Glücksspielwerbung in den Niederlanden stark eingeschränkt
Glücksspielwerbung ist in Deutschland seit jeher ein heikles Thema. Aber auch bei unseren Nachbarn in den Niederlanden wurde nach anfänglichem Laufenlassen jüngst heiß darüber diskutiert. Im Zuge einer drastischen Zuspitzung der Werbeaktivitäten machte man schnell Nägel mit Köpfen: Das Anpreisen von Glücksspielen ist mittlerweile fast komplett verboten.
In den Niederlanden ist Anfang 2023 ein neues Gesetz in Kraft getreten, das die Werbung für Sportwetten und andere Glücksspiele vollständig aus dem öffentlichen Raum verbannt. Das berichtete das ZDF. Der Grund liege in einer bei der letzten Fußball-WM registrierten enormen Werbeflut, die auch Stellen betraf, an denen junge Erwachsene verstärkt darauf aufmerksam wurden.
Vor allem ist es Ziel der Gesetzesänderung, Werbemaßnahmen auszuschließen, die Menschen zwischen 18 und 24 Jahren besonders wahrnehmen. Wenn diese jungen Erwachsenen auf öffentliche Glücksspielwerbung stoßen, seien sie dafür überaus empfänglich, so wird es beim ZDF von Floor van Bakkum, einem Sprecher der niederländischen Suchtklinik Jellinek, dargelegt.
Werbeflut nach Legalisierung des Glücksspiels
Die Niederlande hatte Online-Glücksspiele – ganz ähnlich wie Deutschland – erst 2021 legalisiert. Bei unseren Nachbarn stand allerdings weniger der Aspekt des Spielerschutzes und mehr die wirtschaftliche Effektivität im Vordergrund. Der niederländischen Regierung war bei der gesetzlichen Neuregelung vor allem der wachsende illegale Markt ein Dorn im Auge. Dieser arbeitete einfach an allen geltenden Richtlinien und am Fiskus vorbei, womit insbesondere erhebliche Steuereinbußen hingenommen werden mussten.
Das Risiko für die Spieler und deren Absicherung sollte jedoch schon bald nach der Legalisierung zu einem bestimmenden Thema reifen. Es kam zu diesem Zeitpunkt nämlich zu einem immensen Werbeaufkommen, welches seinerseits kaum reguliert wurde. Viele Prominente konnten von den großen Glücksspielunternehmen für ihre Promotions gewonnen werden. Der Fußballtrainer Louis van Gaal und der ehemalige Profifußballer Wesley Sneijder sind nur zwei der bekannten Namen. Die Spots wurden teilweise sogar mit Preisen geehrt.
Nach einem starken Anstieg der Spielprobleme bei jungen Menschen wurde Werbung mit typischen Rollenvorbildern dieser Zielgruppe im Schnellverfahren verbannt. Ab Juni 2022 durften entsprechende Promotionen nicht mehr ausgespielt werden.
Ausufernde Werbung bei der Fußball-WM als weiterer Impuls
Nach den ersten einschneidenden Werbeverboten im Juni 2022 folgte die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Betreiber der Glücksspielangebote hatten zu diesem sehr reichweitestarken Event eine neue Taktik aufgelegt. Neben weiteren immer noch legalen Werbekanälen wurden Promotionen auf Websites für kostenfreie WM-Tippgemeinschaften geschaltet.
Die Maßnahmen führten schnell zu Androhungen von Geldstrafen. Denn der Schutz junger Erwachsener vor Glücksspielwerbung war ja bereits seit Juni beschlossene Sache. Diese Menschen hielten sich nach Ansicht der niederländischen Glücksspielbehörde, der Kansspelautoriteit, überaus häufig auf entsprechenden Seiten auf und würden somit bedenklich von den Anpreisungen beeinflusst.
Betreffende Verfahren zur erneuten Anpassung der Regulierung wurden noch während der WM eingeleitet. Bereits wenige Wochen später kam es zu einer Entscheidung und der Umsetzung der zusätzlichen Einschränkungen.
Nur noch gezielte Werbemaßnahmen erlaubt
Die neuste Regulierung der Glücksspielwerbung in den Niederlanden gilt seit dem 1. Januar 2023. Im Einzelnen verbietet sie es den Betreibern von Sportwetten und anderen Spielen, die mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, "ungezielte" Promotionen für ihre Angebote durchzuführen. Reklame und Spots in TV, Radio oder im öffentlichen Raum sind damit nicht mehr erlaubt.
Fazit
Eines muss man den niederländischen Behörden lassen: Ihre Bedenken hinsichtlich spezifischer Formate von Glücksspielwerbung wurden schnell in die Tat umgesetzt. In Deutschland ist die Debatte rund um sehr intensive Promotions - gerade im Zusammenhang mit Sportwetten und deren immer stärkerer Verbindung zu gewissen Sportarten - ebenfalls angefacht. Wir berichteten erst kürzlich über mögliche Werbeeinschränkungen bei der kommenden Fußball-EM. Eine derart prompte Anpassung wäre hierzulande aber kaum denkbar. Ob die Maßnahmen bei unseren Nachbarn Wirkung zeigen und vor allem Spielprobleme bei jungen Menschen zurückgehen, bleibt abzuwarten.
Um gerade jüngere Bürger zu schützen, sind übrigens bereits weitere Maßnahmen geplant, die ungezielte Werbung für Glücksspiele eindämmen. Ab 2024 darf die Wettbranche kein Programm- und Event-Sponsoring mehr vornehmen. Ab 2025 ist schließlich jegliche Werbung für Glücksspiele bei Sportverbänden und insbesondere auf Spielertrikots tabu. Das hat vor allem für zahlreiche Vereine der niederländischen ersten Fußballliga Konsequenzen. Hier haben 15 der insgesamt 18 Clubs Sportwettenanbieter als Hauptsponsoren. Ihnen bleiben zwei Jahre Zeit, sich neue Unterstützer zu suchen. Ähnlich ergeht es übrigens auch vielen Vereinen der Premier League.
Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/grunes-grasfeld-2026451/
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5 Kommentare zu: Glücksspielwerbung in den Niederlanden stark eingeschränkt
Kommentar verfassenbtssultan
wettibernd
03.07.2023 um 22:32 UhrBacardiFeeling
Falko
02.07.2023 um 15:55 UhrChris_W
03.07.2023 um 07:59 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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