Glücksspiel für Kinder: Coin Master wird von Medienanstalt in Sachen Jugendschutz geprüft
Die Coin Master App wird von Prominenten wie Dieter Bohlen beworben und ist bei Kindern und Jugendlichen derzeit sehr beliebt. Der Spiegel erhebt schwere Vorwürfe gegen die App und setzt es mit einem virtuellen Casino gleich. Was steckt hinter der neuen Diskussion?
Coin Master wurde vom israelischen Entwickler Moon Active hergestellt und ist unter Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Letztlich wird die Coin Master Werbung mit Dieter Bohlen seinen Teil dazu beitragen, aber auch die YouTuberin Bianca Heinicke macht auf ihrem Kanal BibisBeautyPalace für das „Gesellschaftsspiel“ Werbung für die App und der Youtuber Simon Desue benennt es dagegen eher als „Soziales Spiel“.
Mittlerweile interessiert sich aber auch die Medienanstalt NRW für die neue App. Der Grund: Es könnte eine Form des Glücksspiels darstellen.
Ziel des Spiels ist es, in einem Highscore aufzusteigen und Coin Master zu werden. Der Titel wird von einem Schwein im Spiel verliehen. Um Coin Master zu werden, muss man sein Dorf auf verschiedenen Karten ausbauen. Dafür braucht man diverse Coins, die man an einem Spielautomaten mit 3 Walzen erhält. Danach kann man sich für Geld weitere Versuche kaufen oder muss warten.
Was ist das Spielprinzip von Coin Master?
Zwar waren sich die beiden Youtuber in ihren Sendungen einig, dass es sich bei Coin Master um ein einzigartiges Spiel handelt, bei dem man Dörfer aufbauen, angreifen, Haustiere füttern und auch digitale sowie spielerische Rache an Freunden üben kann.
In Wirklichkeit ist das Spiel aber um einiges einfacher. Man muss sein Dorf aufbauen. Um neue Häuser zu bauen, braucht man Coins. Man braucht die Coins ebenfalls, um die Gebäude auszubauen. Die Münzen kann man lediglich an einem Slot gewinnen. Es handelt sich dabei um einen klassischen einarmigen Banditen mit 3 Walzen. Über ihn kann man folgende Features gewinnen:
- Münzen (bei fast jeder Gewinnkombination)
- Angriffe (3-mal Thorshammer)
- Schutz vor Angriffen (3-mal Schild)
- Neue Spins am Spielautomaten (3-mal Batterie)
Zudem bekommt man alle 60 Minuten 5 Drehungen an dem Spielautomaten kostenlos geschenkt. Für die erhaltenen Coins kann man dann neue Gebäude oder auch Tiere kaufen. Das Aufwerten der vorhandenen Bauten ist ebenfalls möglich.
Falls man keine Coins mehr hat, muss man entweder auf die nächsten Spins am Automaten warten oder kann sich für die Zahlung von Geld ein paar weitere Drehungen kaufen. Zwischen 1,09 € und 119,99 € kann man für die verschiedenen Pakete zahlen.
Es handelt sich demnach hier um eine ganz besondere Form des Social Casinos. Ein an sich harmloses Game wird mit Casino-Elementen als Hauptbestandteil ausgestattet. Ich hatte bereits in der Vergangenheit über Glücksspiel in Videospielen berichtet, hier hat man wieder einmal eine neue Ebene erreicht. Für alle, die Coin Master vorher nicht kannten, habe ich ein Video zusammengestellt. So sieht das Games aus:
Wer steckt hinter Coin Master?
Moon Active, ein Unternehmen aus Tel Aviv, hat das relativ neue Game entwickelt. Das Unternehmen wurde 2011 als Start-up im Bereich der mobilen Games gegründet. Seit 2016 wird das Spiel Coin Master angeboten, was mittlerweile ebenfalls in Deutschland sehr beliebt wurde. Das Unternehmen wirbt selbst mit 100 Millionen Downloads in 136 Ländern.
Teilweise hat die Firma Verbindungen zur Glücksspielbranche. Norbert Teufelberger, welcher bwin gegründet hat, und Gigi Levy-Weiss, der die Führung beim Glücksspielkonzern 888 innehatte, sind als Geldgeber bekannt.
In Social Casinos werden Schätzungen zu Folge 5,2 Milliarden Dollar durch Mikrotransaktionen umgesetzt. Es handelt sich um Gewinne der Unternehmen, denn die mit Echtgeld bezahlten Coins, können nicht zurückgetauscht werden. Der Markt scheint ziemlich lukrativ zu sein. Sicher ist auch, dass man die Hoffnung hat, dass einige der jungen User später Gefallen an echten Casinos finden.
Suchtforscher kritisieren Social Casinos
Zu den Problemen der Sucht bei Jugendlichen gibt es bereits einige Studien. Seit Jahren gibt es sogenannte Social Casinos oder Social Casino Apps, wo teilweise Minderjährige mit den Spielen und Slots vertraut werden, ohne dabei echtes Geld einzusetzen. Gerhard Meyer ist Suchtforscher an der Universität Bremen und beschreibt die Folgen durch die Apps und Social Casinos wie folgt:
Jüngere Generationen waren für die Glücksspielindustrie fast schon verloren. Durch solche Apps schafft sie es, Vorbehalte abzubauen.
Ingo Fiedler von der Universität Hamburg beschäftigt sich mit verschiedenen Arten von Glücksspiel. Er kritisiert, dass immer von Mikrotransaktionen gesprochen werde. Es sei nicht alles "mikro". Manche Spieler würden mehr als 10.000 € in einem Monat in Social Casinos ausgeben. In einer bisher nicht veröffentlichten Studie habe Fiedler untersucht, ob Social Casinos zum echten Glücksspiel führen können.
Laut einem Bericht des Spiegels kam bei der Untersuchung heraus, dass von 5.000 befragten Spielern rund 54 % angegeben haben, dass sie ebenfalls um virtuelles Geld spielen. Man habe außerdem festgestellt, dass Spieler, die zunächst Spielgeld nutzen und dann zum Echtgeld-Spiel umsteigen, häufiger ein problematisches Spielverhalten zeigen. Von den Spielern, die ebenfalls mit Spielgeld spielen, würden 50 % ein problematisches Spielverhalten zeigen.
Außerdem wichtig: Je jünger der Spieler, desto höher ist die Gefahr der Abhängigkeit. Zumindest vertritt der Hamburger Forscher die Auffassung.
Ingo Fiedler plädiert daher für eine Regulierung solcher Apps. Sie sollten als Werbung für Glücksspiel behandelt und für Minderjährige ganz verboten werden.
App ist eigentlich erst ab 16 Jahren erlaubt
Das Mindestalter der App ist auf 16 Jahre festgesetzt. Man spielt entweder als Gast oder über seinen Facebook-Account. Jugendschützer kritisieren dabei, dass seitens des Unternehmens gezielt auf Influencer oder Stars gesetzt wird, die jüngere Zielgruppen ansprechen. Darunter fallen Dieter Bohlen, Pietro Lombardi, Daniela Katzenberger oder die Youtuberin Bibi von BibisBeautyPalace.
Die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen wird die Coin Master App jetzt genauer prüfen. Es handelt sich nicht um Glücksspiel, da man kein Geld gewinnen und auszahlen lassen kann. Es ist auch nicht verboten, dass ein Spiel die reine Anmutung von Glücksspiel hat.
Tobias Schmid ist Direktor der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen und sieht die Ansprache von Kindern als problematisch. Er wird die App der Kommission für Jugendmedienschutz vorlegen. Prüfkriterien wären hier vor allem, wie die Werbung aufgemacht ist, ob es Kaufappelle gibt und wo sie genau erscheinen.
Es gilt als nicht wahrscheinlich, dass Coin Master verboten wird, aber vielleicht zeigt der Spielehersteller etwas mehr Verantwortung beim Jugendschutz.
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