Britische Banken suchen nach Wegen, um Problemspielern helfen zu können
Drei der größten britischen Banken suchen nach Möglichkeiten, um Problemspielern bei der Kontrolle ihres Spielverhaltens helfen zu können. Die Lloyds Bank, die Royal Bank of Scotland (RBS) und die Santander Bank denken derzeit über die Einführung verschiedener Tools für britische Kunden nach. Die britische Bank Barclays ist bereits einen Schritt weiter und hat im Dezember ein solches System eingeführt.
Die drei Banken (Lloyds Bank, Royal Bank of Scotland und Santander Bank) haben jetzt gegenüber der Presse bekannt gegeben, dass sie die Einführung neuer Tools in Betracht ziehen, mit denen Debitkarten-Transaktionen in bestimmten Sektoren blockiert werden können, darunter soll auch der Glücksspielsektor fallen.
Das machen die Banken nicht aus Großzügigkeit, letztlich möchte man lediglich den Kunden den gleichen Komfort wie bei der Bank Barclays bieten. Barclays hatte bereits Anfang Dezember 2018 Tools eingeführt, mit denen Kunden die Möglichkeit haben Transaktionen auf Glücksspiel-Webseiten, für Lotto und Rubbelkarten sowie in Einzelhandelsgeschäften, Casinos und auf Wetten einzuschränken oder ganz zu blockieren.
Derzeit denken die drei Banken über verschiedene Tools nach. In einigen britischen Medien wurde bereits berichtet, dass solche Features in den kommenden Monaten folgen sollten. Die Aussagen wurden jedoch von den Banken dementiert. Genaue Termine zur Einführung seien noch nicht angedacht.
Was hatte Barclays im Dezember eingeführt?
Barclays wirbt seit Dezember 2018 damit, die erste Großbank zu sein, die es den Kunden ermöglicht, bestimmte Ausgaben über ihre Debitkarte „auszuschalten“. Dahinter stand die Idee, dass man schutzbedürftigen Kunden (beispielsweise problematischen Spielern) helfen möchte, vor allem, wenn sie bereits ernsthaft verschuldet sind.
Dafür hat man eine Reihe von Kategorien geschaffen, in denen Kunden ihre Ausgaben jetzt sperren können. Dies betrifft Supermärkte, Restaurants, Pubs, Tankstellen, Lottoannahmestellen und Casinos.
Derzeit gelten die Sperren nur für Debitkarten, allerdings sollen sie in Zukunft auch für Kreditkarten gelten. Den genauen Termin für die Erweiterung hat Barclays noch nicht bekannt gegeben.
Wie funktioniert das System eigentlich?
Es gibt verschiedene Optionen, um die Funktion zu nutzen. Am einfachsten ist die Einstellung über die App der Bank. Man muss die neueste Version der Barclays-App herunterladen. Dort kann man dann die Sperrung der Debitkarte für verschiedene Kategorien von Zahlungen vornehmen:
- Lebensmittel und Supermärkte
- Restaurants, Imbissbuden, Kneipen und Bars
- Tankstellen
- Glücksspiele - einschließlich Websites, Wettbüros und Lottoscheine
- Webseiten für Telefonanschlüsse mit Premium-Tarif, einschließlich TV-Abstimmungen, Wettbewerben und Dienstleistungen für Erwachsene
Alternativ kann man die gleichen Einstellungen auch über die Hotline der Bank oder beim Besuch in einer Filiale einrichten lassen. Man kann jedoch keine einzelnen Unternehmen sperren lassen, sondern immer nur alle Anbieter einer Kategorie.
Zahlungen bei den Anbietern einer Kategorie werden dann automatisch abgelehnt, sodass man dort zumindest mit der Debitkarte nicht mehr bezahlen oder einzahlen kann. Barclays hofft, dass die Kunden dadurch eine bessere Kostenkontrolle erhalten und so eher vor Betrug geschützt werden können.
Barclays arbeitet mit Wohltätigkeitsorganisation zusammen
Die Bank hat dabei mit der Wohltätigkeitsorganisation Money and Mental Health Policy Institute zusammengearbeitet, die vom Finanzjournalisten Martin Lewis ins Leben gerufen wurde. Er forderte seit längerer Zeit solche Tools zur Kostenkontrolle für Problemspieler und süchtige Menschen. Mit dem Institut hat man versucht zu umreißen, welche Kunden von solchen Features profitieren würden. Vor allem Menschen mit psychischen Problemen sowie Suchtproblemen und Personen, die sich auf ihre Angehörigen oder einen Vormund verlassen, um mit ihren Finanzen umzugehen, würden davon profitieren. Martin Lewis hatte damals bereits gehofft, dass andere Banken nachziehen würden:
Geistige Gesundheit und Schulden sind eine in der Hölle geschlossene Ehe. Viele Menschen mit psychischen Problemen haben Schwierigkeiten, ihre Ausgaben zu kontrollieren - sei es durch Glücksspiele, Einkäufe oder erstklassige Telefonanschlüsse - und ich höre häufig von Menschen, die Tausende von Pfund an Schulden haben.
Bei GambleAware begrüßte man den Schritt der Bank. Auch dort hofft man, dass andere Banken vielleicht aufspringen. In Großbritannien gäbe es laut Statistiken ungefähr 340.000 Problemspieler und 1,7 Millionen Menschen, die man als gefährdet einstuft. Eine verbesserte Kostenkontrolle könne eine wichtige Rolle bei der Verringerung von Schäden im Zusammenhang mit Glücksspielen spielen.
Was haben die 3 Banken nun genau geplant?
Derzeit wollen die drei Banken nur wenige Auskünfte über das weitere Prozedere geben. So sagte beispielsweise ein Sprecher der Santander Bank lediglich, dass sie an Funktionen für Nutzer von Debitkarten arbeiten, um eine Reihe breiter Spekulationskategorien zu deaktivieren. Als Beispiel wurde auch Glücksspiel im Internet genannt.
Ein Sprecher der Royal Bank auf Scotland (zu dem Unternehmen gehört auch die Kette National Westminster Bank) fügte ihrer Aussage hinzu:
Wir haben vor kurzem die Möglichkeit für unsere Kunden eingeführt, ihre Kreditkarten einzufrieren und Ausgabenbudgets über unsere mobile App festzulegen, und suchen immer nach weiteren Möglichkeiten, wie die Kunden ihr Geld verwalten können.
Ein Sprecher der Lloyds Bank hingegen bestätigte lediglich, dass sie Pläne hätten, um die Kunden zu unterstützen, die Hilfe bei der Kontrolle der Glücksspielausgaben bräuchten. Das geplante Tool wurde wie folgt beschrieben:
Im Laufe des Jahres 2019 werden wir die Kommunikation mit unseren Kunden verbessern, sodass die Kunden über ihre Ausgaben für Glücksspiele informiert und darauf aufmerksam gemacht werden. Außerdem werden Tools zur Verbesserung der Selbstbedienungsoptionen wie Glücksspielbeschränkungen eingeführt. […] Neue Kartenkontrollen geben Kunden mehr Kontrolle über Debitkarten-Transaktionen und sorgen so für mehr Sicherheit. Auf diese Weise können Benutzer die Kartennutzung schnell und sicher einschränken.
Zwar werden deutschen Spielern die Absichten der britischen Banken nicht sofort etwas bringen, dennoch sieht man an diesem Fall, dass eine vernünftige Regulierung ein Umdenken in der Gesellschaft mit sich bringen kann. Glücksspiel gehört in Großbritannien zum Alltag. Man ist sich des Problems der Spielsucht dort bewusst und versucht stetig neue Wege zu finden, um Problemspielern die Kostenkontrolle zu erleichtern.
Eine vernünftige Regulierung und ein offener Dialog über ein Massenphänomen, was Online Glücksspiel bereits jetzt in Deutschland ist, können zumindest neue Wege zur Suchtbekämpfung ermöglichen. Sicher handelt es sich um kein Heilmittel, aber viele gefährdete Spieler hätten mit einer vernünftigen Kostenkontrolle vielleicht weniger Probleme. Es bleibt jedoch abzuwarten, welche Ergebnisse die neuen Tools auf dem UK-Markt wirklich bringen.
Bildquelle: 241154100 - Der Finanzbezirk City von London mit den Banken und Wolkenkratzern bei einem roten Sonnenuntergang, Großbritannien © moofushi
Um einen Fehler zu melden, musst du dich zuerst kostenlos bei GambleJoe registrieren.
3 Kommentare zu: Britische Banken suchen nach Wegen, um Problemspielern helfen zu können
Kommentar verfassenAnonym
11.01.2019 um 13:02 UhrAnonym
09.01.2019 um 21:47 UhrMarqes
Unsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
Du möchtest selbst Kommentare auf GambleJoe schreiben? Dann erstelle dir einfach ein GambleJoe Benutzerkonto.