England: Mitarbeiter verlieren aufgrund einer spielsüchtigen Angestellten ihren Job
In Großbritannien hat eine 63-jährige Frau bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber einen Schaden in Millionenhöhe verursacht. Mit dem ergaunerten Geld hat die rüstige Frau ihre Spielsucht finanziert. Bereits im zurückliegenden Jahr wurde sie deshalb zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Darüber hinaus entschied ein Gericht im südenglischen St Albans in diesen Tagen, dass die spielkranke Frau nun auch ihr Haus verkaufen muss, um den entstandenen Schaden zumindest teilweise wiedergutzumachen. Die Konsequenzen ihrer kriminellen Aktivitäten sind trotzdem verheerend. Ein Großteil des Geldes ist bis heute weg. Außerdem haben mehrere Mitarbeiter des betreffenden Unternehmens ihren Arbeitsplatz verloren und die Firma entging nur knapp der Zahlungsunfähigkeit. Aber wie schaffte es die 63-jährige Frau einen derart hohen Betrag für sich abzuzweigen und damit unbemerkt in landbasierten Spielbanken und in Online Casinos zu spielen?
2,24 Millionen Euro bis heute verschwunden
Joyce Baker war jahrelang als Finanzangestellte bei der The Lightning Corporation tätig. Das mittelständische Unternehmen ist im Bereich der Lichttechnik tätig und in der Vergangenheit eigentlich sehr erfolgreich gewesen. Das Problem begann im Jahr 2012, als Baker unberechtigte Transaktionen durchführte und ihren Arbeitgeber somit bis 2018 um mehr als zwei Millionen GBP erleichterte. Das entspricht umgerechnet einem Betrag von etwa 2,24 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes habe Baker für die Finanzierung ihrer Glücksspielsucht aufgewendet. Dazu habe sie nicht nur Online Casinos angesteuert, sondern auch stationäre Spielbanken aufgesucht. Der Betrug begann demnach bereits rund sechs Wochen, nachdem Baker ihre Tätigkeit im Unternehmen aufgenommen hatte. Fraglich ist, warum es mehrere Jahre dauerte, bis der dreiste Betrug aufflog und Baker endlich verhaftet werden konnte.
Täterin soll eigenes Haus verkaufen
Im ersten Prozess wurde die spielkranke Britin im September 2019 zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Nun wird ihr in Aussicht gestellt, dass sie bereits 2022 auf Bewährung entlassen wird. Dann hat sie nach einer neuen Gerichtsentscheidung ein halbes Jahr Zeit, um ihr Haus in der Grafschaft Hertfordshire zu veräußern. Mit den Erlösen des Hausverkaufs soll ihr ehemaliger Arbeitgeber entschädigt werden, wobei bereits jetzt abzusehen ist, dass der Betrag bei Weitem nicht reichen wird. Ein Gutachter beziffert den Wert der Immobilie nämlich auf etwa 375.000 GBP. Notwendig wären aber rund zwei Millionen GBP.
Sollte Baker den Hausverkauf nicht freiwillig abwickeln, drohen ihr weitere zwei Jahre Haft. Ihr Ex-Arbeitgeber vermutet, dass die Täterin zumindest einen Teil des Geldes beiseite geschafft hätte. Zu diesem Vorwurf wollte sich die Angeklagte vor Gericht allerdings nicht äußern. Auch dauerte es aus Sicht des Arbeitgebers viel zu lange, bis das Gericht Baker dazu verurteilte, ihr Haus zu verkaufen und die Erlöse zur Schadenswiedergutmachung aufzuwenden.
30 Mitarbeiter des Ex-Arbeitgebers verloren ihren Job
Besonders tragisch ist dieser Fall deshalb, weil bis heute bereits 30 Mitarbeiter der Lichttechnikfirma aufgrund des millionenschweren Betrugs ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Für Firmeneigentümer David Caddick ist die aktuelle Urteilsverkündung daher nur bedingt zufriedenstellend. Er hätte sich von den Gerichten eine schnellere Reaktion gewünscht. Dann hätte seiner Meinung nach zumindest die Entlassung einiger Mitarbeiter verhindert werden können. Aufgrund der Beträge in Millionenhöhe, die die Ex-Mitarbeiterin abgezweigt hatte, ist das Unternehmen wohl nur knapp dem Ruin entkommen. Konkret äußerte er sich wie folgt:
„Das Geld aus dem Hausverkauf hätte, wenn es früher verkauft worden wäre, verwendet werden können, um die Arbeitsplätze zu sichern, die wir im Unternehmen verloren haben, nachdem wir alle nicht nur unter ihrer Kriminalität, sondern auch unter der Pandemie gelitten haben.“
Hat die spielsüchtige Frau Mitleid verdient?
Von vielen Seiten wird die ältere Britin natürlich zu Recht stark kritisiert. Schließlich hat die spielsüchtige Frau durch ihr Handeln nicht nur ein mittelständisches Unternehmen in eine finanzielle Schieflage gebracht, sondern obendrein auch noch für den Jobverlust von 30 Menschen gesorgt. Von daher wäre es mit Sicherheit falsch zu behaupten, dass die Täterin in irgendeiner Form Mitleid verdient hat. Fest steht jedoch auch, dass es sich bei der Spielsucht um eine ernst zu nehmende Krankheit handelt. Charakteristisch für diese Krankheit ist die Unfähigkeit des Betroffenen, dem „Glücksspiel-Impuls“ zu widerstehen. Und das, obwohl selbst dem Betroffenen die teilweise gravierenden Folgen im persönlichen oder beruflichen Umfeld durchaus bewusst sind. Sollte Joyce Baker also tatsächlich spielsüchtig gewesen sein, sollten die strafbaren Handlungen zumindest auch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.
Im Rahmen der umfassenden Ermittlungen hat Baker gegenüber den Ermittlungsbehörden eingestanden, spielsüchtig zu sein. Weiterhin gab sie an, dass sie an manchen Nächten bis zu 4.000 GBP im Internet verspielt habe. Auch in landbasierten Spielbanken sei sie ein gern gesehener und häufiger Gast gewesen. Um bei britischen Online-Anbietern überhaupt mit diesen Beträgen spielen zu können, hat sie obendrein noch Bonitätsnachweise gefälscht und ihr selbst ein deutlich höheres Einkommen bescheinigt.
Surftipp: In diesem Ratgeber beschreiben wir die Symptome, Verlauf sowie die Ursachen der Spielsucht:
Fazit
Das Beispiel aus Großbritannien zeigt, welche verheerenden Auswirkungen eine Glücksspielsucht haben kann. In diesem Fall hat die 63-jährige Britin mehrere Millionen Euro vom Geschäftskonto abgezweigt und wahrscheinlich größtenteils dafür verwendet, ihre Sucht zu befriedigen. Fraglich ist, warum das geschädigte Unternehmen etwa sechs Jahre benötigt hat, um dem Betrug auf die Schliche zu kommen. Hier scheint es erheblichen Nachbesserungsbedarf bei den Kontrollmechanismen zu geben. Nichtsdestotrotz bleiben Handlungen wie von der spielsüchtigen Britin strafbar und werden zu Recht hart bestraft. Man darf nur hoffen, dass die Ex-Finanzangestellte aus ihren verheerenden Fehlern gelernt hat und sich zur Behandlung ihrer Glücksspielsucht in ärztliche Behandlung begeben wird.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/london-parlament-england-ben-ben-530055/
Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos bei GambleJoe registrieren.
4 Kommentare zu: England: Mitarbeiter verlieren aufgrund einer spielsüchtigen Angestellten ihren Job
Kommentar verfassenFelixrl
13.12.2020 um 15:35 UhrChristian_1994
13.12.2020 um 17:10 UhrFalko
13.12.2020 um 19:34 UhrChristian_1994
15.12.2020 um 13:06 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.