In Zeiten von Corona ist die Sportwetten-Branche in Deutschland und sonst überall in Europa nahezu zum Erliegen gekommen. Lediglich die weißrussische Fußballliga spielt unbeirrt weiter in vollen Stadien, als wäre nichts geschehen. Wettbüros sind landesweit geschlossen und manche Länder wie Schweden und Portugal erwägen sogar, die wenig verbliebenen Wettmöglichkeiten zum Schutze der Bevölkerung vorübergehend zu verbieten. Kurz gesagt, die Wettindustrie steht vor immensen Belastungen und sucht nach Auswegen! Wie diese konkret aussehen, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Der deutsche Wettmarkt bricht ein

Jüngst äußerte sich der Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes, Matthias Dahms, zur aktuellen Situation:

„Wir sind ganz erheblich in Sorge. Das Geschäft ist quasi auf null runter. Nicht nur in den Wettbüros, die geschlossen bleiben müssen, sondern auch online, weil kaum noch irgendwo etwas stattfindet. Es ist ein globaler Shutdown. Das Umsatzvolumen ist um über 90 Prozent zurückgegangen.“

Der Wettmarkt ist in Deutschland wie auch in Europa in den letzten Jahren eine einzige Erfolgsgeschichte gewesen. Das Wettvolumen der Deutschen hat sich in nur wenigen Jahren nahezu verdreifacht, während deren Wetteinsätze allein im Jahr 2018 insgesamt 9,3 Milliarden Euro betrugen. Wenn wir genauer nachvollziehen wollen, wie sich die Krise wirtschaftlich auf die einzelnen Wettanbieter im Laufe der letzten Monate ausgewirkt hat, brauchen wir uns lediglich den Aktienmarkt anzuschauen. Im Januar noch erreichte der Aktienkurs vom Anbieter “bet-at-home” einen Spitzenwert von über 58 € pro Aktie. Dieser sollte dann am 18. März auf insgesamt 18 € pro Aktie abstürzen - dem niedrigsten Stand seit Jahren. Seitdem scheint sich der Aktienkurs minimal erholt zu haben, was auch damit zu tun haben könnte, dass die Kunden nach dem ersten Schock auf Alternativen umgesattelt haben.

Die wenigen verbliebenen Wettalternativen

Die Anbieter suchen händeringend nach Alternativen, die sie ihren Kunden anbieten können. Manche versuchen, Kunden auf ihr Online Casino aufmerksam zu machen, um sie somit über die mangelnden Wettmöglichkeiten hinwegzutrösten. Andere wiederum bieten virtuelle Simulationen von Sportereignissen auf ihrer Plattform an, in dem das Sportgeschehen in die digitale Welt verlagert wird. Diese Simulationen werden mittlerweile immer realistischer und detailgetreuer und reichen von Hunderennen bis zu Rugbyspielen. Dann gibt es noch diejenigen, die ihren Kunden versuchen, E-Sports schmackhaft zu machen und die, die auf zaghafte Wiederaufnahme von Sportveranstaltungen hoffen. Auf all diese Punkte werden wir im Folgenden genauer eingehen.

Was ist E-Sports überhaupt?

Die Mitgliedschaft des ESBD hat auf der Mitgliederversammlung vom 26.10.2018 in Hamburg folgende Definition verabschiedet:

E-Sport ist der unmittelbare Wettkampf zwischen menschlichen Spieler/innen unter Nutzung von geeigneten Video- und Computerspielen an verschiedenen Geräten und auf digitalen Plattformen unter festgelegten Regeln. Der Vergleich der sportlichen Leistung im E-Sport bestimmt sich aus dem Zusammenwirken einer zielgerichteten Bedienung der Eingabegeräte in direkter Reaktion auf den dargestellten Spielablauf bei gleichzeitiger taktischer Beherrschung des übergreifenden Spielgeschehens. […]

 

Zusammengefasst bedeutet das nichts anderes, als dass Computerspiele – meist am PC oder der Konsole – unter Wettkampfbedingungen gegeneinander austragen werden. Wer jetzt denkt, das wäre bloß eine kleine unbedeutende Nische an Hobbyspielern, die bei Mutti im Keller haust, irrt. Längst haben sich bereits professionelle Strukturen etabliert, bei denen namhafte Sponsoren Vereine großzügig mit finanziellen Mitteln unterstützen. Diese wiederum konkurrieren eifrig untereinander, um sich die Gunst der weltbesten Spieler - mit teilweise Millionengagen - zu sichern.

Was spielen die Deutschen überhaupt noch

Laut einer aktuellen Umfrage von MySportwetten.de haben zwar 85 % der Menschen, die regelmäßig Wetten abschlossen, ihr Spielverhalten komplett eingestellt. Aber von den 15 %, die noch spielen, setzen 75 % vermehrt auf E-Sports. Dahinter folgt Tischtennis mit ungefähr 15 %, während König Fußball mit nur 7,3 % auf Platz 3 landet. Schließlich erklärten 3,6 % der Befragten, sie würden vermehrt auf Darts setzen.

Was machen die anderen deutschen Sportarten?

In der Deutschen Fußball-Bundesliga gab es zurzeit vermehrt Stimmen, dass es am 09.05.2020 - unter striktesten Sicherheitsmaßnahmen - weitergehen könnte. Jüngsten Berichten von der Süddeutschen nach zu urteilen, wird dieser angedachte Starttermin jedoch nicht eingehalten werden können. Demnach könnte die Bundesliga realistisch betrachtet Ende Mai ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Während die Deutsche Eishockey Liga und die Deutsche Handball Liga ihre Saisons bereits für beendet erklärt haben, könnte im Basketball immerhin eine Finalrunde ausgespielt werden. Das letzte Wort hierzu hat jedoch die Politik, die bis zum 18. Mai eine Entscheidung darüber treffen muss. Sollte dem Vorhaben stattgegeben werden, könnte im Juni eine Meisterschaftsendrunde stattfinden. Dabei würden 10 der 17 Vereine in zwei Gruppen gegeneinander antreten. Diese Veranstaltung würde an einem einzigen Spielort vor leeren Rängen und über mehrere Tage hinweg ausgetragen werden. Die Bestplatzierten aus den zwei Gruppen würden im Halbfinale und anschließendem Finale die Meisterschaft unter sich ausmachen.

Vorsicht aber vor virtuellen Simulationen und E-Sports

Eine kürzlich durchgeführte Studie der britischen Glücksspielkommission hat festgestellt, dass der Anteil der Spieler, die ein Suchtproblem haben, im Online Casino viermal höher ist als bei Sportwetten. Denn während Sportveranstaltungen geplant werden müssen und Sportler längere Erholungsphasen benötigen, sieht es in der Welt der virtuellen Simulationen und der Online Casinos anders aus. Der entscheidende Unterschied ist demnach die deutlich kürzere Setzfrequenz, die zu vermehrten Einsätzen in zumeist viel kürzeren Zeitabständen einlädt. Dies ist bei unzureichender Selbstkontrolle ein maßgeblicher Faktor für die Entwicklung von Suchtsymptomen.

Geisterrennen auf der Galopprennbahn Hoppegarten

Dann gibt es diejenigen, die an die Wiederaufnahme von Wettkämpfen unter kontrollierten Bedingungen hoffen. Darunter zählt der Betreiber der Galopprennbahn Hoppegarten, Gerhard Schöningh. Dieser hat den 10. und den 31. Mai für die ersten Rennen vorgesehen. Zwar müsste die endgültige Genehmigung noch bei den Behörden eingeholt werden, aber das Vorhaben könnte Erfolg haben. Denn Schöningh möchte alle hierfür nötigen Sicherheitsvorkehrungen einhalten, damit der Rennbetrieb wieder aufgenommen werden kann. So dürfen sich maximal nur 80 Personen auf der Anlage befinden. Dabei geht Schöninghs sorgfältige Planung so weit, dass er auch einen Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Pferden gewährleisten will.

Schöningh wird dabei durchaus vom Unternehmersinn angetrieben. Denn durch die baldige Ansetzung der Rennen vor Wiederaufnahme aller anderen Sportarten - besonders Fußball - erhofft er sich ein höheres Interesse von Menschen, die sich bis dahin nicht sonderlich für Pferderennen begeistert konnten. Die jüngsten Entwicklungen könnten ihm recht geben, denn vor kurzem stand in England das Virtual Grand National an. Dabei handelt es sich um das berühmteste Pferderennen Großbritanniens, welches jährlich auch "virtuell" ausgetragen wird.

Dieses Jahr wurde die computergenerierte Simulation des Rennens auf dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ITV übertragen. Wer jetzt denkt, dass dies nicht von Interesse gewesen sein kann, wird verwundert sein. Denn die computergenerierte Simulation des Rennens sorgte im Vergleich zum Vorjahr für enorme Einschaltquoten. Denn immerhin wurde das Rennen von 5 Millionen Briten live mitverfolgt, was auf eine nach sportlichen Veranstaltungen dürstende Bevölkerung deuten könnte.

Derweil arbeitet zurzeit der Dachverband Deutscher Galopp an Corona-gerechte Sicherheitsvorgaben für Rennbahnbetreiber, die demnächst selbst wieder Pferderennen austragen möchten. Sollte Schöninghs Vorhaben glücken, könnten auf die Rennen Wetten abgeschlossen werden. Darüber hinaus können die voraussichtlichen Live-Übertragungen am 10. Mai unter folgenden Webseiten mitverfolgt werden.

Bildquelle: AdobeStock 330543772, Soccer sport event cancelled because of Coronavirus outbreak © OFC Pictures  

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4 Kommentare zu: Auswirkungen von COVID-19 auf den deutschen Sportwettenmarkt

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So mancher Sportanbieter hat sich da schon was einfallen lassen zur Überbrückung dieser langen Durststrecke. Bei Bet at Home kann man nun auch auf das Wetter wetten abgeben und besonders einfallsreich ist hier Neobet gewesen. Bei...   Mehr anzeigen
Interessante Geschichte, werde ich gleich mal nachgehen
Du hast die russischen/armenischen Tischtennisspieler vergessen, die neben der weißrussischnen Liga noch spielen. Und das gefühlt 24/7. Egal zu welcher Uhrzeit sind Wetten im Tischtennis möglich. Verrückt.
Gleiches Recht und Gleiche Pleiten für alle
Haben sich doch dumm und dämlich verdient.

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