Buchhalterin veruntreut 1,4 Millionen Euro für Online Roulette
In letzter Zeit häufen sich Meldungen, dass Geld veruntreut oder gestohlen und beim Glücksspiel eingesetzt wurde. Zuletzt war eine Buchhalterin groß in der Presse, die fast 1,4 Millionen Euro verzockt haben soll. Sie musste sich vor Gericht verantworten - es gibt aber weitaus mehr Meldungen.
Jeanette M. war eine Buchhalterin und hat in 3 verschiedenen Firmen 1,4 Millionen Euro abzweigen können. Das Geld setzte sie beim Online Roulette ein und merkte nicht einmal, wie sie ihre Arbeitgeber damit schädigte. Nun muss sie sich vor Gericht verantworten. Schon beim Prozessauftakt gestand sie ein Spielsuchtproblem.
Wie kann so etwas unentdeckt bleiben?
Insgesamt konnte man der Buchhalterin 1.385.103,41 Euro nachweisen, die sie in 396 Überweisungen ergaunert hatte. Sie hatte dafür ihre Kompetenzen ausgenutzt. Es war immer das gleiche Schema, sie stellte fingierte Rechnungen aus und ließ die Summen dann auf ihr Konto buchen. Trotz der Pleite einiger Unternehmen, für die sie gearbeitet hat, haben ihr die Arbeitgeber vertraut und konnten sich die negative Bilanz nicht erklären.
Geld fürs Online Roulette eingesetzt
Seit Sommer 2010 hätte sie in Online Casinos Geld eingezahlt und nur Roulette gespielt. Zunächst verabscheute sie das Spielen, aber durch das Ausprobieren und kleinere Gewinne konnte sie irgendwann nicht mehr aufhören. Der Ehemann der 45-Jährigen hätte es wohl auch einmal versucht, aber daran kein Gefallen gefunden. Die Einsätze schaukelten sich langsam hoch und sie verspielte zunächst ihr eigenes Gehalt (1.400 Euro netto), den Dispokredit und ihr zurückgelegtes Geld. Damit ihr Mann und ihr Sohn nichts davon mitbekommen, hat sie nachts alleine in der Küche ihres Hauses gespielt. Nach 22 Uhr, als alle anderen schon geschlafen haben. Seit Sommer 2012 nutzte sie dann auch das Geld der Arbeitgeber, um zu spielen.
Der Diebstahl im Detail
Bis Ende 2014 hatte sie aus einer Anwaltskanzlei mit 8 Mitarbeitern 881.699 Euro auf ihre Konten überwiesen. Bis zuletzt hatte man ihr dort vertraut und konnte sich die negative Bilanz nicht erklären. Nicht einmal als der Chef sie nach den Gründen fragte, gab sie es zu. Laut eigenen Aussagen brachte sie die Pleite der Kanzlei nicht mit ihren Überweisungen in Verbindung.
Danach habe sie bei einer internationalen Firma für Sicherheits- und Kontrolldienstleistungen gearbeitet. Sie begann dort als kaufmännische Angestellte in der Auftragsabwicklung. Sie erstellte ebenfalls falsche Rechnungen mit dem Vermerk „sachlich richtig“. In der Buchhaltung hat man diese Rechnungen dann ungeprüft zur Zahlung weitergegeben. Nach einigen Monaten fiel die Masche nicht auf und sie wurde in der Buchhaltung eingesetzt, wo es für sie wesentlich einfacher war. Sie hatte sich dort insgesamt 500.000 Euro erschlichen.
Sie hat dann von alleine in der Sicherheitsfirma gekündigt und ihre dritte und letzte Stelle bei einer anderen Rechtsanwaltskanzlei angetreten. Laut eigenen Aussagen hatte sie bereits einen kleinen Teil der Veruntreuung ihrem Vater und Ehemann gebeichtet. Außerdem hatte sie bereits ein Schreiben von ihrer Bank, dass ungefähr 10.000 Euro irrtümlich auf ihr Konto überwiesen wurden und sie diese zurückzahlen soll. Trotzdem hat sie bei der neuen Arbeitsstelle versucht, Geld zu unterschlagen. Hier fiel die Masche gleich beim ersten Versuch auf und die Polizei wurde eingeschaltet. Seit August 2017 sitzt sie deshalb in Untersuchungshaft.
Welche Beträge wurden überwiesen?
Sie hat wohl immer verschiedene und vor allem ungerade Beträge gewählt. Mal waren es 3.145 Euro, mal 14.851 Euro und an anderen Tagen weniger. Aber sie hat zeitweise täglich Geld auf ihr Konto überwiesen. Es konnten 396 Fälle nachgewiesen werden.
Sie hat angegeben, dass sie alles fürs Roulette ausgegeben habe. Wobei sie in einer Nacht einmal 20.000 Euro verspielt hat. In einem Urlaub waren es wohl insgesamt 40.000 Euro. Sie wollte auch einige Male aufhören, hat aber immer wieder Bonusangebote erhalten und folglich weitergemacht.
Welche Strafen können drohen?
Der Fall wird derzeit in Berlin vor dem Amtsgericht Tiergarten vor einem Schöffengericht verhandelt. Maximal 4 Jahre Freiheitsstrafe drohen der 45-Jährigen. Viel schwerer ist aber der finanzielle Schaden, da sie das Geld mit Zinsen zurückzahlen muss. Selbst eine Privatinsolvenz wird sie davor wohl nicht bewahren. Während der 5 Jahre hat sie mit ihrem Lebensgefährten ein Haus in Brandenburg gekauft, wahrscheinlich wird es versteigert werden. Am 26. März wird der Prozess fortgesetzt und das endgültige Urteil erwartet.
Weitere Betrugsfälle, die 2018 vor Gericht verhandelt wurden
Man liest immer einmal wieder von verschiedenen Betrügereien, die im Zusammenhang mit Spielsucht stehen. Mir sind aktuell zwei Fälle im Gedächtnis, über die in den letzten Wochen berichtet wurde.
Vizerektor eines Gymnasiums nutzt Schulgeld, um Spielschulden zu begleichen
Im Februar 2018 hörte man von einem Disziplinarverfahren vor dem Verwaltungsgericht Ansbach. Dabei stellt sich dem Gericht die Frage, ob ein 64-jähriger Vizerektor aus dem Dienst entfernt werden muss. Im schlimmsten Falle können alle Pensionsansprüche verloren gehen. Das Amtsgericht Gemünden hatte den Lehrer bereits im Oktober 2016 zu einer Bewährungsstrafe von 11 Monaten und 2 Wochen verurteilt. Er hatte Geld von Schulkonten genommen, um seine Privatkonten zu decken - insgesamt 68.000 Euro zwischen 2010 und 2013, die er aber später, als seine finanzielle Lage besser war, zurückzahlte.
2014 war die Veruntreuung erst aufgefallen, als während einer Krankschrift die Schulleiterin selbst die Konten prüfte. Bereits 2012 hatte sie ihn ermahnt, weil Kontoauszüge fehlten und die Buchhaltung unsauber war - dennoch gab es keine weiteren Überprüfungen bis 2014.
Der Vizerektor selbst gibt an, dass er 250.000 Euro beim Glücksspiel verloren hat. Er leide an pathologischer Spielsucht und befinde sich derzeit immer noch in ambulanter Therapie. Dennoch meint er, seine Spielsucht unter Kontrolle zu haben, auch weil die Frau sich vollständig um die Privatkonten kümmert.
35-Jähriger plündert Konten der Freundin und trägt das Geld in Spielotheken
Eineinhalb Jahre lang räumte ein 35-jähriger Mann aus Kronach das Konto seiner Freundin langsam leer und erbeutete 18.400 Euro, die er in Spielhallen trug. Am Mittwoch, den 14. März 2018, verurteilte ein Kronacher Schöffengericht ihn zu einer Bewährungsstrafe von 2 Jahren.
Der Mann hatte, als er mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind zusammenlebte, in 120 Fällen die Kontokarte der Lebensabschnittsgefährtin benutzt und Beträge in zwei- oder dreistelliger Höhe ohne ihr Wissen abgehoben. Damit der Betrug nicht sofort auffiel, hat er gleichzeitig Geld von ihrem Tagesgeldkonto auf das Girokonto überwiesen. Einer Tagesgeldbank sendete er hierfür Überweisungsformulare mit gefälschter Unterschrift und Ablichtungen des Ausweises. Der Betrug fiel im Januar 2017 auf, als der Mann 800 Euro in bar aus dem Schreibtisch seiner Frau gestohlen hatte. Sie erstattet Anzeige gegen ihn und die Beziehung brach auseinander.
Vor Gericht erklärte der Angeklagte, dass er an einer schweren Krankheit mit geringen Heilungschancen leide. Er habe wenig Rückhalt in der Beziehung gesehen und deshalb das Geld in Spielotheken verspielt. Seit seine Freundin Anzeige erstattet hat, habe er nicht mehr gespielt. Seine 28-jährige Freundin gab an, dass sie nie Geld am Automaten, sondern lediglich in der Filiale abgeholt hatte. Kontoauszüge wurden postalisch zugeschickt, ihr Freund erklärte immer, dass sie auf dem Postweg verloren gegangen seien. Nach dem letzten Diebstahl musste sie Geld von der Bank abheben, aber ein Angestellter machte sie darauf aufmerksam, dass sie erst am Vortag 1.000 Euro vom Automaten geholt hatte.
Insgesamt fiel das Urteil wegen der Krankheit des Mannes eher milde aus. Außerdem hatte er keinerlei Vorstrafen. Das Geld wird er wohl nie an seine Freundin zurückzahlen können.
Spielsucht derzeit ein größeres Thema?
In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen zum Thema Spielsucht. Dennoch zeigt ein neuer Bericht vom Handelsblatt, dass der Anteil der Deutschen, die zu pathologischem und problematischem Glücksspiel neigen, relativ konstant bei 0,49 % und 1,2 % bleibt. Man geht sogar weiter und meint, dass auch die Spielhallenschließungen daran nichts ändern werden, da Spielsüchtige immer einen Weg finden, um zu spielen.
Erschreckend ist jedoch, wie einfach scheinbar einige Menschen an relativ hohe fünfstellige Summen oder gar Millionen gelangen können. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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7 Kommentare zu: Buchhalterin veruntreut 1,4 Millionen Euro für Online Roulette
Kommentar verfassenAnonym
18.03.2018 um 23:01 UhrDie Strafe soll ja gering ausgefallen sein ( Lachhaft in meinen Augen angesichts der Summe und der Tat )
Was ich mich aber hier Frage, hatte seine Freundin so viel Geld, dass ihr dieser Betrag gar nicht weh tut? Mehr anzeigen
Christoph
Anonym
18.03.2018 um 21:57 UhrP****1
18.03.2018 um 09:54 UhrDas mit den fungierten Rechnungen klappt ja sehr gut bei Betrugsfällen wie ich hier immer wieder lesen durfte.
Anonym
18.03.2018 um 22:47 UhrChristoph
Anonym
18.03.2018 um 08:36 UhrMir tun die Angehörigen in diesen Geschichten immer so irrsinnig Leid. So viele Jahre voller Lügen und am Ende ist alles weg. Sehr traurige Geschichte.
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