Betfair muss 40 Millionen Euro Steuerschulden an den deutschen Staat zahlen
Ein hessisches Finanzgericht hat entschieden, dass Paddy Power Steuerschulden in Höhe von 40 Millionen Euro an den deutschen Staat zahlen muss. Seit 2012 hat man den deutschen Markt verlassen, dennoch sind noch Forderungen nach Wettsteuern offen.
Der Sportwettenanbieter Paddy Power sorgt einmal mehr für negative Schlagzeilen. 40 Millionen Euro betragen die Steuerschulden in Deutschland. Außerdem stellt der griechische Staat dem britischen Buchmacher noch einmal 15 Millionen Euro in Rechnung – zusammen sind das 55 Millionen Euro an Steuerschulden.
Betfair hat nicht genug Wettsteuer in Deutschland abgeführt
Seit Juli 2012 gibt es in Deutschland eine Wettsteuer von 5 %, die rückwirkend ab Januar 2012 gilt. Diese wird auf alle abgegebenen Wetten erhoben. Sie wird vom Sportwettenanbieter einbehalten und dieser kann entscheiden, ob die Steuer an die Kunden weitergegeben wird oder nicht. Eigentlich handelt es sich jedoch um Steuern, die die Kunden zahlen sollten, aber vom Sportwettenanbieter eingetrieben werden sollten.
Es gibt verschiedene Optionen wie Online Buchmacher, die die Wettsteuer weitergeben. Anbieter wie Tipico erlassen den Kunden die Wettsteuer komplett, dafür hat man die Quoten jedoch stellenweise reduziert. Sportwettenanbieter wie sunmaker erheben die Gebühr nur auf gewonnene Wetten und dies auch nur, wenn ein Mindestbetrag erreicht wird. Einige wenige Anbieter nehmen auch die Wettsteuer direkt von der eingetragenen Wette und verringern den Einsatz um diesen Betrag.
Wie die Wettsteuer weitergegeben wird, ist Sache der Buchmacher. Am Ende müssen jedoch 5 % von den Einsätzen an das deutsche Finanzamt abgeführt werden.
Worum ging es in dem Streit mit dem deutschen Staat genau?
Wegen der Einführung der Wettsteuer von 5 % hatte Paddy Power im Laufe des Jahres 2012 den deutschen Sportwettenmarkt verlassen. Das hessische Finanzgericht hat nun entschieden, dass die in diesem Jahr getätigten Umsätze von deutschen Spielern bei Betfair ebenfalls besteuert werden müssen. Paddy Power muss die Steuern für den Zeitraum nachzahlen.
2012 hatte das Unternehmen bei dem zuständigen Finanzamt Einspruch gegen dessen Forderungen eingelegt. Man möchte auch dieses Urteil des Gerichtes nicht anerkennen. In einer Pressemitteilung hat Paddy Power Betfair angekündigt:
Das Unternehmen wendet sich entschieden gegen die Grundlagen des Steuerbescheids, weshalb wir nach Beratung mit unseren juristischen Beratern und Finanzexperten zuversichtlich in die Berufung gehen werden.
Der griechische Staat stellte ebenfalls Forderungen
2012, 2013 und 2014 hatte Paddy Power wohl eine Übergangslizenz für Sportwetten in Griechenland mit der Domain paddypower.com. Eine neue Steuerberechnung ergab dort, dass das Unternehmen Steuern und Zinsen in Höhe von 15 Millionen Euro nachzahlen muss. Der Buchmacher legte auch gegen diese Entscheidung Widerspruch ein.
Der Betrag an Steuerzahlungen sei höher als die Gesamteinsätze griechischer Kunden bei dem Portal in der Zeit. Trotz der laufenden Verfahren hat Paddy Power laut eigenen Angaben die griechischen Steuerschulden getilgt:
In Erwartung des Ergebnisses dieser Einsprüche haben wir die gesamten griechischen Steuerschulden im Januar 2019 gezahlt, während wir auf Klarheit hinsichtlich des Zeitpunkts der Begleichung der Schulden in Deutschland warten.
Paddy Power insgesamt ein stabiler Anbieter
2016 fusionierten Betfair und Paddy Power zur Paddy Power Betfair PLC. Es stellte eines der größten Unternehmen in der Sportwettenbranche dar. Man ist in Großbritannien, Irland, Australien und den USA aktiv. Neben Betfair und Paddy Power hat man ebenfalls Marken wie Sportsbet, FanDuel, TVG und adjarabet in das Unternehmen integriert.
Anfang des Monats musste Betfair dennoch vermelden, dass man einen Gewinnrückgang von 11 % verzeichnet hat, obwohl der Umsatz bei den Sportwetten bis Dezember um 7 % gestiegen ist. Die Gewinne vor Steuern sanken von 247 Millionen Pfund im Jahr 2018 auf 219 Millionen Pfund im Jahr 2017. In der gleichen Zeit stiegen die Einsätze der Kunden jedoch von 1,745 Milliarden GBP auf 1,873 Milliarden GBP.
Im neuen Jahr meldete Betfair, dass man bei den Paddy Power Wettshops in Großbritannien (362 Shops) und Irland (264 Shops) einen Rückgang der Umsätze um 2 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Gleichzeitig seien die Betriebskosten um 2 % gestiegen.
Man führt die Schwächen bei den Wetteinsätzen der ersten Monate auf den Rennsport zurück. Durch die Vielzahl wetterbedingter Absagen seien auch die Wetteinsätze zurückgegangenen. Teilweise konnte man den Rückgang durch ein Wachstum bei den Fußballwetten kompensieren.
Man nimmt nicht an, dass die neuen 2 Pfund-FOBT-Begrenzungen, die ab April 2019 greifen sollen, große Auswirkungen auf das Geschäft haben. Die Strategie des Unternehmens sei eher vom Sport geprägt und nicht von den Videoterminals.
In den USA hatte man nach der Liberalisierung der Sportwetten in einigen Bundesstaaten ein gutes Wachstum von ungefähr 18 %. Auf den amerikanischen Markt blickt man folglich recht positiv.
Derzeit denkt man beim Unternehmen über eine Namensänderung nach. Nach den ganzen Fusions- und Übernahmekampagnen ist wohl eine Rebrand-Marke erforderlich, um das globale Sortiment abzubilden. Die Gruppe Paddy Power Betfair soll dann Flutter Entertainments heißen. Vom Geschäftsführer heißt es dazu:
Mit einem wachsenden Markenportfolio wollen wir die Gruppe in Flutter Entertainment plc umbenennen. Es ist nicht geplant, diesen historischen Namen für die Verbraucher zu verwenden, und wir werden die Zustimmung der Aktionäre für die Änderung einholen.
Fazit: Strafen sollen keinen großen Einfluss auf das Geschäft haben
Neben den Steuerrückzahlungen in Deutschland und Griechenland musste Paddy Power ebenfalls eine Strafe bei der UK Gambling Commission im Oktober 2018 zahlen, da Verfehlungen beim Spielerschutz entdeckt wurden. Paddy Power versucht zu zeigen, dass die Strafen an der Stabilität des Unternehmens nicht viel ändern werden.
Aber sicherlich werden die Anleger des Unternehmens darüber nicht erfreut sein. Der Aktienkurs ist seit Juni 2018 von etwas mehr als 100 € auf 66 € im März gesunken - ganz so stabil wie Paddy Power es gerne hätte, scheint das Geschäft nicht zu sein.
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2 Kommentare zu: Betfair muss 40 Millionen Euro Steuerschulden an den deutschen Staat zahlen
Kommentar verfassenwettibernd
18.03.2019 um 12:54 UhrCrypto
21.03.2019 um 13:44 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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