Die European Gaming and Betting Association (EGBA) fordert Norwegen auf, von seinem Online-Glücksspielmonopol zurückzutreten. Die Hauptargumentation hinter dieser Forderung liegt an einer auch in Deutschland nur allzu gut bekannten Problematik: Der Schwarzmarkt boomt durch ein solches staatliches Vollrecht. Um diese Entwicklung abzumildern, soll – wenn es nach der EGBA geht – ein Lizenzsystem eingeführt werden. Dabei schwingen aber durchaus weitere Interessen mit.

Tatsächlich gibt es heute bereits in sehr vielen europäischen Staaten Lizenzsysteme, über die private Glücksspielunternehmen Zugang zu den jeweiligen Landesmärkten bekommen und ihre Angebote dort legal bereitstellen können. Deutschland ist hier nur eines von vielen Beispielen. In Norwegen wird dagegen nach wie vor mit einem staatlichen Gambling-Monopol operiert, womit das ansonsten sehr liberale Land eine der letzten Regionen in Europa markiert, in denen internationale Online Casinos oder Sportwettenanbieter eigentlich nicht genutzt werden dürfen. Norsk Tipping hat die Rechte für Casino Spiele und Sportwetten, während Norsk Rikstoto für Pferderennen zuständig ist.

Die European Gaming and Betting Association in Brüssel hält das norwegische Modell für absolut ungeeignet. Als europäischer Glücksspielwirtschaftsverband hat sie sich kürzlich dazu gemeldet und fordert Norwegen auf, sein Monopolsystem aufzugeben. Man solle dem Beispiel anderer großer Märkte folgen und zu einer Freigabe für private Unternehmen mit einer entsprechenden Lizenzierung übergehen. Denn in Norwegen sei der Wunsch nach Vielfalt beim Spielen deutlich größer als die Sorge, bei illegalen Anbietern zu setzen. Der Grund für die Aufforderung liegt aber längst nicht nur im Spielerschutz, was bei einer genaueren Betrachtung der Sachlage deutlich wird.

Nachfrage nach alternativen Glücksspielen zum staatlichen Angebot ist groß

EGBA-Generalsekretär Maarten Haijer kritisierte kürzlich in einem Interview, dass der norwegische Staat immer noch an seinem Monopol für die Regulierung von Online-Glücksspielen festhält. Er mahnte an, dass das Modell keineswegs den gewünschten Nutzen haben würde. Anstatt die Spieler zu schützen, trägt es seiner Ansicht nach stark dazu bei, Verbraucher auf nicht lizenzierte Seiten zu lenken:

„Der Glaube, dass ein Monopolmodell für ein sicheres Glücksspiel unerlässlich ist, entspricht nicht dem aktuellen europäischen Trend“, sagte Haijer. „Nahezu jedes andere europäische Land hat irgendeine Form von Lizenzierungssystem eingeführt, wobei die Sicherheit der Spieler innerhalb eines Rechtsrahmens, der den privaten Unternehmen klare Regeln vorgibt, erfolgreich im Vordergrund steht.“

Haijer fuhr fort: „In Norwegen gibt es eine eindeutige Nachfrage nach Alternativen zum derzeitigen Glücksspielmonopol, was durch die Entschlossenheit der Spieler belegt wird, aktiv nach internationalen Websites zu suchen, die ihnen eine größere Auswahl bieten. Es ist für die Aufrechterhaltung des Spielerschutzes von entscheidender Bedeutung, dass die Regierung diese Nachfrage erkennt und darauf reagiert“.

Er betonte weiterhin, dass die Wünsche und die Erwartungen heutiger Spieler lediglich auf einem offenen Markt zu erfüllen seien. Dabei ließ er auch die staatlichen Vorteile nicht außer Acht: Denn natürlich würde Norwegen im Zuge der Marktöffnung ein erhebliches Plus an Steuereinnahmen verzeichnen können. Die Maßnahmen für sicheres Glücksspiel würden durch eine kluge Regulierung von mehreren Anbietern im Land ebenfalls massiv gestärkt.

Die EGBA wird deutlich

Haijer findet in seinem Statement sehr eindeutige Worte:

„Norwegen ist das einzige Land auf dem europäischen Festland, das an einem exklusiven Glücksspielmonopol festhält. Es ist wichtig, dass die Behörden prüfen, ob dieser Ansatz im modernen digitalen Zeitalter und im Vergleich zu den Praktiken anderer europäischer Länder noch relevant ist.

Wir fordern die norwegischen Behörden nachdrücklich auf, die Vorteile eines Lizenzmodells in Betracht zu ziehen. Dieses kann die sich entwickelnden Bedürfnisse der Spieler effektiv erfüllen und einen umfassenderen Ansatz zur Regulierung des Glücksspiels fördern, der die Sicherheit der Spieler in den Vordergrund stellt.“

Über die EGBA

Innerhalb der European Gaming and Betting Association (EGBA) mit Sitz in Brüssel vertreten führende in der EU niedergelassene, zugelassene und regulierte Online-Glücksspielanbieter ihre Interessen auf dem Kontinent. Es handelt sich bei der Organisation um einen Wirtschaftsverband, der mit nationalen, EU-Behörden und anderen Vertretern zusammenarbeitet, um einen angemessen kanalisierten und zugleich ertragreichen Online-Glücksspielmarkt zu gewährleisten. Somit handelt die EGBA auf der einen Seite mit Augenmerk auf die Spieler und deren Sicherheit, auf der anderen Seite aber auch mit Blick auf die Geschäfte ihrer Mitglieder. Casinos oder Sportwettenanbieter mit EGBA-Siegel sind dementsprechend als seriös einzustufen. Namhafte Beteiligte sind bet365, Betsson, Entain, Flutter Entertainment, Kindred Group und William Hill mit ihren diversen Onlineangeboten.

Drohende Sperre: Bekannte Glücksspielunternehmen aus dem Kreise der EGBA ziehen sich aus Norwegen zurück

Das Glücksspielmonopol sollte eigentlich ausschließen, dass internationale Casino- und Sportwettenbetreiber in Norwegen Geschäfte machen. Dennoch sind dort einige große Namen ziemlich aktiv. Dazu zählen ebenfalls Mitglieder der EGBA, wobei sich hier in den letzten Wochen etwas getan hat und weiterhin Bewegung zu verzeichnen ist.

So zog sich beispielsweise Kindred aus Norwegen zurück. Das Unternehmen betreibt unter anderem die Sportwetten- und Casinoplattform Unibet. Auch Betsson, ComeOn! und bet365 sollen dabei sein, auszusteigen.

Der Grund dafür ist so einfach wie drastisch: Norwegen verschärft seinen Kampf gegen illegales Glücksspiel. Für 2024 wurde eine Netzsperre angekündigt, die dann auch EGBA-Casino- und Sportwettenanbieter betrifft. Obendrein könnten Strafverfahren und die Verhängung von Zwangsgeldern auf die Provider zukommen.

Fazit

Wir haben hier schon einen recht kühnen Vorstoß von EGBA-Generalsekretär Maarten Haijer: Seine Argumente sind natürlich berechtigt und treffen sicher zu. Sie scheinen dennoch etwas fragwürdig, denn jeder – auch die norwegische Regierung – dürfte schnell erkennen, dass der Verband mit der Forderung vor allem die eigenen wirtschaftlichen Interessen vertritt.

Wenn EGBA-Casinos und –Sportwettenabieter in Norwegen künftig aktiv ausgeschlossen werden, wandern Spieler zu juristisch weniger angreifbaren Alternativen ab und können dort höchst negative Erfahrungen machen. Es steht außer Frage, dass das eine unschöne Situation für die Gambling-Fans darstellt. Allerdings können EGBA-Mitglieder somit auch einfach keine Geschäfte mehr in Norwegen machen. Da viele Bürger des Landes offensichtlich ein recht großes Interesse an Glücksspielen haben, dürfte der Marktrauswurf den Verantwortlichen noch etwas mehr schlaflose Nächte bereiten.

 Quelle des Bildes: Screenshot Logo https://www.egba.eu/ 

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