Trotz breiter Kritik keine methodischen Änderungen am Glücksspiel-Survey 2023
Der Glücksspiel-Survey 2023 ist da. Die Message, die die Untersuchung mitbringt, erscheint hinsichtlich der erklärten Kernziele des neuen Glücksspielstaatsvertrags durchwachsen: So haben sich die Zahlen der Problemspieler seit 2021 nicht wesentlich verändert. Schon unmittelbar nach der Veröffentlichung musste die aktuelle Erhebung unter anderem aufgrund der nicht veränderten Methodik wiederholt einiges an Kritik einstecken.
Der Glücksspiel-Survey soll nach Angaben der Verantwortlichen eine repräsentative Bevölkerungsumfrage sein. Sie soll es ermöglichen, Erkenntnisse über die Glücksspielteilnahme und -probleme der bundesdeutschen Bevölkerung zu erhalten und dazu beitragen, entsprechende Gegebenheiten zu verbessern.
Im Zuge der Erhebung von 2023 wurden insgesamt 12.308 Interviews geführt. Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 1. August bis zum 16. Oktober des Jahres. Die Durchführung oblag dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen. Gemeinsam mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB), der als Förderer des Surveys agiert, stellte man die zentralen Ergebnisse der Untersuchung Anfang März 2024 in Berlin vor.
Die wesentliche Erkenntnis des Glücksspiel-Surveys ist, dass die Zahlen der Problemspieler in Deutschland im Vergleich zu 2021 weitgehend konstant geblieben sind. Das ist zum einen natürlich keine ganz schlechte Nachricht, da Glücksspiele durch die Liberalisierung des Marktes für viele Menschen einfacher verfügbar sind und generell mehr in den Alltag rücken. Zum anderen muss aber auch gesehen werden, dass es eines der Kernanliegen des neuen Glücksspielstaatsvertrags ist, die deutschen Spieler besser zu schützen. Dass fast keine Veränderung eintrat, kann hinsichtlich dessen kaum als Erfolg gewertet werden. Die große Kritik, die von diversen Seiten aufkam, bezog sich allerdings weniger auf das durchwachsene Ergebnis und mehr auf die Art und Weise, wie man dazu kam.
Der Glücksspiel-Survey 2023 liefert konstante Zahlen
Wie die Verantwortlichen bzw. Initiatoren des Glücksspiel-Surveys 2023 Anfang März 2024 im Rahmen einer Pressekonferenz verkündeten, liegen keine größeren Veränderungen bei den Zahlen der Deutschen, die eine Glücksspielstörung haben, vor.
Folgende Werte wurden erläutert:
- Insgesamt sollen 2,4 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 70 Jahren ein problematisches Spielverhalten aufweisen.
- Eine leichte Störung wurde dabei für 1 Prozent der Deutschen festgestellt.
- Bei 0,7 Prozent liege eine mittlere oder schwere Problematik vor.
Im Jahr 2021 war ein Gesamtwert von 2,3 Prozent gemessen worden. Die Zahlen von 2023 sind damit durchaus als konstant zu beschreiben. Dennoch ist de facto sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen.
DAW und DSWV reagieren mit deutlicher Kritik auf den Glücksspiel-Survey 2023
Schon der Glücksspiel-Survey 2021 hatte es nicht leicht: Insbesondere die massive Kritik an der Erhebung und die regelrechte Infragestellung der Tauglichkeit als wissenschaftliche Basis für eine politische Diskussion zum problematischen Glücksspiel durch die Statistikerin Katharina Schüller hat große Wellen in der Glücksspielbranche geschlagen. Schüller zeigte Defizite in Kontrolle, Methodik und Ergebnissen auf.
Genau an diesen Stellen setzt die Bemängelung der 2023er-Version des Surveys an.
Der Sprecher des Vorstands der Deutschen Automatenwirtschaft (DAW), Georg Stecker, stellt die Erreichbarkeit der angepeilten Ziele des Glücksspiel-Surveys 2023 in einem Statement klar infrage:
„Ein auf Fakten und wissenschaftlich validen Daten basierender Diskurs über das Spielverhalten in Deutschland ist für Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Verbände notwendig und wichtig. Aber leider wurde auch trotz massiver wissenschaftlicher Kritik das Befragungs-Design beibehalten und die begrenzte Aussagekraft der Befragung in der heutigen Ergebnis-Präsentation des aktuellen Surveys nicht kenntlich gemacht. Auch in der Neuauflage des Glücksspiel-Survey 2023 wurden die Fehler, die laut Experten keine Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung zulassen, fortgesetzt. Damit verfehlt leider auch der Survey 2023 sein Ziel, belastbare Rückschlüsse auf Aspekte von Glücksspielstörungen zu ziehen. Der Survey bietet somit keine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen! Dennoch bildeten ausschließlich die Inhalte des Vorgänger-Surveys 2021 die Datengrundlage für den sogenannten ‚Glücksspiel-Atlas 2023‘. Dieses Vorgehen ist, insbesondere im Hinblick auf die für Ende 2026 geplante Evaluierung des Staatsvertrags, fahrlässig und gefährdet sachgerechte Entscheidungen - und dies in Zeiten eines grassierenden Schwarzmarktes!“
Der Präsident des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV), Mathias Dahms, reagierte in einer Pressemitteilung ähnlich irritiert wie die DAW:
„Trotz der Kritik am vorherigen Survey 2021 ist es bemerkenswert, dass die Autoren nichts an ihrer Methodik geändert haben. Sie ignorieren weiterhin die Einwände anderer Wissenschaftler und geben nur unzureichende Auskünfte zu den Limitationen ihrer Studie.“
Weiterhin fordert der DSWV eine „gründliche Überprüfung des Surveys“. Man erwartet zudem „die Veröffentlichung der Rohdaten, da Transparenz der Datenerhebung und -auswertung von entscheidender Bedeutung für den wissenschaftlichen Diskurs sei“: So ist es in der Presse zu lesen.
Fazit
Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/thinking-person-person-thinking-2681494/
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1 Kommentar zu: Trotz breiter Kritik keine methodischen Änderungen am Glücksspiel-Survey 2023
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14.03.2024 um 20:29 UhrUnsere Community lebt von deinem Feedback – also, mach mit!
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