Glücksspielbuchungen blockieren, beteiligen sich Banken am Spielerschutz?
Schon seit langer Zeit fordert die Politik die deutschen Banken und Sparkassen vergeblich dazu auf, keine Zahlungen an nicht lizenzierte Online Casinos weiterzuleiten. Inzwischen hat sich das Problem zumindest zum Teil in Luft aufgelöst. Da Online-Glücksspiel hierzulande wahrscheinlich schon bald reguliert und damit legal sein könnte, dürfen die Banken entsprechende Zahlungen auch weiterleiten.
Viele Kreditinstitute verdienen seit Jahren gutes Geld mit der Durchführung von Glücksspieltransaktionen. Im Laufe der Zeit haben sich sogar kreative Gebühren etabliert, die berechnet werden, wenn eine Zahlung an einen Online-Glücksspielanbieter abgewickelt werden soll. Die britische Großbank HSBC geht nun mit gutem Beispiel voran und beteiligt sich aktiv am Spielerschutz.
Freiwillige Transaktionssperre wird erst nach drei Tagen aufgehoben
Alle HSBC-Kunden haben die Möglichkeit, eine freiwillige Sperre für sämtliche Glücksspielbuchungen einzurichten. Neu ist, dass diese Sperre sogar nach der manuellen Deaktivierung durch den Spieler noch mindestens 72 Stunden, also drei Tage, aufrechterhalten bleibt.
Damit werden vor allem Spielerinnen und Spieler mit problematischem Spielverhalten besser geschützt. Sie können zwar ihre Sperre bei der HSBC jederzeit aufheben, müssen danach aber noch drei Tage warten, bis theoretisch wieder eine Einzahlung möglich ist. Damit wird zumindest unterbunden, dass die Spieler unüberlegt und spontan viel Geld verspielen. Im Fachjargon wird dieser Zeitraum zwischen Aufhebung der Sperre und der Möglichkeit einer Einzahlung auch „Cooling-Off-Zeit“ genannt.
Zuvor war es den HSBC-Kunden schon 24 Stunden nach der Deaktivierung der Sperre wieder möglich, Zahlungen an ein Glücksspielunternehmen durchzuführen. Die Verlängerung der „Cooling-Off-Zeit“ hat der HSBC zufolge auch mit der Coronapandemie zu tun. In diesen Zeiten beteiligen sich nämlich mehr Spieler am Online-Glücksspiel, sodass auch ein erhöhtes Risiko für ein problematisches Spielverhalten existiert. Leider gibt es ein derartiges Tool derzeit nur für HSBC-Kunden in Großbritannien.
Die zuständige Abteilung für finanzielle Inklusion und Vulnerabilität bei der HSBC ist sich ihrer Verantwortung augenscheinlich bewusst. Jedenfalls habe die HSBC in der Vergangenheit bereits viel positives Feedback bezüglich der Sperrzeit erhalten. Die Leiterin Maxine Pritchard äußerte sich auf die neue „Cooling-Off-Zeit“ angesprochen wie folgt:
„Durch die Ausweitung der Restriktionen auf 72 Stunden helfen wir unseren Kunden, indem wir ihnen mehr Zeit verschaffen, wenn sie in Versuchung geraten, zum Glücksspiel zurückzukehren“.
Spielerschutz-Tool kann ausgetrickst werden
Leider können die verschiedenen „Cooling-Off-Features“ keinen vollumfänglichen Spielerschutz bieten. Damit das Tool funktioniert, muss die Bank nämlich erkennen, dass es sich beim Zahlungsempfänger um ein Glücksspielunternehmen handelt. Und genau das ist nicht immer so einfach. Vor allem dann nicht, wenn es sich um ein nicht lizenziertes Online Casino handelt. Die wenigen lizenzierten Glücksspielanbieter besitzen allerdings einen branchenspezifischen Code, aus dem das System der Bank entnehmen kann, dass es sich um eine Glücksspielbuchung handelt. Hierzulande bieten die Banken kein solches Spielerschutz-Tool an, sodass die Spielerinnen und Spieler in der Regel nur einzelne Zahlungsempfänger für Transaktionen sperren können.
Banken verdienen am Online-Glücksspiel – auch in Deutschland
Viele Kreditinstitute profitieren auch in Deutschland vom florierenden Online-Glücksspielmarkt. So manch eine Bank hat schon vor einiger Zeit ihre Kreativität unter Beweis gestellt und eine Art „Sondergebühr“ für die Abwicklung von Glücksspieltransaktionen eingeführt. Diese wird in der Regel bei Kreditkartenzahlungen fällig, die über das jeweilige Kreditinstitut abgewickelt werden.
So verlangt etwa die Deutsche Kreditbank (DKB) bis heute 3,00 % des Umsatzes, wenn es sich bei der Transaktion um „Lotterien, Casinos, Wett- und sonstige Anbieter von Spielen mit Geldeinsatz“ handelt. Das konnten wir dem aktuellen Preisverzeichnis der DKB entnehmen (Stand: 4. Januar 2021).
Demnach verdienen die Banken pro 100 Euro, die an Glücksspielunternehmen aus aller Welt fließen, in diesem Fall 3 Euro für die reine Zahlungsabwicklung. Eine ähnliche „Casino-Gebühr“ verlangt unter anderem auch die ING-DiBa, wo ebenfalls 3 % des Umsatzes, mindestens aber 3,90 Euro in Rechnung gestellt werden. Bei der Consorsbank und bei der Postbank müssen Kunden etwa 2,5 % Extra-Gebühren bezahlen. Da die Geldhäuser seit Jahren unter dem anhaltenden Niedrigzinsniveau leiden, sind Einnahmen dieser Art natürlich gern gesehen.
Druck auf die Banken wächst – ein Ende ist in Sicht
Bereits vor ziemlich exakt einem Jahr hat das Innenministerium in Niedersachsen die deutschen Banken und Sparkassen dazu aufgefordert, keine Zahlungen mehr an illegale Online Casinos weiterzuleiten – mit mäßigem Erfolg. Doch der Druck auf die Banken in Deutschland stieg trotzdem immer weiter. Der Vorwurf: Die Kreditinstitute unterstützen das illegale Glücksspiel, indem sie die Zahlungen an ausländische Glücksspielunternehmen weiterleiten.
Mit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) könnte sich die Situation aber schon bald verändern. Denn dann wäre es den Banken und Sparkassen erlaubt, Zahlungen an lizenzierte Glücksspielunternehmen weiterzuleiten. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass auch nach Öffnung des Online-Glücksspielmarktes in Deutschland weiterhin Zahlungen an illegale Anbieter durchgeführt werden. Von daher müssten sich die Banken auch zukünftig noch aktiv darum kümmern, illegale Casino-Transaktionen zu blockieren.
Fazit
Wenn ein Spieler sich bei seiner Bank für Glücksspieltransaktionen sperren lassen hat, kann er sich grundsätzlich jederzeit wieder hierfür freischalten lassen. Um ein „Augenblicks versagen“ bzw. einen plötzlichen Impuls spielen zu wollen zu verhindern, hat sich die sogenannte „Cooling-Off-Zeit“ etabliert. Wenn ein Spieler sich sperrt und im Anschluss wieder freischaltet, musste er bei der HSBC bislang 24 Stunden warten, bis er wieder Geld an ein Glücksspielunternehmen transferieren konnte. Nach der aktuellen Änderung sind es sogar 72 Stunden, die der Spieler als zusätzliche Pause überbrücken „muss“.
Zwar stellen sich die internationalen Großbanken diesbezüglich gerne als verantwortungsbewusst dar, dabei wird jedoch häufig vergessen, dass sie selbst hohe Einnahmen durch die vielen Millionen Glücksspielbuchungen erwirtschaften. Viele Banken verlangen nämlich inzwischen eine spezielle „Casino-Gebühr“ von 2 bis 3 %, wenn Geld an einen Online-Glücksspielanbieter transferiert werden soll.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/vorhängeschloss-sperre-kette-597495/
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2 Kommentare zu: Glücksspielbuchungen blockieren, beteiligen sich Banken am Spielerschutz?
Kommentar verfassentEquilA
05.02.2021 um 19:59 UhrChristian_1994
09.02.2021 um 16:29 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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