BFH: Deutscher Pokerspieler muss Gewinne versteuern

Der Bundesfinanzhof hat am 29. Juni 2023 eine interessante Pressemitteilung betreffend der Versteuerung von Pokergewinnen veröffentlicht. Demnach können auch Gewinne aus dem Onlinepokerspiel in Deutschland der Einkommensteuer unterliegen. Aber unter welchen Voraussetzungen sind erspielte Pokergewinne hierzulande steuerpflichtig?

Laut dem Bundesfinanzhof (BFH) können Gewinne aus dem Onlinepokerspiel der Einkommensteuerpflicht unterliegen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ein „Markt planmäßig unter Einsatz beruflicher Erfahrungen ausgenutzt wird“ (= sog. „Berufsspieler“). Bereits vor über zwei Jahren berichteten wir auf GambleJoe über einen Fall, bei dem ein damals 20-Jähriger tausende Euro beim Poker gewann. Damals urteilte das Finanzgericht Münster, dass diese Einnahmen aus dem Onlinepoker einkommensteuerpflichtig sind. Dagegen ging der klagende Pokerspieler vor dem BFH in Revision. Am 29. Juni 2023 veröffentlichte der BFH nun eine Pressemitteilung (Nr. 31/23) zum Urteil X R 8/21 vom 22. Februar 2023.

Mathematikstudent verdiente viel Geld beim Onlinepoker – und muss Steuern zahlen

Der damals 20-jährige Mathematikstudent begann im Jahr 2007 mit seinen Aktivitäten bei Onlinepokeranbietern. Nachdem er zunächst noch mit überschaubarem Zeitaufwand spielte und nur kleine Einsätze tätigte, gelang es ihm bereits im Jahr 2009, Gewinne in Höhe von über 80.000 Euro zu erspielen. Allein in den Monaten von Juli bis Dezember 2009 betrug seine Spielzeit dabei insgesamt 673 Stunden. Der erfolgreiche Pokerspieler wurde dann zur Zahlung der Einkommensteuer auf seine Pokergewinne aufgefordert, da er spätestens ab Oktober 2009 gewerblich tätig gewesen sei.

Laut Auffassung des BFH ist das Pokerspiel nämlich kein reines Glücksspiel, sondern enthält auch Geschicklichkeitselemente. In Deutschland sind allerdings nur Gewinne aus reinem Glücksspiel – zum Beispiel Casino- oder Lotto-Gewinne – steuerfrei. Zumindest Hobby- und Freizeitspieler können jedoch auch Pokergewinne steuerfrei behalten.

Der klagende Ex-Student schien allerdings ein durchaus talentierter Pokerspieler zu sein. Laut den Angaben im BFH-Urteil hat er nämlich innerhalb weniger Jahre über zwei Millionen Euro beim Pokerspielen gewonnen:

• 2009: 105.000 Euro
• 2010: 445.000 Euro
• 2011: 645.000 Euro
• 2012: 735.000 Euro
• 2013: 400.000 Euro

Im BFH-Urteil hieß es unter anderem, dass „der Kläger selbstständig, nachhaltig (mit Wiederholungsabsicht) und mit Gewinnerzielungsabsicht gehandelt“ hat.

Darüber hinaus argumentierten die Richter, dass „das Spielen von mehr als 784.000 Händen erheblich über dasjenige hinausgeht, was die Allgemeinheit noch unter einem Hobby verstehe“.

Bereits im April 2021 veröffentlichten wir auf GambleJoe einen Artikel zum Thema professioneller „Berufsspieler“ in Deutschland. Hier gingen wir bereits darauf ein, dass „Berufsspieler“ hierzulande einkommensteuerpflichtig sind.

Welche Voraussetzungen muss ein „Berufsspieler“ erfüllen?

Laut BFH sind nur diejenigen Pokerspieler steuerpflichtig, die als „Berufsspieler“ gelten. Das Gericht verweist im Urteil auf das Leitbild des Berufsspielers. Hierbei wird ein Markt planmäßig unter Einsatz beruflicher Erfahrungen ausgenutzt.

Für Freizeit- und Hobbyspieler haben Gewinne und Verluste beim Onlinepoker hingegen keine steuerlichen Auswirkungen, sofern es sich ausschließlich um eine private Tätigkeit handelt.

Wenn es dem Spieler jedoch um mehr als „nur“ die Befriedigung des Spielbedürfnisses geht, sondern er das Ziel verfolgt, wiederkehrende Einkünfte zu erwirtschaften, dann ist das Handeln als gewerblich zu betrachten und es handelt sich um einen „Berufsspieler“, der dementsprechend steuerpflichtig ist. Das vollständige BFH-Urteil kann hier online beim Bundesfinanzhof abgerufen werden.

Übrigens: Auch in Kanada wurden im Jahr 2021 gleich mehrere erfolgreiche Pokerspieler dazu aufgefordert, insgesamt 3,75 Millionen CAD an Steuern zu zahlen. Die kanadischen Behörden argumentierten hierbei ähnlich wie nun der BFH und warfen den Pokerspielern vor, „Berufsspieler“ zu sein. In diesem Fall müssten sie für ihre erspielten Pokergewinne ebenfalls Steuern zahlen.

Fazit

Für Hobbyspieler sind Gewinne aus Pokerspielen in Deutschland weiterhin steuerfrei. Dasselbe gilt grundsätzlich für Gewinne aus reinen Glücksspielen (z.B. Spielautomaten, Lotto). Wenn jedoch ein Glücksspiel mit Geschicklichkeitsanteil wie zum Beispiel Poker gespielt wird und das Finanzamt zu der Bewertung kommt, dass es sich um einen „Berufsspieler“ handelt, dann müssen die erspielten Pokergewinne versteuert werden. Natürlich darf der Spieler zuvor erlittene Verluste vom steuerpflichtigen Gewinn abziehen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/poker-blackjack-kasino-schwarz-rot-1264076/