Casino-Karten-Skandal in einer kanadischen Spielbank
In Kanada wurden in einem Müllcontainer intakte Casino-Spielkarten gefunden. Das Grand Villa Casino in Burnaby hatte die Firma ShredWise mit der Entsorgung und Zerstörung der Karten beauftragt. Die zuständige Regulierungsbehörde der Provinz British Columbia Lottery Corporation hat nun Ermittlungen gegen das Casino aufgenommen.
Zum Schutz vor Betrug bei den Casino-Spielen müssen ausgediente Spielkarten einer Spielbank eigentlich zerstört und ordnungsgemäß vernichtet werden. Es handelt sich um einen Sicherheitsstandard, der von der British Columbia Lottery Corporation (BCLC) vorgeschrieben ist.
Was ist in British Columbia eigentlich vorgefallen?
Das Grand Villa Casino sitzt in der Stadt Burnaby, die im Südwesten der Provinz British Columbia unweit der Grenze zum US-Bundesstaat Washington liegt. Die Spielbank hatte ein Unternehmen aus der Kleinstadt White Rock mit dem Namen ShredWise mit der Vernichtung von Spielkarten betraut.
Der Radiosender NEWS 1130 hatte bei Recherchen hunderte von intakten Spielkarten außerhalb des Casinos in einem Müllbehälter der Firma ShredWise gefunden. Das Casinopersonal ist davon ausgegangen, dass die entsprechenden Karten noch in der Spielbank geschreddert wurden.
Die Mülltonne wurde auf einem LKW-Parkplatz in Surrey aufbewahrt. Die Container wurden nicht von Sicherheitskräften bewacht, sodass ein Diebstahl ohne Weiteres möglich gewesen wäre. Es handelt sich dabei um einen von 17 Müllbehältern, der vertrauliche Dokumente und Aufzeichnungen enthielt, die nicht zerstört wurden. Insgesamt wurden 44 Müllbehälter des Unternehmens gefunden, die frei zugänglich waren.
Es ist ein riesiger Skandal, weil ebenfalls vertrauliche medizinische Akten (HIV-Testergebnisse) und Finanzakten von der Firma ShredWise nicht zuverlässig zerstört wurden. Die Staatsanwaltschaft hat diesbezüglich bereits Untersuchungen aufgenommen, ist aber auch an den Ergebnissen der BCLC interessiert.
Laut Aussage der Regulierungsbehörde BCLC hat man sofort nach Bekanntwerden der Verfehlungen Ermittlungen aufgenommen. Die sichere Zerstörung von Spielkarten ist eine Lizenzauflage, die unbedingt eingehalten werden muss, um einen fairen Spielbetrieb zu gewährleisten. In einem Statement der Behörde heißt es:
Diensteanbieter sind dafür verantwortlich, dass Karten am Ende der Nutzung sicher gestanzt oder zerstört werden. Die BCLC führt regelmäßig Überprüfungen von Diensteanbietern durch, um die Einhaltung der Anforderungen zu bestätigen.
Das Sicherheitspersonal war entsetzt, als sie hörten, dass die Karten unversehrt waren. Sie hätten beide gesehen, wie die Karten in einem speziellen Entsorgungssystem auf ein Fahrzeug geladen wurden. ShredWise hat inzwischen bekannt gegeben, dass die Vernichtungsanlagen defekt waren und der Prozess gar nicht ausgeführt wurde.
Whistleblower erklärt das Problem
Ein Whistleblower von ShredWise hat bestätigt, dass die Casinosicherheit zwar sehe, wie die Karten in eine Anlage zum Schreddern gegeben werden. Das Problem sei aber, dass die Karten auf spezieller Wachsbasis von den Anlagen der Firma nicht zerstört werden. Sie müssten, wenn überhaupt mehrmals durch die Maschine gesteckt werden, damit sie richtig zerstört werden.
Die Grand Villa Spielbank gehört zur Gateway Casinos and Entertainment Ltd. Der Betreiber hat sich lediglich in einem offiziellen Statement schriftlich zu dem Thema erklärt:
Wir bestätigen, dass es sich um einen Drittanbieter handelt, der die Bedingungen unserer Vereinbarung nicht eingehalten hat. Dies beunruhigt uns. Wir haben schnell und angemessen Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass dies nicht noch einmal geschieht.
Der Geschäftsführer widerspricht den Vorwürfen
Der ShredWise Geschäftsführer, Tino Fluckiger, hatte sich zu den Vorwürfen der Medien und des Whistleblowers gegenüber Medienvertretern schriftlich geäußert. Interne Untersuchungen der Firma zu diesen Problemen wurden aufgenommen. Man bestreitet, dass nicht geschredderte Dokumente in Behältern auf einem LKW-Parkplatz der Firma frei zugänglich aufbewahrt wurden. In einer E-Mail von Tino Fluckiger heißt es:
Keine unzerstörten Dokumente oder sonstiges Material - was auch immer es sein mag - werden jemals aus einem Wagen mit Vernichtungsanlage entfernt und von unseren Mitarbeitern extern aufbewahrt.
Wenn Probleme mit dem Schredder vorliegen, werden die Dokumente in einem Tresor sicher aufbewahrt. Der LKW kehrt dann zu dem Hof von ShredWise zurück, wo ein anderer LKW die Ware aufnimmt und zerstört. Die Behälter, die auf den Beweisfotos des Radiosenders NEWS 1130 zu sehen seien, werden lediglich zur Lagerung beim Kunden verwendet, aber nie zur Lagerung auf dem Firmengelände.
Nachdem die interne Untersuchung eingeleitet wurde, bestätigte das Unternehmen noch einmal:
Die Behauptungen, dass wir an unserem Truck-Standort ungeschredderte Dokumente in Behältern aufbewahren, sind einfach unwahr. Ich kann Ihnen sagen, dass wir in der vergangenen Woche keine klaren Beweise gefunden haben, die das unterstützen, dass unsere Verfahren absichtlich dagegen verstoßen hätten.
Mit Verweis auf die aufgenommenen polizeilichen Ermittlungen könne das Unternehmen aber nicht mehr dazu sagen.
Fazit: Die Angst vor dem Ass im Ärmel bleibt
Normalerweise werden ausgediente Spielkarten durch das Casinopersonal unkenntlich gemacht, indem man beispielsweise die obere rechte Ecke abschneidet. Dann kann man die Karten auch Kunden mitgeben, die echte Spielkarten eines Casinos besitzen möchten.
Die British Columbia Lottery Corporation hat jetzt alle Lizenznehmer erst einmal angewiesen, die Karten selbst zu zerstören und dies nicht mehr an Drittanbieter outzusourcen, damit die Gefahr von weiteren Fällen erst einmal gebannt ist. Der Umgang mit wichtigem Müll wird einige Provinzen in Kanada wohl noch eine Weile beschäftigen.
Bildquelle: Fotolia 3522602 - seven of hearts on sidewalk © Anthony Hall
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3 Kommentare zu: Casino-Karten-Skandal in einer kanadischen Spielbank
Kommentar verfassenMarqes
Christoph
Wenn jetzt irgendwo die Karten im Müll rumliegen, sodass jeder eine oder mehrere nehmen könnte, könnten geschickte Betrüger sich einen Vorteil verschaffen. Mehr anzeigen
Marqes
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