Sportwetten sind ein gigantischer Markt, dessen internationales Ausmaß den meisten Menschen verborgen bleibt. Eine aktuelle Dokumentation der ARD zeigt auf, dass das Geschäft gerade in Asien floriert - nicht selten unter fragwürdigen Bedingungen. Lizenzen sind meist nicht vorhanden und Wettbetrug scheint an der Tagesordnung zu sein. Experten schätzen den Umsatz allein aus illegalen Aktivitäten auf weit über 1 Billion Euro – eine Zahl mit 13 Ziffern! Mittendrin führen Bundesligavereine Partnerschaften mit diversen dubiosen Wettseiten und profitieren vermutlich kräftig vom Treiben.

In den letzten Wochen und Monaten haben die Öffentlich-Rechtlichen einen starken Fokus auf glücksspielspezifische Themen gerichtet. Zuletzt berichteten wir über die NDR-Doku „Tatort Eckkneipe: Auf den Spuren der Glücksspiel-Mafia“, die einen Blick auf den Millionenbetrug durch manipulierte Spielautomaten in Deutschland wirft. Im August beschäftigte sich eine kritische Reportage mit Wetten auf den Amateurfußball, die eine Kettenreaktion auslöste: Seitdem werden Wett-Datenscouts bei immer mehr Amateurspielen gezielt aufdeckt und des Platzes verwiesen. In diesem Zusammenhang rückten zahlreiche mögliche Wettmanipulationen bei unterklassigen Fußballbegegnungen in Hamburg, Hessen und im Saarland weiter ins öffentliche Interesse. Der DFB schaltete das Bundeskriminalamt ein.

Diese weitreichende Problematik wird auch in der aktuellen ARD-Dokumentation „Spielverderber - wie Wettbetrüger den Fußball manipulieren“ von „Sport Inside“ aufgegriffen und in ihren zugleich erstaunlichen wie erschreckenden Dimensionen präsentiert. Es kommen Experten, Ermittler und Menschen, die aktiv Fußball-Matches beeinflusst haben, zu Wort.

Dabei zeigen die Journalisten auf, dass ein Großteil des globalen Umsatzes in Asien gemacht wird. Die Rede ist von 1,7 Billionen Euro weltweit, die in der Tat alleine bei illegalen Anbietern über die digitalen Wetttresen gehen! Asiatische Bookies seien aufgrund ihrer vielen Freiheiten, die zu einem wesentlichen Teil dadurch ermöglicht werden, dass die Betreiber häufig keine Lizenzen haben, ideale Plattformen für Wettbetrug. Insider und Fahnder unterstreichen die Tragweite bzw. Lukrativität der Machenschaften. Und inmitten von all dem tauchen die Namen diverser Top-Clubs der Bundesliga auf, die Partnerschaften mit einigen großen, teils sehr zweifelhaften Buchmachern aus Asien eingegangen sind.

Illegale asiatische Wettanbieter generieren unvorstellbare Summen und Manipulationen erscheinen attraktiv

Die Summen, die im illegalen Wettmarkt generiert werden, übersteigen jede Vorstellungskraft. Die ARD-Dokumentation enthüllt, dass in diesem intransparenten Wettbewerb jährlich etwa 1,7 Billionen Euro fließen. Dieser Betrag verdeutlicht die Dimension eines kaum zu fassenden Geschäftszweigs, der vollkommen außerhalb staatlicher Kontrollen agiert.

Einen Einblick in die Funktionsweise dieses Kosmos liefert der verurteilte Wettbetrüger Siva, der betont, dass selbst hohe Einsätze im Millionenbereich bei asiatischen Bookies problemlos möglich seien – und das auch auf Begegnungen, die potenziell stark manipulationsanfällig sind. Beispielsweise könnte man eine riesige Menge Geld ganz einfach auf den Ausgang eines deutschen U19-Spiels platzieren. Tipps auf Jugend-Matches, die im regulierten deutschen Markt strikt untersagt werden, um die jungen Akteure zu schützen, gehören in Asien zum Wettalltag.

Experten wie Frank Schüngel, ein Fachmann für Glücksspiellizenzen, weisen darauf hin, dass der globale Online-Wettmarkt eine riesige Dimension erreicht hat und die tatsächliche Umsatzgröße meist unterschätzt wird. Das gesamte Volumen der Branche sei massiv – und im illegalen Segment vollkommen unreguliert.

Im asiatischen Raum gelten zwar teils strikte Gesetze gegen Drogen- und Waffendelikte, doch für Sportwetten gibt es erstaunlich viele "Schlupflöcher". Siva verdeutlicht diesen Unterschied drastisch, indem er darlegt, dass man in Singapur für Drogenhandel die Todesstrafe riskiert, die Manipulation von Fußballspielen aber maximal ein paar Jahre Haft nach sich ziehen würde. Mit guter Führung sei man oft schon nach kurzer Zeit wieder frei – und hätte dann finanziell ausgesorgt.

Seit über 15 Jahren beobachten Fahnder in Europa und Asien das stetige Anwachsen dieses lukrativen Kriminalitätsfelds, doch die fehlende internationale Zusammenarbeit und die begrenzte Reichweite hiesiger Gesetze machen die Verfolgung schwierig. Francesco Baranca, ein erfahrener Experte im Bereich Wettkriminalität, der in Spanien bereits an der Aufdeckung eines Wettrings beteiligt war, kommentiert trocken:

„Wenn ich ein Krimineller wäre, wäre ich ein Wettbetrüger. Es gibt da einfach keine Kontrolle.“

Bayer Leverkusen, der BVB und andere Bundesligavereine sind in diesen heiklen Strukturen präsent

Die Verbindungen deutscher Bundesligisten in den asiatischen Wettmarkt sind tatsächlich zahlreich. In der ARD-Doku wird verdeutlicht, wie komplex und zugleich lukrativ solche Partnerschaften sein können. Es wird exemplarisch aufgezeigt, dass große Vereine wie der derzeitige Meister Bayer Leverkusen oder Borussia Dortmund Verträge mit asiatischen Buchmachern eingegangen sind und wie die Kooperationen genutzt werden.

Für die Clubs dürften sehr hohe Summen dabei herausspringen – Millionenbeträge sind beim genannten Marktvolumen nicht auszuschließen. Interessant: Während die Zusammenarbeit für asiatische Fans sichtbar inszeniert wird – etwa durch öffentlichkeitswirksame Vertragszeremonien und eigens dafür positionierte Stadionbanner oder sogar Grußbotschaften prominenter Spieler – bleibt sie in Deutschland meist verborgen.

Die Strategie verleiht den Buchmachern vor Ort Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Während asiatische Fans durch die prominente Platzierung von Marken und Stars auf die Seriosität der Unternehmen schließen sollen, erscheint es, als wollten die Vereine in Deutschland bewusst Distanz zu den Verbindungen wahren. Letzteres zeigt sich unter anderem in den häufig ausweichenden Statements, die die ARD-Journalisten erhalten haben.
  • Bayer Leverkusen: Bayer 04 arbeitet mit dem Wettanbieter Kaiyun zusammen, ehemals bekannt unter der Bezeichnung Yabo. Die Namensänderung erfolgte 2021, nachdem die chinesischen Behörden bei einer großangelegten Operation gegen illegale Buchmacher mehrere tausend Verdächtige festgenommen hatten. Der Betreiber Kaiyun ist auf den Philippinen registriert, jedoch ohne gültige Wettlizenz im Land, was Fragen zur Legalität und Regulierung aufwirft. Bayer Leverkusen verweigerte auf Anfrage der ARD konkrete Informationen über die Genehmigung und die Eigentümerstruktur von Kaiyun.
  • Borussia Dortmund (BVB): Der BVB unterhält eine Partnerschaft mit Xing Kong, einem weiteren asiatischen Wettanbieter. Auch hier bleibt unklar, wie die Lizenzierung geregelt ist und welche Interessen hinter dem Unternehmen stehen. Obwohl Borussia Dortmund beteuert, alle Partner gründlich zu prüfen, bleiben die tatsächlichen Hintergründe für den deutschen Markt intransparent.
  • VfB Stuttgart: Stuttgart kooperiert mit Lucky Block, einem Anbieter, der zwar nicht aus Asien zu stammen scheint, dort aber sehr aktiv ist. Unterstützte Sprachen sind unter anderem Japanisch, Koreanisch, Vietnamesisch und Thailändisch. Die Plattform war bis vor kurzem auch noch von Deutschland aus erreichbar, wird nun aber betreiberseitig gesperrt. Lucky Block nutzt den Ruf des VfB, um asiatische Kunden zu gewinnen, während der Verein auf dem deutschen Markt wenig darüber preisgibt.
  • Weitere Clubs: Auch Werder Bremen und der FC Augsburg haben Verträge mit asiatischen Glücksspielanbietern geschlossen. In Deutschland wird kaum über die Partnerschaften informiert.

Staatssekretär beziffert die Ausmaße von Amateurfußball-Wetten auf 7,7 Milliarden und schildert den Kampf gegen Wettbetrug

Im Zusammenhang mit der ARD-Reportage spricht der Staatssekretär Mahmut Özdemir in einem Interview über die Ausmaße von internationalen Wetten auf den Amateurfußball und betreffende Betrugsfälle.

Özdemir hebt hervor, dass das Amateur-Wettvolumen weltweit eine erstaunliche Summe von 7,7 Milliarden Euro im Jahr erreicht. Die damit verbundenen Betrugsrisiken seien besonders bei illegalen asiatischen Wettanbietern ausgeprägt, die trotz der Einschränkungen für Amateur- und Jugendwetten in Deutschland solche Quoten für globale Märkte zugänglich machen. Diese Unternehmen nutzen das Fehlen international abgestimmter Regelungen und die rechtliche Grauzone in manchen asiatischen Ländern, um Tipps anzubieten, die in Deutschland gesetzlich unzulässig sind.

Bei Interwetten erfolgte aufgrund der anhaltenden Kontroverse übrigens jüngst ein Ausstieg aus Wetten auf deutsche Amateurspiele, unterklassige Ligen anderer Länder sind für internationale Kunden aber nach wie vor im Programm.

Für Mahmut Özdemir steht fest, dass die Strategien zur Bekämpfung mit globaler Vernetzung und digitalen Ermittlungsansätzen unverzichtbar sind.

  • Internationale Kooperation: Seit Gründung der Nationalen Plattform zur Bekämpfung von Wettbetrug und Spielmanipulation arbeitet das Bundesministerium des Innern (BMI) eng mit Interpol, Europol und der „Group of Copenhagen“ zusammen. Diese internationale Vereinigung, die aus der 2019 beschlossenen Macolin-Konvention hervorging, erlaubt es, Hinweise über grenzüberschreitende Fälle effizient zu teilen und Verbindungen zu organisierter Kriminalität aufzudecken.
  • Digitale Ermittlung und Kontrollmaßnahmen: Die Bekämpfung illegaler Angebote und manipulativer Strategien erfordert spezialisierte digitale Überwachungsmethoden. Die Bundeskriminalämter kooperieren dabei eng mit IT-Forensikern, die verdächtige Wettdaten oder anomale Spielverläufe analysieren und auf mögliche Manipulationsmuster hinweisen. Die Erkenntnisse fließen direkt in Echtzeit in die Netzwerke nationaler und internationaler Sicherheitsbehörden ein.
  • Unabhängige Meldestelle Sportmanipulation: Seit ihrer Einrichtung 2022 verzeichnete die Meldestelle Sportmanipulation 76 eingegangene Hinweise, davon allein 31 im Fußball. Dieser zentralisierte Anlaufpunkt agiert sportübergreifend und fungiert als neutrales Organ. Die meisten gemeldeten Fälle wurden an Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet, was die Effektivität der Initiative unterstreicht. Übrigens bedankte sich die GGL kürzlich für 1.500 anonyme Hinweise zu kritischen Vorgängen im Glücksspiel.

Özdemir betont die Notwendigkeit, konsequent gegen Lücken im Rechtsrahmen vorzugehen, die Kriminelle für manipulierte Wetten nutzen. Illegale Anbieter in Asien sowie im übrigen Ausland würden eine der größten Herausforderungen darstellen, da sie nationale Kontrollmaßnahmen umgehen und dennoch auf dem Wettmarkt für Spieler zugänglich blieben.

Fazit

Die kritische ARD-Dokumentation bietet einen Einblick in die ungeahnten Ausmaße des internationalen Wettbetriebs und gewisse zwielichtige Vorgänge. Sie zeigt, dass deutsche Top-Vereine mit ihren Sponsoring-Verträgen teilweise weit außerhalb der Landes- oder Kontinentalgrenzen aktiv sind und dabei potenziell heikle Partnerschaften mit asiatischen Wettanbietern eingehen. Offenbar kennen die Verantwortlichen der Clubs die Knackpunkte rund um unlizenzierte Wettprogramme, Wettmanipulationen etc. genau und gehen deshalb mit der öffentlichen Darstellung solcher Kooperationen sehr zurückhaltend um. Zudem wird einmal mehr aufgezeigt, welch große bzw. lukrative, aber auch gefährliche Rolle Wetten auf Amateurfußballspiele in diesem komplexen Geflecht einnehmen.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvNzdjNzJkMGMtNWM2NS00Njk5LWEyMWQtNDBkNDZkYWRmZjIy

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