Deutscher Online Casinoverband mit offener Kritik an Regulierung und GGL
Der Deutsche Online Casinoverband hat im Rahmen des sogenannten „Regulator Update“ auf der diesjährigen ICE in London, die als Top-Messe für die Spiele- und Unterhaltungsbranche gilt, einige sehr kritische Statements abgegeben. Im Fokus standen die aktuellen Regulierungsmaßnahmen in Deutschland. Außerdem wurde die Ausrichtung der GGL massiv infrage gestellt.
Die ICE in London ist nun bereits einige Wochen her - und da es keine offizielle Pressemitteilung vom Deutschen Online Casinoverband (DOCV) zu dieser Sache gab, ist sie leider zunächst an uns vorbeigegangen. Es besteht hier jedoch zweifelsohne eine hohe Relevanz, da die aktuelle Regulierung in Deutschland abermals von einer großen Branchenvereinigung scharf kritisiert wurde und man sogar die Philosophie der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) infrage stellte. Somit wollen wir euch die betreffenden Umstände trotz eines gewissen Zeitverzugs nicht vorenthalten.
Grundsätzlich kam der DOCV zu dem Schluss, dass der deutsche Glücksspielmarkt wegkippe bzw. immer mehr Menschen alternativ zu illegalen Angeboten greifen würden. Als Gründe dafür wurden nicht nur die sehr strikten Regularien genannt – auch die Verhaltensweise und das Selbstverständnis der GGL standen in der Kritik.
Steuereinnahmen als Ausgangspunkt der Kritik - „Markt kippt in den illegalen Sektor“
Auf der ICE 2024 in London warnte der DOCV wortwörtlich davor, dass der deutsche Markt des Online-Glücksspiels „in den illegalen Sektor kippt”. Beim betreffenden Termin, auf der Verbandschef Dr. Dirk Quermann diese Warnung aussprach, waren auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) und der österreichische Verband für Wetten und Glücksspiel (ÖVWG) involviert.
Wie schon der Deutsche Sportwettenverband (wir berichteten) bezieht sich auch der DOCV bei der Äußerung seiner Beanstandung zunächst auf die sinkenden Steuereinnahmen beim legalen Glücksspiel. Quermann teilte sinngemäß mit, dass diese Zahlen „schwer zu bestreiten“ seien:
„Die Steuereinnahmen beim Online-Automatenspiel betrugen aktuell nur 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Menschen spielen aber nicht weniger. Also spielen sie woanders – und zwar illegal.”
Keine ausreichende Wettbewerbsfähigkeit mit aktueller Regulierung
Der DOCV nannte einige konkrete Gründe, weshalb die deutschen Online Casinos kaum wettbewerbsfähig seien bzw. warum so viele Menschen illegale Angebote nutzen würden. Hier wurden einzelne regulatorische Gegebenheiten und Einschränkungen vorgebracht. Dinge wie die 5-Sekunden-Regel, die strikten Limits und die Beschränkungen bei der Game-Auswahl sind auch in unserer Community immer wieder breiter Kritik ausgesetzt. Viele regelmäßige Spieler bringen sie ganz offen als Auslöser vor, die sie dazu verleiten, ausländische Casinos vorzuziehen.
In dieser Richtung äußerte sich auch Mathias Dahms, Vorsitzender des Deutschen Sportwettenverbands. Er argumentierte mit konkreten Zahlen zum Umfang des genehmigten Wettprogramms im Vergleich zu anderen Ländern:
"Das ist maximal 13 Prozent dessen, was in Großbritannien möglich ist. Wir sind da gegenüber ausländischen Anbietern und dem Schwarzmarkt nicht wettbewerbsfähig."
Infragestellung der GGL-Philosophie
Die Kritik ging jedoch noch deutlich über die Regulierungsvorgaben hinaus: Die GGL wurde in ihrer Grundausrichtung und ihrem Selbstverständnis moniert. Dr. Dirk Quermann sagte, die Behörde solle "sich nicht länger als Wächter der Galaxie verstehen. Es reicht, wenn sie die Wächter des legalen Spiels sind." Sonst "kriegen wir den Markt nicht in die Legalität - dann kippt das weg": So ist es verschiedenen Presseberichten zu entnehmen.
Das bedeutet, die GGL müsse umfassendere Änderungen an ihrer Philosophie vornehmen, sich auf das Wesentliche beschränken und ihre Spielräume wirklich nutzen: So ist es aus Quermanns Schlussfolgerungen zu deuten. Er bemängelt, dass die Behörde ihre Möglichkeiten nicht vollumfänglich wahrnehme. Sie hätte deutlich mehr Freiheiten in den Regulierungsfragen zum Online-Glücksspiel. Es werde allerdings „grundsätzlich der restriktivste Ansatz” gewählt.
GGL bleibt entspannt
Die GGL reagierte auf der Konferenz ziemlich gelassen auf die deutlichen Worte. Anwesende Vertreter bestätigten einen engen Austausch zwischen Behörde und Branche. Es wurden sogar gewisse Defizite eingeräumt, die vor allem personelle Ressourcen betrafen. Man wolle unter anderem daran arbeiten, dass mehr Kapazitäten in die Zulassung von neuen Games gesteckt werden können.
Die sehr zögerliche Freigabe neuer Titel ist zweifelsohne ein sehr wichtiger Punkt, den sowohl Spieler als auch die Branchenverbände immer wieder beanstanden. Jedes Spiel, das bei der GGL eingereicht wird, muss laut Paragraf 22a des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) einzeln geprüft werden, wobei die Ermessensfrage eine wichtige Rolle spielt. Dass es in diesem Kontext schnell zu erheblichen Verzögerungen und anderen Schwierigkeiten kommen kann, muss wohl nicht weiter erklärt werden.
Trotz der Eingeständnisse machten die Vertreter der GGL deutlich, dass man die Regeln des GlüStV umsetzen und einhalten müsse. Änderungen daran lägen nicht in der Macht der Behörde.
Fazit
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/hand-mann-wechsel-ver%C3%A4nderung-4082009/
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6 Kommentare zu: Deutscher Online Casinoverband mit offener Kritik an Regulierung und GGL
Kommentar verfassenPat1991
18.05.2024 um 18:56 Uhrbtssultan
Ist alles nur systematische Abzocke, die bis ins Detail geplant ist. Mehr anzeigen
Lesane01
27.04.2024 um 23:16 UhrDie deutschen Glücksspielgesetze einfach erklärt.
Sie sagen uns wo,wie,wann und was wir zu spielen haben. Nur das Geld müssen wir aus eigener Tasche zahlen.
Stromberg
19.04.2024 um 11:41 UhrIch bin allerdings der Meinung, selbst wenn die Menge verfügbarer Spiele vergleichbar wäre mit den... Internationalen Anbietern, neue Spiel direkt am start wären und es keine 5 Sekunden Regel und Einsatzlimits gäbe... Würde man trotzdem einen Großteil der Spieler nicht in den legalen Markt bekommen, weil die niedrige RTP mmn der Hauptgrund ist sich für illegale Anbieter zu entscheiden... Mehr anzeigen
Frankey
Frankey
Wie geht's nun weiter? 10 Jahre wurde am Gesetz gearbeitet, Wie zeigt man allen im Land wie wichtig umd ernst man dieses Gesetz nimmt? Das Gesetz bekommt natürlich ein eigenes Amt. Kann man immer gebrauchen, weil in so einer Behörde kann man wunderbar Verantwortung und Zuständigkeiten verschieben. Falls mal jemand vorbei kommt um Bullshit zu untersuchen Und die Verantwortlichen zu Rechenschaft zi ziehen. Dafür hat Deutschland das perfekte Tool. Ein Untersuchungsausschuss natürlich. In 3 Jahren wird dann ein Abschlussbericht vorgelegt. Ergebnis : Das Gesetz ist bullshit und muss reformiert werden Um Gluckspiel Vertrag 2.0 zügig und fehlerfrei zu reformieren empfiehlt dieser Ausschuss Expertise und Berater aus Industrie und Politik unserer europäischen Nachbarn in den Prozess mit einzubeziehen Mehr anzeigen
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