Deutscher Sportwettenmarkt bricht 2020 um 16 % ein
Der deutsche Sportwettenmarkt musste im zurückliegenden Jahr einen kräftigen Umsatzrückgang in Höhe von 16 % verkraften. Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist wie in vielen Branchen die weltweite Coronapandemie. Doch wie steht es um die Prognosen für 2021?
Der Sportwettenmarkt litt im vergangenen Jahr vor allem unter den etlichen abgesagten Sportereignissen während des ersten Lockdowns. In den Monaten April und Mai 2020 fanden weltweit kaum Sportereignisse statt, sodass logischerweise auch kaum Sportwetten platziert werden konnten. Das macht sich beim Gesamtumsatz des Sportwettenmarktes nun deutlich bemerkbar.
Das ewige Wachstum hat ein Ende
Jahrelang kletterten die Sportwettenumsätze in Deutschland immer weiter in die Höhe. Fast immer war das jährliche prozentuale Wachstum dabei zweistellig. Nun musste die Branche erstmals einen starken Umsatzrückgang in Höhe von 16 % für das Jahr 2020 hinnehmen. Ohne Beachtung der Vorkrisenmonate Januar und Februar fällt der Umsatzrückgang mit 20 % sogar noch drastischer aus.
Während der Branchenumsatz im Jahr 2019 noch 9,28 Milliarden Euro betrug, waren es 2020 nur noch 7,68 Milliarden Euro. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV) hervor.
Gesamtumsatz des Sportwettenmarktes von 2014 bis 2020:
- 2014: 4,52 Mrd. Euro
- 2015: 4,80 Mrd. Euro
- 2016: 6,14 Mrd. Euro
- 2017: 7,52 Mrd. Euro
- 2018: 7,68 Mrd. Euro
- 2019: 9,28 Mrd. Euro
- 2020: 7,79 Mrd. Euro
Quelle: DSWV.de
Aufgrund der starken Negativentwicklung im Jahr 2020 wehrt sich der amtierende DSWV-Präsident Mathias Dahms gegen die Behauptung, dass die Glücksspielbranche ein Profiteur der Krise sei:
„Das genaue Gegenteil ist der Fall. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, als alle europäischen Ligen ihren Spielbetrieb eingestellt hatten, ist der deutsche Sportwettenmarkt vollständig zusammengebrochen: im April um 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Mai um 75 Prozent.“
Steuereinnahmen sinken ebenfalls deutlich
Das Bundesfinanzministerium hat aufgrund des gesunkenen Umsatzes auch deutlich niedrigere Steuereinnahmen zu beklagen. Während mit der deutschen Sportwettensteuer im Jahr 2019 noch 464 Millionen Euro eingenommen werden konnten, waren es 2020 nur noch 389 Millionen Euro. In Deutschland müssen Wettkunden sowohl online als auch offline für alle Wetteinsätze eine Steuer in Höhe von 5 % des Einsatzes entrichten.
Abgeführte Sportwettensteuern von 2014 bis 2020:
- 2014: 226 Mio. Euro
- 2015: 240 Mio. Euro
- 2016: 307 Mio. Euro
- 2017: 376 Mio. Euro
- 2018: 384 Mio. Euro
- 2019: 464 Mio. Euro
- 2020: 389 Mio. Euro
Quelle: DSWV.de
Sportintensiver Spätsommer rettet die Branche
Interessant ist, dass der Umsatz im Jahr 2020 zumindest einige Monate lang über dem Vorjahresniveau liegt. Das ist insbesondere im Spätsommer der Fall, da hier zahlreiche wichtige Sportereignisse nachgeholt wurden, die zuvor abgesagt worden sind. So konnte beispielsweise im Juli 2020 ein Gesamtumsatz in Höhe von 812 Millionen Euro erwirtschaftet werden, während es ein Jahr zuvor im Juli 2019 lediglich 586 Millionen Euro waren. Auch im August 2020 wurde mit 668 Millionen Euro ein deutlich höherer Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahresmonat (560 Millionen Euro).
Trotz des ebenfalls gut verlaufenden ersten Quartals, in dem die Umsätze auch deutlich über dem Vorjahresniveau lagen, konnte ein deutlicher Einbruch des Gesamtumsatzes insgesamt nicht verhindert werden. Vor allem der stationäre Sportwettenvertrieb hat sich bis heute kaum von den wirtschaftlichen Folgen erholt. Bis heute sind lokale Wettshops immer noch geschlossen, sodass hier überhaupt keine Einnahmen erzielt werden können. DSWV-Präsident Mathias Dahms sorgt sich dabei vor allem um die vielen Mitarbeiter des stationären Sportwettenvertriebs:
„Die rund 25.000 Mitarbeiter befinden sich überwiegend in Kurzarbeit und fürchten um ihre Arbeitsplätze, die Betreiber um ihre unternehmerische Existenz. Viele halten nicht mehr lange durch, auch weil der Bund den Wettbüros die versprochenen Corona-November-/Dezemberhilfen verwehrt“.
Weiteres Sorgenkind der Branche – der Glücksspielstaatsvertrag
Der DSWV warnt darüber hinaus vor dem neuen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) und den damit einhergehenden überbordenden Restriktionen. Bereits jetzt sei eine massive Abwanderung der Verbraucher hin zu Schwarzmarktanbietern zu beobachten. Seitdem im Oktober 2020 die Übergangsregelung in Kraft getreten ist, betrug der durchschnittliche Einbruch laut DSWV durchschnittlich 54 %. Erst vor einigen Tagen haben wir uns in einem anderen Artikel die Frage gestellt, ob die Coronakrise das Online-Glücksspiel befeuert.
Auch die Vergabe der deutschen Sportwettenlizenzen sei inzwischen ins Stocken geraten. Nachdem die ersten 21 Konzessionen vergeben wurden, passiert nun wohl seit mehreren Monaten nichts mehr. Und das, obwohl es bis zu 40 weitere Konzessionsanträge gibt. Die Forderung des DSWV-Präsidenten Dahms:
„Alle noch offenen Konzessionsanträge müssen unverzüglich beschieden werden, um faire Marktbedingungen für alle Anbieter herzustellen. Es kann nicht sein, dass derzeit ausgerechnet die lizenzierten Anbieter die Leidtragenden sind“.
Für 2021 gibt es bislang noch keine Umsatzprognosen vom DSWV. Zu groß ist offensichtlich die Unsicherheit, wie lange der Lockdown den stationären Sportwettenvertrieb noch beeinträchtigen wird und ob ein Großteil der populären Sportereignisse noch einmal abgesagt werden muss. Die Umsätze stabilisierten sich jedoch inzwischen wieder weitestgehend, sodass auch für die kommenden Monate weiter mit steigenden Umsätzen zu rechnen ist.
Fazit
Nachdem die deutsche Sportwettenbranche jahrelang vom Erfolg verwöhnt wurde, musste im zurückliegenden Jahr erstmalig ein kräftiger Umsatzrückgang verkraftet werden. Ohne Berücksichtigung der Vorkrisenmonate Januar und Februar brach der Umsatz um etwa ein Fünftel ein. Der DSWV nannte als Gründe hierfür vor allem ausgefallene Sportereignisse sowie monatelange Wettbüroschließungen im Lockdown, mit denen die Betreiber bis heute zu kämpfen haben. Auch die deutschen Finanzbehörden mussten sich 2020 mit rund 75 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen aus Sportwetten zufriedengeben.
Man darf gespannt sein, ob sich die deutsche Wettbranche in diesem Jahr wieder komplett stabilisieren kann. Seit dem sportintensiven Spätsommer läuft es, was die Sportwetteinsätze in Deutschland betrifft, jedenfalls wieder weitestgehend zufriedenstellend. Zuletzt durften sich die Sportwettenunternehmen im Dezember 2020 über einen Umsatz von 844 Millionen Euro freuen. Zum Vergleich: Im Vorjahresmonat waren es „nur“ 806 Millionen Euro. Die Sterne stehen also scheinbar nicht allzu schlecht.
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/fußball-kugel-stadion-feld-488700/
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6 Kommentare zu: Deutscher Sportwettenmarkt bricht 2020 um 16 % ein
Kommentar verfassenRebellYell
Christian_1994
26.02.2021 um 18:54 UhrRebellYell
Felixrl
23.02.2021 um 08:25 UhrFalko
22.02.2021 um 23:41 UhrChristian_1994
26.02.2021 um 18:49 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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