Hat ein deutsches Ehepaar auf Mallorca ein illegales Casino betrieben?
Vor einigen Tagen kam es in einem mallorquinisch Edelrestaurant zu einer Razzia: Grund war eine Sonderveranstaltung, für die ein sogenanntes mobiles Casino bereitgestellt wurde. Bei dem Event mit Casino-Motto bestand für die spanischen Behörden Verdacht auf illegales Glücksspiel. Gegen die Anbieter, ein deutsches Ehepaar, wurden nun Ermittlungen eingeleitet. Alles nur ein Missverständnis oder liegt doch ein Tatbestand vor?
Ein mobiles Casino ist ein spezieller Event-Aufbau, der normalerweise dazu genutzt wird, Veranstaltungen unter einem entsprechenden Motto abzuhalten. Ziel ist es, den Gästen ein außergewöhnliches Erlebnis zu vermitteln. Der Anbieter liefert alles, was für das Spielen im Casino und die richtige Atmosphäre benötigt wird. Dazu gehören eine breite Auswahl an Spieltischen, zum Beispiel American Roulette, Black Jack oder Poker mit professionellen Gebern und allem nötigen Zubehör, aber auch Slots und gegebenenfalls weitere beliebte Klassiker. Darüber hinaus wird für ein typisches Ambiente gesorgt, was neben Dekoration ebenso Live-Musik und Catering einschließen kann. Der Auf- und Abbau wird komplett vom jeweiligen Dienstleister übernommen. Lediglich die Bereitstellung der Räumlichkeiten liegt in der Verantwortung des Veranstalters.
Idealerweise fühlen sich die Besucher in einem mobilen Casino wie in einer echten Spielbank – auch wenn hier ausdrücklich nicht um echtes Geld gezockt wird. Eine solche realgetreue Umsetzung scheint nun einem deutschen Ehepaar auf Mallorca zum Verhängnis geworden zu sein. Oder gab es doch Einsätze mit echtem Barem? Die Beamten der Policía Nacional betraten am Abend des 17. Mai um ca. 19:30 Uhr die Räume des Edelrestaurants Bahía Mediterráneo in Palma de Mallorca und lösten die betreffende Veranstaltung auf. Die hiesige Presse geht zunächst von einem Missverständnis aus. Die Ermittlungen dauern aber an.
Wie lief die Razzia ab?
Einer der ersten Berichte zu dem Vorfall wurde drei Tage nach dem Zugriff vom Mallorca Magazin veröffentlicht. Die Journalisten des News-Portals hatten direkten Kontakt mit Zeugen und konnten diese befragen.
Demnach soll ein deutscher Casino-Motto-Betreiber das Event mit der nötigen Ausstattung beliefert haben. Genauer handele es sich um ein deutsches Ehepaar, wie aus weiteren Berichten hervorging. Nach eigenen (offiziellen) Angaben der Eheleute seien die Aktivitäten vollkommen legal. Echtes Geld würde bei den Ereignissen niemals zum Einsatz kommen. Die Anbieter meldeten sich im Nachgang der Razzia wie folgt zu Wort:
„Wir möchten uns erst einmal nicht zu den Vorfällen äußern und zunächst mit unserem Anwalt sprechen. Wegen des Vorfalls ist derzeit unsere Existenz bedroht. Unser ‚Casino‘ bietet ausschließlich Motto-Partys an. Um Bargeld oder sonstige echte Einsätze wird niemals gespielt. Zu allen weiteren Vorwürfen wird sich unser Anwalt äußern.“
Die Polizei soll gemäß den Zeugen vor Ort alle Spieltische abgebaut und die Daten der Teilnehmer aufgenommen haben. Das Mallorca Magazin zitiert eine Anwesende, die die Räumlichkeiten gerade noch verlassen konnte:
„Die Polizei hat diesen Event gecrasht. Ich selbst konnte gerade noch am Eingang von den Gastgebern gewarnt werden und flüchten, bevor die Polizei mich als Teilnehmerin der Veranstaltung registrieren konnte. Die Ordnungshüter haben Spieltische abgebaut und die Veranstaltung komplett abgeblasen.“
Der Diario de Mallorca schrieb:
„Nach mehrmonatigen Ermittlungen kam man zu dem Schluss, dass es sich um eine organisierte Gruppe handelte, die ohne die entsprechende behördliche Genehmigung tätig war.“
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen
Die hiesige Presse ging zunächst davon aus, dass die Beamten einer falschen Spur nachgegangen seien. Dass bei den Angeboten lediglich Spielgeld eingesetzt wurde, habe wohl niemand erkannt - einmal im Einsatz führten die Kräfte die Aktion gemäß ihren Vorschriften zu Ende: So die allgemeine Annahme.
Die Polizei veröffentliche jedoch einen Tag nach dem Artikel vom Mallorca Magazin eine Pressemitteilung, in der den beiden Deutschen tatsächlich illegale Aktivitäten vorgeworfen werden. Die Beamten sollen Spielkarten, Pokertische, Roulettetische, weit mehr als 1.000 Jetons und andere Glücksspielausstattung als Beweismittel konfisziert haben. Es werde neben dem Ehepaar noch gegen acht andere Personen ermittelt. 70 weitere potenziell Beteiligte aus dem Gastgewerbe sollen überprüft werden.
Es wird nichts von eventuellen Einsätzen mit Echtgeld erwähnt. Allerdings gehe man davon aus, dass es sich grundsätzlich um ein illegales Mobil-Casino handele, das eben auch für Spielgeldeinsätze keine passende Genehmigung habe.
Im Diario de Mallorca wurde dazu folgendes geschrieben:
„Sowohl die Organisatoren als auch der Eigentümer des Lokals konnten keinen Vertrag nachweisen. Bei der Polizeiaktion wurde die behördliche Genehmigung angefordert, die jedoch nicht vorhanden war. All dies müsse letztlich von der Genehmigungsbehörde der Balearen-Regierung geprüft werden, um entsprechend zu handeln.“
Mit diesen Konsequenzen müssen die Verdächtigen bzw. die Beteiligten rechnen?
Wie das Mallorca Magazin ebenfalls klarstellt, ist die Veranstaltung von Glücksspielen ohne Genehmigung auf den Balearen eine schwere Straftat. Dementsprechend drastisch fallen die möglichen Konsequenzen aus – sowohl für die Verantwortlichen als auch die Teilnehmer.
Grundsätzlich sei mit hohen Bußgeldern zu rechnen. Von Gefängnisstrafen ist nicht die Rede. Für das deutsche Ehepaar könnte das konkret eine Geldbuße zwischen 30.001 Euro und 450.000 Euro bedeuten. Auf die im Zuge der Razzia registrierten anwesenden Gäste kommen womöglich Forderungen ab 3.001 Euro und bis zu 30.000 Euro zu.
Fazit
Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.diariodemallorca.es/sucesos/sucesos-mallorca/2024/05/21/policia-nacional-desmantela-casino-ilegal-102685229.html (Policía Nacional)
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