in beiden Alkohol drin 😉 und führt bei übermäßigen Gebrauch zur Sucht
Also egal, alles was mit Glücksspiel zu tun hat macht süchtig auch Lotto etc ... kommt immer auf die Intensität... drauf an . Mehr anzeigen
Christian_1994
31.08.2021 um 19:12 UhrB****z
17.08.2021 um 12:27 UhrUnd das ist schon anreizend wenn man denkt man hat "Die Karten in der Hand". #Floskeloff Mehr anzeigen
Christian_1994
17.08.2021 um 17:43 UhrB****z
17.08.2021 um 21:19 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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