Schwedens staatlicher Glücksspielanbieter stellt Online Werbung ein
Der staatliche Glücksspielanbieter in Schweden Svenska Spel stellt die Online Werbung für das Casinoangebot ein. Man wird die Werbung auf allen Kanälen für das Internetcasino bis 2019 stoppen. Grund für diesen Schritt sind die anhaltenden Diskussionen im Bereich Spielerschutz bei Online Casino Spielen.
In einer Pressemitteilung hatte der Vorstandsvorsitzende Patrik Hofbauer argumentiert, dass von dem Online Casino ein größeres Risiko für Konsumenten ausgeht als von anderen Glücksspielformen. Andere Glücksspielbetreiber sollen dem Vorbild folgen, so zumindest ist die Hoffnung des Vorstandsvorsitzenden:
Wenn Sie es ernst damit meinen, Verantwortung zu übernehmen, sollten Sie die Probleme dort angehen, wo sie bestehen, auch wenn dies kurzfristig die Einnahmen beeinträchtigt. Langfristig bedeutet es Nachhaltigkeit.
Anstieg beim problematischen Spielverhalten in Schweden
Das Unternehmen Svenska Spel stellt in einer Pressemitteilung klar, dass man immer das Risiko beim Online Glücksspiel in Sachen Spielsucht höher eingeschätzt hat, als es bei den konventionellen Glücksspielformen der Fall ist. Mit dem Werbestopp zieht man nun die Konsequenzen aus den eigenen Beobachtungen nach vier Monaten reguliertem Online Glücksspiel in Schweden.
Neue Studie löste Besorgnis aus
In der vergangenen Woche hatte eine neue Studie der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten in Schweden für Besorgnis gesorgt. Die Befragungen wurden im Jahr 2018 durchgeführt. Es nahmen 5.000 Personen aus Schweden teil, die zwischen 16 und 87 Jahren alt waren. Dabei gab es einige überraschende Ergebnisse. 64 % der weiblichen Spieler zeigten Symptome eines problematischen Spielverhaltens. Die Zahl der weiblichen Betroffenen ist von 2015 um 18 % gestiegen und war zum ersten Mal höher als bei den Männern.
Die Studie zeigte weiterhin, dass die Zahl der Problemspieler gegenüber 2015 um 50 % gestiegen ist. 50 % der Spieler waren dabei vor allem an Lotto interessiert. 16 % der Befragten nahmen an Sportwetten teil. Die Zahl der Bingospieler ist gestiegen, sie machten 9 % der Befragten aus.
An den Geldspielgeräten wurde weniger gespielt. 2015 gaben 7 % an, die Spielautomaten in Offline Casinos zu nutzen. Die Zahl sank bis 2018 auf 4 %. Im Bereich Poker sank der Anteil der Spieler auf 2 % (2015 waren es 4 %).
Die Zahl der Online Spieler ist von 2015 auf 2018 jedoch gestiegen. Am Anfang des Dreijahreszyklus haben 18 % der Befragten angegeben, online zu spielen. 2018 waren es bereits 21 %.
Insgesamt sei die Beteiligung am Glücksspiel aber relativ konstant. 2015 und 2018 gaben 58 % der Befragten an, dass sie am Glücksspiel teilnehmen.
Politiker in Schweden sind alarmiert
Ardalan Shekarabi ist schwedischer Sozialminister und hatte die Glücksspielunternehmen aufgefordert, die Glücksspielwerbung moderater zu gestalten. Als zu aggressiv und umfangreich hatte er sie beschrieben. Gegenüber den Medien hatte er seine Beweggründe wie folgt begründet:
Unser Fokus richtet sich nicht nur auf Menschen mit Spielsucht, sondern ist weiter gefasst. Wir sind mehr an der größeren Gruppe von Menschen interessiert, die die schädlichen Auswirkungen spüren. Einer Kombination von Personen mit moderatem Risiko und Problemspielern.
Man richtet in Schweden bei den Glücksspielstudien nicht nur den Fokus auf süchtige Spieler, sondern ebenfalls auf Anzeichen für problematisches Spielverhalten. Für den Sozialminister waren daher einige Verhaltensweisen von Spielern sehr Besorgnis erregend. So hebt er hervor, dass der Anteil von Problemspielern ohne riskanten Alkoholkonsum bei lediglich 1 % lag. Außerdem sei offensichtlich, dass der Anteil von problematischen Spielern bei Casino Spielen deutlich höher sei als beim Lotto.
Diese Erkenntnisse schürten eine neue Diskussion über Glücksspielwerbung in Schweden. Insgesamt kam man jedoch zu den Ergebnissen, dass kein genereller Zusammenhang zwischen Werbung fürs Glücksspiel und den Spielproblemen in der Bevölkerung besteht. Die Gefahr besteht jedoch, dass bereits gefährdete Spieler durch Werbung negativ beeinflusst werden könnten.
Staatlicher Glücksspielanbieter zieht Konsequenzen
Aus diesen Gründen hat das staatliche Unternehmen Svenska Spel die Werbung für Casino Spiele komplett eingestellt. Die privaten Glücksspielunternehmen können bisher weiterhin werben, aber die Diskussionen um ein Werbeverbot wurden neu entfacht.
SPER und BOS hatten Werberichtlinien erstellt, damit die Werbung der Glücksspielunternehmen moderater wird. In einem ersten Statement hatte der schwedische Zivilminister die Richtlinien der Glücksspielbranche für nicht ausreichend befunden. Sie würde vor allem die bereits vorhandenen Richtlinien berühren. Er denkt derzeit über eine strengere Gesetzgebung nach, die auch ein komplettes Glücksspielwerbeverbot beinhalten könnte.
Online Glücksspielanbieter wehrten sich
Gegen die Androhungen hatten sich verschiedene Vertreter der Glücksspielbranche gewehrt. Henrik Tjärnström von Kindred, Pontus Lindwall von Betsson und Gustaf Hagman von LeoVegas hatten sich gegen die Vorwürfe des Ministers im Bericht einer schwedischen Wirtschaftszeitung mit dem Namen „Dagens Industri“ zu Wort gemeldet.
Sie haben der Regierung vorgeworfen, dass sie mit einem Werbeverbot drohe, aber gleichzeitig das staatliche Glücksspielunternehmen die meisten Gelder in die Werbung stecke. Sie kritisierten dort vor allem, dass Svenska Spel seit Jahresbeginn die Werbeinvestitionen wie kein anderes Unternehmen erhöht habe. Außerdem gebe es eine Sendung auf dem Fernsehsender TV4, wo bereits im Morgenfernsehen gezeigt werde, wie Rubbellose gespielt werden. Außerdem offerierte man Verlosungen zu den besten Sendezeiten. In dem Bericht heißt es:
Wir verstehen, dass selbst der Staat, der solange er auf einem wettbewerbsintensiven Glücksspielmarkt tätig ist, seine Produkte auf diesem Markt fördern muss. Was aber ist der Zweck der Werbung für Produkte, bei denen man selbst das Monopol hat?
Rubbellose dürfen in Schweden nur von Svenska Spel vertrieben werden. Das Unternehmen entgegnete der Stellungnahme, dass man zwar die Werbung im Bereich Rubbellose und Lotto untersucht habe, sich aber nicht zu Online Casino Spielen äußere.
Glücksspielwerbung sorgt wahrscheinlich für weitere Diskussionen
Die Meinung zur Glücksspielwerbung ist innerhalb der schwedischen Bevölkerung nicht ganz eindeutig. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Sifo ergab, dass 53 % der Schweden ein Glücksspielwerbeverbot begrüßen würden. In den Diskussionen gab es immer wieder Vorschläge, dass beispielsweise Werbung für Sportwetten bei Live-Sport-Übertragungen verboten werden soll. Mittlerweile ziehen einige Politiker auch ein Komplettverbot im Bereich Werbung in Betracht, was vor allem neue ausländische Anbieter den Zugriff auf den Markt erschweren würde.
Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, was die schwedische Regulierungsbehörde und auch die Politik dort planen. Zugunsten der Spielsuchtprävention könnte die Glücksspielwerbung komplett verboten werden.
Bildquelle: Fotolia 165719586 - Block Ads © gustavofrazao
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