Niederländische Glücksspielbehörde analysiert den Durchschnittspielsüchtigen
Die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit hat die Ergebnisse einer Spielsucht-Studie ausgewertet und vorgestellt. Mit Hilfe der Studie soll die Regulierung des Glücksspiels und die Arbeit von Spielsuchthilfsorganisationen effektiver gestaltet werden.
Die neue Studie wurde von Kansspelautoriteit in Zusammenarbeit mit der niederländischen Spielsuchtorganisation Anonieme Gokkers Omgeving Gokkers (AGOG) erhoben. Ausgehend von den Ergebnissen der Studie wurde jetzt ein Profil des durchschnittlichen Spielsüchtigen erstellt.
Die Teilnehmer der Studie haben sich allesamt in der Vergangenheit als spielsüchtig zu erkennen gegeben. Aus diesem Grund hatten sie Hilfe bei anonymen Spielsucht-Selbsthilfegruppen von AGOG gesucht. Den freiwilligen Teilnehmern der Studie hatte man 37 Fragen zum Spielverhalten und Lebensalltag gestellt, die anonym beantwortet wurden.
Welche Ziele verfolgt man mit der Studie
Laut aktuellen Plänen möchte die niederländische Regierung im Jahr 2021 den Online-Glücksspielmarkt öffnen. Die niederländische Glücksspielbehörde versucht für 2021 die bestmöglichen Maßnahmen für den Spielerschutz zu ergreifen. Man arbeitet für dieses Ziel sehr eng mit den Spielsuchtorganisationen zusammen.
Durch eine neue Studie hat man einen Einblick in den Lebensalltag und das Spielverhalten eines „durchschnittlichen“ Spielsüchtigen erhalten. Es wurden insgesamt jedoch nur 86 Personen befragt. Trotz der geringen Teilnehmerzahl bezeichnet die niederländische Glücksspielaufsichtsbehörde die Ergebnisse als aufschlussreich und nützlich. Dadurch können die auf Selbsthilfe basierenden Angebote optimiert werden.
Unterschiede bei der Geschlechterverteilung zu anderen Statistiken
77 von 86 Personen waren männlichen Geschlechts. 93 % waren Männer, was sich mit der Geschlechterverteilung bei den Selbsthilfegruppen deckt. Dort seien ebenfalls 90 % Männer und lediglich 10 % Frauen.
Im Vergleich mit aktuellen Studienergebnissen des Statistik-Institutes für Suchterkrankungen (Instituut voor Onderzoek naar Leefwijzen & Verslaving) zeigt sich jedoch, dass offiziell für 2016 der Männeranteil lediglich bei 75 % liegt.
Es gibt einen erheblichen Unterschied bei der Geschlechterverteilung, welche die Studienteilnehmer mit der Grundlage der Daten für die jeweilige Statistik erklären. Die offiziellen Zahlen würden auf den Teilnehmerzahlen für Spielsuchttherapien basieren. Man habe ferner festgestellt, dass Frauen eher auf anerkannte Suchttherapien vertrauen. Männer würden hingegen gerne anonym bleiben und bevorzugen daher anonyme Selbsthilfegruppen.
Wie sieht der typische Spielsüchtige in den Niederlanden aus?
Die meisten Studienteilnehmer waren zwischen 30 und 50 Jahren alt. Lediglich 3,5 % waren jünger als 25 Jahre und etwa 8 % waren älter als 65 Jahre.
58 % der Spieler waren vollzeitbeschäftigt. Rund 21 % waren eigenständig. Arbeitslos waren nur 2 % der Spielsüchtigen.
Man wollte ebenfalls versuchen zu ermitteln, wie viel Geld die Süchtigen verspielen. Eine Mehrheit von 30 % hat dabei zwischen 500 und 1.000 Euro ausgegeben. Etwa 23 % setzen zwischen 1.000 und 2.000 Euro ein. Etwa 6 % hatten Glücksspielausgaben von mehr als 5.000 Euro.
Sind alle Spielsüchtigen verschuldet? Die Studie kommt zum Ergebnis, dass nur 50 % der Spielsüchtigen Schulden haben. Von den verschuldeten Spielern sind jedoch nur wenige leicht verschuldet. Mehr als 27 % hätten immerhin 40.000 Euro oder mehr an Schulden.
Durch die Befragung kam demnach heraus, dass der typische Durchschnittsspielsüchtige 37 Jahre alt und männlich sei. Er arbeitet wohl Vollzeit und hat entweder gar keine Schulden oder hat Schulden in fünfstelligen Summen.
Von welchen Casinospielen geht die höchste Suchtgefahr aus?
Die Initiatoren der Studie wollten ebenfalls verstehen, von welchen Glücksspielangeboten die größte Suchtgefahr ausgeht. Außerdem wollten sie wissen, wo die Glücksspiele am ehesten konsumiert werden. Bei den Fragen waren Mehrfachangaben möglich.
In Bezug auf die Glücksspielstandorte, welche die Befragten am ehesten aufsuchen würden, gab es folgende Antworten:
- Spielhallen: 63 %
- Online Casinos: 55 %
- Holland Casino: 37 %
- Gaststätten: 20 %
- Wettbüros: 3,5 %
Bei den Glücksspielformen zeigte sich eine eindeutige Präferenz. 78 % der Befragten mochten vor allem Spielautomaten. 49 % spielten ebenfalls klassische Tischspiele. Nur 23 % interessierten sich für Sportwetten.
Selbst wenn man die Online-Glücksspiele separat betrachtet, sind Spielautomaten am beliebtesten, dann würden Sportwetten, Tischspiele und zum Schluss Lotto folgen.
Ein Drittel der Befragten gab an, im Durchschnitt 2- bis 3-mal pro Woche gespielt zu haben, bevor sie Hilfe suchten. Ein weiteres Drittel spielte 4- bis 6-mal pro Woche. Ein Viertel von ihnen spielte täglich.
Studie gab neue Einblicke in die Funktionsweise von Selbsthilfegruppen
Durch diese neue Studie hatte die Spielsuchtorganisation auch Einblick in die eigene Arbeitsweise und die Möglichkeiten der Selbsthilfegruppen. Die Befragten sahen die Methoden der Organisation als effektiv an. Viele Spielsüchtige, welche zuvor selbst versucht hatten, das Spiel zu beenden, gaben nach der Teilnahme der Selbsthilfeprogramme an, dass sie eine lange Zeit kostenlos spielten und dann auch aufhören konnten.
Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Glücksspielaufsicht aus dieser Studie für die Zukunft ableitet. Scheinbar macht man sich in den Niederlanden bereits Gedanken um einen effektiven Spielerschutz. Vielleicht sollten diese Überlegungen ebenfalls langsam in Deutschland angestellt und transparent mit konkreten Studien und Statistiken untermauert werden. Immerhin soll es hierzulande 2021 einen neuen Glücksspielstaatsvertrag geben.
AdobeStock: 286132447; Man playing a slot machine in a casino, © Zoran
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