Erster konkreter Vorschlag zur Regulierung von Lootboxen
Lootboxen stehen immer wieder als Glücksspiel oder glücksspielähnliche Features in der Kritik. WestLotto hat nun den nach eigenen Angaben „ersten konkreten Ansatz für eine gesetzliche Steuerung glücksspielähnlicher Elemente im Gaming“ vorgelegt. Was bedeutet das genau?
Lootboxen sind digitale Goodies, die ihren Nutzern vor allem innerhalb von Videospielen erhebliche Vorteile verschaffen können. Da entsprechende Elemente käuflich erworben werden müssen und erst mit der Bezahlung feststeht, was man bekommt, werden sie bzw. der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen regelmäßig heiß debattiert. Wir berichteten mehrfach über die immer wieder aufkommende Kritik und sogar Verbotsurteile, wie zum Beispiel über die Einstufung von FIFA Lootboxen als illegales Glücksspiel in Österreich.
Für Deutschland hat WestLotto kürzlich einen Regulierungsvorschlag für Lootboxen in Videospielen vorgelegt. Laut einer Pressemitteilung der Organisation handelt es sich hier um den „ersten konkreten Ansatz für eine gesetzliche Steuerung glücksspielähnlicher Elemente im Gaming“. Ausgearbeitet wurde das Ganze vom Glücksspielrechtler Carsten Bringmann von Noerr.
Was beinhaltet der Regulierungsvorschlag für Lootboxen von WestLotto?
Der von WestLotto veröffentlichte Ansatz einer Regulierung von Lootboxen in Videospielen zielt im Kern auf einen neuen § 14b im Jugendschutzgesetz ab. Der Glücksspielrechtler Carsten Bringmann von Noerr hat ein entsprechendes Papier aufgesetzt, welches auf einem über Jahre andauernden Expertenaustausch gründe, bei dem WestLotto federführend war: So ist es auf der Website des Lottoanbieters zu lesen.
Christiane Jansen, Geschäftsführerin von WestLotto, stellt das Hauptziel des Vorschlags klar: „Damit wollen wir zur konkreten Diskussion der Entscheidungsträger im Bund anregen“. Dafür wurden im Wesentlichen sechs Punkte aufgestellt und zusammengefasst, mithilfe derer Lootboxen und generell glücksspielähnliche Elemente in Videospielen reguliert werden könnten.
- Registrierung: Hier geht es zentral darum, dass bei Spielen mit Lootboxen eine Kontoerstellung vorgegeben sein sollte, die dann auch ein monatliches Einzahlungs- sowie Kauflimit und Hinweise auf Suchtgefahren umfasst.
- Identifizierung und Authentifizierung: Dieser Punkt schlägt vor, dass Zahlungen mindestens unter einer Zwei-Faktor-Authentifizierung mittels Redirect-Verfahren durchgeführt werden sollten. „Die bei der Registrierung gemachten Angaben sind durch Identifizierung und Authentifizierung zu überprüfen“, so der Ansatz wörtlich.
- Ausgestaltung: Dieser Bereich sieht insbesondere vor, dass Lootboxen lediglich als Möglichkeit und nicht als Must-haves dargestellt oder promotet werden dürfen. Weiterhin sollen eingesetzte Zufallsgeneratoren für die Befüllung von Lootboxen jedes Jahr von unabhängigen Sachverständigen gecheckt werden.
- Werbung: Lootboxen sollen gegenüber Minderjährigen nicht beworben werden dürfen.
- Pflichthinweise: Man schlägt in diesem Punkt vor, dass Interessierte vor einem Kauf von Lootboxen eindeutig verständlich über den Glücksspielcharakter des Features aufgeklärt werden müssen. Weitere Werbemaßnahmen sollen während des Kaufvorgangs untersagt sein. „Auf den Preis ist in Euro und Cent hinzuweisen; dabei ist auch auf die Summe der in den letzten 30 Tagen für den Erwerb von Lootboxen aufgewendeten Beträge in Euro und Cent hinzuweisen“, so möchte es der Vorschlag weiterhin.
- Kennzeichnung: Werden Spiele mit Lootboxen auf Trägermedien, typischerweise auf Blu-Rays, bereitgestellt, sollen diese klare Hinweise dazu zeigen, dass der jeweilige Titel mit solchen Features ausgestattet ist. Auch im Netz sollen entsprechende Spiele deutlich gekennzeichnet werden.
Die Verordnungsermächtigung soll beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend liegen. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz ist gemäß dem Vorschlag für die Sicherstellung der Einhaltung der Vorschriften zuständig.
Weshalb setzt sich gerade WestLotto für die Regulierung von Lootboxen ein?
Zum aktuellen Regulierungsvorschlag hat WestLotto auch ein Papier mit Hintergrundinformationen zum Thema aufgestellt. In diesem wird unter anderem die Frage beantwortet, warum der Lottoanbieter in puncto Lootboxen eine derartige Initiative zeigt.
Laut Christiane Jansen, die in dem Informationsblatt zitiert wird, hat die Organisation „glücksspielähnliche Elemente im Gaming bereits vor Jahren als immer größer werdendes Problem für Kinder und Jugendliche erkannt“. Man sei sich seiner Verantwortung als Glücksspielunternehmen bewusst und möchte dem durch Lootboxen möglichen „Einstieg in problematisches Spielverhalten“ frühzeitig entgegenwirken. „Als verantwortungsvoller Anbieter sehen wir uns in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass wir keinesfalls in einigen Jahren Glücksspieler haben, die als Minderjährige eingestiegen sind – und problematisches Spielverhalten gleich mitbringen“, so Jansen.
Eine Verbotsdiskussion zum Thema Lootboxen wird dabei strikt abgelehnt: Man möchte vielmehr weiterhin auf einen „intensiven Austausch mit Wissenschaft, Politik und Rechtsexperten“ setzen, aus dem nun auch der vorliegende Regulierungsvorschlag hervorgeht. Man sieht generell eine große Notwendigkeit darin, Glücksspielprävention zu betreiben.
Fazit
Lootboxen in Videospielen zu regulieren, scheint in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Zahlreiche Fälle haben gezeigt, dass Menschen im Zusammenhang mit der Nutzung solcher Features in finanzielle Schwierigkeiten geraten können.
Bei betreffenden juristischen Vorgängen ist nicht selten die Rede von tausenden, manchmal sogar zehntausenden Euro. Dass derartige Summen nicht utopisch sind, hat MontanaBlack mit seiner Investition von 40.000 Euro in CS:GO-Kisten erst im vergangenen Sommer eindrucksvoll gezeigt.
Weshalb man sich gerade bei WestLotto einer entsprechenden Regulierung annimmt, leuchtet aber trotz der Erklärung nicht wirklich ein. Werden die Verantwortlichen sich bald zum Beispiel auch um jugendschutzspezifisch problematische Vorgänge beim Skin gambling kümmern?
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/schatzkiste-kette-schlo%C3%9F-3005312/
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1 Kommentar zu: Erster konkreter Vorschlag zur Regulierung von Lootboxen
Kommentar verfassengamble1
Ein Hinweis wo man auf Glücksspiel hingewiesen wird ? Muss man auch bei der Losbude auf Glücksspiel hingewiesen werden ? Oder beim Kaugummiautomat mit verschiedenem Inhalt ? Wo ist die Zeit hin wo man noch selbständig denken musste ohne für jeden scheiß einen Hinweis zu bekommen ? Genauso ein Kauflimit der scheiß geht schon wieder in die gleiche Richtung wie auch die DE Regulierung der Casinos ... sorry meinte Natürlich Spielhallen denn in Casinos gibt es ja diese Limits nicht weil die ja viel ungefährlicher sind als Spielhallen
Diese tollen "Experten" sprechen den Leuten jegliche freie Entscheidung ab alles muss für einen reguliert und entschieden werden ! Aber selber essen oder sein Geschäft verrichten dürfen wir noch oder muss dort auch langsam mal für die Leute entschieden werden ?
Wenn man sowas mal sinnvoll angehen würde müsste man sagen man richtet ein Limit für Kinder und jugendliche ein ich habe früher auch schon Geld in Habbo und co. ausgegeben aber die sollen mal aufhören über 18 Jährige wie Kinder zu behandeln Mehr anzeigen
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