Bei einer aktuellen Marktanalyse der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) kam heraus, dass mehr als 95 Prozent der Umsätze auf dem deutschen Sportwettenmarkt von legalen Anbietern generiert werden. Das zeichnet ein konträres Bild zu erst kürzlich veröffentlichten Marktzahlen des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV). Hier beklagte man einen massiven Rückgang der Umsätze im Vergleich zu den Vorjahren. Einer der zentralen Gründe: der große Schwarzmarkt.

Neben einem Treffen der Länderkoordinatoren Ende März, an dem auch die GGL teilnahm, nahm die GGL die aktuellen Zahlen des DSWV zum Anlass, ihrerseits eine Marktanalyse durchzuführen.

Laut DSWV Schwarzmarkt „entscheidend“ für starken Rückgang von Sportwettenumsätzen

Der Deutsche Sportwettenverband teilte Anfang März 2023 mit, dass 2022 kein herausragendes Jahr für Sportwetten gewesen sei. Man verzeichnete einen Rückgang der Wetteinsätze um 13 Prozent zum Vorjahr. Auch die Sponsoring-Aktivitäten der Anbieter seien um rund 20 Millionen Euro gesunken.

Für diese Entwicklung sieht der DSWV eine massive Konkurrenz durch den Schwarzmarkt als „entscheidend“ an. In dem Zusammenhang wurden auch die strengen Anforderungen für eine deutsche Lizenzierung kritisiert. Jene würden sich höchst negativ auf die geschilderte Problematik auswirken, so der DSWV-Präsident Matthias Dahms.

Vollkommen unterschiedliche Ansichten in puncto Kanalisierung bei GGL und DSWV

Matthias Dahms ging in seiner Kritik sogar so weit, zu sagen, dass die Kanalisierung auf dem deutschen Sportwettenmarkt nicht funktioniere. Das sieht die GGL jedoch ganz anders:

„Nach unserer Marktanalyse liegt die Kanalisierungsquote bei deutlich über 95 Prozent - das heißt, bis auf weniger als fünf Prozent finden die Wetteinsätze gemäß den Steuerdaten des Bundesministeriums für Finanzen bei den erlaubten Sportwettanbietern statt“, so Ronald Benter als Vorstandsmitglied der GGL.

Legale Sportwettenanbieter werden laut GGL nicht von illegalen Anbietern verdrängt

Benjamin Schwanke, ein weiteres Vorstandsmitglied der GGL, adressiert an den DSWV, dass in den aktuellen Analysen der Glücksspielbehörde keine Verdrängung legaler Angebote durch illegale festzustellen wäre. Die vom DSWV angesprochenen Buchmacherseiten seien der GGL bekannt. Es erfolge eine glücksspielrechtliche Verfolgung. Vorliegende Steuerdaten würden jedoch belegen, dass diese Anbieter nur einen sehr geringen Marktanteil hätten. Dieser würde weniger als fünf Prozent betragen, so Schwanke.

Auch die strenge Regulierung ist laut GGL wirtschaftlich kaum relevant

Die strenge Regulierung des deutschen Online-Glücksspiels und schwierige Verfahren zur Genehmigung von Online Casinos oder Sportwetten sind immer wieder heiß diskutierte Themen.

Benjamin Schwanke nennt die diesbezügliche Kritik durch den DSWV jedoch „subjektiv“. Das heißt, die erlaubten Anbieter würden durch die durchaus strengen Auflagen, die für sie seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 gelten, den Eindruck erhalten, stark eingeschränkt zu sein. Das würde Nachteile im Sinne eines begrenzten Aktionsspielraums suggerieren. Somit wird wiederum indirekt vermittelt, kaum mit der illegalen Konkurrenz, die natürlich nicht an all die Regeln gebunden ist, mithalten zu können.

Diesen subtilen Kinnhaken untermauert Schwanke mit der GGL-Analyse: Wirtschaftlich würde sich die Regulierung demnach nicht bemerkbar machen. Das Umsatzniveau wäre 2022 nicht schlechter ausgefallen. Es läge im Bereich der Vorjahre.

Nichtsdestotrotz sind auch die fünf Prozent illegaler Anbieter noch zu viel für die GGL

Im Rahmen der Darlegung der aktuellen Marktlage betont die GGL ihre Verantwortlichkeit. Klares Ziel sei es, einen zu 100 Prozent legalen und sicheren Sportwettenmarkt zu schaffen. Dabei sollen die genehmigten Anbieter faire Wettbewerbsbedingungen erhalten.

Um dies zu gewährleisten, müsse das derzeitige Vorgehen womöglich an einigen Stellen überdacht werden. Ronald Benter sagt dazu:

„Die GGL nimmt gerade Fahrt bei der Bekämpfung illegalen Glücksspiels auf - auch im Bereich der Sportwetten und entsprechender Werbung dafür. Wir werden auf Basis der bei der GGL erhobenen Daten Erfolge messbar machen.“

Es sei der GGL wichtig, im stetigen Austausch mit allen betreffenden Stellen zu bleiben. Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden müssten, wäre dies durchaus möglich, lässt die Behörde durchblicken. Dazu bedürfe es natürlich fundierter Nachweise.

Fazit

Dass die meisten Sportwetter in Deutschland auf legalen, hierzulande lizenzierten Plattformen wetten, erscheint naheliegend. Einsätze auf Sportveranstaltungen zu tätigen, ist mittlerweile gesellschaftlich durchaus etabliert. Lizenzierte Online-Buchmacher sind in den Medien und im Sponsoring allgegenwärtig und werden von Prominenten stark beworben. Die meisten (Gelegenheits-)Wettspieler dürften daher gerade bei diesen Buchmachern aktiv sein. Unsere Umfrage zur Wirkung des GlüStV 2021 bietet zu dieser Thematik auch im Bereich der Online Casinos einige interessante Insights.

Ich frage mich dennoch: Kann die GGL mit den ihr vorliegenden Informationen überhaupt den gesamten Umfang der in Deutschland genutzten illegalen Sportwettenangebote erfassen? Es wird hier von analysierten Sportwettenumsätzen und Steuerdaten gesprochen. Ein echter Schwarzmarkt sollte zu solchen Zahlen jedoch gar nicht beitragen.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/hande-schreibtisch-laptop-notizbuch-5784805/

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