Glücksspielskandal rund um schwedische Sozialdemokraten
Politik und Glücksspiel haben auch in Deutschland – vor allem im Kontext der Regulierung entsprechender Angebote – immer wieder miteinander zu tun, was nicht selten für Diskussionen und Aufregung sorgt. Eine Verbindung wie in Schweden, wo die hiesige sozialdemokratische Partei tatsächlich eine eigene Lotterie betreibt, ist hierzulande jedoch kaum denkbar. Im skandinavischen Königreich stehen entsprechende Geschäfte ebenfalls seit langem in der Kritik. Gerade verzeichnet die Debatte jedoch ein Allzeithoch, denn es werden Vorwürfe der Manipulation und sogar zu Verbindungen in die Bandenkriminalität erhoben.
Für uns Deutsche mag es befremdlich klingen, dass die schwedischen Sozialdemokraten von der Sveriges Socialdemokratiska Arbetareparti (SAP) über das parteieigene Glücksspielunternehmen Kombispel ein umfangreiches Lottoangebot betreiben. In Schweden wird Glücksspiel nicht nur als Freizeitbeschäftigung, sondern in der Tat auch als Einnahmequelle für Parteien wahrgenommen, was zu einem besonderen Spannungsfeld zwischen Ethik und finanziellem Gewinn führt. Kritiker, vor allem aus den Reihen der politischen Opposition und von Experten für Spielsuchtprävention, argumentieren, dass die SAP durch ihre Glücksspielaktivitäten nicht nur einen Interessenkonflikt heraufbeschwört, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung von sozialpolitischen Themen sowie Verantwortlichkeiten gefährdet.
Die derzeitigen Ermittlungen könnten weitreichende Folgen haben – nicht nur für die SAP, sondern auch für die Glaubwürdigkeit des schwedischen Glücksspielmarktes insgesamt. Parteichefin Magdalena Andersson sieht sich nun in der Pflicht, sich den kritischen Fragen zu stellen und transparent darzulegen, wie die Partei die Vorwürfe entkräften will. In einem Land, das traditionell hohe Standards für Transparenz und Verantwortung anlegt, könnte das Versagen der SAP bei der Gewährleistung der Integrität ihrer Geschäfte zum einen ihr eigenes Schicksal, zum anderen aber auch das der gesamten schwedischen Sozialdemokratie in Mitleidenschaft ziehen.
Manipulation bei Senioren und Verbindungen zur Bandenkriminalität?
Recherchen der Zeitung Dagens Nyheter haben alarmierende Enthüllungen zutage gefördert, die das sozialdemokratische Glücksspielunternehmen Kombispel in ein schlechtes Licht rücken.
- Ein beauftragtes Callcenter mit Sitz in Barcelona steht im Verdacht, gezielt sehr alte Menschen per Telefon kontaktiert und diese unter Druck gesetzt zu haben, damit sie Lose erwerben. Die Anrufer hätten zudem bewusst verschwiegen, dass es sich um Abonnements handelte und die Betroffenen so in eine finanzielle Abhängigkeit gedrängt. Diese Praktiken werfen nicht nur ethische Fragen auf, sondern bergen auch ein erhöhtes Risiko, dass vulnerablen Bevölkerungsgruppen, die möglicherweise an einer Spielsucht leiden, geschadet wird.
- Zusätzlich berichteten die Zeitungen Expressen und Svenska Dagbladet, dass mehrere ehemalige Mitarbeiter des Callcenters Verbindungen zur organisierten Kriminalität aufwiesen. Unter diesen war ein Mann, der im Sommer 2024 in Schweden zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde. Die ihm zu Last gelegten Delikte schließen unter anderem Beihilfe zu einem Mordversuch ein. Solche Verbindungen zwischen einem staatlich lizenzierten sowie parteilich angebundenen Glücksspielanbieter und der Bandenkriminalität werfen ein besorgniserregendes Licht auf die Sicherheitsstandards und die ethischen Richtlinien, die in der Branche gelten sollten.
Die Enthüllungen über unmoralische Verkaufsmethoden und kriminelle Verflechtungen erforderten schließlich eine direkte Reaktion von Magdalena Andersson, der Parteichefin der schwedischen Sozialdemokraten. In einer Stellungnahme äußerte sie ihre tiefe Enttäuschung und Wut über die Vorfälle und betonte, dass es höchste Zeit sei, entschlossen zu handeln.
Kritiker sprechen schon länger von einem „korrupten System“
Gerade erst im Frühjahr 2024 bezeichnete der Wirtschaftspolitiker Tobias Andersson von den rechten Schwedendemokraten (SD) die sozialdemokratischen Glücksspielaktivitäten als ein „korruptes System“. Er wolle den „Sozen“ diesen Geldhahn abdrehen, so Andersson. Offenbar sieht er die Machenschaften als undurchsichtig und anfällig für Missbrauch an.
Im Rahmen dieser Diskussion entgegnete die Parteichefin der SAP, Magdalena Andersson, dass solche Aussagen lediglich den Versuch darstellten, den politischen Gegner zum Schweigen zu bringen. Die SAP-Vorsitzende betonte, dass sich ihre Sorge weniger um die politischen Konsequenzen des Callcenter-Skandals drehen, sondern vielmehr um die älteren Menschen, die durch die aggressive Verkaufstaktik belastet wurden. Sie gab an, dass ihr die Tragweite des Problems erst durch die Berichterstattung in den Medien bewusstgeworden sei.
Dagens Nyheter brachte vor, dass bereits vor einem Jahr Teile der Parteiführung über unlautere Praktiken beim Telemarketing rund um ihre Lotterie informiert wurden. Um betreffende Beschwerden über aggressive Verkaufsgespräche musste sich unter anderem Joakim Jonsson kümmern. Als Schatzmeister der Partei und Verantwortlicher für die Glücksspieltochter Kombispel leitete er alles an die Geschäftsführung weiter. Das führte zur Auflösung einiger Verträge mit externen Dienstleistern. Das jetzt in der Kritik stehenden Callcenter wurde weiterhin beschäftigt, wobei es lediglich neue Verträge gab.
In Reaktion auf die aufgedeckten Missstände hat die Partei sowohl den Vorstand als auch den Geschäftsführer von Kombispel ausgewechselt und angekündigt, dass der Vertrieb über externe Callcenter eingestellt werden solle. Die neue Unternehmensführung erhielt den Auftrag, „reinen Tisch zu machen“ und sicherzustellen, dass die Werte der Sozialdemokratie in allen Geschäftspraktiken verankert sind.
Dennoch sind die politischen Gegner skeptisch. Karin Enström, Generalsekretärin der Moderaten, kritisierte, dass die Verantwortung nur auf das Management abgewälzt werde, während die grundlegenden Probleme im System weiterliefen. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, müsse die SAP substanzielle Änderungen vornehmen und eine umfassende Untersuchung ihrer internen Strukturen bzw. Praktiken durchführen. Nur so könne gewährleistet werden, dass solche Vorfälle in Zukunft auszuschließen sind.
Fazit
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/woman-grandmother-elderly-3188744/
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