Die Coronakrise hatte zur Schließung aller Spielhallen, Spielotheken und Spielbanken geführt. Am 15. April hatte sich die Politik auf Leitlinien zur Lockerung der verordneten Beschränkungen verständigt. Spielhallen und Spielbanken bleiben geschlossen. Der Dachverband „Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V.“ versucht aber mit einem verschärften Infektionsschutz an die Politik zu appellieren, damit eine baldige Öffnung möglich ist.

Die Coronakrise dominiert in Deutschland derzeit alle Themen. Mittlerweile drängen jedoch verschiedene Unternehmen auf die Öffnung ihrer Betriebe (vor allem Gastronomie, aber auch Warenhäuser). Als Begründung verweisen sie auf ihre wirtschaftliche prekäre Lage. Ferner könne man ebenfalls die Richtlinien zu Hygiene und Abstandsregeln einhalten, um Ansteckungen mit COVID-19 zu verhindern.

Der Dachverband „Deutsche Automatenwirtschaft e.V.“ hat jetzt für die rund 9.000 Spielhallen einen Maßnahmenkatalog vorbereitet, wie man mit einem verschärften Infektionsschutz vielleicht die Spielotheken in nächster Zeit wieder öffnen kann.

„Social Distancing“ als Prinzip für den Betrieb einer Spielhalle in Deutschland

Die Verantwortlichen beim Spielhallenverband haben in ihren Ausführungen betont, dass laut Gesetz eine Spielhalle mit 150 Quadratmetern höchstens 12 Geldspielgeräte aufstellen darf. Der Mindestabstand der einzelnen Geräte ist ebenfalls vorgeschrieben.

Außerdem muss man nach den Richtlinien zum Betrieb von Spielhallen ebenfalls Sichtblenden an den einzelnen Geräten montieren, die sich nun als Trennschutz nutzen lassen würden. Laut Ansicht des Vorstandssprechers des Dachverbandes, Georg Stecker, sind Menschenansammlungen somit ausgeschlossen. Er kommt somit zu dem Schluss:

Gewerbliche Spielhallen haben unter dem Aspekt der Infektionsvorbeugung den entscheidenden Vorteil, dass bereits die gesetzlichen Bestimmungen für den Betrieb einer Spielhalle dem Prinzip des Social Distancing entsprechen.

Weitere Maßnahmen für einen strikteren Infektionsschutz werden vorgeschlagen

Der Dachverband geht einen Schritt weiter und hat die Politiker informiert, dass man ebenfalls kurzfristig weitere Hygienemaßnahmen in den Spielhallen und Spielotheken etablieren könnte. Es wurden dabei folgende Vorschläge aufgelistet:

  • Händedesinfektionsstation am Eingang der Spielo
  • Weitere Desinfektionsstationen im Spielbereich der Spielhalle
  • Gewährleistung des Mindestabstands von 1,50 Metern zwischen den Spielern (das Aufstellen von Trennwänden wäre zusätzlich möglich)
  • Beschränkung der Gästezahl auf maximal 12 (nicht mehr Gäste als Spielautomaten)
  • Gesichtsmaskenempfehlung (sobald genug Masken auf dem Markt vorhanden sind, auch eine Pflicht)
  • Schutzscheiben vor dem Servicebereich (wie in Discountern an der Kasse)
  • Abstandsmarkierungen an allen relevanten Stellen zum Schutz von Personal und Spielern
  • Striktere Sanitärhygiene - Seifenspender auf den Toiletten
  • Reinigung der Geldspielgeräte nach den Vorgaben des RKI (Desinfektionen bei allen Spielerwechseln an einem Automaten)
  • Empfehlung an die Gäste, eine freiwillige Tracking-App zu nutzen
  • Reduzierungen beim Serviceangebot und beim Spielangebot (Darts, Billard und Flipper werden entfernt)
  • Erstellung von Reinigungsprotokollen
  • Mehrsprachige Kundeninformationen zu den neuen Corona-Hygiene-Standards

Spielerschutz und wirtschaftliche Lage als Grund für schnelle Öffnung

Man hat noch einmal an den Kanalisierungsauftrag erinnert. Man müsse den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete Bahnen lenken. Außerdem solle man der Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegenwirken. In der Pressemitteilung heißt es, dass viele Spieler vermehrt auf Online Casinos auf dem nicht-regulierten Markt zurückgreifen. Die Situation würde sich verschärfen, da die Glücksspielwerbung in TV und im Internet ebenfalls wieder zugenommen hätte.

Spieler- und Jugendschutz in Online Casinos und Spielhallen

Aus Sicht des Verbandes gibt es im Internet keinen ausreichenden Spielerschutz, daher warnt man vehement vor den Problemen durch das Online-Glücksspiel in Zeiten von Corona. An dieser Stelle sollte dennoch einmal erwähnt werden, dass es Spielerschutz im Bereich der Online Casinos in Form von Limits, Selbstsperren und Spielzeitbegrenzungen gibt. Man muss die Begrenzungen jedoch selbst einrichten.

Es gibt zwar immer noch kein einheitliches Sperrsystem für Online Casinos, aber es gibt auch kein einheitliches Sperrsystem für Spielhallen. Ausgenommen ist das Bundesland Hessen, dort gibt es das Oasis-Sperrsystem, welches aber nur für Spielotheken in Hessen eingerichtet wurde.

Durch Verifizierungen und Fotos mit dem Ausweis versuchen auch Online Casinos den Jugendschutz zu stärken. Es wäre sicherlich besser, wenn man bei der Anmeldung bereits das Alter verifizieren müsste – trotzdem kann man nicht sagen, dass es gar keinen Jugendschutz in Online Casinos gibt. Allerdings ist der Jugendschutz in Online Casinos nicht perfekt, wie der Streamer FunkeZ_MC bewiesen hat.

Ich habe auch bereits in diversen Artikeln erwähnt, dass der Spielerschutz in deutschen Spielhallen Mängel aufweist. Eigentlich soll man nur einen Automaten bespielen können, Matthias hatte das Servicepersonal aber beim Buchen des Geldes an den Spielautomaten geholfen, sodass er schneller und mit höherem Gesamteinsatz spielen konnte. Problemspieler werden vom Personal auch nicht immer erkannt und selten angesprochen, sodass man hier ebenfalls Mängel aufweist. Immerhin sind die Spielhallen im Bereich Jugendschutz relativ gut, sodass man meistens mittlerweile nach einem Ausweis gefragt wird, wenn man die Spielothek betritt.

Trotzdem bleibt es fraglich, ob man alle Abstandsregeln immer einhalten kann. Beim Spielen in Spielhallen geht es immer auch um ein soziales Erlebnis. Wenn ein Spieler einen großen Gewinn hat, macht der Spielautomat schließlich großen Alarm. Die meisten anderen Spieler sehen herüber oder kommen hinzu, um den Gewinner zu beglückwünschen. Ob dann eine Service-Kraft die johlende Menge wirklich besänftigen und zerstreuen kann, kann bezweifelt werden.

Spielhallenbranche als wichtiger Arbeitgeber

Abschließend hat der Dachverband noch einmal darauf hingewiesen, dass die Branche viele Mitarbeiter beschäftigt. Direkt seien rund 70.000 Menschen im Spielhallen-Bereich angestellt. Ferner gebe es 35.000 indirekt Beschäftigte, welche derzeit ebenfalls zum Großteil in Kurzarbeit geschickt wurden. Die Steuern und Abgaben durch die Automatenwirtschaft betragen rund 2,5 Milliarden Euro im Jahr, wobei rund 1,23 Milliarden Euro als Vergnügungssteuer an die Kommunen abgeführt werden.

Vor allem diese Zahlen zeigen, warum die Branche schnell wieder öffnen möchte. Zudem sind Online Casinos eine starke Konkurrenz. Wenn sich die Spieler an die Slots von Play’n GO, Big Time Gaming, NetEnt oder Microgaming gewöhnen, könnten die Geldspielgeräte von Novomatic oder Merkur an Attraktivität verlieren – das würde langfristig für Umsatzeinbußen sorgen.

Es gibt viele Gründe, welche für eine Öffnung der Spielhallen sprechen. Es würde ein wenig mehr Normalität in den Alltag bringen. Allerdings birgt es auch viele Gefahren. Nicht zuletzt sollten Spieler auch nicht ihre Kinder vernachlässigen, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist.

Es bleibt demnach abzuwarten, was die Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten beim nächsten Coronakrisen-Treffen entscheidet und wie die Leitlinien dann von den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden. Es wird von einigen Virologen vor einer zweiten Coronavirus-Welle gewarnt. Aus dem Grund muss man abwarten, wie die Politiker die aktuelle Situation bewerten werden.

Bildquelle: AdobeStock 328403820, Hygiene concept. Woman is washing her hands. Many viruses around. © vchalup  

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14 Kommentare zu: Deutsche Automatenwirtschaft drängt auf Öffnung der Spielhallen

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Avatar von A****s
Die spielhallen laufen doch schon seitdem es die TR 5.0 gibt, immer schlechter
Avatar von S****8
Besser wäre wenn diese Scheißbuden gar nicht mehr aufmachen ... "Es würde ein wenig mehr Normalität in den Alltag bringen " Normalität ??? Nicht deren ernst oder ...und Novomatic und Merkur haben schon längst an Attraktivität...   Mehr anzeigen
hätte nicht gedacht, das so viele leute noch in solche läden gehen....
mir persönlich sind die netent, play n go und co spiele 1000x lieber als die von merkury...allein die optik, ich spiele großteilig weil ich spass dran hab,...   Mehr anzeigen
Stimmt ich zu 100% zu!
Avatar von C****x
Klar dass Herr Gauselmann und Konsorten jetzt Angst haben ihre gut zahlenden Kunden zu verlieren. Und dann dabei noch einen auf heiliges Schäfchen machen "Arbeitsplätze sichern, Spielerschutz - wegen den bösen illelgalen online...   Mehr anzeigen
Gibts da nicht nur 450 Euro Kräfte? Das ist wohl das letzte was wir aktuell brauchen.
Also der Dachverband Automatenwirtschaft rühmt sich zumindest damit, dass die im Text angegeben Jobs sozialversicherungspflichtig sind. Soviel ich weiß, sind Minijobs (bis 450€) nicht zwingend sozialversicherungspflichtig....   Mehr anzeigen
Eine der genannten Maßnahmen :

"Striktere Sanitärhygiene - Seifenspender auf den Toiletten"

irritiert mich schon sehr. Heißt das im Umkehrschluss es gab nie welche? Wie haben sich denn die Gäste sonst die Hände gewaschen nach dem...   Mehr anzeigen
Schön, dass nicht nur mir diese neue Richtlinie komisch vorkommt. Ich war gespannt, ob es überhaupt jemanden auffällt. Ich denke nicht, dass es weiter kommentiert werden muss.
Avatar von Anonym
Eine Freundin von mir Arbeitet tatsächlich Vollzeit im casino.. verdient zwar nicht viel etwa 12 die Stunde.. aber sie hatte gerade erst ein Haus gebaut..sehr bitter..sie sitzt jetzt Zuhause und hat Angst um ihre Zukunft . Also...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
@A****m: Spricht für den Geisteszustand unserer dt. Kreditgeber, sprich Banken. Welcher normale Mensch finanziert einer Person, die 12 Eur/Std verdient ein Haus?? Das ist ja nur balla balla.
@A****m: ich geh mal davon aus, das die kreditwürdigkeit von mehr als einer person hier berechnet wurde,lebenspartner etc, irgend ein bürge..blabla
Avatar von Anonym
@Delarion: Ja diese Frage ist berechtigt. Sie sind natürlich zu 2. Aber ich hatte das auch nicht verstanden damals als sie begonnen hatten, da mein Mann und ich wesentlich mehr verdienen, uns aber trotzdem davon abgeraten wurde ein Haus zu...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
@Delarion: Ich hab da die schärfsten Sachen erlebt. 2007 hat mein Vater eine Eigentumswohnung verkauft. Die Käuferin war Kassiererin bei Kaufland, der Mann konnte kaum deutsch und war Hilfsarbeiter. Bank, ne Sparkasse, finanzierte den...   Mehr anzeigen

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