Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler hat am 18. Oktober den Drogen- und Suchtbericht 2018 vorgestellt. Vor allem im Bereich der Glücksspielsucht zeichnete sich eine positive Entwicklung ab: Pathologisches Glücksspiel ist rückläufig!

Jedes Jahr wird ein neuer Drogen- und Suchtbericht veröffentlicht. Immer wird das pathologische Glücksspiel in Form von problematischem Spielverhalten und Spielsucht abgebildet. Da die betroffenen Spieler durch die hohen Verluste und das zwanghafte Verhalten ihre finanzielle und gesellschaftliche Existenz gefährden, werden auch Suchtberichte und Statistiken darüber geführt.

Aufgrund der negativen Auswirkungen wie finanzielle Verluste, Abhängigkeit, psychische und emotionale Belastung sowie von Konflikten in der Familie und auf Arbeit wird noch einmal im Bericht betont, dass die Weltgesundheitsorganisation Spielsucht als eigenständige psychische Erkrankung im System der International Classification of Diseases (ICD) eingestuft hat.

Befragungen zum Spiel- und Suchtverhalten der Bevölkerung

Seit 2007 führt man regelmäßig alle 2 Jahre Befragungen zum Spielverhalten in der Bevölkerung durch. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist für die Durchführung der Umfragen verantwortlich. Die Entwicklungen der Prävalenzen sollen dabei dokumentiert, aber auch die Auswirkungen des pathologischen Glücksspiels beobachtet werden. Daraus können eventuell entsprechende Maßnahmen zur Spielsuchtprävention abgeleitet werden.

Zur Identifizierung der Spieler mit problematischen Spielverhalten wurden alle Befragten, die in den letzten 12 Monaten gespielt hatten, mittels eines standardisierten und validierten Tests (South Oaks Gambling Screen – SOGS) untersucht. Es werden 20 Fragen zum Spielverhalten gestellt, wenn 5 davon mit „Ja“ beantwortet wurden, wird der Befragte als pathologischer Glücksspieler charakterisiert. Mittlerweile werden auch Personen, die 3 oder 4 von 20 Fragen mit „Ja“ beantworten, als „problematisch Glücksspielende“ eingestuft. Die Umfragen wurden 2017 durchgeführt und gelten als repräsentativ für die gesamte Bevölkerung Deutschlands.

Wichtige Ergebnisse der Studie

Drogen- und Suchtbericht 2018 CoverIm Allgemeinen muss man erst einmal sagen, dass 75,3 % der gesamten deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren schon einmal in ihrem Leben am Glücksspiel teilgenommen haben. Zwischen Frauen und Männern gibt es dabei nur kleinere Abweichungen von knapp 5 %, wobei Männer eher spielen.

In den letzten 12 Monaten haben dagegen lediglich 37,9 % der Deutschen gespielt, rund 41,4 % von den Männern, 33 % bei den Frauen. Ein problematisches Spielverhalten entsprechend dem Test wurde bei 0,87 % der Befragten festgestellt. Darunter waren 0,53 % der Frauen und 1,19 % der Männer. Im Bereich der Jugendlichen von 16 bis 17 Jahren liegt das problematische Glücksspiel bei 0,63 %, wobei hier ausschließlich Männer betroffen waren.

Es zeigt sich, dass deutlich weniger Menschen in Deutschland regelmäßig oder einmalig spielen. Während 2011 noch 86 % angaben, dass sie einmal in ihrem Leben am Glücksspiel teilgenommen haben, sind es 2017 nur 75,3 % gewesen. Im Bereich der Spieler der letzten 12 Monate gab es ebenfalls deutliche Rückgänge. Haben 2011 noch 50,7 % der Befragten angegeben, dass sie in den letzten 12 Monaten gespielt haben, waren es 2017 nur 37,3 %. Das zeigt sich auch bei den Jugendlichen, 2011 hatten 31,5 % in den letzten 12 Monaten gespielt, aktuell sind es lediglich 15,3 %.

Im Bereich des pathologischen Glücksspiels konnte man ebenfalls einige positive Entwicklungen erkennen. Waren 2013 noch 0,82 % als pathologische Glücksspieler eingestuft, waren es 2017 lediglich 0,31 %. Beim problematischen Spielverhalten ist der Rückgang ebenfalls gegenüber 2013 um 0,13 % erkennbar.

Allerdings muss man gestehen, dass die Anzahl der Spieler mit problematischen Spielverhalten gegenüber 2017 leicht gestiegen ist. Von 0,42 % auf rund 0,56 %. Im selben Jahr lag aber der Anteil beim pathologischen Glücksspiel bei 0,37 % etwas höher als derzeit. Die Gesamtzahl wird dabei mit 195.000 pathologischen Spielern und 245.000 problematischen Spielern angegeben.

Volkswirtschaftlicher Schaden

Anhand der Daten hat man eine standardisierte Methode der Weltgesundheitsorganisation angewendet, um den gesellschaftlichen Schaden durch das Glücksspiel zu beziffern. Nach der Methode kam man auf 411 Millionen Euro Schaden pro Jahr.

Der Standard geht aber von rationalen Spielern aus und berücksichtigt nicht die von Spielern selbst getragenen Kosten sowie immaterielle Verluste (z. B. das Leid von Angehörigen der Spielsüchtigen). Wenn man diese mit einberechnen würde, käme man laut einigen Prognosen auf einen Wohlfahrtsschaden von fast 7 Milliarden Euro pro Jahr.

Fehlender Jugend- und Spielerschutz in der Gastronomie

Von Oktober 2016 bis Januar 2017 wurden Untersuchungen vom Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V. zum Jugend- und Spielerschutz in 604 gastronomischen Betrieben mit insgesamt 1.567 Geldspielgeräten, 330 Raststätten und 170 Autohöfen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bereits am 30. März 2017 vorgestellt, es wurden folgende Mängel festgehalten:

  • In 90,2 % der gastronomischen Betriebe waren die Automaten für Kinder frei zugänglich, teilweise standen sie neben Warenspielgeräten mit Plüschtieren oder Regalen mit Süßigkeiten.
  • Bei mehr als 50 % der Standorte waren EC-Terminals in unmittelbarer Nähe der Geldspielgeräte.
  • In 91,9 % der Standorte waren die technischen Sicherungen, die das Spielen von Jugendlichen und Kindern verhindern sollen, nicht vorhanden oder deaktiviert.
  • 27,8 % der Unternehmen hielten das Informationsmaterial zum problematischen Spielverhalten nicht vor.

Als Konsequenz auf die Studie hatte der Dachverband „Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V.“ einen runden Tisch eingerichtet. Dabei haben sich Vertreter der deutschen Automatenwirtschaft, der Autobahn Tank & Rast Gruppe GmbH & Co. KG, der Vereinigung Deutscher Autohöfe e.V. sowie der Bundesministerien für Wirtschaft und Energie als auch Verkehr und digitale Infrastruktur getroffen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung war ebenfalls geladen.

Man hat sich im Mai 2018 auf ein gemeinsames Papier mit neuen Richtlinien zur Verbesserung des Jugend- und Spielerschutzes verständigt. Die Maßnahmen werden zwischen September und Dezember 2018 durch eine unabhängige Prüfung kontrolliert und deren Ergebnisse im Anschluss des Tisches evaluiert.

Fazit: Bisher positive Entwicklungen im Bereich Spielsucht

Im Bereich der Spielsucht fällt das Fazit sicherlich positiv aus, da weniger Bürger Interesse am Glücksspiel zeigen. Im Bereich der pathologischen Spieler kann man ebenso einen Rückgang beobachten. Erschreckend bleibt der Umgang mit Geldspielgeräten in der GastronomieFraglich ist auch, warum man einen „runden Tisch“ bilden muss und nicht einfach auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben besteht sowie die entsprechenden Unternehmen mit empfindlichen Strafen versehen werden oder das Recht auf Aufstellung von Geldspielgeräten entzogen wird.

Die nächste Statistik wird 2020 sicherlich mit größerer Spannung erwartet, wenn sich die Auswirkungen der Spielhallenschließungen und eventuell die Verschärfung der Gesetze zur Aufstellung von Spielgeräten in der Gastronomie zeigen. Ab 10. November 2019 dürfen lediglich noch 2 anstelle von 3 Spielautomaten pro Gastbetrieb angeboten werden. Das könnte ebenfalls massive Auswirkungen auf das Spielverhalten haben.

Bildquelle: 181885371 - Businessman analyzing business analytics or intelligence dashboard, VR screen, KPI © NicoElNino

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2 Kommentare zu: Drogen- und Suchtbericht 2018: Spielsuchtproblem ist rückläufig

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Avatar von Anonym
Sobald die Mortler im Spiel ist hört es sich für mich mit der Glaubwürdigkeit auf. Was die grenzdebile Erscheinung zur Umsetzung der TPD2 (EU-Regulierung für E-Zigaretten) bei der Anhörung im Bundestag für Lügen aufgetischt hat...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Wenn die neuen Regelungen nach Ablauf der Übergangsfristen in den Spielos durchgesetzt werden, wird sich kaum eine Spielo noch halten können. Schön das man in Spielbanken weiterhin das Geld zzgl. Eintritt verpulvern darf, ich muss...   Mehr anzeigen

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