Neues Glücksspielgesetz in Schweden ab 2019
In Schweden lag seit 1944 das Glücksspielmonopol beim Staat. Ende des Jahres soll es nun aufgehoben werden, für den 1. Januar 2019 können Glücksspielanbieter eine schwedische Glücksspiellizenz beantragen - Online Casinos werden so nach mehr als 20 Jahren endlich reguliert.
In Schweden ist das Glücksspiel in weiten Kreisen der Gesellschaft akzeptiert. Laut einigen Statistiken der Lotterieinspektion haben alleine im letzten Jahr zwei Drittel aller erwachsenen Schweden am Glücksspiel teilgenommen. Pro erwachsener Person werden durchschnittlich 6.000 schwedische Kronen (570 Euro) verspielt. Die Schweden stecken rund 2,2 % des verfügbaren Einkommens in die Geldspielgeräte.
Auf der internationalen Rangliste des Spielumsatzes pro Person kommt Schweden mit dem Wert auf Rang 12. Insgesamt muss man aber sagen, dass das nordische Land nicht mit China oder Amerika mithalten kann, wo der Einsatz pro Person in die Tausende gehen soll.
Wie war der Glücksspielmarkt bisher aufgebaut?
Der schwedische Staat führte bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts Gesetze zur Regulierung des Glücksspiels ein. Das letzte Lotterie- und Glücksspielgesetz ist 1944 in Kraft getreten. Nach dem Gesetz sollte es nur einen staatlichen Anbieter geben, der den Namen Svenska Spel trägt. Casinos, Lotterien, Bingo, Poker oder Sportwetten - das Unternehmen war für alle verantwortlich. Eine Ausnahme stellt dabei der Pferdewettmarkt dar, der immer in der Hand der staatlichen Gesellschaft ATG war. Ferner gab es noch einige gemeinnützige Lotterien, die toleriert wurden. Die Glücksspielunternehmen können durchschnittlich mit 21,6 Milliarden Kronen (rund 2 Milliarden Euro) Umsatz pro Jahr rechnen, wobei von den Staatsunternehmen 4,7 Milliarden Kronen (rund 447 Millionen Euro) Reingewinn erwirtschaftet wurden, die zu 100 % in die schwedische Staatskasse gewandert sind.
In Schweden begründete man das Glücksspielmonopol mit den Gefahren der Spielsucht. Durch das Monopol wollte man das Glücksspiel kanalisieren und somit die Spielsucht so gering wie möglich halten.
Online Casinos strömten auf den schwedischen Markt
Es gibt mittlerweile viele Anbieter, die sich auf den schwedischen Markt spezialisiert haben. Unibet und Betsson gehörten dabei zu den Ersten. Die Unternehmen verfügten über maltesische Lizenzen und boten das Glücksspiel aufgrund der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU an. Von 2008 bis 2017 haben die Online Anbieter ihren Marktanteil am Glücksspielumsatz von 14 % auf 25 % steigern können. Derzeit werden 5,5 Milliarden schwedische Kronen (rund 523 Millionen Euro) jährlich in Online Casinos umgesetzt.
Im gleichen Zuge konnten die staatlichen Anbieter nur wenige Prozentpunkte beim Umsatz zulegen oder haben teilweise verloren. In Schweden sind die Vertreter der staatlichen Glücksspielunternehmen ebenfalls der Ansicht, dass die ausländischen Anbieter nicht genug im Bereich Spielerschutz unternehmen.
Weiterhin bemängelte man die Werbung der Online Casinos. Eigentlich ist Glücksspielwerbung in Schweden ausgeschlossen, aber es wurden Wege zur Umgehung gefunden. Teilweise warb man sogar im Fernsehen dafür. Die schwedische Regierung möchte klare Regeln entgegensetzen.
Welche neuen Regelungen sind in Schweden geplant?
Ab 1. August 2018 hat die Bewerbungsphase für neue Glücksspielkonzessionen in Schweden begonnen. Die schwedische Lotterieinspektion dient als neue Aufsichtsbehörde und soll für die Einhaltung der neuen Regeln zum Thema Spielerschutz und Werbung sorgen.
Die Bewerbung ist mit einigen Kosten verbunden. Der Antrag wird nur mit einer Zahlung von wenigstens 38.800 Euro entgegengenommen, wenn ein Anbieter lediglich Online Casinospiele anbieten möchte. Wenn noch Sportwetten hinzukommen, müssen schon 74.000 € einmalig für die Bewerbung gezahlt werden.
Es wird keine Begrenzung bei der Anzahl der auszustellenden Lizenzen in Schweden geben. Es können sich also unbegrenzt viele Anbieter melden. Wenn sie durch die Prüfung kommen und alle Vorgaben der schwedischen Behörden erfüllen, bekommen sie die Lizenz.
Als Steuer verlangt die schwedische Regierung danach 18 % auf alle Bruttoumsätze der Spieler. Steuern auf Gewinne für die Spieler gibt es weiterhin nicht. Die staatlichen Unternehmen existieren weiterhin, sie müssen jedoch die gleichen Abgaben leisten wie vorher.
Welche Auflagen müssen erfüllt werden?
Die schwedische Regierung legt besonders viel Wert auf den Spielerschutz und hat aus diesem Grund viele Regeln zur Verbesserung erlassen. Die Möglichkeit zur Selbstsperre muss für den Spieler jederzeit und einfach auffindbar sein.
Der Spieler muss die Möglichkeiten haben, bestimmte Inhalte wie Werbung abstellen zu können, sodass die Inhalte für ihn nicht mehr angezeigt werden. Ferner dürfen nur Spiele beworben werden, die von der schwedischen Aufsichtsbehörde geprüft und zugelassen wurden.
Beim Thema Bonus gibt es nun die größten Einschränkungen. Der Bonus darf nur einmal zur Anmeldung und zum Finden neuer Spieler gewährt werden. Es soll keine Treueprogramme oder Reload-Boni geben, die zum Spielen verleiten sollen. Werbung in welcher Form auch immer, muss maßvoll und darf nicht irreführend sein.
Um illegalen Glücksspielanbietern begegnen zu können, die ab dem 1. Januar 2019 noch schwedische Spieler werben, hat die Regulierungsbehörde die Option, Webseiten von Anbietern ohne Konzession sperren zu lassen. Außerdem dürfen Zahlungen von den Banken an die Unternehmen ebenfalls gestoppt werden.
Der Minister für öffentliche Verwaltung von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens, Ardalan Shekarabi, fasste das Vorgehen wie folgt zusammen:
Wir verstärken die schwedische Glücksspielbehörde, indem wir ihr mehr und schärfere Mittel zur Verfügung stellen. Unlizenzierte Betreiber werden vom Markt ausgeschlossen und Lizenzinhaber müssen ihre Aktivitäten in Übereinstimmung mit dem Gesetz durchführen. Heute beauftragen wir auch die schwedische Agentur für öffentliches Management, die Reform zu verfolgen, um rasch Änderungen am Gesetz vorzunehmen, wenn die Ziele der Reform nicht erreicht werden.
Was erwartet man durch die Regulierung?
Seitens der Regierung wird der Glücksspielmarkt in drei Teile aufgeteilt. Es gibt wettbewerbsfähige Unternehmen, vor allem Online Casinos und Sportwetten. Daneben wird es einen Sektor für gemeinnützige Zwecke geben, wo vor allem Lotterien und Bingo geboten werden. Ansonsten gibt es weiterhin die staatlichen Spielbanken.
Zunächst hofft man, dass durch die verschärften Regeln das Thema der Spielsucht ein wenig eingeschränkt wird. Man hatte mit Besorgnis in Schweden registriert, dass knapp 6 % aller regelmäßigen Spieler jeden Tag spielten. Es hat insgesamt 300.000 Spieler betroffen. Vor allem durch die Einschränkungen beim Online Casino Bonus hofft man auf eine Abnahme der Spielzahlen.
Derzeit geht die Lotterieinspektion davon aus, dass man zwischen 50 und 70 Bewerbungen für Konzessionen erhalten wird. Finanzorgane gehen von Steuermehreinnahmen in Höhe von jährlich rund 400 Millionen Kronen (rund 48 Millionen Euro) aus.
Bildquelle: 38176504 - Swedish Parliament © Lucian Milasan
Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos bei GambleJoe registrieren.
3 Kommentare zu: Neues Glücksspielgesetz in Schweden ab 2019
Kommentar verfassenAnonym
24.08.2018 um 12:00 UhrDaniel
Was Regulation & Spielerschutz angeht ist Deutschland wahrscheinlich sowieso eines der Schlußlichter weltweit, mit seinen "Unterhaltungsgeräten mit Gewinnmöglichkeiten" wie sie in vielen unüberwachten Tankstellen und in vielen Dönerbuden / Imbissen / Kneipen für alle (auch für Kinder und Jugendliche) zu finden sind. Allein hier müsste so viel getan werden, bevor man über ein Verbot überhaupt erst theoretich nachdenken könnte.
Den Markt richtig zu öffnen (Reguliert, sodass Spieler die zu pathologischen Spielern wurden, richtig geschützt werden), wäre ein wichtiger Schritt, um international oder europaweit wettbewerbsfähig zu werden - auch wenn das wahrscheinlich wieder zu spät sein könnte, da die anderen schneller waren.
Innovation entstehen nicht durch Verbote / Halbverbote und durch Monopole, sondern durch Öffnung des Marktes und der entstehenden Konkurrenz. Ich meine was hat Deutschland zu bieten außer Merkur und Novomatic? Vor allem Merkur ist international nicht konkurrenzfähig. Wer spielt schon die schrottigen Merkur-Online-Slots im Ausland? Da können noch so viele Streamer von diesen Konzernen bezahlt werden diese Slots zu zocken - das wird so nichts!
Es verhält sich hier ähnlich wie mit der Legalisierung von Cannabis. Circa 17 Millionen Deutsche haben trotz Verbot in ihrem Leben schon einmal Cannabis konsumiert - die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. In den USA wird Cannabis in immer mehr Bundesstaaten reguliert legalisiert und der Markt wird geöffnet. Gekifft wird nicht signifikant mehr oder überhaupt nicht mehr wie vor der Legalisierung(?). Die Gelder fließen seit der Legalisierung jedoch nicht mehr in die organisierte Kriminalität, sondern in Unternehen, welche mehr oder weniger kreative und saubere Produkte produzieren. Wenn sich irgendwann in 10 oder 20 Jahren der Markt in Deutschland zwangsweise öffnet, dann können die Deutschen nur noch Konsumenten oder kleine Produzenten sein. Hätte man bereits in den 70ern oder früher in Deutschland legalisiert, dann könnte eine große Industrienation wie Deutschland ihre zahlreichen und innovativen Produkte wahrscheinlich in die USA exportieren und deutsche Unternehmen könnten sich dort, ähnlich wie Mc Donalds das Weltweit tut, in den USA Zweigstellen eröffnen.
Im Fall Cannabis kann man Deutschland wenigsten konsequenz zugestehen, denn die Herstellung und der Verkauf sind für alle verboten und nicht nur für staatliche Produzenten oder wenige Monopolisten rein faktisch erlaubt. Im Fall Glücksspiel ist es jedoch eine einzige, ekelhafte Heuchelei. Mehr anzeigen
Begbie
24.08.2018 um 09:16 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.