ARD-Poker-Doku: Poker-WGs und Boris Becker als Wegbereiter des Onlinepokers
Poker war einst anrüchig und wurde oft in Hinterzimmern gespielt. Diese Zeiten sind heute passé: Das Spiel gehört durch TV-Übertragungen, regelmäßige Berichte in der Allgemeinpresse und nicht zuletzt prominente Persönlichkeiten, die am Filztisch mitmischen oder als Werbegesichter fungieren, schon fast zum Mainstream. Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat das Onlinepoker. Eine neue ARD-Doku wirft einen Blick auf dieses Gefüge, wobei interessante Details gezeigt werden.
Poker: Ein Spiel, das einst den Ruf hatte, nur in dunklen Hinterzimmern mit verrauchten Tischen und zwielichtigen Gestalten stattzufinden. Heute? Da ist Poker längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – stylish, cool und vor allem digital. Spätestens seit ein gewisser Chris Moneymaker 2003 aus dem Nichts die Poker-Weltmeisterschaft gewonnen hat, ist das Spiel ein globaler Hype. Sein Erfolg war nicht nur eine märchenhafte Story, sondern auch der Startschuss für einen bis heute anhaltenden Boom. Onlinepoker-Plattformen schossen wie Pilze aus dem Boden – und mit der richtigen Internetverbindung konnte plötzlich jeder selbst zum "Pokerstar" werden, ohne je das Wohnzimmer zu verlassen.
Poker ist längst mehr als nur Spielerei (oder ein Glücksspiel?). Es gibt heute eine Generation von jungen Profis, die den Kartenklassiker wie einen Hochleistungssport betreiben. Die nehmen das so ernst wie andere eine Leichtathletik-Meisterschaft – nur eben mit Chips und Karten statt „Track and Field“.
All das versucht die Dokumentation „Poker Games – Wer profitiert vom großen Bluff?“ (hier in der ARD Mediathek zu sehen) aus der Reihe ARD-Story einzufangen. Die Journalisten beleuchten die Geschichte des Wettbewerbs, sprechen mit Promis, zeigen aufstrebende Stars und lassen (natürlich) auch Kritiker bzw. Behörden zu Wort kommen. Ein Blick in die Welt des Pokers, die so glamourös wie gnadenlos sein kann.
Von verrauchten Salons zu Online-Champions: Die Geschichte des Pokers
Die Dokumentation beginnt mit einem geschichtlichen Rückblick: Poker war früher ein Spiel für echte Typen. Männer mit Zigarre im Mundwinkel, Whiskeyglas in der Hand und einem Pokerface, das jeden Bluff perfektionierte. Las Vegas war die Bühne, die Tische bedeckt mit Chips – und es ging immer um alles: Gewinnen oder verlieren, dazwischen gab’s nichts. Es war exklusiv, fast elitär. Nichts für jedermann. Und genau so bleibt das Bild von Poker in den Köpfen vieler älterer Generationen haften.
Doch heute? Da ist Poker überall. Tausende Deutsche loggen sich täglich von zu Hause ein, um online ihre Karten zu spielen. Kein zigarrerauchendes Image mehr, sondern Laptops, Tablets und Apps. Egal ob Anfänger oder Experte, der Zugang ist einfach. Und die Besten gehen die Sache richtig professionell an: mit Strategie, Disziplin und der klaren Vision vom großen Geld. Im Jahr 2025 könnten wir uns tatsächlich in einer neuen Pokerrevolution befinden.
Früher elitär, heute offen für alle
- Der Startschuss für die moderne Poker-Ära: Chris Moneymaker, ein amerikanischer Amateurspieler, mischte 2003 die Profiszene bei der Weltmeisterschaft auf – und gewann. Plötzlich war klar: Jeder kann es schaffen.
- Einzigartig am Poker: Es ist bis heute das einzige Spiel, bei dem Laien bei großen Turnieren gegen Profis antreten können. Dieses „David gegen Goliath“-Gefühl begeistert Millionen.
- Die deutschsprachige Szene: Boris Becker spielte eine Schlüsselrolle, Poker in Deutschland populär zu machen. Mit Sprüchen wie „Pokern ist großes Tennis“ und prominenten Auftritten brachte er das Spiel auch in deutsche Wohnzimmer.
Die Stars von heute: Fedor Holz und Co.
Heute sind es junge Spieler wie Fedor Holz, der vor kurzem die 40-Millionen-Marke an Gewinnen geknackt hat, oder Samuel Mullur, die als (aufstrebende) Stars der deutschsprachigen Szene gelten. Sie stehen für das moderne, professionelle Poker. Nicht mehr „Just for Fun“, sondern durchdacht, strategisch und erfolgsorientiert. Es ist kein Zufall, dass viele von ihnen wie Sportler trainieren: Mental stark, analytisch und mit einem klaren Plan – das ist Poker im Jahr 2025. Diese Einstellung zeigt sich auch bei Quirin Heinz, der vor kurzem Einblicke in den Alltag eines Pokerprofis gewährte.
Mit Taktik und einem guten Geschäftsmodell zu überzeugenden Gewinnen
Zypern ist nicht nur eine Insel für Sonnenanbeter, sondern auch ein echter Hotspot für Poker. Die European Poker Tour (EPT) macht hier Halt – und was die ARD-Doku zeigt, ist beeindruckend: Dutzende Pokertische, hunderte Spieler aus aller Welt und eine Preisgeldsumme, die einem die Sprache verschlägt – 6 Millionen Euro warten auf die besten Kartenstrategen.
Mitten drin: Felix Schneiders, deutscher Poker-Streamer und Fan der ersten Stunde. Die Doku begleitet ihn beim Turnier, organisiert von PokerStars, einem der wenigen in Deutschland lizenzierten Anbieter. Schneiders spielt nicht nur mit, sondern überträgt das Ganze auch live auf Twitch, wo er seinen Fans zeigt, was es braucht, um am Tisch zu bestehen. Und eins macht er klar: Poker ist mehr als nur ein Glücksspiel.
- Ohne Taktik und ein gutes Geschäftsmodell geht hier nichts: Das trifft sowohl auf die ambitioniertesten Spieler zu als auch auf die Unternehmen im Hintergrund zu.
- Für Felix Schneiders ist Pokern auch Business: Er verdient durch Streaming und Sponsoring. Als Verbündeter von PokerStars macht er sein Geld nicht nur mit Chips, sondern obendrein mit cleveren Marketing-Deals.
Und dann gibt's da noch ein ganz bekanntes Gesicht: Boris Becker, der ehemalige Tennisstar, tritt wieder als Markenbotschafter im Poker auf – jetzt bei GGPoker. Der Mann mit den Ecken und Kanten ist für Marketing-Chef Sven Stiel der ideale Typ, um das „coole Spiel“ zu verkaufen. Sein Comeback könnte glatt wieder unter dem Slogan „I’m back“ laufen, der bereits in seiner ersten Werbepartnerschaft 2007 genutzt wurde. Becker ist überzeugt, dass Poker und Tennis gar nicht so unterschiedlich sind – in beiden Disziplinen kommt es auf Strategie, Geduld und Timing an.
Poker: Für junge Talente mehr als ein Spiel – eine Lebenseinstellung
Poker ist für viele ein Hobby, für die jungen Profis von heute aber ein Lebensstil, der alles andere als zufällig ist. Die ARD-Doku zeigt das eindrucksvoll, insbesondere am Beispiel des Österreichers Samuel Mullur. Mit gerade mal 27 Jahren hat er schon mehrere Millionen auf der hohen Kante – nicht schlecht für jemanden, dessen Job das Zocken ist. Aber hinter den Gewinnen steckt längst nicht nur Glück: Poker ist für Mullur eine Wissenschaft, eine Strategie und – wie er selbst sagt – sein ganzes Leben.
Die Doku lässt keinen Zweifel daran, dass Mullur nichts dem Zufall überlässt. Klar, er studiert das Spiel bis ins kleinste Detail, aber sein Tagesablauf könnte auch einem Olympioniken gehören:
- Meditation und Eisbaden: Jeden Morgen startet Mullur mit einer Runde Meditation, um seinen Kopf freizukriegen. Danach geht’s ins Eiswasser.
- Poker-WG in Wien: Mullur wohnt mit Gleichgesinnten in einer echten Poker-WG. Hier wird gezockt, analysiert und – wie die Profis sagen – „der Pool gesweept“. Die Strategie? „Haie gegen Fische“, so nennt es die österreichische Pokerspielerin Jessica Teusl: Die Laien pushen die Einsätze nach oben und die Profis holen sich am Ende die großen Pots.
Multitasking am Pokertisch
Wenn Mullur online spielt, dann nicht an einem Tisch – sondern gleich an mehreren. Warum? Um den Glücksfaktor zu minimieren. Je mehr Hände er zockt, desto mehr setzt sich seine Strategie durch. Aber das hat seinen Preis: Pro Nacht investiert er bis zu 50.000 Dollar in Buy-ins. Und ja, selbst Profis haben mal Durststrecken, in denen die Gewinne ausbleiben: Das macht die Doku klar. Vermutlich wird auch Mullur bei seinen Sessions immer wieder auf die stetig zunehmenden organisierten Poker-Bots stoßen.
Das Netzwerk zählt
Die großen Buy-ins finanziert Mullur nicht allein. Wie in der Doku zu sehen, sind Investoren ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells. Profis unterstützen sich gegenseitig, teilen Strategien und bauen ein Netzwerk auf, das über Gewinne und Verluste hinweg zusammenhält.
Glücksspiel oder Sport? Der GlüStV 2021 und die Poker-Debatte
Poker in Deutschland – das bedeutet nur für die wenigsten Spieler Glamour, große Turniere und beeindruckende Gewinne, wie die ARD-Doku zeigt. Seit dem Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) 2021 ist Onlinepoker hierzulande streng reguliert. Das Ziel: Spieler schützen, Gefahren minimieren. Doch für viele Profis gleichen die Regeln eher einer Vollbremsung.
- Maximal vier Tische gleichzeitig: Multitasking à la Samuel Mullur? Nicht in Deutschland. Profi-Strategien, die auf mehrere Runden setzen, werden dadurch nahezu unmöglich.
- Einzahlungslimit von 1.000 Euro: Wer höhere Buy-ins zahlen will, hat Pech gehabt. Für Profis bedeutet das: Deutschland ist kein Land für High-Stakes.
- Kritik der Profis: Viele Spieler sehen sich in ihrer Karriere ausgebremst. Was für Laien vielleicht sinnvoll klingt, macht professionelle Pokerstrategien hierzulande undurchführbar.
Behörden: Noch nicht streng genug
Auf der anderen Seite stehen die Behörden – und die sehen das Ganze noch kritischer. Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GDP), bringt es in der Doku auf den Punkt:
„Poker ist kein toller Sport, Poker ist ein Glücksspiel – die Leute verzocken ihr Geld. Nur weil das hübsch gemacht wird, ist das ja nicht die Lebensrealität.“
Die Doku lässt keinen Zweifel daran, dass Poker Schattenseiten hat:
- Suchtprobleme: Etwa 200.000 Pokerspieler sollen in Deutschland mit einem Glücksspielproblem kämpfen. Die niedrigen Zugangsschwellen im Onlinepoker erhöhen das Risiko.
- Kriminalität: Gerade Spieler, die nach größeren Gewinnen süchtig nach dem nächsten Erfolg sind, könnten in illegale Runden abrutschen. Dort herrschen oft gefährliche Bedingungen.
- Die Realität der meisten Spieler: Das schnelle Geld an glamourösen Turniertischen ist für die allerwenigsten drin. Stattdessen lauert die Gefahr, viel zu verlieren – finanziell und mental.
Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.ardmediathek.de/video/poker-games-wer-profitiert-vom-grossen-bluff/poker-games-wer-profitiert-vom-grossen-bluff/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS81ZmQ3YTMyZS05MTk5LTQ4NDQtOTgwZS04ODVhMTdjNmJlMWVfZ2FuemVTZW5kdW5n
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