Online Glücksspiel: Neue Studie offenbart Regulierungsbedarf
Das Handelsblatt Research Institute hat im November eine umfangreiche Studie über „Die Digitalisierung des Glücksspiels“ veröffentlicht. Aus dem Bericht geht hervor, dass Online Glücksspiele weltweit immer beliebter werden und in Deutschland sogar überdurchschnittlich gefragt sind.
Gesellschaftlich habe die Digitalisierung einige Veränderungen hervorgerufen - wirtschaftlich sähe man es in Veränderungen der Prozessebene, der Produktebene sowie der Entwicklung neuer Geschäftsideen. Die Digitalisierung hat laut Handelsblatt Research Institute nun auch die Glücksspielbranche erreicht, wobei sich der Charakter der Glücksspiele kaum verändert hat, sondern eher neue Features für etablierte Angebote im Fokus stehen. Virtual Sports und E-Sports werden zwar ebenfalls immer beliebter, sind aber in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie andere Glücksspielarten.
Der Online Markt wächst rapide - so sind die Bruttospielerträge weltweit von 15 Milliarden Euro im Jahre 2006 auf fast 40 Milliarden Euro gestiegen. Der Umsatzanteil der Internetangebote am Gesamtmarkt beträgt mittlerweile 10,56 % weltweit - in der Europäischen Union liegt der Anteil bereits bei 15 %, in Deutschland sind es sogar 16 %.
Wichtige Ergebnisse der neuen Glücksspiel-Studie im Detail
Das Handelsblatt Research Institute hat sich verschiedene Aspekte der Glücksspielbranche angeschaut. Neben allgemeinen Umsatzzahlen weltweit und in Deutschland hat man auch die Beliebtheit der verschiedenen Glücksspielarten untersucht, wo der Deutsche am liebsten online spielt sowie welche Auswirkungen das Internetangebot auf den Umsatz in Spielbanken und Spielotheken hat. Im Folgenden möchte ich die wichtigsten Ergebnisse der neuen Studie kurz vorstellen.
Der Glücksspielmarkt im internationalen Vergleich
Wie bereits erwähnt, haben sich die Bruttospielerträge weltweit in den vergangenen 10 Jahren fast verdreifacht - von 15 Milliarden Euro auf 39 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu haben sich die Werte beim Offline-Glücksspiel um nicht einmal ein Drittel von 250 Milliarden Euro auf 330 Milliarden Euro gesteigert. Der Internet Glücksspiel Markt konnte so eine Steigerung um durchschnittlich 10 % pro Jahr in der letzten Dekade verbuchen - damit wächst der Markt dreimal so schnell wie die Offline-Branche.
Mittlerweile liegt der Onlinebereich bei 10,6 % des gesamten Marktanteils der weltweiten Glücksspielbranche. Dabei entfallen auf Europa knapp 50 %, auf Asien 28 % und auf Nordamerika lediglich 13 % der Bruttospielerträge. Verwunderlich ist Letzteres eigentlich nicht, da selbst nach der Lockerung der Regulierung des Online Glücksspiels in einigen Staaten die Verbote in den USA dennoch recht strikt sind.
Auffallend war im globalen Vergleich, dass 50 % des Marktes die Sportwetten ausmachen. Der Anteil an Casino Spielen liegt lediglich bei 25 %, staatliche Lotterien kommen auf 10 %, Poker auf 5 % und Bingo immerhin auf 4 %.
In der Europäischen Union kann man bei der Verteilung der Glücksspielart bereits deutliche Unterschiede sehen, die Sportwetten kommen lediglich auf 33,6 %, die Casino Spiele sind mit 21,4 % nur unwesentlich beliebter, aber Poker schlägt hier mit 16,7 % zu Buche.
Der deutsche Glücksspielmarkt in Zahlen
In Deutschland gibt es seit 2013 Statistiken zu den Online- und Offline-Bruttospielerträgen. 2015 konnte man in der Branche insgesamt 12,7 Milliarden Euro Gewinn verzeichnen. 2,1 Milliarden betrug dabei der Umsatz im Onlinebereich, während die Spielbanken und Spielhallen 10,6 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Von 2013 bis 2015 hat sich der Anteil pro Jahr um 4 % auf derzeit knapp 16,5 % erhöht. Im Bereich der Offline Angebote konnte man ebenfalls einen Anstieg der Erträge von 9,7 Milliarden Euro auf 10,6 Milliarden Euro verzeichnen.
Derzeit fallen bei Internetglücksspiel 1,83 Milliarden Euro auf den einregulierten Markt, das sind 86 % des Gesamtumsatzes der Online Branche. Im Bereich des Offline Angebots zeigt sich ein unterschiedliches Bild - hier werden 96 % der Umsätze im regulierten Markt verzeichnet.
Beim Anteil der verschiedenen Glücksspielarten in Deutschland an den Bruttospielerträgen fällt auf, dass die Sportwetten hier lediglich mit 13,8 % eine untergeordnete Rolle spielen. Der Casino-Sektor mit 54,8 % ist am größten. Poker kommt auf 5,8 %, die staatlichen Lotterien auf 14,1 % und Zweitlotterien auf 11,6 %.
Umfrage zum Spielverhalten in Deutschland
Im Juni und Juli 2017 hat das Handelsblatt Research Institute vom Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Umfrage zum Spielverhalten durchführen lassen. 2002 Personen wurden über die Teilnahme an Glücksspielen sowie die Interessen in der Branche gefragt.
Welche Glücksspiele sind besonders gefragt?
Mehr als die Hälfte der Befragten haben bereits in ihrem Leben einmal die verschiedenen Lotto- und Totoangebote genutzt. Spielautomaten in Gaststätten oder Spielhallen wurden bereits von 14 % verwendet. An Casinospielen in Spielbanken haben lediglich 8 % der Befragten teilgenommen, bei Online Casinos waren es sogar nur 6 %, knapp vor den Online-Pokerräumen mit 5 %. Wetten für E-Sports und Fantasy Football sind relativ abgeschlagen, nur 2 % beziehungsweise 1 % der Teilnehmer der Umfrage haben diese Art des Glücksspiels bisher genutzt. Anhand der kompletten Daten kommt man zu dem Urteil, dass 35 % der Befragten schon einmal ein Glücksspielangebot im Internet genutzt haben.
Die Altersverteilung
Im Bereich der Altersverteilung hat man dabei festgestellt, dass keine Altersgruppe besonders hervorsticht. Online Glücksspielangebote werden in allen Altersgruppen ungefähr gleich akzeptiert.
Spielangebot | 18 - 24 Jahre | 25 - 34 Jahre | 35 - 44 Jahre | 45 - 54 Jahre | über 55 Jahre |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtes Online Angebot | 28 % | 37 % | 35 % | 36 % | 35 % |
Spielbank | 5 % | 10 % | 7 % | 8 % | 8 % |
Online Casino Spiele | 4 % | 7 % | 5 % | 6 % | 5 % |
Online Poker | 3 % | 13 % | 7 % | 5 % | 2 % |
Gefragte Features beim Glücksspiel
Weiterhin hat man die Nutzer gefragt, welche Eigenschaften ihnen beim Spielen besonders wichtig sind. Dabei hat man zwischen Online- und Offline-Spieler unterschieden. Aufgefallen ist vor allem, dass der Punkt Sicherheit beziehungsweise Garantie von Gewinnauszahlungen eine hohe Bedeutung genießt. 43 % der Online-Spieler und 29 % der Besucher von Offline Casinos war das wichtig. Auch über die Legalität des Glücksspiels machten sich knapp ein Drittel der befragten Online- sowie Offline-Spieler Gedanken.
Größere Unterschiede gab es vor allem bei der Frage nach der Möglichkeit, in den eigenen 4 Wänden zu spielen - nur 6 % der Offline-Nutzer, aber 30 % der Online Casino Besucher war es wichtig. Ansonsten sind Transparenz der Spieleinsätze, Jackpots, die mobile Nutzung und die ständige Verfügbarkeit vor allem für Online-Spieler interessant.
Die Spielgeräte für den Onlinebereich
Man hat auch gefragt, welche Geräte für die Nutzung der Glücksspiele im Internet vor allem verwendet werden. 48 % beziehungsweise 46 % der Befragten spielen vor allem auf dem PC oder Laptop. Smartphone oder Tablet werden zwar nur von 32 % beziehungsweise 25 % für die Online Spiele genutzt, aber ein erheblicher Teil könnte sich das in Zukunft vorstellen. Virtual oder Augmented Reality sind mit bisher 2 % kaum erwähnenswert.
Der Spielort fürs Online Glücksspiel
66 % der befragten Internetspieler nehmen von Zuhause an den verschiedenen Angeboten teil. Lediglich 21 % spielen auf Reisen oder in der Freizeit von unterwegs. Erschreckend: 6 % nutzen die Angebote auf dem Weg zur Arbeit und 6 % spielen sogar auf der Arbeit.
Vor allem im Bereich der mobilen Nutzung gibt es das größte Entwicklungspotenzial, da 22 % der Befragten angegeben haben, dass sie sich eine Nutzung in Zukunft hier vorstellen könnten.
Fazit der neuen Studie
Der Online-Markt ist derzeit ein stark wachsender Bereich in der deutschen Glücksspielbranche. 16,5 % ist derzeit der Marktanteil in Deutschland. Anhand der weltweiten Marktdaten prognostiziert man auch für die Bundesrepublik ein rasantes Wachstum.
Vor diesem Hintergrund spricht sich das Handelsblatt Research Institute für eine Regulierung des Online Marktes aus. 87 % werden derzeit durch Angebote in einer rechtlichen Grauzone erwirtschaftet. Aus Sicht der Studienleiter wird sich eine Digitalisierung des Glücksspiels in Deutschland auch nicht mehr aufhalten lassen, selbst wenn man die Verbote strenger verfolgen würde. Aus diesem Grund sollte man eine Kanalisierung des Glücksspiels anstreben, was dann festgelegten Qualitätskriterien entsprechen sollte.
Im Bereich des Spielerschutzes hätte es vor allem Vorteile, damit mit einer starken Lizenz den Unternehmen Vorgaben zu Spielerschutzmaßnahmen und der Spielsuchtprävention gemacht werden könnten. Außerdem könnte man die faire und sichere Durchführung der Glücksspiele überwachen.
Schlussendlich kommt man zu dem Schluss, dass man mit den richtigen gesetzlichen Vorgaben den Spielerschutz entscheidend stärken könnte, den Anbietern mehr Sicherheit geben würde und auch durch die Steuereinnahmen profitieren würde.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich die zuständigen Politiker diese Studie einmal zu Herzen nehmen und nun endlich eine vernünftige Lösung für den Bereich des Online Glücksspiels finden. Für den Spielerschutz, den Jugendschutz und die Suchtprävention wäre eine durchdachte Regulierung sicherlich besser als ein Totalverbot.
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2 Kommentare zu: Online Glücksspiel: Neue Studie offenbart Regulierungsbedarf
Kommentar verfassenRiverSong
27.11.2017 um 21:44 UhrDaniel
Die staatlichen Glücksspielanbieter wollen mit Gewalt ihr Glücksspielmonopol behalten und versuchen ihre Macht zu nutzen, um die privaten Wettbewerber zu verdrängen. Warum soll Glücksspiel eine hoheitliche Aufgabe sein, die nur der Staat erfüllen darf? Um den Spielerschutz geht es dabei sicherlich nicht und wenn dann nur viertranging, denn man kann in Spielbanken genau so sein vermögen verlieren und das passiert in der Praxis auch tagtäglich.
Auch die sogenannten "Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit" die man in Spielotheken findet, reichen aus, um jeden Durchschnittsverdiener innerhalb kürzester Zeit zu ruinieren - jedoch ohne jemals die Chance auf einen risikoadäquaten Gewinn zu haben.
Eine gescheite Regulierung sieht meiner Meinung nach folgendermaßen aus:
1. Abschaffung von Unterhaltungsgeräten mit Gewinnmöglichkeit. Private Anbieter dürfen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen ein Casino eröffnen. Mit einer normalen Auszahlungsquote wie in Spielbanken und Online Casinos und ohne Limits.
2. Komplettverbot von Spielautomaten außerhalb von Casinos. Sprich keine Automaten mehr in Imbissbuden, Kneipen usw. Denn dort wird auf Jugendschutz zum Teil nicht geachtet. Auch findet kein Spielerschutz für weit über 90% der Bevölkerung statt, da das Verlustrisiko für den kleinen bis normalen Geldbeutel genau so hoch ist. 10.000€ Montasverlust und mehr sind kein Problem auch in Spielhallen. Nur Multimillionäre sind effektiv geschützt dort.
3. Einführung einer bundesweiten Sperrdatei. Ausweiskontrolle und Indentitätskontrolle in Online Casinos und Offline-Casinos, bevor man um echtes Geld spielen kann. Dort wird dann auch geprüft, ob man als Spieler evtl. gesperrt ist. Dies ist sicherlich auch umsetzbar (auch aus Datenschutzrechtlichen Gesichtspunkten). Wer spielen will, muss dann eben in Kauf nehmen, dass seine Daten erfasst werden. Wer damit ein Problem hat, spielt eben nicht. Spielen ist nicht Lebensnotwendig und keiner kann dazu gezwungen werden.
Solche Dinge sind nur umsetzbar, wenn in Deutschland richtig reguliert wird. Aber solange der Marktführer für "Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit" (Gauselmann,Merkur, Novomatic) und die staatlichen Glücksspielanbieter sich so an ihr Monopol klammern sehe ich schwarz. Die haben den Kuchen schon unter sich aufgeteilt. Die privaten Glücksspielanbieter (Merkur & Co.) bekommen die kleinen und mittleren Spieler und die staatlichen Anbieter die High Roller. Mehr anzeigen
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